Hooligan-Demonstration Rat empört über „Hannoveraner“

Erstveröffentlicht: 
18.11.2014

Die Großdemonstrationen am Sonnabend in Hannover haben im Rat ein politisches Nachspiel. SPD, CDU, Grüne, Linke und FDP sind entsetzt, dass sich Mitglieder der Wählergruppe „Die Hannoveraner“ der Hooligan-Demonstration angeschlossen haben.

 

Hannover. „Es ist ärgerlich, dass sich Anhänger einer Gruppe, die im Rat vertreten ist, mit rechtsextremen Schlägern verbrüdern“, sagt Grünen-Ratsherr Patrick Drenske. Statt sich der vom DGB organisierten Gegendemonstration anzuschließen, die ebenfalls gegen den Salafismus protestierte, habe sich die Wählergruppe für das „rechtsextreme Spektrum“ entschieden. „Damit haben sich die ,Hannoveraner’ geoutet“, sagt CDU-Ratsherr Maximilian Oppelt. Zwar gebe sich die Ratsfraktion einen konservativen Anstrich, doch letztlich handele es sich um eine „obskure Splittergruppe“, die ein NPD-Wählerklientel bedient.

Tatsächlich gesellten sich Siegfried Schmitz, führendes Mitglied der „Hannoveraner“, und Kevin Schumann, Mitarbeiter der Fraktionsgeschäftsstelle, am Sonnabend zu den Hooligans, die auf dem Zentralen Omnibusbahnhof gegen den Salafismus protestierten. Die Mitglieder der Ratsfraktion, Jens Böning und Gerhard Wruck, waren nicht dabei.

Die Polizei hatte angesichts der massiven Ausschreitungen von Hooligans und Rechtsextremen in Köln bei einer ähnlichen Kundgebung vor einigen Wochen die Demonstration in Hannover zunächst verboten. Doch das Verwaltungsgericht kippte die Entscheidung. Auf ihrer Internetseite hatten die „Hannoveraner“ im Vorfeld zur Hooligan-Demo in Hannover aufgerufen. Die Kundgebung in Köln mit ihren Gewaltausbrüchen kommentierte „Hannoveraner“-Ratsherr Wruck im Internet so: Es habe eine „sehr ruhige, ja gelassene Stimmung unter den Demonstranten“ geherrscht. Die mediale Berichterstattung strotze vor „infamen Lügen“.

„Das alles ist ungeheuerlich“, sagt CDU-Mann Oppelt. Wie könne eine Wählergruppe zu einer Demo aufrufen, die die Polizei verbieten will. „Jetzt zeigen die ,Hannoveraner’ ihr wahres Gesicht“, sagt SPD-Ratsherr Lars Kelich. Letztlich sei die Gruppe offen für eine gewaltbereite politische Richtung, meint Linken-Fraktionschef Oliver Förste.

Der Chef der ,Hannoveraner’ im Rat, Jens Böning, weist die Kritik weit von sich. „Uns geht es um friedlichen Protest gegen Salafismus und Islamismus“, sagt er. Wenn es in Hannover unter den Hooligans zu Krawall gekommen wäre, dann hätten seine beiden Gesinnungsgenossen die Kundgebung sogleich verlassen, ist er überzeugt. Böning dreht den Spieß um und betont, dass es ausschließlich Linksextremisten waren, von denen am Sonnabend Gewalt ausging.

Dass unter den Hooligans der Krawall ausblieb, dürfte vor allem mit den strengen Sicherheitsauflagen und der massiven Polizeipräsenz zu tun haben. „Den Damen und Herren von der Polizei will ich ausdrücklich danken“, sagt Böning.