UPECO vermietet Möbel an Wiener Schulen. An einigen Wiener Schulen hält eine neue Form der Kommerzialisierung der Bildung Einzug: Auf Empfehlung des Wiener Stadtschulrates beauftragten einzelne DirektorInnen (etwa der Gymnasien Rahlgasse, Amerlingstrasse, Stubenbastei, aber auch einiger BHS u.a.) das private Unternehmen UPECO mit der Erneuerung von Schulmöbeln.
Das Geschäftsmodell von UPECO schaut so aus: Sie bauen Möbel (konkret: Spinde) in den Räumen der öffentlichen Schulen auf und vermieten diese Möbel gegen eine jährliche Gebühr an die Eltern der Schulkinder. Die Gewinne dieser Vermietung kommen nicht etwa den Schulen oder der Öffentlichkeit zu Gute, sondern alleinig UPECO. Die DirektorInnen stellen die Standflächen für die Miet-Möbel in den öffentlichen Gebäuden der Firma UPECO gratis zur Verfügung. Eventuelle Konkurrenz (etwa dadurch, dass einzelne Eltern eigene Möbel für ihre Kinder installieren) wird von den Schulen ganz im Sinne von UPECO behandelt: Konkurrenz ist verboten.
Durch diesen privilegierten und unentgeltlichen Zugang zu den öffentlichen Flächen der Schulgebäude hat UPECO eine Monopolstellung in Wiener Schulen erlangt, und diese läßt sich UPECO nun entsprechend teuer bezahlen: Die Erziehungsberechtigten sollen per UPECO-Homepage Einzel-Mietverträge mit dem Unternehmen abschließen und ab sofort jährlich Geld überweisen, damit die Kinder in der Schule weiter einen absperrbaren Spind haben. Die bisher in allen Schulen vorhandenen Spind-Anlagen wurden in vielen Fällen von UPECO selbst begutachtet, für „alt“ empfunden und daraufhin einfach entsorgt.
Um dieses gewinnträchtige Geschäftsmodell zu bewerben, erhielten Vertreter der Firma Zugang zu Sitzungen zwischen ElternvereinsvertreterInnen und DirektorInnen, um ihr segensreiches Wirken zu glorifizieren.
Im sensiblen Bereich Schule stehen viele Veränderungen an. Die Ganztages-Gesamtschule wird von der rot-grünen Stadtregierung vor allem damit propagiert, dass sie Chancengleichheit für die Kinder bieten soll. Die weitere finanzielle Belastung der Eltern durch Miet-Möbel ist aber das genaue Gegenteil von Chancengleichheit: Arbeiterkinder müssen schon jetzt häufig mit 15 eine Lehre machen, weil die Eltern den Besuch einer Oberstufe nicht finanzieren können. Reiche Eltern trifft eine Möbel-Miete wohl kaum.
UPECO und die Verbreitung von Miet-Möbel ist damit eine weitere finanzielle Hürde, die überproportional die gesellschaftlich benachteiligten Familien trifft und zu einer sozialen Stigmatisierung jener Kinder führen kann, die sich diese Möbel-Miete nicht leisten können oder wollen.
Unsere politische Forderung ist daher:
Alle in Wiener Schulen aufgebauten Miet-Möbel müssen von der Gemeinde Wien entschädigungslos enteignet werden und den Kindern und Jugendlichen wie bisher unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.
Mit diesem Info-Mail wollen wir vor allem die Diskussion über UPECO ankurbeln und den Erfahrungsaustausch der betroffenen Eltern fördern. Sprechen Sie mit anderen Eltern über UPECO! Wir haben keine Lust mehr, jede neue Belastung der Gemeinde Wien vereinzelt und im Alltag stillschweigend und verbittert hinunterzuschlucken. Einige Eltern der Recherchegruppe UPECO waren bereits im Kindergartenaufstand der Jahre 2009/10 aktiv und schwören auf den lustvollen und befreienden Moment im selbstorganisierten Widerstand (ohne Parteien und Experten) gegen die Zumutungen der sogenannten „Sachzwänge“.
Wir haben die berechtigte Befürchtung, dass UPECO nur der Anfang ist. Wenn wir uns jetzt die Einführung von Miet-Spinde gefallen lassen, müssen wir wahrscheinlich in wenigen Jahren für jedes einzelne Kind Miet-Sessel, Miet-Tische und Klo-Gebühr bezahlen.
Wir sehen in diesem ersten Versuch aus dem Betrieb von Schulgebäuden Profit zu schlagen einen massiven Angriff auf die Allgemeinheit. Immerhin geht es nun, bei ca. 15 bis 20 betroffenen Schulen bereits um eine Umverteilung einer Menge Geld von mittlerweile ca. 20.000 Eltern an die private, Salzburger Firma UPECO. Und das soll Jahre und Jahrzehnte so weiter gehen.
Bitte schreiben auch Sie uns, ob auch in Ihrer Schule Miet-Möbel eingeführt wurden. Im Anschluss haben wir einige kurze Fragen zu den Praxen von Schulleitung und UPECO angeführt. Wir wollen eine breite Diskussion über diese Firma auslösen und haben dazu bereits einige Pläne ausgeheckt.
Schließlich raten wir allen betroffenen Eltern davon ab, die von UPECO angebotenen Mietverträge zu unterschreiben. Boykottieren wir gemeinsam UPECO und alle anderen Firmen, welche auf Kosten unserer Kinder Profite machen wollen und vertreiben wir sie aus dem Schulalltag!
Eure Recherchegruppe UPECO
PS: Hier einige Fragen zum Thema:
* In welchen Schulen ist UPECO bereits aktiv?
* Wo sind weitere Miet-Möbel geplant?
* Wie hoch sind die jährlichen Tarife und wie fand die Meinungsbildung in Ihrer Schule statt?
* Gibt es an Ihrer Schule weitere Möbelstücke, Turngeräte, EDV-Geräte, etc. für die Miete zu bezahlen ist?
* Wer ist für die Empfehlung dieses Unternehmens im Wiener Stadtschulrat zuständig?
* Gibt es Informationen über Ausschreibungen, Mitbewerber etc.?
* Wer trägt die politische Verantwortung für die Privatisierung der Schulmöbel?
Weiterverbreitung ausdrücklich erwünscht!
Emails bitte an: recherchegruppe.upeco@eclipso.at
Umverteilung, aber richtig:
Mit dem Geld der Wiener Eltern sponsert diese Firma dann reaktionär-konservative Schießsportveranstaltungen in Bad Ischl:
meinbezirk.at/bad-ischl/leute/salzkammergut-lions-traditionsverbunden-und-zielgenau-d351253.html
Danke SPÖ! Viel gelernt aus dem Februar 1934, das nächste mal treffen uns die Bauern wenigstens noch zielgenauer!