Berlin: Aufruf zur Antirepressionsdemo

Antirepressionsdemo Berlin

UNSERE SOLIDARITÄT IST GRÖßER ALS IHRE REPRESSION!
Repression (lat.: re „zurück“, „wieder“; primere „drängen“, „drücken“) ist ein Synonym für Unterdrückung, Hemmung, Zurückdrängung.

 

Repression hat viele Gesichter. Von ihr  betroffen ist  jede_r in ihrem_ seinen Alltag. Sie tritt auf als Kontrolleur_in beim Bahnfahren, auf dessen_deren Gnade wir vielleicht angewiesen sind, als Gesetzgebung, die uns einschränkt, als Ordnungsamt, das uns auf die Nerven geht oder als Gerichtsvollzieher_in der die Zwangsräumungen "vollzieht".  Sei es der  Bulle der unsere Identitäten jederzeit feststellen kann oder die ständige Überwachung durch schätzungsweise 12.000 Kameras in Berlin (10 763 davon übrigens installiert auf U-Bahnhöfen und in Zügen und Bussen der BVG). 

 

Unvergessen sind natürlich auch die Schreibtischtäter_innen in  deutschen Behörden, die mit sogenannter deutscher Gründlichkeit unsere Unterdrückung  verwalten und letztendlich erst möglich machen. Egal ob Gewaltmonopol oder Bürokratie, beide konstruieren, festigen und schützen ein staatliches System, welches Repression als legitimes Mittel sieht. Repression gibt es natürlich auch auf internationaler-politischer Ebene, zum Beispiel in Form von Frontexmitarbeiter_innen, die ganz unmittelbar am Massengrab Mittelmeer mitwirken.


Deshalb rufen wir euch auf, euch gemeinsam mit uns gegen jegliche Repression zu wehren!


Am 22. März 2014 um 16 Uhr Treffpunkt Turmstraße zur Kundgebung und  anschließender Demo mit eigenem FLTI* Block!


An dieser Stelle wollen wir auf andere Aufrufe verweisen.


Allerdings ist eine anarcha-feministische Auseinandersetzung mit Repression notwendig!


Themen des feministischen Kampfes ändern sich mit gesellschaftlicher Weiterentwicklung sind, deswegen aber nicht weniger aktuell, diskutabel oder gar ausgeräumt. Es geht nicht darum, unterschiedliche Repressionserfahrungen gegeneinander auszuspielen oder abzuwägen. Fakt ist jedoch, dass FLTI* Personen oftmals andere, geschlechtsspezifische Unterdrückung erfahren, welche meist unsichtbar bleibt (oder gemacht wird!). Dies zeigt sich schon ganz konkret darin, dass FLTI* Personen, wenn sie sich gegen Repression wehren, oft nicht ernst genommen und auf ihr (vermeintliches) Geschlecht reduziert werden. Von einem Bullen sexistisch angemacht zu werden, wenn er nach seiner Dienstnummer gefragt wird, passiert vermutlich ebenso oft wie rassistische Kontrollen auf der Straße und am Bahnsteig.

Als  Ein aktuelles Beispiel rassistischer und sexistischer Repression durch  Staatsgewalt  ist der Vorfall vom 17. Januar 2014:  Einige Refugeestruggle  Aktivist_innen waren mit der Bahn unterwegs, als es bei einer Fahrscheinkontrolle zum Eklat kam. Ein Großaufgebot der Bullen ließ nicht lange auf sich warten. Zwei Aktivist_innen wurden mit auf die Wache genommen, rassistisch beleidigt und mit sexualisierter Gewalt bedroht. Zusätzlich dazu haben die Bullen ihnen ein Verfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gefährliche Körperverletzung angehangen. (Infos dazu)

 

An dieser Stelle wird die Kontinuität  rassistischer und sexistischer Herrschaftsverhältnisse deutlich. Besonders Trans- und Intersexuelle Menschen sind dauerhaft in ihrem Alltag von Ausschluss und Diskriminierung  betroffen. Sie werden von der Mehrheitsgesellschaft gezwungen, sich in eine Geschlechtskategorie einzufügen, am liebsten natürlich in die des bei der Geburt zugewiesenen. Das Geschlecht gilt als Ordnungsprinzip der Gesellschaft, hierbei stehen ungleiche Lebenschancen aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit im Mittelpunkt. Seit November 2013 kann das Geschlecht des Kindes im Geburtenregister  ohne Angaben gelassen werden, sofern es bei der Geburt nicht eindeutig zuordbar ist. Völlig ungeklärt ist hierbei, ob sich Kinder ohne Eintrag irgendwann für ein Geschlecht entscheiden müssen, ob Erwachsene ihren Eintrag löschen lassen dürfen, und auch, ob und wen Personen ohne Geschlechtseintrag heiraten dürfen. Wie viel Gewalt das auf Personen ausübt, wird klar, wenn sich Eltern lieber für medizinische Eingriffe entscheiden, als das Geschlecht "ohne Angaben" zu lassen.Wer sich dagegen wehrt erfährt soziale Sanktionen, welche sich natürlich auch in der Gesetzgebung und der Pathologisierung von Trans*- und Inter*-Personen  zeigt. Gerade das Spiel der Pathologisierung, d.h. die Zuweisung der eigenen Persönlichkeit als krankhaften Zustand, muss oftmals wohl oder übel mitgespielt werden, um nötige Operationen und Behandlungen von der Krankenkasse gezahlt zu bekommen. Diese fordert dazu nämlich das Einfügen der eigenen Persönlichkeit ins Krankheitsbild des „falschen Geschlechts“.


Doch damit nicht genug. Um uns besser zu kontrollieren fordert die Krankenkasse mittlerweile von uns, dass wir uns beim Arzt besser ausweisen als an innerdeutschen Grenzen. Die neue Lichtbildkrankenkarte ist ein Versuch den „Missbrauch“, also der solidarische Austausch von Versichertenkarten zugunsten von Menschen, die keine Kohle und/oder einen illegalisierten  Aufenthaltsstatus haben, zu unterbinden. Bei Zuwiderhandlung droht, wie immer, eine fette Geldstrafe.


Weitere repressive Maßnahmen des Gesundheitssystems erleben wir, wenn wir die Pille danach brauchen oder eine Schwangerschaft abbrechen wollen. Geschätzte  350.000 mal im Jahr wird die Pille danach in Deutschland verschrieben. Nicht selten wird ein Rezept aufgrund von ethischen oder religiösen Gründen verweigert und der nächste  Arzt muss konsultiert werden. Der  emotionale  Zustand, der nicht zuletzt durch  gesellschaftliche  Normen und Ansichten beeinflusst wird (und evtl. innerliche Kontroversen, Schuldgefühle auslöst), wird dabei noch nicht einmal verrechnet wenn es heißt "bitte zahlen sie jetzt". Dass es dabei um einen großen Akt der Selbstbestimmung  und Recht auf Freiheit  geht wird ignoriert. Allein mit der Notwendigkeit des Rezeptes.

 

Laut §218 sind Schwangerschaftsabbrüche immer noch verboten, werden aber nicht strafrechtlich verfolgt, so lange wir uns an die Regeln halten.  Es wird bezweifelt, ob  wir uns sicher sind bzw. die Entscheidungskraft haben, eine Schwangerschaft abzubrechen. Damit wird uns Selbstbestimmung über den eigenen Körper abgesprochen. Das Todschweigen in der öffentlichen Debatte führt dazu, dass die Frauen alleinige Leidtragende sind. Ganz zu schweigen von oft erfahrener Verachtung nach einem Abbruch. Dadurch ist es oft schwierig, über den Abbruch zu sprechen.


Gesellschaftlich verachtet ist es bis heute außerdem noch, als Sexarbeiter_in zu arbeiten, obwohl ein Bordellbesuch meist kein Tabuthema (mehr) ist. Die Sexarbeit ist ein unsichtbares und doch hochaktuelles Thema.                

 

Leidtragende neuer Gesetze (meist Verminderung öffentlichen Ärgernisses durch Straßenstriche etc.) sind  weniger die Kunden, als die Arbeiter_innen. Seien es geforderte Berechtigungsscheine oder das Abdrängen in dunklere und somit unsicherere Bezirke und Straßen. In der aktuellen Debatte wird versucht, gut und schlecht, richtig und falsch in Gesetzen widerzuspiegeln und festzuschreiben. Dabei außen vorgelassen werden die Betroffenen, die Sexarbeiter_innen. Ihr Leben wird weiterhin fremdbestimmt und ist Streitthema von vermeidlichen Frauenrechtler_innen a la Alice Schwarzer oder CDU Moralaposteln.

 

Repression ist die Unterdrückung von Kritik, Widerstand, individueller Entfaltung und Individuellen Bedürfnissen. Sie soll uns Angst einjagen,  uns klein kriegen, zum Aufgeben zwingen und zu guter Letzt unsere Gedanken zum Stillstand bringen!

 

"Radikaler Frauenkampf und Gesetzestreue- das geht einfach nicht."   Rote Zora

 

Kommt zur Demo! 22.März  16Uhr U Turmstraße
Repression? Wir rotzen dir ins Gesicht!

http://antirep2014.noblogs.org/

your local ANARCHA-FEMINISTS

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sehr guter Aufruf!