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Türchen 23: Karin Lemke
Karin Lemke (*21.08.1978 in Vechta, Geburtsname: Schweers) ist bislang kaum in den Fokus antifaschistischer Recherchen geraten. Die Ehefrau des stellvertretenden Vorsitzenden und Pressesprechers der NPD Schleswig-Holstein und Vorsitzenden des NPD-Kreisverbandes Lübeck-Ostholstein Jörn Lemke (*15.07.1974 in Lübeck) ist im Gegensatz zu diesem kein aktiver Teil der öffentlich agierenden extrem rechten Szene in Schleswig-Holstein. Es spricht jedoch alles dafür, dass sie ideologisch und organisatorisch genauso tief in der Naziszene verwurzelt ist wie ihr Ehemann.

Durch ihren Ehemann pflegt Karin Lemke unter anderem Verbindungen zu den NPD-Strukturen und der mit diesen zum Teil eng verworrenen Kameradschaftsszene des Bundeslandes. Speziell zu NPD-organisierten Veranstaltungen, so beispielsweise der bis 2012 jährlich stattfindende Naziaufmarsch in Lübeck, diente die Wohnung der Familie als Treffpunkt für Koordinierungsgespräche, aber auch zu Absprachen zu extrem rechten Aktionen wie der Angriff auf die DGB-Kundgebung am 01.05.2011 in Husum. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Wohnung der Lemkes einige Monate nach dem Übergriff in Husum Ziel einer Hausdurchsuchung war, bei der gezielt nach Beweismaterial in diesem Zusammenhang gesucht wurde. Erst vor wenigen Wochen beteiligte sich Jörn Lemke im Rahmen des "Heldengedenkens" zudem am Überfall auf eine Gruppe Antifas.

Karin Lemke ist bislang nicht im Rahmen solcher Vorfälle und Aktionen in Erscheinung getreten. Tatsächlich wirkt es so, als würde sie sich dem von der extremen Rechten vertretenen reaktionären Geschlechter- und Familienbild fügen bzw. dieses teilen: Die Hausfrau und Mutter – neben den beiden gemeinsamen Kindern hat Jörn Lemke aus erster Ehe noch einen Sohn, der allerdings nicht bei ihm lebt – ist maßgeblich damit beschäftigt, ihrem arbeitslosen Ehemann, der gelegentlich auf 1-Euro-Basis als Mediengestalter arbeitet, den Rücken für seine neonazistische Arbeit freizuhalten. Dennoch beschränkt sich ihre Arbeit nicht nur auf reproduktive Tätigkeiten: Einige Artikel in der von Jörn Lemke verfassten, quartalsweise erscheinenden Propagandazeitung „Schleswig-Holstein Stimme“ tragen ihre Handschrift.

Besonders problematisch erscheint in diesem Zusammenhang Karin Lemkes Engagement als Elternvertreterin in der Kindertageseinrichtung St. Philippus des Kitawerks. Das Evangelisch-Lutherische Kitawerk ist Träger von 34 Kindertagesstätten und zwei Familienzentren in Lübeck. Es hat zudem die Fachaufsicht für das Kooperationsprojekt Familien-Kiste, ein Familienzentrum mit Krippe in Moisling. Nach eigener Aussage nehmen Evangelische Kindertageseinrichtungen Kinder ungeachtet ihrer Herkunft, Nationalität, Religion und Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe auf. Wie diese Grundsätze mit Blick auf Karin Lemkes menschenverachtende Ideologie zu vereinen sind, erscheint mehr als fraglich.

Karin Lemke ist jedoch kein Einzelfall: Frauen aus dem Umfeld der NPD und anderer extrem rechter Organisationen lassen sich zu Elternsprecherinnen wählen, arbeiten ehrenamtlich in Vereinen oder hauptamtlich in pädagogischen Berufen. Ihr Ziel: Vertrauen gewinnen, Beziehungen knüpfen, Normalität herstellen. Um dann in einem nächsten Schritt extrem rechte Einstellungen zu verbreiten, zum Beispiel, indem sie sich als Elternvertreterinnen dafür engagieren, den Anteil von Kindern migrantischer Herkunft an einer Schule möglichst gering zu halten. Es geht den Nazis darum, sich als sozial engagiert, zuvorkommend und politisch unauffällig zu präsentieren. Frauen scheinen hierfür besser geeignet, schließlich passen sie nicht ins verbreitete Bild des gewalttätigen männlichen Neonazis. Und doch stehen sie wie diese für eine Ideologie, die die allgemeinen Menschenrechte nicht anerkennt und demokratische Grundwerte ablehnt. Oft bleiben extrem rechte Frauen lange unerkannt. Dadurch gelingt es ihnen sogar besser als den Männern, ihr Gedankengut in die Gesellschaft zu tragen.

Engagement im vorpolitischen Raum gehört seit einigen Jahren zu den wichtigsten Strategien extrem rechter Strukturen. Dass Karin Lemke bisher nicht öffentlich als Teil dieser Strukturen in Erscheinung getreten ist, heißt keineswegs, dass sie ein anderes Weltbild als ihr Mann vertritt; sie muss daher als das behandelt werden, was sie ist - ein Nazi. Es ist daher vollkommen unangebracht, sie in der Elternvertretung einer Kindertagesstätte arbeiten zu lassen und ihr so Raum für ihr menschenverachtendes Gedankengut zu geben.

Kein Frieden für Familie Lemke!

Karin und Jörn Lemke
Mierendorffstraße 12
23566 Lübeck