Am 11. März treffen sich 46 Bildungsminister_innen in der Wiener
Hofburg um 10 Jahre Bolognaprozess abzufeiern. Für die Studibewegung
ein guter Grund um wieder auf die Straße zu gehen und die
„Ökonomisierung des Bildungssystems” anzuprangern. Dem Gipfel soll
durch Massenblockaden die „Legitimität“ entzogen werden, den
Minister_innen sollen am eigenen Leib gezeigt werden, “was es heißt von
Zugangsbeschränkungen betroffen zu sein”, das “Recht auf Bildung” wird
eingefordert.
Nun ist erstmal schön und gut für bessere
Studienbedingungen auf die Straße zu gehen, völlig vergessen wird dabei
jedoch, dass Bildung sich nicht im luftleeren Raum bewegt, sondern in
unserer kapitalistisch verfassten Gesellschaft ganz bestimmte Ziele
verfolgt. Die in ganz Europa aufkommenden Studienproteste haben sich
zwar die Parole „Bildung darf keine Ware sein“ auf die Fahne
geschrieben, doch fragt es sich unabhängig von möglichen kurzfristigen
„Erfolgen“ nach der prinzipiellen (Un)Möglichkeit, Bildung von
ökonomischen Interessen zu entkoppeln. Es verhält sich mit Bildung wie
mit allen anderen Lebensbereichen innerhalb des ökonomischen Systems,
sie müssen sich der ökonomischen Verwertbarkeit unterordnen. Fabriken
produzieren Autos, Universitäten Bildung, entscheidend ist die
zahlungsfähige Nachfrage als Basis für die Schaffung von Mehrwert bzw.
Profit.
Eine Hauptaufgabe des staatlichen Bildungsbetriebs im
Kapitalismus ist also die Ausbildung von „Menschenrohmaterial“ zu
fähigen Arbeitskräften, damit diese anschließend möglichst fachkundig
für die verschiedenen Unternehmen oder auch für den Staat selber
schuften können. Für uns alle konkret heißt das, dass nach den vielen
Jahren Schule (plus eventuell Uni oder Ausbildung) noch viele
Jahrzehnte Lohnarbeit anstehen, bevor wir dann Ende 60 endlich in
Pension gehen und mit dem Leben anfangen können. Auch in der
„freiesten“ Wissensproduktion, ohne Zugangsbeschränkungen und
Studiengebühren, kommt bei der Universität immer das selbe heraus:
Humankapital für den Arbeitsmarkt. Vor diesem Hintergund ist es
durchaus sinnvoll in die eigene Bildung zu investieren, um eine bessere
Stellung im gesellschaftlichen Verdrängungswettbewerb zu erhalten.
Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo der letzte ÖsterreichDepp die
Forderungen der Student_innen unterstützt, sollte jedoch die Frage
gestellt werden, was mit den Studiprotesten falsch gelaufen ist.Wir
möchten außerdem darauf hinweisen, dass die Ökonomisierung der Bildung
kein Fehlverhaten irgendwelcher Politiker_innen ist, die mit bösen
Absichten ihre „neoliberale Ideologie“ durchsetzten wollen. Im
Kapitalismus sind alle Subjekte einem unpersönlich Zwang zur Verwertung
und Konkurrenz unterworfen. Und diesem muss man Folge leisten, unter
Androhung der Strafe des ökonomischen Untergangs. Freie und
emanzipatorische Bildung wurde von den Politiker_innen nicht zu Grabe
getragen, sondern lag immer schon am kapitalistischen Friedhof. Den
Bologna Gipfel die Legitimität entziehen zu wollen ist ausgemachter
Schwachsinn, denn dort treffen sich keine Bande von Raubritter_innen,
sondern demokratisch legitimierte Minister_innen. Der Gipfel muss als
Form begriffen und kritisiert werden, indem sich die kapitalistische
Gesellschaft im politischen reflektiert.
Fuck capitalism, denn: Es geht um das schöne Leben für alle!
Im
Kapitalismus sind die einzelnen Individuen abhängig vom Erfolg der
nationalen Ökonomie in der globalen Staatenkonkurrenz. Denn vom Erfolg
der eigenen Wirtschaft hängen staatliche Transferleistungen,
Arbeitsplätze und eben auch Bildungchancen ab. Als aufrechte
Standortnationalist_in ist es durchaus wünschenswert, dass einer
gewissen Anzahl von Menschen eine gute, freie Bildung zur Verfügung
gestellt wird, um dem österreichischen Staat zukünfitg Vorteile am
Weltmark zu verschaffen. Vor diesem Hintergund ist die Begeisterung
großer Teile der Bevölkerung für die Studienproteste, welche “mehr Geld
für Bildung statt für Banken und Konzerne” fordern, zu verstehen. Es
geht also um die Befriedugung eigener nationalitschischer Bedürfnisse
und weniger um einen emanzipatorischen Ansatz. Ist dieses subtile
Konkurrenzdenken für viele Student_innen nicht sofort erkennbar, so
zeigt der Umgang mit „ausländischen” Studirenden genau dies auf. Als
Hauptgrund für die missliche Lage im Bildungssystem werden Massen an
deutschen Student_innen wahrgenommen, die den österreichischen
Bildungsmarkt überfluten. Auch Standortnationalismus heißt eben immer
Ausschluss der einen und Einschluss der anderen, also einen Zwang zur
Kollektivität gegen andere. Noch dazu kommt die Tatsache, dass zwar die
Forderung einer “freien” Bildung durchaus Berechtigung hat, sie
deswegen nichts desto trotz zum kontinuierlichen Ausschluss anderer
sozialer Gruppen führt. Studieren ohne Beschränkung sollen
Maturant_innen. die dem geforderten “Niveau” entsprechen, Lehrlinge,
Migrant_innen und finanziell ärmere Menschen werden in diesem Konzept
wenig bis kaum berücksichtigt.
Fuck the state, oder: Der falschen die richtige Freiheit entgegensetzen!
Diesen
Umstand kann man der Mobilisierung von „bologna burns“ nicht vorwerfen,
geht es ihnen doch zumindest um „Chancengleichheit”. Alle sollen die
gleichen Voraussetzungen haben, damit dann im kapitalistischen Hauen
und Stechen wenigsten die Gewinner_innen und Verlierer_innen gerecht
aus allen sozialen Schichten verteilt sind. An dem Verwertungszwang,
der den meisten Menschen das Leben zur Hölle macht, ändert sich nichts.
Man baut nur an einer modernisierten Variante von Ausbeutung und
Unterdrückung mit, die sowenig Diskriminierung wie möglich bietet. Alle
Staatsbürger_innen sollen die gleiche „Chance“ (und d. h. vor allem
Pflicht) haben, sich gegenseitig kaputt zu konkurrieren. Sachwalter
dieser jeglicher Vernunft spottenden Veranstaltung ist der Staat. Als
Garant für die formelle „Freiheit” und „Gleichheit” seiner Bürger_innen
sichert er die Rahmenbedingungen der kapitalistischen Gesellschaft und
produziert somit materielle Ungleichheit und Unfreiheit. Die
“Gleicheit” aller Warenebesitzer_innen ist die Voraussetzungen für
freien Warentausch; durch die „Freiheit” der staatlichen Rechtsubjekte
wird der Verkauf der eigenen Arbeitskraft gewährleistet. Ausbeutung
vollzieht sich nicht abseits von Recht, sondern innerhalb dieses
Rahmens.
Gesellschaftliche Herrschaft schlägt man nicht mit
ihren eigenen Formen. Wer daher einen emanzipatorischen Anspruch
erhebt, sollte nicht an den Staat appelieren und das Recht auf „freie”
Bildung von ihm einfordern, sondern genau diesen kritisieren und in
Frage stellen. Uns geht es nicht darum Verbesserungsvorschläge zu
machen sodern wir wollen den engen Korridor der
Verbesserungsmöglichkeiten im Bestehenden bis auf seine Grundmauern
niederreißen. Was das scheiß System verdient, ist nicht der
Bildungsdialog, sondern ein unmissverständliches:
Fuck you!
autonome antifa [w]
Demotreffpunkt:
11. März 2010
15:00 Uhr / Wien - Westbahnhof
Fick die Uni - Block (erkennbar an Transpi und Lauti)
Allgemeine Infos zu den Aktionstagen:
Mobilisierungsblog: bolognaburns.org
BlockBologna Mobi-Video:
- englischsprachig http://www.youtube.com/watch?v=0rV8qwgKrPk
Mitfahrbörse zu Blockbologna und Bolognaburns: http://unsereuni.at/wiki/index.php/Mitfahrzentrale_Deutschland_Bologna_B...
Feature auf at.indymedia:
http://at.indymedia.org/node/17446
Schöner Song
Schöner Song zum Thema "Fick die Uni"
Vorsicht: Hiphop, nicht alles ernst nehmen.
http://www.youtube.com/watch?v=Wk_TTTD3l3Q
Vorsicht in der Wortwahl bitte ...
... Sexismus lauert überall!
Dass ihr sexuelle Begriffe mit Gewalt und Ablehnung in direkte, wenn auch nur geschriebene, Verbindung bringt, erschreckt mich. Sexuelle GewalttäterInnen könnten sich damit bestätigt fühlen.
Korrektur
Sorry, Gewalt war der falsche Ausdruck. Wut meine ich.
kritik
aufgrund einige ähnlicher kritik wurde der name des blockes auf "fuck the university" -block umbenannt. bitte im titel ändern. siehe : http://antifaw.blogsport.de/2010/03/09/fick-die-uni-warum-bildung-im-kap...
Danke erstmal...
... aber ist es wirklich anders, wenn es dasselbe, nur auf englisch ist?
programm:>>>art attack: >>> bologna
Anreise
An Donnerstag gratis mit dem Sonderzug nach Wien:
Anmeldung für den Sonderzug zwecks Kapazitätsplanung erfoderlich!
Sonderzug nach Wien am 11.3.
Für die gemeinsame Anreise nach Wien zur Bologna-Demo und zum Alternativgipfel wurde ein Bolognaburns-Sonderzug organisiert. Die ÖBB hängt für uns Extra-Waggons dran. Los geht’s am 11.3. um 9:30 in Innsbruck, zurück am 13.3. um 12:50. Die Mitfahrt ist gratis!
Anreise
Treffpunkt am 11.3. um 9:30 Uhr am Bahnhof Innsbruck (die Leute mit den Transpis sind nicht zu übersehen)
Innsbruck 09:54
Jenbach 10:14
Wörgl Hbf 10:30
Kufstein 10:45
Salzburg 12:02
Linz 13:10
St.Pölten 14:00
Wien 14:40
Zug retour
Treffpunkt Wien 12:50Uhr Wien Westbahnhof
Wien 13:20
St.Pölten 14:02
Linz: 14:53
Salzburg 16:02
Kufstein 17:20
Wörgl 17:32
Jenbach 17:47
Innsbruck 18:06
Auftaktdemo in Linz:
Heute gibts die bolognaburns - Auftaktkundgebung in Linz: http://at.indymedia.org/node/17318