Onkel Tom. Asylbewerber als billige Kofferträger

Erstveröffentlicht: 
24.07.2013

Asylbewerber als billige Kofferträger Von Rüdiger Göbel

 

Man mag es nicht glauben, in Sachen Rassismus und Lohndumping hat Schwäbisch-Gmünd einen derzeitigen Tiefpunkt im Land erreicht. Im Ostalbkreis in Baden-Württemberg »dürfen« Asylbewerber jetzt Kofferträger spielen, Lokalpresse und Unionspolitiker feiern den Irrsinn als Integration. Die dazu gelieferten Bilder (kurzlink.de/Gmuender-Tagespost) erinnern eher an »Onkel Tom« von Harriet Beecher Stowe. 1,05 Euro die Stunde bekommen die fleißigen Helfer. Statt Ketten gibt’s einen weißen Strohhut (»gegen die Sonne«) und ein signalrotes T-Shirt.

Die Rems-Zeitung schwärmt vom »multikulturellen Servicebetrieb am Bahnhof«. »Flüchtlinge helfen am Bahngleis« hat die Gmünder Tagespost ihren euphorischen Bericht über die weitestgehend rechtlosen Billigjobber überschrieben. Weil der städtische Bahnhof für sieben Millionen Euro saniert werde – unter anderem sollen zwei neue Aufzüge für Barrierefreiheit sorgen – führt ein Treppengerüst aus Metall von Gleis eins auf zwei und vier. Das sei vielen Gmündern »ein Dorn im Auge«, so das Blatt am Dienstag. Denn mit Koffern oder gar Fahrrädern und Kinderwägen stelle der Übergang für viele eine Herausforderung dar.

Oberbürgermeister Richard Arnold hatte sich der »Herausforderung« angenommen und nun der Presse neun Asylbewerber – sie kommen aus Nigeria, Kamerun, Pakistan und Afghanistan – am Bahnhof vorgeführt. »Sie stehen den Fahrgästen wochentags von 6.15 Uhr bis 18.30 Uhr zur Verfügung, am Wochenende von 9 bis 11 Uhr und von 17 bis 19 Uhr«, liefert die Gmünder Tagespost die Servicezeiten mit. Die »Arbeiter« hätten sich freiwillig melden können und »verdienen« 1,05 Euro pro Stunde, das sei der gesetzliche Maximallohn für Asylbewerber. OB Arnold erwarte daher von den Fahrgästen ein Trinkgeld. Die Koffer-Fahrrad-Kinderwagen-Träger »zeigen gleich, daß Verlaß auf sie ist« (Gmünder Tagespost). »Helfer« »Kazim aus Afghanistan« sagt »in flüssigem Deutsch: »Ich freue mich total auf die Arbeit.«

Der CDU-Politiker sieht »viel Potential im Projekt«, so das Blatt: »Wir haben in Gmünd viele Flüchtlinge, und es werden stetig mehr. Da setzten sich die Bürger natürlich mit dem Thema auseinander. Es ist toll, wenn das durch eine witzige und tolle Aktion geschieht, die beiden Seiten was bringt«, erklärt Arnold. Sein Parteifreund, Landrat Klaus Pavel sekundiert: »Wir brauchen solche Projekte. Es ist toll, daß Flüchtlinge eingebunden sind. So kann sich gegenseitig geholfen werden und es können Sympathien entstehen.« Buckeln also, damit das Flüchtlingsheim nicht abgefackelt wird, generöses Trinkgeld statt normaler Job. Was als »Ausblick« daherkommt, sollte durchaus als Drohung verstanden werden: Das Projekt in Gmünd sei landesweit das erste seiner Art und könne somit auch als Vorbild dienen für andere Städte, heißt es schon. Das hat schon einmal funktioniert: Bei der Einführung der sogenannten Chipkarte für Flüchtlinge. Fortan gab es »Sachleistungen« statt Bargeld. Mittlerweile müssen auch Hartz-IV-Bezieher zu den Tafeln, bundesweit, nicht nur in Deutsch-Südwest.

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Die DB hat die Asylbewerber wieder "entlassen": www.tinyurl.com/lhejovz

 

Dafür werden sie woanders ausgebeutet.