(B) New Yorck/Bethanien: Bericht im Zusammenhang mit Vergewaltigung /Report in relation to rape

English | http://newyorck.net/

Bericht von der Veranstaltung am 6.2.17

 
WARUM KOMMT ES AUCH IN ALTERNATIVEN, SELBSTVERWALTETEN VERANSTALTUNGSRÄUMEN SO OFT ZU ÜBERGRIFFEN UND SEXUALISIERTER GEWALT, UND WAS KÖNNEN WIR VIELLEICHT DAGEGEN TUN?

Zum Kontext der Veranstaltung
Protokoll:
1. Input Awarenessteam von der Party am 10.12.2017
2. Input New Yorck
3. Input Gruppe von FLTI* (aktiv in antirassistischen Zusammenhängen)
4. Zusammenfassung der Diskussionen in Kleingruppen

Zum Kontext der Veranstaltung

Anlass für die Veranstaltung war eine Vergewaltigung auf einer Soli-Party im Dezember 2016. Infolgedessen hat die _New Yorck im Bethanien_ bis auf weiteres alle in ihren Räumen geplanten Soli-Parties abgesagt und beschlossen, dass hier erst wieder Soli-Parties möglich sein werden, wenn bessere Strukturen zur Prävention und demUmgang mit sexualisierter Gewalt geschaffen worden sind, so dass sich soweit wie möglich alle Menschen hier auf Parties sicher fühlen und ohne Angst feiern können.
Da die NewYorck mit diesem Problem nicht alleine ist, sondern es in vielen oder sogar den meisten Veranstaltungsorten regelmässig zu übergriffigem Verhalten kommt, sollte es auf der Veranstaltung nicht alleine um die NewYorck im Bethanien gehen, sondern das Problem breiter diskutiert werden. Die Einladung zur Veranstaltung findet sich hier (http://newyorck.net/).
Zur Veranstaltung am 6.2.17 kamen über 150 Menschen. Das zeigt für uns nicht nur die dringende Relevanz des Problems,sondern auch, dass viele Menschen gerne für Parties ohne Angst aktiv werden wollen. Wir fanden es allerdings sehr schade (und halten es auch nicht für einen Zufall, sondern für ein strukurelles Problem), dass ausgerechnet Cis-Männer* bei der Veranstaltung deutlich in der Unterzahl waren.    
_(* Als Cis-Männer werden Männer bezeichnet, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Cis ist dabei der Gegenbegriff zu trans.)_
Die Idee der Veranstaltung war, sich nach mehreren kurzen Inputs in Kleingruppen zu dem Thema auszutauschen und das dann später in der großen Runde  wiederzusammenzutragen. Nicht nur, aber auch der großen Anzahl der Interessierten war es wohl geschuldet, dass viele Diskussionen nur angerissen werden konnten, und auch viele Themen, die wichtig gewesen wären, nicht besprochen werden konnten. Weiter unten findet sich ein ausführliches Protokoll vom Treffen, vorweg schon einmal folgende Punkte:

- Wir wünschen uns, dass es nicht bei einer Veranstaltung zu diesem Thema bleibt. Allerdings haben wir als Vorbereitungsgruppe nicht die Kapazitäten, weitere solche Veranstaltungen alleine zu stemmen.

- Wir hoffen, dass sich Projekte, Gruppen und_oder Einzelpersonen finden werden, die Folgeveranstaltungen organisieren möchten. Wer daran Interesse hat, kann sich gerne an unsere Mailadresse (_partywithoutfear@riseup.net_) wenden

- Wir freuen uns über Feedback zur Veranstaltung am 6.2.17, gerne an unsere Mailadresse (_partywithoutfear@riseup.net_)

- Wir wollen einen Berlin-weiten Mailverteiler von alternativen Veranstaltungsorten,selbstorganisierten Party-Gruppen und Awareness-Projekten erstellen, um unsgegenseitig über Veranstaltungen, Konzepte, aber auch etwa aktuelle Warnungen bzw. Hausverbote etc. auf dem Laufenden zu halten. Wenn ihr mit Eurem Projekt oder Eurer Gruppe hier drauf wollt, schickt uns ebenfalls gerne eine kurze E-Mail

-Wenn ihr interessiert seid, konkret daran mitzuarbeiten, dass in der NewYorck im Bethanien wieder Soli-Parties möglich sind, und zwar mit deutlich besserenAwarnessstrukturen als bisher, könnt ihr Euch gerne direkt an die NewYorck wenden (_newyorck@so36.net_)

- Wir unterstützen die Idee eines Blogs zum Thema awareness in Berlin, auf dem dann Flyers in mehreren Sprachen, Hintergrundtexte, Adressen und Links etc. zusammengetragen und gefunden werden könnten.

PROTOKOLL

Ablauf:
* Input Awarenessteam der Party am 10.12.16
* Input New Yorck
* Input Gruppe von FLTI* (aktiv in antirassistischen Zusammenhängen)
* Diskussion in Kleingruppen
* Präsentation der Kleingruppendiskussionen in der Großgruppe und
abschließende   Diskussion

1.Input Awarenessteam von der Party am 10.12.16

Es geht uns nicht darum hier mitzuteilen, was genau passiert ist, entsprechend sollen hier keine Details des Vorfalls geschildert werden. Wir sind lediglich hier, um unsere Analyse dessen zu teilen, wie wir mit der Vergewaltigung und dem Täter umgegangen sind, und um Gerüchte über den Umgang damit aus dem Weg zu räumen.

-das Awarenessteam (ca. 8 Personen) wurde über die Vergewaltigung informiert und hat die Party sofort abgebrochen

-der Täter wurde in Begleitung von 20 Menschen rausgeschmissen. Er behauptete, er wisse nicht, was passiert sei, und beurteilte den Rausschmiss als eine rassistische Handlung gegen ihn als Schwarzen Mann

-wir konnten verschiedene rassistische Dynamiken in der Situation feststellen: einmal in der Art und Heftigkeit des Umgangs mit dem Täter und gleichzeitig dieTatsache, dass eine Schwarze Person des Awarenessteams sofort dem Täterumfeld zugeordnet wurde, anstatt als Teil des Awarenessteams identifiziert zu werden (dabei war Teil des Problems, dass wir als Awarenessteam nicht klar markiert und sichtbar waren)

-obwohl wir in Absprache mit der betroffenen Person nicht die Bullen rufen wollten, riefen andere Menschen, die die Situation mitbekommen hatten, unkoordiniert die Bullen. Diese verhafteten den Täter

-Die Polizei wollte ins New Yorck, wurde aber nicht reingelassen

2.Input NewYorck

-wir, die New Yorck im Bethanien, tragen die Verantwortung für diesen Raum, der sich in unserem Projekt befindet und der von sehr unterschiedlichen Gruppen für diverse Veranstaltungen, u.a. auch Soli-Parties, genutzt wird

-wir müssen selbstkritisch sein: wir wussten Bescheid über wiederholte Übergriffe und wir haben es nicht wirklich geschafft auf dieses Problem zu reagieren

-wir haben uns nicht beteiligt am kollektiven Prozess einiger anderer Hausprojekte um sexualisierte Gewalt zu verhindern, und haben einen offenen Brief von November 2014 mit einem Aufruf diesbezüglich ("_Wir haben keinen Bock mehr! Offener Brief linker_ _Veranstaltungsorte"_ (https://linksunten.indymedia.org/de/node/126868) nicht unterschrieben.

-eine frühere Forderung aus der NewYorck selbst, einen vorläufigen Partystop zu machen wurde vomGesamtprojekteplenum (Selbstverwaltungs-Organ der NewYorck)abgelehnt.

-es fehlt oft an Kommunikation darüber, was während Parties und anderen Veranstaltungen passiert (z.B. kommt es vor,dass eine Person rausgeschmissen wird, und beieiner Party eine Woche später problemlos wiederkommen kann…).

-die Parties werden immer von unterschiedlichen Gruppen organisiert, wichtige Infos werden häufig nicht geteilt.

3.Input einer Gruppe von *FLTI* (aktiv in antirassistischen Zusammenhängen)
(*FLTI* ist eine Abkürzung für Frauen_Lesben_Trans_Interpersonen)

-wir sind eine Gruppe die aktiv ist in verschiedenen Kämpfen gegen Unterdrückung, besonders in Kämpfen von Geflüchteten-FLTI*

-wir sind oft frustriert über den Verlauf von Diskussionen über Diskriminierung und unterdrückendes Verhalten, also würden wir gerne ein paar Gedanken undForderungen mit euch teilen. Bezieht diese in eure Diskussion ein!

-Warum kommt es immer wieder zu sexualisierter Gewalt? Unsere Meinung:
safe space exisitiert nicht, Awareness funktioniert nicht, Unterdrückungsmechanismen sind zu groß um sie mit einem Awarenessteam verhindern zu wollen, Solipartys sind immer sexistisch (schon durch die Art wie sie organisiert sind: wer macht welchen Job, wer putzt…?)

Unsere Forderungen für die Diskussion heute:
 
1.Unterdrückung in unseren Kreisen passiert weiterhin aufgrund von patriarchalen Allianzen- brecht patriarchale Solidarität

2.In Diskussionen, in denen Sexismus und Rassismus miteinander
verschränkt sind, müssen sich weiße cis-Männer meistens gar nicht zum Thema verhalten/werden nicht konfrontiert. Wir wollen, dass sich weiße cis-Männer klar positionieren, da sie ein maßgeblicher Teil dieser patriarchalen Allianzen sind und von allen gesellschaftlichen Unterdrückungsformen am meisten profitieren! (siehe Text von Nadiye Ünsal: http://movements-journal.org/issues/02.kaempfe/09.%C3%BCnsal--refugees-s...)


3.Auf Demos wird immer von praktischer Solidarität gegrölt. Diese erreicht jedoch nicht FLTI*Geflüchtete. Wir fordern weiße cis-Männer dazu auf, nachzudenken, wiesie paraktisch solidarisch sein können mit FLTI* Geflüchteten. Wir haben dazu einige Vorschläge. Falls wer mehr dazu wissen will einfach eine Mail an_ patriarsch@riseup.net_ senden

4.Wir wollen alle Solipartys stoppen. Wir finden Solipartys an sich sexistisch, wir finden, dass die Rollen und Aufgabenteilung für die Organisation von Soliparties entlang klassischer Geschlechterrollen passiert - es machen immer FLTI* die ganze Reproduktionsarbeit (Putzen, Kochen etc.) und die Jungs machen sich ne nette Sause

5.Wir sollten Räume eher für politischen Austausch nutzen und/oder die Räume einfach den FrauenLesbenTransInter* überlassen!

4. Zusammenfassung der Diskussionen in Kleingruppen:
_(die folgenden Stichpunkte stellen eine anonymisierte Zusammenfassungder Redebeiträge dar, die in unterschiedlichen Kleingruppen sowie in derabschließenden Großgruppendiskussion gefallen sind. Einige wurden von mehreren Personen vorgetragen, andere nur von Einzelpersonen. Sie stellen in jedem Fall keinen Konsens dar!)_

a) Gedanken zum Umgang mit Tätern:

- Kritik am Awareness-Schicht-Konzept: Die kollektive Verantwortung dafür, wer sich in Räumen wohlfühlt, wird an wenige (nüchterne) Menschen delegiert. Alle müssten sich eigentlich angesprochen fühlen, wenn es darum geht, die Athmosphäre im Raum mitzugestalten. Alle müssen aufeinander achten.

- weiße Leute scheinen immer wieder überfordert davon zu sein, Schwarze Täter zu
konfrontieren. Betroffene Personen äußern sich zum Teil aus Angst vor Rassismusvorwürfen nicht. Warum ist das so?

- Wenn nicht-geflüchtete Menschen geflüchtete Täter nicht mit ihrem Verhalten konfrontieren, dann liegt das Problem in einer falschen Rassismusdefinition aufgrundweißer deutscher Schuldgefühle: Wenn wir nicht alle Täter gleich behandeln, sondern zwischen Geflüchteten und nicht-Geflüchteten unterscheiden, dann ist das Rassismus! Denn dahinter steht eine Wahrnehmung Geflüchteter als einheitliche, vor allem über Fluchterfahrung definierte Menschengruppe, mit denen irgendwie "anders"umgegangen werden muss.

- Es ist Angst davor da, Männer of color auszuschließen, aber vergessen wird der bereits stattfindende Ausschluss von FLTI-Personen, die Angst haben zu Soliparties und linken Veranstaltungen zu kommen/aufgrund Erfahrungen übergriffigen Verhaltens bereits nicht mehr hingehen

- Menschen haben sehr unterschiedliche Biographien, nicht alle haben schon von Sexismus oder Konsens gehört/sich damit beschäftigt bzw. hatten vermehrt Gelegenheit dazu. Sollten wir den Kenntnisstand von Personen zu solchen Themen berücksichtigen, wenn wir mit Tätern umgehen? Sollte die gesellschaftliche Positionierung einer Person eine Rolle beim Umgang mit Tätern spielen oder nicht?

- Wann ist es sinnvoll, Tätern die Gründe für einen Rauswurf nochmal zu erklären? Es besteht auch die Gefahr, Täterverhalten zu entschuldigen, weil die Person zum Beispiel noch nicht von Konsens gehört hatte - das darf nicht passieren.

- Safe spaces gibt es nicht!

- Wie unterscheidet sich der Umgang mit Tätern, die sich aus einer politischen Affinität heraus in linken Räumen aufhalten, und solchen, die diese Räume "nur" zumFeiern nutzen?

- Körpersprache kann sehr unterschiedlich gedeutet werden, sexualisiertes Verhalten fängt nicht für alle am gleichen Punkt an - wie können wir eine Sprache finden, um individuelle Grenzen/erlernte Verhaltens- und Deutungsmuster zu thematisieren?

- sexualisierte Gewalt ist nicht nur ein Party-Problem, sondern auch ein generelles Problem in der linken Szene

b) Handlungsvorschläge:

-cis-Männer sollten cis-Männer Gruppen gründen um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen

- Männer müssen handeln, Täter konfrontieren und Konsequenzen ihres Handelns klarmachen - die Solidarität mit Tätern muss öffentlich gebrochen werden.

- Männer müssen in ihren jeweiligen Gruppen sexualisierte Gewalt thematisieren und sich klar antisexistisch positionieren.

- mehr präventive Werkzeuge (z.B. webblog für awareness bei Partys, Awarenesstelephon, strengere Türpolitik - wie können rassistische Ausschlüsse verhindert werden?)

-das Schweigen brechen: wenn wir sehen, dass Menschen in Schwierigkeiten sind, direkt fragen ob sie Unterstützung brauchen

- es sollten mehr Workshops zum Thema Sexismus organisiert werden

- es könnte eine Liste von Tätern erstellt werden, die sich in linken Räumen bewegen und die aus diesen Räumen ausgeschlossen werden sollen

- Mehr FLTI-Partys!
- es gibt bereits Gruppen, die seit Jahren zum Thema sexualisierte Gewalt arbeiten, und an die man sich wenden kann, zB.

_ask_gerda http://askgerda.blogsport.de/
_LesMigras http://www.lesmigras.de/
_Transformative Justice Kollektiv http://www.transformativejustice.eu/de/
_Wildwasser http://www.wildwasser-berlin.de/
_Tauwetter http://www.tauwetter.de/de/
_Lara http://www.lara-berlin.de/
_Hydra http://www.hydra-berlin.de/startseite/

c) Vorschlägebezüglich Awareness-Strukturen auf Soliparties:

- Vor jeder Party könnte es einen awareness-Workshop geben

- es könnte eine Berliner Awareness-Gruppe geben, so wie die Lauti-Gruppe, die Leute schult

- Parties sollten nur noch stattfinden, wenn es eine vorbereitete Awareness-Gruppe gibt

- Rausschmeiß-Politik für den Abend mit der Ansage an Täter: du kannst nochmal zum Plenum kommen, wenn du drüber reden willst, für heute musst du aber gehen

- Awareness-Flyer müssen Leuten persönlich in die Hand gegeben werden, nicht nur auf einem Tisch ausgelegt werden

- Mehr Awareness-Poster mit klaren Regeln darüber, welches Verhalten nicht ok nicht - es sollte hinzufügt werden, dass solches Verhaltenunabhängig von Geschlecht und race nicht geduldet wird

- Awareness-Jingle in mehreren Sprachen auf Partys abspielen

- Awareness-Strukturen sollten auch bereit dazu sein, im Nachhinein Täterarbeit zu machen

- Keinen harten Alkohol ausschenken

- es sollte kein Alkohol an sehr betrunkene Leute mehr ausgeschenkt werden - die Bar muss aufmerksam sein!

 
Vorbereitungsgruppe der Veranstaltung vom 6.Februar 2017
NEW YORCK IM BETHANIEN  APRIL 2017

http://newyorck.net/
Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

schon krass, dass Dinge wie "alle sollen gemeinsam auf die Party achten" in "unseren" Räumen formuliert und gefordert werden muss.

Ebenso "zu betrunken für neuen (Hart-)Alk".

..Leuten in (offensichtlicher) Bedrängnis beizustehen sollte auch zum Selbstverständnis der Feiernden gehören (nicht nur in "unseren" Räumen).

Natürlich klappt das nicht immer für alle, aber darum sind "wir" ja Viele. Zum Einen um uns dabei zu unterstützen und andererseits um uns auf Probleme/anderes Empfinden einer Situation aufmerksam zu machen. das funktioniert natürlich nur, wenn ich davon ausgehen kann (Ur-Vertrauen), dass zumindest ein großer Teil der Party auch aktiv dafür einsteht, dass diese für möglichst alle eine angenehme Situation darstellt...

Soli-Party ist ja nicht nur finanziell solidarisch gemeint, oder?

(weißer cis-typ)

tut mir leid, aber das ist rassistisch, das hier zu veröffentlichen. Für die interne Auseinandersetzung mag das eine Rolle spielen, wenn die Person "of Color" war, für die Tat tut's das nunmal nicht. Und so kommt's dann dazu, dass gerade auf einem antirassistischen Portal wie Indymedia über einen Vorfall berichtet wird, und dabei, obwohl es für die Tat keine Relevanz hat (wie auch), die Hautfarbe des Täters eine Rolle spielt - weils halt für Eure Auseinandersetzung eine Rolle spielt (warum eigentlich?). Das ist soooo bescheuert!

 

Und noch was zu "CIS-Männern": hier handelt es sich in aller Regel um ein wertendes, von Außen attributiertes Label aufgrund von vermuteter sexueller Identität. Das ist eigentlich ziemlich krank, das zum Kriterium zu machen, wer wo reindarf, wann wie sprechen darf oder sich mit was auseinandersetzen sollte. Es kommt theoretisch von denen, die sich eigentlich gegen wertende Zuschreibungen aufgrund vermeintlicher sexueller Identität wehren (sollten). Praktisch kommt es von den Leuten die sich - aus guten Gründen sicherlich oft - wesentlich über ihre Sexualität definieren und stellt letztlich eine Diskriminierung jener dar, die das nicht tun.

 

Meint Ihr wirklich, dass es besser ist, sexistische und rassistische Klischees im Szene-Slang zu reprozieren?

.

Die Hautfarbe bedingt leider den Umgang der mehrheitlich weißen Linken indem sie diese zum wegschauen bringt. Die Hautfarbe ist entsprechend durchaus relevant.

als cis-type kann ich sagen, dass wir so angst vor einer scheiß stalinistischen gesinnungsschnüffelei bis ins hinternste eck unserer psyche haben, dass wir das maul halten. einer frau zu hilfe eilen? machismo! die kann sich ja wohl selber verteidigen. noch dazu einer frau zu hilfe eilen die von einem schwarzen bedrängt wird? warte, wird die wirklich bedrängt? ist das nicht nur unbewusster rassismus, der sich irgendwo ganz tief in mir verbirgt? um gottes willen, was wenn es ihr boyfriend ist und ich jetzt dazwischengehe? werde ich dann angeschrien? etc

 

ich weiß wirklich nicht, was so schwer daran zu verstehen ist, warum wir cis-typen wegkucken.

und es ist sicher auch nicht verwunderlich, dass wir über die frage warum wir wegkucken meist das maul halten, wenn schon im text als erste vermutung für unser verhalten "patriarchale allianzen" genannt werden

Das selbe geht mir in solchen Situationen auch immer durch den Kopf. Ich will das ganze noch durch eine persönliche Geschichte mit meiner Ex-Freundin ergänzen.

 

Wir haben uns mal wieder gestritten, was bei uns ziemlich häufig vorkam und sie hatte mich mal wieder so weit. Ich bin laut geworden und plötzlich stand so ein Typ neben uns, "HEY, schrei die Frau nicht so an!" Daraufhin hat meine Ex ihm eine Ohrefeige verpasst und ihn angeschrien "Misch dich nicht ein und verpiss dich du Wichser!"

^^Der Gute hat mir schon ein bischen leid getan

Was ist so schwer daran, hinzugehen, und zu fragen: "Hey, alles okay?".

ich denke mal, die beziehungen bzw. die kulutr des anbaggerns hat sich in letzter zeit stark verändert (bzw. wurde mansches sichtbarere, was vorher eher in verborgenen passiert ist). das führt verständlicherweise zu mißverständissen und verunsicherung, aber dagegen gibt es ein heilmittel: komunikation. einfach frage: "fühlst du dich wohl?" oder "läuft alles okay bei dir/euch?" und schon sind manche sachen klarer.

eben: gemeinsame verantwortung!

aber allein schon das könnte einem als unzulässiger eingriff in die situation ausgelegt werden, gerade wenn es sich um einen schwarzen mann und eine weiße frau handelt. "würdest du auch fragen ob alles ok ist, wenn es sich um einen weißen handelt?".

 

das problem ist dieses narzißstische reinheits-bedürfnis der radikalen linken, die jede handlung, jede aussage mit verdacht belegt und damit dafür sorgt, dass man als männliche cisse im zweifel still bleibt, weil man ja auch ganz genau weiß, dass ein fehlverhalten für einen sozial teuer werden kann.

Ich finde diese gekünstelte "Awarness" so krank. War es nicht auf der Party 2016 so das auch schon überall Flyer auslagen und Zettel an der Wand waren wo drauf stand sich gegen homophobes, sexistisches usw. Gedankengut zu positionieren. Gab es nicht ein Awarness Team mit wie jetzt hier steht 8! Leuten??

 

Ich mein reflektiert euch doch einfach mal. In diesem Fall ist die Vergewaltigung auf Toilette passiert und dort ist es nunmal schwierig aufzupassen, wenn das Opfer dort hingelockt wird.

Anstatt immer Paranoid bei Kleinigkeiten überzureagieren, wie es häufig passiert muss einfach ganz normal aufeinander geachtet werden. Außerdem muss eingegriffen werden egal welches Geschlecht hat, welche Hautfarbe und welche sexuelle Orientierung vorliegt (Schwule sind manchmal auch sehr übergriffig). Trotzdem kann es trotz aller Vorsichtmaßnahmen z.B. wie vorliegend auf Toilette immer zu einem Übergriff kommen. Damit müssen wir auch klarkommen, man kann nicht jede Vergewaltigung verhindern. Wir können uns Gedanken machen, uns helfen und aufpassen, mehr als das ist aber Augenwischerei. 

Für mehr Solidarität und weniger paranoier.

ich weiß, will keiner mehr hören, aber diese Probleme in dieser Intensität hatten wir früher in den politischen AZ, Clubs uns Hausprojekten nicht, als die Leute generell noch ein bischen freier miteinander umgegangen sind. Anstatt tausend Regeln und ein verklemmtes "Wie spreche ich die Frau denn an, die sich unwohl mit dem Typen zu fühlen scheint, aber vielleicht auch nicht unterbrochen werden möchte", einfach mal ein schnoddriges "Alles gut bei euch? Ihr wirkt so unentspannt" und dann mal die Reaktion von beiden beobachtet. Kam ein "Nein, der Alte nervt" zurück, oder war die Reaktion des Typen komisch, konnte man darauf aufbauen und handeln.

 

Bei den ganzen aufgebauschten Pseudo-respektsbekundungen aufgrund Geschlecht oder Ethine, spricht heute halt auch keine_r mehr keine_n an und die zusammen Feiernden bleiben eher anonym in ihrem "personal space". Ob das nun "safer" ist, das ist wohl wirklich fraglich. Selbst wenn ich mir nur zwei Minuten mit einer Frau an der Theke unterhalten und zugeprostet habe, kann ich danach besser abschätzen, ob sie sich eine halbe Stunde später von dem Typen in der Ecke unwohl und beträngt fühlt, oder einfach immer so ein verspanntes Gesicht zieht.

was bei dir "früher" ist. Aber das ist doch totale geschichtsklitterung. In der deutschen linken subkultur gab es IMMER sexismus. Und Übergriffe. Das unsere tolle linke zentrensubkultur davon frei(er) gewesen wäre ist doch ein Mythos. Wie soll das auch gehen, männer die in einer patriarchalen struktur sozialisiert sind, legen nunmal nicht mit eintritt in eine diffuse linke -meinetwegen auch mehr oder weniger organisierte- Szene alle erlernte Scheisse dieser Welt ab.

 

Was glaubst du denn, warum sich ende der 1980er fast die gesammte bundesweite rest-Szene von Freiburg bis Hamburg an Patriarchatsdebatten und Vergewaltigungsvorwürfen entlang der Geschlechterlinie gezofft und teilweise gespalten hat? Warum der IWF gipfel 88 getrennt vorbereitet wurde? Warum die Frauen/Lesben Szene in der Zeit relativ stark war und wurde im Vergleich zu heute und sich aus guten Gründen auch Fantifa-Strukturen herausgebildet haben? Weil die gemischte Szene so ein hort des idyllischen Antisexismus und ungezwungenen miteinanders war? sicher nicht.

 

einfach mal ein paar Szene - blätter aus der Zeit 1988-1992 zur hand nehmen. Man muss ja nicht immer zwingend Zeitzeuge sein, um ein paar dinge zu wissen.

Natürlich gibt es solche Debatten schon länger, aber es gab lange zb. keine Mehrheiten für Demonstrationen die in Geschlechter eingeteilt wurden. Ausnahmen betätigen hier nur die Regel.

 

Ich bin einfach nur noch angenervt von dieser "Alles Machos ausser Papa, alles F.... ausser Mama, alles Nazis ausser Opa" Logik.

 

Du verordnest halt alle erlernte Scheisse dieser Welt bei Männern und machst dich damit gegen Kritik immun. Es gäbe noch eine Menge interessante Aspekte bezüglich der Geschlechtlichkeit zu hinterfragen, was aber nur funktionert wenn Frau nicht von vorneherein schon weiß, wer am Ende des Tages der Böse ist

"Wenn nicht-geflüchtete Menschen geflüchtete Täter nicht mit ihrem Verhalten konfrontieren, dann liegt das Problem in einer falschen Rassismusdefinition aufgrundweißer deutscher Schuldgefühle: Wenn wir nicht alle Täter gleich behandeln, sondern zwischen Geflüchteten und nicht-Geflüchteten unterscheiden, dann ist das Rassismus! Denn dahinter steht eine Wahrnehmung Geflüchteter als einheitliche, vor allem über Fluchterfahrung definierte Menschengruppe, mit denen irgendwie "anders"umgegangen werden muss. "

Für diese Position wurde und wird man in eure Antiimp-Anarcho-Räumen noch immer häufig angegriffen.

Das Problem der sexualisierten Gewalt erweist sich einmal mehr als zu schwierig für linke Strukturen. Es gibt keine Forderung, die vom Normalzustand linker Parties abweichen würde. Die einzige "Idee" ist, die Konzepte, die bereits versagt haben, vermehrt zum Einsatz zu bringen. Das klingt aber wenig erfolgversprechend. Es ist deshalb folgerichtig, die Parties nicht mehr stattfinden zu lassen und wenn man diesen Bericht liest muss man auch stark davon ausgehen, dass dieses Moratorium nicht mehr aufgehoben werden wird. Der Diskussionsprozess, aus dem ein Konzept oder eine Position entstehen könnten, ist ja schon nach dem ersten Mal zu anstrengend, viele wichtige Themen sind aber höchstens angerissen oder kurz:

Die Diskussion war oberflächlich und wird es mangels Energie auch bleiben.

Die logische Konsequenz ist das Konzept Soliparty selbst auf den Prüfstand zu stellen und eine nicht namentlich genannte FLTI*-Gruppe hat ein mögliches Ergebnis auch schon vorweggenommen: Lassen wir es einfach sein. Die Räume lassen sich auch ohne Parties finanzieren. Statt sich mit "Hartalk" d.h. meistens Billigwodka, ein wenig überteuert anzusaufen und die Differenz den Räumen zu überlassen, kann man einfach so spenden, nüchtern. Dann hatte man zwar auch keinen Jelzin"rausch", aber auf den kann man eigentlich auch verzichten, wenn man ein bisschen etwas von Genuss versteht und wirklich mal ein wenig an einem guten Leben schnuppern möchte.

Dann muss man vielleicht auch mal darüber nachdenken, was man eigentlich mit den jeweiligen Szeneräumen anstellen will. Im Moment dienen sie vielen Menschen einzig und allein zum "Party" machen, was aber wie oben angedeutet bedeutet, sich möglichst die Birne wegzuschießen, um nicht zu spüren, dass man auch in der Szene vom guten Leben ziemlich abgeschnitten ist.

Man kann Räume aber auch anders und besser nutzen. Wir können uns in unseren Räumen auch Hoffnung machen, dass wir nicht immer und ewig vom guten Leben abgeschnitten sein müssen.

Die "Soli"party dagegen verdient ihren Namen nicht und ist zum Symbol des auf der Stelle Tretens geworden.

Zunächst mal fand wohl eine Vergewaltigung statt, begangen von einem Farbigen Mann, dessen Hautfrabe ihr deshalb für erwähnenswert haltet, weil der Raussschmiss so heftig war und jemand die Bullen gerufen hat. Eure Idee fürs nächste Mal; den Täter zum nächsten Plenum einladen, falls er reden möchte. Frage meinerseits: Wie schmeißt man einen Vergewaltiger eurer Meinung nach raus, wenn nicht heftig? Alleine schon um abzuschrecken. Ich glaube übrigens, das ihr das gleiche "interne" Problem wie viele linke Läden momentan in Deutschland habt, die einfach nicht darauf vorbereitet sind, das ihnen von den Menschen denen sie helfen möchten, ihre Laberstrukturen als Schwäche und ihre Offenheit als Naivität ausgelegt wird. Das erklärt auch der Absatz über Geflüchte und deren Behandlung.

 

Dann kommt der Schwenk, warum auch immer, auf einmal zum "weißen Cis-Mann" und ab da beginnt der Forderungskatalog.

Cis-Männer sollen Gruppen bilden und Täter konfrontieren und ihnen die "Konsequenzen klarmachen" (ist das so gemeint wie ich es verstehe?) gleichzeitig sollen Patriachale Allianzen und Solidarität "gebrochen" werden. Mit anderen Worten: Die doofen Cis-Männer sollen bitteschön ohne Gegenfrage die als Täter definierten rausprügeln, von denen Steckbriefe in Berliner Läden verteilt werden und gleichzeitig bitte keine Männerfreundschaften oder gar Vertrauen in ihre "Gruppenmitglieder" schließen, wenn einer von denen unter Verdacht fällt.

 

Darf ich euch mal als jemand der im Multikulti-Viertel großgeworden und aktuell viel mit Geflüchteten zu tun hat, eine Sache sagen?

Eure ganzen Awareness-Flyer, egal ob mehrsprachig oder nicht, sind echt keine schlechte Sache. Aber für Menschen die teilweise alles verloren haben, aus autoritären Ländern kommen wo es Haftstrafen für Alkoholkonsum und die Todestrafe für Gotteslästerung gibt, aus Kriegsgebieten kommen und hier in Europa angefangen haben Alkohol zu trinken und Drogen zu nehmen, sind diese Flyer zum großen Teil ein angenehmer Witz und mehr nicht.

Ein Rauschsschmiss bedeutet dann nicht viel und mit einer Einladung "darüber zu reden" gebt ihr euch völlig der Lächerlichkeit preis.

Liest mensch den Text und die Kommentare hier (Stand 20.04., 2 Uhr) dann ergibt sich ein ambivalentes Gefühl: Seit Jahren kommt einer*m im Netz quasi kein Artikel mehr unter, der schlechter wäre als die Kommentar darunter. Im Gegenteil: Nur wer masochistische Minuten durchlebt scrollt überhaupt soweit runter, nur um immer wieder aufs Neue den Glauben an ‘Schwarmintelligenz‘ und ‘Pöbel‘ zu verlieren. Nur: Nicht hier! Ein wirrer, nervös-überzogen-aktionistischer, unrealistischer, mitunter beinahe puritanisch-inquisitorisch anmutender Text (trotz offensichtlich großem Aufwand), dem ganze 10 klare, gute, kritische, überlegte Kommentare entgegen stehen. Kann mensch sich nun freuen?

Alles was die Beitragenden genannt haben scheint als zu bestätigen:
– Wie ernst kann man eigentlich von einer ‚politischen Szene‘ (geht es eigentlich noch um Inhalt oder mehr um die Form? – allein der Begriff scheint höchst widersprüchlich und unsinnig) sprechen, wenn nicht mal ‚Acht geben‘ erwartet wird/werden kann.
– Die Kritik am ‚Szene-Slang‘ (der ja nur irrsinnige politische Konzepte widerspiegelt)
– Die Kritik daran pseudo-mäßig alle sex-/gender-/sexuality-Grenzen einreißen zu wollen, um am Ende nur doch wieder einen Anforderungskatalog an cis-Männer zu vertexten
– Fast alle Aspekte des sicher bald gehateten Kommentars „gee“, dessen Inhalte ich als (weiße cis-)Frau von zahlreichen cis-männlichen politischen Freunden kenne, die mir aber fast ausschließlich in Zweier-Gesprächen erzählt werden (oder mensch liest sie eben, aus genannten Gründen, anonym im Netz)
– Die Mahnung Maß und Verhältnismäßigkeit zu wahren, ohne selbstverständlich auch nur in geringster Form das Trauma der Betroffenen, das ich mir gar nicht ausmalen mag, zu schmälern
– Der Verweis auf die Widersprüchlichkeit mit einigen (zumindest in der Szene so verstandenen) Lehren des critical whiteness-Konzepts. Wobei die Tragweite solcher Widersprüche noch zu betonen wäre: Nichts – und das mit riesigem Abstand – wurde und wird in den letzten Jahren in der Szene so gehypet wie identity politics. (Was sich nicht wenige mir bekannte aktive Genoss*innen mit einer Biedermann-artigen Wendung nach innen übersetzten; Einer Wendung, die auf der Ebene ‘großer‘ Politik nicht nur an nichts mehr glaubt, sondern deshalb auch nichts mehr will, und in der Folge nur noch Yoga und Achtsamkeit und Mediationen und Therapien und Szene-purging predigt.) So oder so: Welche Konsequenzen wären zu ziehen, wenn sich queer und critical whiteness – die zentralen identity politics-Säulen – gegenseitig in der Praxis lähmten oder gar widersprächen? Wo lägen dann die Prioritäten?
- Und so schnell kehrt das Kopf-im-Szene-Sand-Vergraben boomeranghaft zurück: Denn auch die beigetragene Kritik daran ist wichtig und berechtigt, dass mensch Grenzen und Herkunften (zurecht!) nicht beachten will, wenn es um Zutritt zu Partys geht, dass unterschiedliche Lebensrealitäten und Prägungen auf der Welt aber dennoch nicht einfach weg-ignoriert oder weg-theoretisiert werden können.
– Der wichtigste Einwurf aber zuletzt: Okay, lasst uns auf die ewigen Partys, die halbherzig als politische Akte verbrämt werden verzichten. Es wäre zu traurig, wenn all die Repression, all die Energie, all das Leid, die in den Jahrzehnten der Kämpfe um unsere Räume zusammenkamen, nur um dort jetzt zu 85% schlicht etwas netter und etwas billiger besoffen werden zu können, und ganz rebellisch das Rauchen in allen Räumen zu erlauben. Nur fraglich ist: Was bleibt dann noch von der lieben ‚Szene‘?

So schlicht, so kurzfristig, so mosaikartig, so spontan und direkt, so düster diese kleine Kommentarschau auch sein mag: Selten scheint eine treffendere Analyse des aktuellen Zustands der sich als linksradikal verstehenden Szene in der BRD nachzulesen gewesen sein. – Sich nichts trauen; sich inquisitorisch nach innen abkehren; nichts mehr wollen als nette kleine Atmosphärchen beim 'Feiern' (was haben wir eigentlich in dieser Welt zu feiern?); harmlosen Theoriekonzepten nachjagen, wie Hunde Autoreifen nachjagen, weil hier wenigstens das Unterbewusstsein weiß, dass immerhin das den übermächtigen Repressionsorganen mal kein Dorn im Auge sein wird...

Indes: Das soll keine Grabesrede auf linksradikale Politik in der BRD sein! Es wäre der denkbar größte Fehler ‚die Szene‘ mit den Menschen und den kleinen und großen Polit-Gruppen zu verwechseln, die trotz alledem und noch immer an etwas glauben, die sich jeden Tag reinhängen, sich jeden Tag bilden, sich fit machen, hunderte Kilometer im Jahr zu Demos reisen, die kämpfen, die immer den Dialog suchen und nie die offene Diskussion scheuen; die wirklich links und wirklich radikal sind!

Nur: Keine*r davon, die*den ich kenne, braucht diese immer wieder als vermeintlich lebensnotwendig breitgetretenen und zu 80% Stressi&Co.-konstituierenden Feten; braucht Abstürze; braucht Steckbriefe; cis-Männer-Gruppen mit pädagogischem Impetus; braucht die fanatische Fixierung darauf, die kleine Szenewelt mittels 'guten' und 'bösen' Begriffen, Identitäten, Oberflächen, Klamotten, Frisuren, Styles etc. in ‚im Moment gerade nochmal okay‘ und ‚hat sich instant politisch unmöglich gemacht und muss auf den Szene-Scheiterhaufen' zu zerteilen. Wie wär's also einfach damit: Szene abreißen, wegschmeißen und vergessen – weil wenn es im Kapitalismus an einem nicht mangelt, dann sind es Oberflächen, Feten und Subkulturen – und stattdessen mal wieder versuchen ernsthaft und mit nicht zu entmutigender Entschlossenheit was zu reißen!