[B] Wichtig: Wir haben keinen Bock mehr! Offener Brief linker Veranstaltungsorte

Wir sind verschiedene Berliner linke und linksradikale Projekte, die viel Zeit und Energie dafür verwenden, Orte für Parties, Konzerte und politische Veranstaltungen verschiedener Art zu betreiben und/oder zur Verfügung zu stellen. Dies tun wir aus den verschiedensten Motiven. Meist haben diese Veranstaltungen einen politischen Zweck und sollen linke Projekte und Ideen unterstützen. Wir finden, dass nicht nur der Zweck der Veranstaltung, sondern auch die Veranstaltung selbst politisch sein sollten. Deshalb ist unser Anspruch Freiräume zu schaffen, in denen wir versuchen den bestehenden Herrschaftsverhältnissen etwas entgegenzusetzen. Das heißt für uns, dass emanzipatorische Ansprüche nicht am Eingang abgegeben werden.

 

Leider sind wir oft mit Situationen konfrontiert, in denen Menschen diese Freiräume eher als Freibrief für unsoziales und unsolidarisches Verhalten sehen. Sexistische Sprüche, Angrabschen, Mackertum, Schlägereien, zerstörerischer Umgang mit den Räumen, Homo- / Transphobie, Rassismus, Antisemitismus ... die Liste der Sachen, die der Idee eines emanzipatorischen Freiraums im Weg stehen, ließe sich leider endlos fortsetzen. Ein solches Verhalten ruiniert nicht nur die Stimmung auf den Veranstaltungen, sondern kann tatsächlich die Räume und die Sicherheit der Besucher_innen und Veranstalter_innen gefährden.


In letzter Zeit entschieden sich viele von uns, mehr oder weniger ausführliche Flyer mit Verhaltensregeln aufzuhängen oder zu verteilen. Wir finden es schade, dass die einfachsten Umgangsweisen in Form von Regeln formuliert werden müssen, weil anscheinend viele Besucher_innen von selbst nicht darauf kommen. Noch ätzender ist dabei, dass auch die Flyer nicht immer etwas bringen.


Angesichts all dieser Sachen haben viele der Menschen, die euch die Locations zur Verfügung stellen, das Gefühl nicht mehr alle Parties ermöglichen zu können, bzw. zu wollen. Ein wichtiger Grund dafür ist auch, dass wir mitunter den Eindruck haben, dass einige der veranstaltenden Gruppen diese Probleme gar nicht sehen.


Wir glauben wir sind nicht allein mit dem Wunsch nach Veranstaltungen, auf denen alle Besucher_innen auf die Grenzen anderer achten, diese respektieren und Kritik am eigenen Verhalten annehmen können. Parties, auf denen die Besucher_innen Verantwortung übernehmen und miteinander aufeinander achten und gegebenenfalls einschreiten ohne selbst in völliges Mackertum zu verfallen.


Aufeinander zu achten kann auch bedeuten, das eigene Verhalten und das der Leute, mit denen ihr unterwegs seid, zu reflektieren. Zum Beispiel finden wir es zwar wichtig, dass Menschen selbst entscheiden können, ob sie Alkohol und Drogen konsumieren, aber das sollte nicht dazu führen, dass dadurch ein Verhalten gerechtfertigt wird, das die Grenzen anderer verletzt.


Wir sehen nicht ein, dass wir unsere Räume betreiben und dann auch noch alleine dafür verantwortlich sein sollen, dass dort nicht die ganze oben genannte Kackscheiße reproduziert wird. Daher schreiben wir diesen Brief.

Wir fordern alle Gruppen und Einzelpersonen dazu auf, sich mit der Problematik von gewaltvollem und diskriminierendem Verhalten auf linken Veranstaltungen auseinander zu setzen und als Einzelne sowie gemeinsam daran zu arbeiten, dass unsere Räume ein bisschen mehr von den Utopien widerspiegeln, für die die linke Szene kämpft.



Baiz, Kultur- und Schankwirtschaft, K9 - Hausprojekt, Liebig 34, Projektraum Hermannstrasse, Meuterei, Schokoladen, Scherer 8, Subversiv, Vetomat, Villa Kuriosum, XB-Liebig, ZGK (Oktober 2014)

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Ganz großes Kino,

was kommt wieder aus Berlin: Etwas mit Partys. Finde die Ansage gut, aber vielleicht ist das Problem etwas Hausgemacht. Jahrelang war Berlin der hedonistische Himmel. Ausser Krawall und Party kam nicht mehr viel aus Berlin. Vielleicht solltet ihr Handgreiflicher werden bei Problemen in den Läden. Kann mich noch an die Zeit erinnern, bei der grenzüberschreitendes Verhalten mit Rausschmiss aus den Berliner Läden führte und dem ein oder anderen Backpfeifen endete. Heute gibts awareness gequatsche ohne spürbare Konsequenzen für diejenigen die sich auf der Party daneben benehmen, deshalb kommen auch immer mehr Spinner in die Läden. Wenn man in der Stadt ist in linke Locations gehen? Nein Danke, da gibts kaum Unterschiede mehr zu den normalen Locations. Da sind mir manchmal Türsteher die Geld bekommen lieber. Die zögern oft nicht und setzen die Leute vor die Tür, ohne Plenum zu machen.

 

Hedonistisch geht die Stadt zugrunde..

Fähigkeiten zur Selbstreflektion müssen erlernt werden & das geht u.A. auch mit nem Rausschmiss...lernen am Modell! !

Zu schade nur das genau die Leute die üblicherweise als "Macker" beschimpft werden, (weil sie sich zb. weigern in einem brüllend heißen Raum ihre Shirts anzubehalten, wenn Liza das sagt) die einzigen sind, die dazu in der Lage wären. Wenn ihr Freiräume mit 1000%igen linientreuen Genossen haben wollt, müsst ihr euch die eben erkämpfen. Nicht groß rumschwallen, machen ... oder einfach mal zur Kenntnis nehmen das das was die vielen kleinen ZK's in ihren vielen kleinen Elfeneintürmchen als vermeintlichen Szeneverhaltenskonsens annehmen, es vielleicht nicht ist.

Genau gegen solche Leute wie euch richtet sich doch der offene Brief auch.

 

Wie wollt ihr denn bitte andere Menschen für eure Ideen einer besseren Welt, in der alle gleichberechtig und frei von Angst leben können, überzeugen wenn ihr es selber nicht mal schafft gewalttätiges oder grenzüberschreitendes Verhalten euch zu reflektieren oder gar abzugewöhnen?

 

Aber klar, Leuten auf die Fresse hauen hilft bestimmt immer und in jedem Fall.

Ist ja auch nicht so als würden nicht andauernd und zuhauf Leute die sich auf Parties scheiße verhalten, aus den Räumen geworfen, oft auch ohne Gewalt anwenden zu müssen(auch wenn das nicht immer der Fall ist).

 

Ihr kleinen Macho-Nulpen wollt das ja aber anscheinend nicht verstehen, auch dass dieser Text hier zum Beispiel kein "rumheulen", "rumschwallen" oder sonst irgendwas ist, sondern eine klare Ansage das es ALLE angeht Räume so sicher wie möglich zu machen und das eigene Verhalten zu reflektieren.

Wir sind hier nicht in der Schule in der ihr alles erklärt bekommt und do-it-yourself ist nicht nur so'n cooler Spruch.

 

Und zu deiner dümmlichen Aussage mit dem T-Shirt: Solange weibliche Menschen nicht auch ihre T-Shirts ausziehen können OHNE von irgendeinem Arsch dann als Sexobjekt gesehen zu werden, solange kannst du aus Solidarität mit deinen weiblichen Genossinnen einfach mal dein Kack T-Shirt anbehalten, so wie ich und viele andere männliche Menschen das auch hinbekommen oder ist das echt so verdammt schwer mal auf ein paar Privilegien zu verzichten?

Habe mir den Text zwei mal durchgelesen und habe das Gefühl das eigentliche Problem eher das ist das die traurige Wirklichkeit Einzug in das eigene subkulturelle Wohlfühlghetto erhält, in der man sich so schon eingenistet hat, soll heißen, die zunehmende Entpolitisierung ist das eigentliche Problem und da hilft es auch nicht sich einzureden das alles im Hause doch so hochpolitisch sei (vom geschlossenen Plenum, den Partys, über die Vokü bis zu den wenigen tatsächlich politischen Veranstaltungen die man dann grad in den wenig einladend aussehenden Räumen abhalten muss, so das eh nur ein bestimmter Personenkreis erscheint. Die tollen Freiräume können noch so sehr die tollen "Utopien widerspiegeln, für die die linke Szene kämpft", nur so lange sie alles tut um auch ja nur eine Szene zu bleiben, ändert sich in 1000 Jahren nichts und die Utopien verstauben in den Freiräumen.

Sicher gibt es unangemessenes Verhallten in Linken räumen und Leute die sich danebenbenehmen und beim draufansprechen nicht zurückrudern und sich entschuldigen gehören wie ein  anderer schon schreib konsequent rausgeschmissen. Ein rumnörgeln auf linksunten das sich manche Leute Scheiße Verhalten ändert nichts. Fragt euch lieber mal, warum ihr solche Leute anzieht.

Zum Beispiel finden wir es zwar wichtig, dass Menschen selbst entscheiden können, ob sie Alkohol und Drogen konsumieren, aber das sollte nicht dazu führen, dass dadurch ein Verhalten gerechtfertigt wird, das die Grenzen anderer verletzt.

 

Wenn Ihr das konsequent umsetzen wollt, dann macht Eure Räume bitte endlich rauchfrei. Für viele Nichtraucher_innen ist es nämlich grenzüberschreitend, Rauch einatmen zu müssen. Das führt dann oft dazu, dass verrauchte Räume dauerhaft gemieden werden. Einen guten Text um Thema Rauchen in linken Räumen gibt es auf rauchsport.blogsport.de

Grundsätzlich stimme ich Dir hier zwar zu, aber die Praxis lässt sich oft nicht mit dem theoretischen Anspruch koppeln. Viele Locations können schon auf Grund der Größe keinen separaten Raucher*innenraum einrichten, bzw. wäre ein Umbau zu teuer. Die Folge ohne einen solchen Raum wäre aber, dass die Raucher*innen vor die Tür gehen, was zu verstärktem Lärm führen würde. Bereits ohne diese zusätzlichen Personen ist es für viele Locations schon schwer, dieses Problem bei Partys o.ä. in den Griff zu bekommen.

Ich finde den Aufruf gut. Das Problem ist allerdings kein neues sondern taucht immer wieder mal auf.

Insbesondere wenn es darum geht, auch noch nicht so politisierte Leute an zu sprechen, kommt mit diesen natürlich auch ein größerer Teil der Scheiße mit in unsere Räume. Das ist ein Spannungfeld mit dem man umgehen muß aber das sich nie ganz umgehen lässt.

Daran zu erinnern ist wichtig, da sonst viele darüer hinweg sehen, um sich nicht auch noch in ihren Rückzugsorten mit dem Mist auseinander setzen zu müßen... Menschen brauchen auch Pausen vom Kämpfen.

Das hier in den Kommentaren wieder ein "Berliner-Szene-Bashing" kommt war zu erwarten (als ob es in Berlin oder sonst wo eine einheitliche Szene gäbe... so ein quatsch), dass dies mit dem Aufruf zu Gewalt verbunden wird ist jedoch mal etwas Besonderes und auch besonders scheiße. Ich habe schon öfter gesehen, wie auf übergriffiges Verhalten sehr sachlich und besonnen reagiert wurde und war davon immer wieder beeindruckt. Da nun wieder einen Schritt zurück zu machen und eine pöbelnde, schlagende Szene-Polizei zu verlagen ist einfach lächerlich. Das würde das Klima in den linken Räumen bestimmt nicht verbessern. (Das manchmal Gewalt nötig ist sei dabei nicht bestritten, aber eben bestimmt nicht zum Zweck der Strafe oder ähnlichem)

Traurig, die autonomen Zentren scheinen zu degenerieren...

 

Die Erfahrung lehrt, dass nur sehr wenige Menschen überhaupt die Fähigkeiten haben ohne Hierarchien zu leben.

Meistens werden soziale Zentren lediglich als "gemütlicher" Ort gesehen in denen illegale Drogen ohne Probleme konsumiert werden können, daraus resultiert auch Gewalt, Mobbing usw.

 

Ich finde der beste Weg diese Probleme in den Griff zu bekommen ist konsequenter Hausverbot wenn es nach dem dritten Mal immer noch Stress gibt.

Talibaneske Regelungen, wie sie heute recht häufig zu finden sind, hat es zu den Gründungszeiten der meisten Projekte gar nicht gegeben. Es ist eher so, dass es vielerorts wieder so ist, dass defacto Zwangsräume wieder zu echten Freiräumen werden. Das passt ein paar etablierten Szeneklüngeln mit gepachtetem Recht auf die reine Lehre natürlich nicht, aber wie schon viele lernen mussten ... that's life

Also erstmal, auch an dich:

Solange weibliche Menschen nicht auch ihre T-Shirts ausziehen können OHNE von irgendeinem Arsch dann als Sexobjekt gesehen zu werden, solange kannst du aus Solidarität mit deinen weiblichen Genossinnen einfach mal dein Kack T-Shirt anbehalten, so wie ich und viele andere männliche Menschen das auch hinbekommen oder ist das echt so verdammt schwer mal auf ein paar Privilegien zu verzichten?

 

Wenn für dich allerdings die Grenzen anderer Menschen zu überschreiten zu deinen zu erkämpfenden "Freiheiten" gehört, dann bist du in alternativen Räumen eh falsch.

Das zeigt auch deine idiotische Wortkonstruktion von wegen "Talibanesk".

Meinst du vielleicht "konservativ" oder wolltest du nur mal ein bisschen mit rassistischen Klischees arbeiten, um zu zeigen wie "böse" Feminismus ist?

Aber klar, ist ja auch total einleuchtend der Vergleich von einer radikal, fundamentalistischen und total patriacharlen Ordnung(Taliban *hint hint*) und einer emanzipatorischen Bewegung die sich für Gleichberechtigung von unterdrückten/nicht-priviligierten Menschen einsetzt(Feminismus *hint hint*).

 

Aber an deiner Argumentation ist ja eh schon zu merken dass du der Meinung anhängst "früher war alles besser"....ich frag mich gerade nur wie weit "früher" du dann meinst.

 

Und zum Thema etablierten Szeneklüngel: Lass mich raten, du bist männlich und heterosexuell oder warum reagierst du so aggressiv darauf das genau die Privilegien von männlichen und heterosexuellen Personen kritisiert werden und in alternativen Räumen keinen Platz finden sollen?

Aber hey, vielleicht lernst du das ja auch noch, manche Menschen entwickeln sich ja in ihrem gesamten Leben weiter, nicht nur in der "Jugend".

Dann kapierst du vielleicht auch was gemeint ist mit Freedom, Anarchy, Equality.

Auf diesen offenen Brief möchte ich nun mal Kritik in Bezug auf meine Erfahrungen mit den Freiräumen in der linken Szene in Berlin äußern. Seit über 10 Jahren gehe ich in den Berliner Squats und linken Hausprojekten ein und aus, und fand diese Szene immer toll - bis ich angefangen habe seit einigen Jahren selbst vermehrt Veranstaltungen zu organisieren. Dabei hatte ich einfach immer wieder äußerst negative Erlebnisse, die logischerweise meine frühere Begeisterung sehr getrübt haben.

Erstmal zu den Flyern mit Verhaltensregeln: Eigentlich ist es sowieso absurd, dass in einer anti-autoritären Szene versucht wird, mit Regeln unerwünschtes Verhalten zu unterbinden, anstatt auf gesunden Menschenverstand zu setzen, dass sich die Besucher_innen von sich aus respektvoll verhalten. (Viele Menschen aus der alternativen Szene, identifizieren sich ja gerade deshalb mit dieser, da sie auf autoritäre Vorschriften der Mehrgeheitsgesellschaft (Schule, Job, Ordnungsamt etc.) allergisch reagieren. Unreife oder jüngere Menschen in unserer Szene fühlen sich dann vielleicht geradezu ermutigt, sich über Regeln hinweg zu setzen, wenn ihnen welche in Form von Flyern oder Aushängen vorgesetzt werden.)
Zu den Flyern an sich - wenn diese in schlecht beleuchteten Räumen in Schriftgröße 9 in der Ecke hängen, muss man sich nicht wundern, dass sie nicht wahrgenommen werden. Desweiteren sind solche Aushänge oft recht vage formuliert - was als grenzüberschreitendes Verhalten angesehen wird, variiert oft von Laden zu Laden.
Und gewisse der in manchen Läden unerwünschten Verhaltensweisen (z.B. oberkörperfrei bei Männern* oder "Darf man Pogo tanzen?") werden ja szene-intern kontrovers diskutiert, d.h was in Laden A als sexistisches Mackertum betrachtet wird, kann in Laden B als respektvolle Party durchgehen.

Über die Do's und Dont's lässt sich also streiten - aber wie auch immer: Jedes Freiraum-Kollektiv kann natürlich selbst entscheiden, wie man es bei sich handhabt, und welches Verhalten als grenzüberschreitend ansehen wird. Dann wäre es aber schön, wenn öffentlich und für jede_n verständlich und sichtbar gemacht wird, was genau in diesem Freiraum als nicht toleriertes Verhalten (Männer* oben ohne, Pogo, Fotos machen) betrachtet wird.
Dies kann übrigens auch sachlich und höflich geschehen, indem man externe Veranstalter_innen oder Bands ruhig darauf anspricht, oder in den Aushängen das Wort 'bitte' benutzt und erklärt, warum etwas unerwünscht ist - einen autoritären Tonfall kann man sich dabei sparen bzw. als letztes Mittel aufheben, für den Fall dass sachlich-freundliche aber deutliche Hinweise partout ignoriert werden.

Ein gewisser Anteil an Grenzüberschreitungen passiert nämlich nicht aus böser Absicht, sondern lediglich aus Unwissenheit. Besonders Leute, die nicht aus der linken Szene kommen, wissen oft nicht über szenetypische Verhaltensregeln Bescheid. Szene-fremde Freund_innen von mir fallen schon mal aus allen Wolken, wenn sie hören, was mancherorts als NoGo gilt. Wie dann aber oft mit mehr oder weniger kleinen und unbeabsichtigten Grenzüberschreitungen umgegangen wird, finde ich hochproblematisch!

Als Freiraum darf man doch nicht elitär und autoritär über seine Räumlichkeiten verfügen, sondern sollte diese solidarisch und offen für verschiedenste Menschen und Anliegen bereitstellen, auch für welche, die nicht zu 100% der linksemanzipatorischen Szene angehören. Denn gerade eine Szene, die berechtigterweise Herrschaft, Besitz, Gewalt und Machtverhältnisse anklagt, sollte aufpassen, dass man sich nicht selbst plötzlich aufspielt wie ein Feudalherr mit seinem Grundbesitz und externe Veranstalter_innen oder Besucher_innen wie Bittsteller behandelt, die beim kleinsten Verstoß rausgeschmissen werden.

Ich hab leider schon diverse Male mitbekommen, wie Leute, die fotografiert haben, aufs Heftigste angekackt wurden, Bands ihre Konzerte unterbrechen mussten (bzw. ihnen einfach der Strom abgedreht wurde), oder bei Ausstellungen Werke der Künstler_innen ohne Rücksprache und die Möglichkeit eventuelle Vorwürfe zu entkräften entfernt wurden.
Derartige Handhabung, die ja zumeist betrieben wird um angeblich respektloses Verhalten (oder Songtexte und Bilder) zu unterbinden, sind in der Regel selbst sowas von autoritär und respektlos gegenüber den Musiker_innen und Künstler_innen. Diese treten ja auch so gut wie immer unkommerziell auf oder stellen sich für Soli-Anlässe zur Verfügung - dieses Engagement wird dann mit den Füßen getreten ...
Wer - wie ihr - Respekt verlangt, muss selbst auch respektables Verhalten praktizieren. Mir fällt gerade Pierre Brice ein, als er Bully Herbig wegen 'Schuh des Manitou' kritisiert hat (das ist jetzt lustig, ich meine es aber auch Ernst!): "Ich vermisse Respekt! Respekt! Respekt!".

Zuweilen ereignen sich solche "Eklats" einfach nur aufgrund schlechter Kommunikation seitens des Ladenkollektivs, oder weil man sich nicht im Vorfeld mal über die Band und deren Songtexte informiert hat, die im Laden spielt. Dabei kann man Vieles vermeiden, wenn man einfach im Vorfeld eine Band bittet, zu einem als problematisch empundenen Text Stellung zu beziehen oder sie notfalls halt bittet, diesen nicht zu spielen. Sich aber vorher keinen Kopf zu machen, und dann plötzlich zu reagieren indem man die Anlage abstellt, ist ein Armutszeugnis.
So ein Verhalten Musiker_innen und Künstler_innen gegenüber spricht sich ja auch rum. So hatte ich zum Beispiel schon große Probleme Bands für eine Soliparty in einem der Läden eures offenen Briefes zu finden, da mehrere angefragte Bands "Keinen Bock" auf diesen Laden hatten.

Wie in anderen Kommentaren hier angemerkt scheint man sich übrigens kaum irgendwo Gedanken um Nicht-Raucher_innen oder auch Menschen mit Behinderung zu machen. Klar lässt sich nicht in alle Läden einen seperaten Raucherraum oder komplette Barrierefreiheit einrichten, aber an vielen Orten kann man sicher einiges verbesserern: wo es keinen Stress mit Nachbarn gibt, einfach nur draußen rauchen und z.B. Angebote an Rollifahrer_innen mit Hilfe von mobilen Rampen (wie bei BVG-Bussen) Treppen überwinden zu können.
Es ist ja schön dass Freiräume als Schutzraum für gewisse Opfergruppen deklariert werden, aber sich dann nicht um Gesundheitsfragen wie Rauchen oder durch Behinderung benachteiligte zu kümmern, ist ebenfalls keine emanzipatorische Glanzleistung.

Fazit: Ich habe auch keinen Bock mehr!

Mir ist aufgrund meinen schlechten Erfahrungen die Lust vergangen in den meisten Freiräumen Veranstaltungen zu machen, sondern ich mache die jetzt einfach in Zukunft in wenigen ausgewählten Läden - wo die Leute fit sind und ein respektvoller Ablauf klappt - oder  in kommerziellen Veranstaltungsorten. Dann wird's halt teurer für die Besucher_innen, aber wenn in einem gastro-kommerziellen Erlebnisbereich für alle Beteiligten coole Veranstaltungen besser durchführbar sind, als in einem Freiraum, wo das Kollektiv willkürlich und autoritär agiert, dann entscheide ich mich lieber für den kommerziellen Ort. Und ich glaube ich bin nicht die_der Einzige, der_dem es so geht... Denkt mal drüber nach!

Du schreibst:

 

... aber wenn in einem gastro-kommerziellen Erlebnisbereich für alle Beteiligten coole Veranstaltungen besser durchführbar sind, als in einem Freiraum, wo das Kollektiv willkürlich und autoritär agiert, dann entscheide ich mich lieber für den kommerziellen Ort. Und ich glaube ich bin nicht die_der Einzige, der_dem es so geht... Denkt mal drüber nach!

 

Nein ! Für viele Menschen sind eben in einem "gastro-kommerziellen Erlebnisbereich" "coole Veranstaltungen" eben nicht möglich. Und warum wohl nicht ? Was mag wohl der Gedanke sein, der linke Freiräume überhaupt ermöglicht hat ?

Da gibt es vielleicht auch Menschen, die für Deine "gastro-kommerziellen Erlebnisbereiche" schlicht nicht die Kohle haben ?

Mal abgesehen davon, daß Du in Deinen ach so tollen "gastro-kommerziellen Erlebnisbereichen" wohl kaum antikapitalistisch aktiv sein kannst. Ach "Antikapitalismus" interessiert Dich gar nicht ?

Ist ja sehr schön für Dich, wenn Du Dich schön kapitalistisch an "kommerziellen Orten" orientierst. Aber dann verschone uns doch bitte hier auf linksunten mit Deinen Erfahrungsberichten diesbezüglich.

Natürlich interessiert mich Antikapitalismus, sonst hätte ich nicht seit Jahren unkommerzielle Veranstaltungen unterstützt und organisiert (und nie daran auch nur einen Cent verdient sondern oft noch draufbezahlt)! Aber wenn linke Freiräume mich immer wieder frustrieren, da sie oft unorganisiert sind, Absprachen nicht funktionieren ("Wir sind erst beim Plenum nächste Woche wieder beschlussfähig, für dieses Wochenende können wir nicht nochmal reden..."), die Bühnentechnik selbst sehr bescheidene Ansprüche untertrifft und ich mit der Sorge Leben muss, dass ich bzw. die Künstler_innen von Kollektivmitgliedern möglicherweise autoritär und willkürlich gemaßregelt werde - dann treffe ich halt eine Entscheidung und weiche aus in andere Lokalitäten, die sich nicht als Freiraum definieren.

Wenn mir diese semi- oder voll kommerziellen Orte einen problemlosen Veranstaltungsablauf bieten können, ist mir das dann lieber - traurig aber wahr!

 

Das heißt ja nicht, dass es plötzlich ums Geldscheffeln geht, sondern die Konzerte können ebenfalls Non-Profit sein - bezahlt werden eben nur Techniker_innen und Tresenpersonal. Und wenn die ihren Job gut machen - bezahle ich sie gerne!

Sooo viel teurer wird der Eintritt dort dann auch nicht (evtl. 8 Euro, im Freiraum wärens vielleicht 4-5 Euro). Ich bin auch hin & wieder knapp bei Kasse, wenn ich mir kommerzielle Thekenpreise nicht leisten kann, organisier ich mir halt mein Bier beim Späti nebenan - dann wird's auch kein teurer Abend.

willst oder kannst du es nicht verstehen und willst anscheinend auch garnix wirklich ändern. also was machst du dann überhaupt noch in "der szene"? vielleicht ist es ja an der zeit da für dich selber mal die konsequenzen zu ziehen und dein eigenes handeln zu überdenken? ok, das hast du ja schon zum teil, denn du machst deine dinger nun in anderen locations, wo es deiner meinung nach angeblich besser, einfacher, blablabla, nun schon irgendwie laufen würde... aber, wenn du echt was verbessern wolltest würdest du mitmachen und es besser machen anstatt hier rumzunölen und dafür so ellenlange bleiwüsten zu verwursten...!

 

DIY or die