Demonstration gegen Gentrifizierung, Kapitalismus und Nazis in Freiburg
Am Abend des 20. März fand in Freiburg eine spontane Demo der Autonomen Szene statt. Etwa 100 Linke gingen in einer gut zweistündigen Aktion mit Soundsystem, Getränken und Transparenten auf die Straße und forderten in Redebeiträgen mehr billige Wohnungen und selbstbestimmte Freiräume. Unter anderem wurden auf der improvisierten Route durch die Innenstadt das Rathaus, die Deutschen Bank und ein lokaler Faschist besucht.
Anlässlich des steigenden Bedarfs selbstverwalteter Räume und der miserablen kommunalen Wohnraumpolitik in Freiburg gründete sich Anfang 2010 die Freiraumkampagne „Häuser. Plätze. Alles. - Besetzen. Kollektivieren. Selbst verwalten.“ Das Ziel der Kampagne ist es, die Debatte um Gentrifizierungsprozesse zu stärken, politische Lösungen bezüglich bestehender und aus unserer Sicht notwendiger Freiräume einzufordern und diese auch umzusetzen. Nach einer Partybesetzung in der vor dem Abriss stehenden Günterstalstraße 30 am 6. März, wurde am 12. März ein demnächst voll saniertes, leer stehendes Haus in der Günterstalstraße 9 symbolisch besetzt.
In der Nacht auf den 21. März versammelten sich in Haslach AktivistInnen der Kampagne für eine „Reclaim the streets“ durch die Freiburger Innenstadt und den Stühlinger. Bei elektronischer Musik wurde eine Art Nacht-Tanz-Versammlung gefeiert. Die Bullen hielten sich vorerst zurück, bis sie nach Farbeiern gegen die Deutsche Bank und einigen Pyros immer panischer wurden und von den Seitenstaßen her filmten.
Nachdem der Demozug über die Rathausgasse, die Eisenbahnstraße und am Hauptbahnhof vorbei gezogen war, ging es über die blaue Brücke in den Stühlinger. Dort wurde dem Neonazi Jonathan Stumpf in der Wentzingerstraße 82 ein Besuch abgestattet. In einem Redebeitrag wurden AnwohnerInnen über die Aktivitäten des in Freiburg wohnenden Nazi-Skinheads vom „Heidnischen Sturm Pforzheim“ informiert. Die Demo löste sich in der Haslacherstraße auf, wo noch eine Überwachungskamera zu Bruch ging. Mehrere Personen wurden von den mittlerweile massiv auf den Plan gerufenen Bullen kontrolliert. Ansonsten gab es keine direkte Repression.
Solidarität mit den Freiraumkämpfen in Grenoble, Berlin, Zürich und überall!
Häuser. Plätze. Alles.
Case. Spazi. Tutto.
Houses. Spaces. Everything.
Radikal, autonom?
Wie radikal ist das denn: "und forderten in Redebeiträgen mehr billige Wohnungen und selbstbestimmte Freiräume"?
Jede Forderung, die wir stellen, bestätigt das System. Das wir doch gar nicht wollen.
Quatschkopf
Die Radikalität besteht doch gerade darin, sich seine Lebensinteressen nicht von den Systemzwängen absprechen zu lassen. Ergo sind gerade solche Forderungen, die den Verwertungsinteressen zuwiderlaufen und einer sinnlichen Vernunft und dem Willen nach einem annehmbaren Leben entsprechen, besonders radikal, weil sie der kapitalistischen Sachzwanglogik unsere Solidarität und Menschenfreundlichkeit entgegenstellen. Konkrete Forderungen als nicht-radikal zu bezeichnen ist strukturell antideutsch und ziemlich dumm.
alles klar
an sich find ich das auch ne gute aktion, macht weiter. auch danke an die nette nachbar_in, gell. Aber "struckturell antideutsch" ist echt das dümmste was ich in letzter zeit in ner indykommentarspallte gelesen hab. gegen deutschland- für mehr freie menschen und gute wohnungen
oh jeee
Bei dem Fronttransparent(You call it Krawall...) ist ja nur noch Fremdschämen angesegt....Hoffentlich haben euch nicht so viele Passanten gesehen.
*ist ja nur noch Fremdschämen
*ist ja nur noch Fremdschämen angesegt*
so und während diese menschen abends durch die stadt liefen, lagst du wahrscheinlich faul und träge auf deiner couch vor der röhre!auch nich besser als ein plakat, dass halt weniger gut aber nicht total falsch ist!so haste kein grund zum motzen und vorallem nich zum fremdschämen.
Nazistumpf
Hi!
Ich muss leider mit Stumpf zusammen in einem Haus leben und habe mich zuerst einmal über die Antifa-Aktionen gefreut. Ohne hier die neugierige Nachbarin machen zu wollen: Anbei einige Infos, die den Verfasser_innen des Artikels vielleicht helfen können, falls sie noch nicht anders an der richtigen Adresse angekommen sind.
- Innerhalb des Hauses war vielen die Situation schon vorher klar. Einer meiner Nachbarn hat wohl auch unsere Vermieterin informiert, die ebenfalls geschockt reagierte. Sie ist eine wirrklich nette und korrekte ältere Dame, die Stumpf zuerst einfach nicht als Nazi erkannt hat und ihn zwar wohl auch gerne rausschmeißen würde, aber einen auf ein Jahr einseitig unkündbaren Mietvertrag mit ihm abgeschlossen hat. (Deswegen - ohne Unterstellungen an irgendwen - die Bitte, direkte Aktionen gegen das Haus sein zu lassen - das würde definitiv die Falsche treffen.)
- Stumpf parkt seinen Golf nie vor dem Haus (ganz blöd ist er nicht). Ich und einige andere haben ihn allerdings schon öfters in der benachbarten Clarastraße stehen sehen...
- Seine Wohnung befindet sich im dritten Stock, Zimmer 44, rechts neben der Stockwerkstür mit Fenster zum Innenhof.
- In Stumpfs Wohnung/Zimmer herrscht phasenweise reges Kommen und Gehen. Des Öfteren trifft man auf eine sehr junge, braunhaarige Frau mit Renee-Haarschnitt oder man hört mehrere Männerstimmen bis tief in die Nacht beim gemeinschaftlichen Grölen hinter Stumpfs Tür. Auch ein Paar zwischen vierzig und fünfzig wurde schon mit ihm im Haus gesehen.
- Stumpf verhält sich im Haus sehr unauffällig, er hat keine Kontakte zu seinen Nachbar_innen. Klare Unerwünschtheitssignale ignoriert er. (Es hat wohl Gründe, dass er sein Zimmer eher selten verlässt und seit kurzem seine Blood&Honour-Shirts nicht mehr in der gemeinschaftlichen Waschküche aufhängt...)
- Vormittags ist Stumpf nicht da. Meistens muss man ihn erst am Abend wieder antreffen.
Viel Erfolg und solidarische Grüße!
Merci
Vielen Dank für die Informationen!
Ergänzung
Naja, die Signale kann er glaube ich auf Dauer nicht ohne weiteres ignorieren, da soweit ich es in Erfahrung bringen konnte bereits sporadische Straftaten gegen seine Person im Haus vorfallen. Egal ist es uns also offensichtlich nicht, scheinbar besteht deutliches Interesse an seiner Entfernung., oder zumindest daran ihm das Leben unangenehm zu machen.
Z.B. die Blood and Honor shirts hängt er vermutlich nicht mehr auf weil sie regelmäßig entwendet oder zerstört werden.
Ebenso hat er z.T Probleme mit Paketzustellung wenn er nicht anwesend ist, da seine Zustellzettel schlicht abgehängt werden und die Boten somit keine Erlaubnis haben die Pakete wie von ihm vereinbart vor die Tür abzustellen. Also immer mal wieder 2x Versandkosten zahlen.
Also so wie es scheint wird hier bereits einiges getan um ihm das Leben in diesem Gebäude ungenießbar zu machen. Man könnte natürlich die Sache noch viel weiter tragen, aber nicht jeder ist bereit sich deshalb strafbar zu machen... Einer unserer etwas durchgeknallteren Mitbewohner hat auch schon angedeutet daß man ihm auch den Zimmereingang z.B. mit Bauschaum zuballern könnte für 5€ während er sich darin befindet. Aber selbst er sieht ein daß das zwar sicher wirkungsvoll und lustig wäre, aber üble Folgen haben könnte. Erfüllte Straftaten einer solchen Aktion wären unter anderem vorsätzliche Nötigung /Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung in Höhe von mehren Hundert Euro. Mit der Sachbeschäding käme man evtl noch als Ordnungswidrigkeit durch, aber Freiheitsberaubung und Nötigung sind beides klare Straftaten die i.d.R. nicht mit einer Geldbuße geahndet werden. Muss aber sagen irgendwie cool finde ich die Idee von dem Freak schon, am besten noch die Sicherungen raushauen während der Nazi-Müll da drin gammelt, muahahaha.
Widerrum muss man aber auch bedenken daß solange er in der W82/44 wohnt wir deutlich im Vorteil sind, denn die halbe Schlacht ist schon gewonnen wenn man weiß wo der Feind ist. Sollte er ausziehen, wäre dies unter Umständen nicht der Fall.... Es muss also überlegt werden wass sinnvoller ist, den taktischen Vorteil zu wahren oder sich dem Abschaum möglichst schnell zu entledigen... Ideal wäre natürlich wenn eines seiner Verfahren endlich mal zu einer Gefängnisstrafe führen würde, damit wären beide Umstände gegeben...
Aber der Bitte Aktionen gegen das Haus sein zu lassen kann ich nur zustimmen, einige sind z.B. von der Demo am WE mehr genervt gewesen als alles andere, was unserer gemeinsamen Sache nicht wirklich dienlich ist....
MFG