Von der Turmstrasse bis zum Moritzplatz – Gescheiterter Aktionstag gegen Repression in Berlin

Viele nicht-menschliche Tiere

Es gibt nur eine nützliche Tat: Die den Menschen und die Welt verbessert. Ich werde nie die Menschen verbessern. Aber man muss so tun, als ob… Deshalb habe ich diese absurde und aussichtslose Anstrengung gewählt. Eben deshalb stehe ich auf der Seite des Kampfes. Die Zeit eignet sich dazu, ich sagte es schon. (Albert Camus) 

 

17:00 Uhr Demo in Moabit

 

Zum angekündigten Start der Kundgebung um 16:00 Uhr war der Lautsprecherwagen nicht in Sicht, an der Thusnelda-Allee, dem angekündigten Kundgebungsplatz, niemand zu sehen. Vereinzelte Kleingruppen im Umfeld, beäugt von uniformierten Bullen und den PMS Aufklärern. Erst mit über einer halben h Verspätung kommt der Lauti, einige hundert Menschen sammeln sich. Die üblichen Redebeiträge, die Stimmung ist wie das Wetter: Grau in Grau. Die Bullen umkreisen das Terrain, filmen fleissig ab. Als eine grössere Gruppe das Demokonzept erst nimmt (wir nehmen keine Vorkontrollen hin) und mit eiligen Schritt durch den Park zur Kundgebung stösst, schafft es zwar ein Grossteil an den eingeschläferten Bullen vorbei, einige werden jedoch dann doch noch gestoppt. Hier die ersten Festnahmen, praktisch kein Widerstand, obwohl dies direkt neben der Kundgebung stattfindet, die Weichen für den Tag sind gestellt. Die Demo startet auch nicht wie angekündigt pünktlich, sondern es folgt ein Redebeitrag auf den nächsten, die aufgrund der Lage des Platzes außer uns niemand sonst überhaupt mit bekommt. Mensch erzählt sich selber das immer gleiche, nach der Sinnhaftigkeit wird einscheinend garnicht mehr gefragt.

 

Als es dann mit einer halben Stunde Verspätung losgeht, gibt es vorne sehr kleine Blöcke der Antifa und von Ums Ganze, auch Ketten und vereinzelte Vermummung, aber alles überschaubar und es ist eher ein Nachmittagsspaziergang. Die Bullen spulen ihr Programm ab: Jede Querstrasse mit Gittern oder quergestellten Wannen blockiert, die herbeigekarrten Wawes dürfen begutachtet werden. Gnädigerweise darf die Demo doch Alt Moabit runterziehen, allerdings nicht durch die Kirchstrasse, der Neubau des Amtsgericht hat eine mehrere hundert Meter lange Glasfront, die Bullen gehen wie immer auf Nummer sicher. An jeder Ecke Bulleneinheiten, nach und nach zieht ein Spalier auf, bis auf die üblichen Parolen ohne Gegenwehr. Die Bullen warten, bis die Demo eine für sie günstige Stelle erreicht hat und greifen dann an. Vor dem Gericht in der Turmstrasse ist eine Seite mit Gittern abgesperrt, die Demospitze wird gestoppt, es gibt kein Wegkommen, um die 1200 Leute sind eingekesselt. Gemächlich gehen die Bullen immer wieder in die Demo, ziehen etliche Leute wegen Vermummung raus und gleich weitere wegen Widerstand und versuchter Gefangenenbefreiung dazu. Jede einzelne Festnahme  wird sofort mit den Vorwürfen protokolliert, es ist, als ob mensch einer perfekten Übungseinheit in der Bullenkaserne zusieht. Der PMS Bullentrupp steht daneben, ist aufgeräumt und hat sichtlich Spass.

 

Die Demo wird vom Lautsprecherwagen für beendet erklärt, alle dürfen dann in Kleingruppen aus dem Kessel, die Bullen sehen es locker, dass sich auf der Strasse dann nochmal einige hundert Menschen finden, die gemeinsam in Richtung U Bahnhof ziehen, an der Stromstrasse stossen sie dann rein, eine grössere Gruppe wird dann durch den Kiez in Richtung Birkenstrasse gehetzt.

Die Aussenwirkung der Demo geht gegen Null. Rund um Knast und Gericht gibt es nicht allzuviele Wohnhäuser, die Strassen von Demo und Bullen abgesehen menschenleer. Flugblätter werden nicht verteilt, mensch unterhält sich selber mit den üblichen Parolen. Es werden Karten von Kreuzberg verteilt, auf dem u.a. der Springer Verlag, der Mariannenplatz und der Moritzplatz markiert sind, es unterbleiben aber Durchsagen zum Ort der 22:00 Uhr Demo, dafür wird der Moritzplatz aber zeitgleich als Ort über twitter verbreitet. Was das soll, wenn vor der Demo nochmals darauf hingewiesen wurde, die Handys zuhause zu lassen, mag verstehen, wer will..

 

22:00 Moritzplatz

 

Nun also doch wieder 36, auch wenn der Moritzplatz postalisch in 61 liegt. Seit ewigen Zeiten Diskussionen, mal woanders was zu starten, wo es lohnende Ziele gibt, die Bullen nicht ihr Raumstellungskonzept perfektioniert haben.  Scheiss drauf. Und wenn schon Scheisse – dann richtig. Der Moritzplatz – ein Platz im Nirgendwo- einige Gewerbegebäude, einige Neubauen. Keine Kneipen – keine Passanten – während einige hundert Meter weiter der Samstagabend – Bär steppt, die Strassen voll mit Touris und Ausgehvolk ist. Die Bullen nehmen die taktische Einladung dankend an. Halten ihre Einheiten verdeckt, lassen es sich sammeln. Stossen dann pünklich um 22:00 Uhr von allen Seiten mit massiven Kräften vor. Mehrere hundert Leute sehen die Bullen aufmarschieren und warten. Und warten. Warten auf das im Aufruf angekündigte Zeichen. Erwarten insgeheim wohl, das wie bei der Bullenkongress Demo 2013 oder bei der Carlo Demo gleich ein grösser Block mit Pyros, Seilen oder was auch immer auftaucht. Es taucht niemand auf. Es gibt kein Zeichen. Es gibt nur die Bullen, die dastehen und glotzen. Und die Zeit, die verrinnt.  Die ersten Bezugsgruppen setzen sich ab, wer sich in den dunklen Ecken schon vermummt hat, zieht die Hassi wieder runter. Nach fast 20 Minuten geht das nicht weiter so, die glotzenden Bullen, das Warten. Einige gehen auf die Strasse, die Bullen setzen sich sofort in Bewegung. Ein grösserer Mob flüchtet in Richtung Bundesdruckerei, wo ihn mehrere Sperren der Bullen erwartet, ein anderer wird direkt am Platz gekesselt. Die Bullen kosten ihre Allmacht aus, Leute werden geschubst und geschlagen, in Windeseile Fluchtlichtmasten angefahren, die die dunklen Ecken ausleuchten. Nach der Machtdemonstration gibt sich die  Staatsgewalt scheinbar gnädig. Die gedemütigten Reste von uns dürfen in Richtung Oranienstrasse abziehen, wo sie dann nochmal den ganzen aufgefahrenden Apparat bewundern dürfen. An jeder Ecke stehen Berliner Bullen, auswärtige Bulleneinheiten fahren in grossen Konvois mit Blaulicht durch die Strassen. Es ist eine einzige Machtdemonstration. Schaut her, es geht garnichts, wir kontrollieren alles.

 

Tausend Tränen Tief

 

Der 22.03. ist komplett gescheitert. Alle Versuche, dies zu relativieren, Dinge und Zustände schön zu reden, werden diesen unerträglichen Zustand, in dem wir uns befinden, nur noch weiter ins Unendliche am Leben erhalten. Trotz einer Unzahl an Aufrufen aus dem Spektrum der radikalen Restlinken, einer militanten Kleingruppenpraxis, die in den letzten Wochen fast jede Nacht Symbole der Repression mit Steinen, Hämmern, Farbe und Feuer markiert und angegriffen hat, ist die Teilnahme an den Massenaktionen überwältigend gering gewesen. 1200 Leute auf einer als bundesweit beworbenen Demo sind in einer Stadt wie Berlin einfach nur ein schlechter Witz. Die Bullen haben uns absolut im Griff gehabt. Die angekündigten Momente von Offensive haben komplett nicht stattgefunden, gegen repressive Maßnahmen der Staatsmacht gab es keinerlei Mittel. Und dies ist nicht der Anzahl der Bullen (knapp 2000) geschuldet. Erstens war dies zu erwarten gewesen und zweitens hätten sie diesen Tag mit auch nicht mal der Hälfte der Kräfte genauso gut in den Griff bekommen.

 

Bei der Demo in Moabit wurden wesentliche Momente des veröffentlichten Konzepts nicht umgesetzt, bzw. waren überhaupt nicht umsetzbar. Die 22:00 Uhr Geschichte war komplett in den Sand gesetzt. Die Wahl des Treffpunkt ist absolut nicht akzeptabel. Und es kann sich auch nicht mit der Eigenverantworlichkeit der Leute herausgeredet werden. An diesem Ort war einfach garnichts möglich. Es gab keinen Plan B, keinen zweiten Treffpunkt, absolut nichts. Der twitter account von @antirep2014 war ab 22:00 völlig abgetaucht.

 

Jenseits der vielen taktischen Fehler, die gemacht wurden, und der zu kritisierenden Grossmäuligkeit in den diversen Veröffentlichungen im Vorfeld des 22.03., muss auch eine politische Kritik geleistet werden. Schon die Erfahrungen der letzen Jahre haben gezeigt, das sich im Umgang mit staatlicher Repression gesamtgesellschaftliche Verhältnisse 1:1 auch in der radikalen Linken abbilden. In einer Zeit der Oberflächenverliebtheit, der Unfähigkeit, sich außerhalb seines engsten sozialen Raumes solidarisch zu verhalten, jenseits der eigenen Vorteile durch networking in eine reale solidarische Beziehung zu treten, werden die, die durch Repression betroffen sind, weitgehend allein gelassen.

 

Nur einige Beispiele: Der Prozess gegen Sonja und Christian, die in einem Alter, wo 99 Prozent aller Linksradikalen schon längst mit den Sünden ihrer wilden Jugend abgeschlosen haben, weiterhin auf ihre (unsere) Grundhaltungen beharrt haben, wurde im Kern nur von einer Handvoll von Leuten solidarisch begeleitet. Zu den diversen Kundgebungen vor dem Knast, wie auch zum Tag des Urteil kamen nie mehr als hundert Leute.

 

Die Knastkundgebung für den einzigen Genossen, der nach der Demo am 22.12. in Hamburg einsaß, wurde von den zahlreichen Gruppen, die diese Demo getragen haben, unterirdisch beworben, am Ende kamen ein paar dutzend Leute zusammen, obwohl er stellvertretend für 10.000 Leute einsaß.

 

Nach den Hausdurchsuchungen in Berlin im letzten Herbst beteiligten sich nicht mal hundert Leute an einer Demo am Kotti, nach der Razzia in der Rigaer scheiterte eine Sponti am Abend schon in den Ansätzen, zu einer angemeldeten Demo am dem darauffolgenden Wochenende fanden sich mal gerade gut 150 Leute ein.

 

Diese Aufzählung liesse sich fast endlos fortsezen. Sie dient nicht der moralischen Anklage, weil dies sinnlos wäre, sondern wirft aus unserer Sicht die Frage auf, mit wem wir überhaupt zu welchen Bedingungen zusammenkämpfen wollen. Wer den Berliner Szenekalender Stressfaktor anklickt oder aufblättert, wird nämlich feststellen, dass es Wochenenden gibt, an denen ein halbes Dutzend “Antirepressionspartys” gleichzeitig stattfinden. Vielleicht wäre es endlich an der Zeit , sich von all jenen zu trennen, deren “Solidarität” sich im Kontext eines Deals Kohle gegen Alk und Party abspielt. Das es außerhalb dieses subkulturellen  Lebensabschnittrevoltenpublikums auch ganz andere Menschen gibt, die von Repression betroffen und offen für Vorschäge sind, wohin sie mit ihrer Trauer und Wut sollen, haben z.B. die Erfahrungen nach der Hinrichtung von Denis durch die Bullen in Schönfliess bei Berlin gezeigt.  

 

Ebenso geht es darum, sich überhaupt wieder in den sozialen Konflikten, die diese Gesellschaft nach wie vor durchziehen, wieder einzunisten. Dies wird nur außerhalb des Szeneghettos möglich sein. Ansatzweise zeigt es sich in der Unterstützung der refugess ebenso wie in den Konflikten um die Umkämpfte Stadt. Wie auf einmal ganz andere Leute offen für eine Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse werden, zeigt z.B. auch das Beispiel der Zwangsräumungen. Autonome Politik muss aber an dieser Stelle überhaupt wieder eine kritische Analyse leisten, sonst wird sie nur zur radikalen Begleitmusik für die Bewegungsmanager aufspielen, die das System modernisieren und optimieren.

 

In offener Feindschaft

 

Autonome aus Berlin

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Der Aktionstag ist doch auch gescheitert, weil er sich fernab jeglicher gesellschaftlicher Relevanz abspielt. In Hamburg wird in den letzten Monaten erfolgreich geschafft, was in Berlin fehlt: die Verquickung von realen, sozialen Konflikten mit radikaler Kritik, die Verknüpfung von langfristiger, verbindlicher Organisierung mit der Spontanietät, so dass sich der Demo am 21.12 eben 10.000 Menschen der Demo anschlossen. Und in Berlin nicht. Die Aufrufe für den Aktionstag waren leider geprägt von Selbstreferenzialität, Szenecodes. Kein Wunder, dass sich aus Deutschland und auch in Berlin nur ein sehr kleiner Kreis dafür interessiert hat; auch wenn es natürlich schade ist, ich hab euch den Erfolg gewünscht. Es ist schön, dass viele Orte der Repression in den letzten Tagen militant besucht wurden und jede Solidarität mit kriminalisierten Genoss_innen ist absolut begrüßenswert und notwendig. Aber die radikale Linke fernab der organisierten Großzusammenhänge (umsGanze, IL..), gerade in Berlin, so scheint es mir, lebt fernab des realen Geschehens, in einer Parallelwelt, die als Spektakel, als Event, als Abenteuer inszeniert wird. Mit sozialen Kämpfen hat das nicht viel zu tun, auch wenn ich natürlich trotzdem mit allen dort solidarisch bin. Aber: vernetzt euch, organisiert euch - auch fernab eurer anonymen Kleingruppen - und bringt euch dort ein, wo es brennt. Klingt einfach, ist es aber nicht. Es trotzdem zu versuchen, anstatt sich bei autonomen Klassentreffen aufzureiben, wäre jedoch geboten.

sorry aber dein hambrug vergleich hinkt extrem.

ja in hamburg gab es in der zweiten hälfte 2013 eine art sozialen kampf/bewgung fernab von szenen etc.

aber das war ein bewgungsmoment, der genauso schnell wieder verpufft ist. solche momente gibt es immer wieder, auch und gerade in berlin. so z.b. oranienplatz bestzung mit großen refugees demos und der besetzung der schule oder die zwangsräumung von ali...

 

so what?

 

sicher gab es eine menge szene aufrufe aber nicht nur, siehe kop oder rote-hilfe-Baufruf...

Die oben erwähnte militante Großmäuligkeit im Vorfeld ist in zweierlei Hinsicht fatal: Sie kann nicht eingelöst werden, wenn keine BREITE Mobilisierung dahinter steht. Wie etwa in HH, wo "Recht auf Stadt" und weitere zahlreiche Initiativen mit im Boot waren, die Leute moblisieren, die sich vom militant-autonomen Jargon nicht angesprochen fühlen, aber TROTZDEM linksradikal sind! Hier wurde nur auf eine Karte gesetzt. Und Ankündigungen wie "Wir erkämpfen uns unsere Route, wir lassen keine Gefangenen zurück, wir dulden kein Spalier" sind als Aufforderung an die eignen Leute evtl. sinnvoll, als Kampfansage an die Bullen jedoch kontraproduktiv, weil die Bullen hochrüsten, wir dem aber aus genannten Gründen nicht gewachsen waren.

Zweitens, und das ist noch schlimmer, im Bezug auf 22 Uhr: Wer in diversen Ankündigungen im Vorfeld klar macht "wir haben alles im Griff, haben alles für euch organisiert" der bremst Eigeninintitative aus. Das ist nicht unbedingt schlimm, aber man muss halten, was man verspricht. Beispiel: Jede verantwortungsvolle Person oder Bezugsgruppe hat gestern auf dem Moritzplatz natürlich die Füße still gehalten. Einfach aus dem Grund, einer druchdachten Vorbereitung nicht in die Parade zu fahren. Diese gab es aber gestern schlicht nicht und so verstrich das kleine Zeitfenster, in dem ein Raum für Aktionen möglich war, ungenutzt. Schade.

Das gestern war nicht nur eine vertane Chance, sondern ein Schaden.

 

Und trotzdem: Ein ehrlich gemeinter Dank für die Mühen der Vorbereitenden. Nächstes mal besser :)

2

2 Anmerkungen die den Text kritisieren, was nicht heißt das ich alles schlecht finde, was geschrieben steht.

 

1. Zwar wurde der pünktliche Start angekündigt aber dann doch nicht durchgeführt. Liegt dies an den Bullen die labern wollten, dann ist das eine Sache. Ist dies eben "dem üblichen" verschuldet: mein Gott. Hier wurde das Wort gebrochen (pünktlicher Start) wo es sich aber nicht lohnt den Finger draufzulegen. Die Verspätung wird oft kritisiert aber warum? Die Bullen waren eh da und ob halbe Stunde hin oder her erscheint mir scheißegal.

 

2. Ihr findet die Ansätze der Flüchtlingssolidarität/Zusammenarbeit gut, macht die Redebeiträge aber ganz schön runter. Eben da sind aber Flüchtlingsgruppen ja auch zu Wort gekommen. Klar war nicht alles super bei den Beiträgen, sie aber rundweg abzuschmettern finde ich übertrieben.

 

Über den "Rest" des Textes kann und sollte man durchaus ausführlicher Disskutieren.

Ja, vielleicht muss auch bei uns erst alles richtig schlecht werden bevor es besser werden kann. Das war gestern nich nur ein bescheidener Tag, sondern auch peinlich für uns. Bleibt die Hoffnung das das vielleicht der Tiefpunkt gewesen sein könnte. Gerade in Hinblick auf die Solidarität war das gestern ein Tag zum vergessen. Ganze drei Leute wahren da die nach der Demo auf die Leute gewartet haben welche die Bullen gefangen haben bis sie aus den Wannen am Amtsgericht wieder endlassen wurden.

Alles andere haben die vorhergehenden Beiträge schon treflich gesagt. Was wir brauchen ist ein anderes (dezentrales, unangemeldetes) Demokonzept. Wir wissen doch das die Bullen schnell übervordert sind wenn es nicht so läuft wie sie sich das denken.

Das wesentliche wurde ja schon gesagt.Kleine Anmerkung meinerseits:die Bullen konnten sich wahrscheinlich schon denken wo die 22 Uhr Demo stattfinden soll.Es wäre vllt. sinnvoll gewesen die Unangemeldete Demo nicht schon Wochen vorher anzukündigen sondern erst am Tag der Demonstration.Das hätte den Bullen weniger Zeit zum reagieren gegeben.

Es hätte ja durchaus sein können, dass es Menschen gibt, welche Sachen machen wollen die etwas längere Vorbereitung als 2 Stunden braucht. Es scheint sowas ja auch gegeben zu haben (Angriff auf Botschaft--->waiting for more news). Deshalb war es schon ok das so anzukündigen. Das es dann nur vielleicht 20 People wirklich gemacht haben, ist eine andere Sache.

Was den Ort angeht, ist es bei einer solchen Masse an Bullen durchaus immer Problematisch sich auf einen Ort festzulegen. Jede und jeder die gestern in 36 waren, konnten das sehen. Insofern ist es nicht wirklich eine Frage der Zeit, sondern eher eine Frage der Beteiligten >und< der Häufigkeit. Man stelle sich vor übermorgen, nächsten Freitag und Samstag und dann noch 3 Tage würde es unerlaubtes Gefahrengebiets"wandern" geben.

FULLACK alles was hier gesagt wurde

man kann keine Sponti ankündigen, die um 22 Uhr pktl. mit "Signal" starten soll, und dann als Orga nicht am Start sein. Dass derart viele Cops dort sein werden hätte man sich denken können bei wochenlanger Ankündigung einer unangemeldeten Demo um 22 Uhr und der Veröffentlichung des Startpunktes während der 17-Uhr-Demo. Dies kann also nicht der Grund gewesen sein, die Sache abzublasen und die Leute im wahrsten Sinne des Wortes dort stehen zu lassen.

Dass dann einige Einzelne einen Spontiversuch gestartet haben um nicht vollkommen sinnlos dort hingefahren zu sein war ziemlich gefährlich, die Cops hätten alle Personen festnehmen können die sich dann daran beteiligten. Zu diesem Zeitpunkt, ca. 20 Minuten nach zehn, war der Moment in dem vielleicht doch etwas möglich gewesen wäre (wenn man z.B. entschlossen, entsprechend ausgestattet und tatsächlich um PUNKT 22 Uhr - als sich die Cops nämlich noch nicht komplett aufgestellt hatten und auch einige Seitenstraßen noch offen waren - mit allen Leuten losgegangen wäre) längst vorbei und die vernünftigeren Leute schon wieder gegangen.

 

Würde gerne mal den Grund erfahren und hoffe auf eine selbstkritische Stellungnahme der Orga.

Zur Lächerlichkeit und Handlungsunfähigkeit der 17-Uhr-Demo, die ja tatsächlich auch trotz Ankündigung eines pünktlichen Starts erst spät losging, ist im Text schon genug gesagt worden. Angesichts des 2000 Mann starken Bullenaufgebots hätte man diese Farce gar nicht erst starten sollen. Warum nur ca. 1200 Leute bei wochenlanger Mobilisierung am Start waren, ist eine weitere Frage, die man sich stellen muss. Warum kommen eigentlich zur Silvio-Meier-Demo 4000 Leute alleine aus Berlin? Achja, Demostart war ja Moabit. Ist zwar im Ring, also nicht komplett dem Horizont der Kiez-Aktivisten entschwunden, aber doch irgendwie ungewohnt und unbekannt. Was der Bauer nicht kennt, frisst er eben nicht.

welchen sinn macht es, eine verspätung von 20 min. ständig als negativ hervorzuheben? pünktlichkeit ist vielleicht am moritzplatz wichtig gewesen, aber nicht 17 uhr, da eh alles vorbereitet war. mir kommt das so vor, als ob ständig auf der orga rumgehaun wird und das sogar bei solch sinnlosen punkten. schiebt man dehnen in die schuhe, dass man sich nicht mit paar menschen organisiert hat und einen überfall auf rumlungernde bulleneinheiten durchgeführt hat oder was auch immer? das dezentrale konzept wird immer betont und die orga hat selber immer gesagt das es auf jede und jeden ankommt und dann läuft es nicht so gut und alles fällt auf die orga zurück?

die frage warum da nur 1200 da waren, bei, bis vielleicht auf ein großmaultum, sehr guter mobi/organisierung ist die hauptfrage. hacken auf den paar leuten die was auf die beine gestellt haben, läßt die "tatsächlichen schuldigen die zuhause oder sonstwo waren davonkommen" um das mal mehr schlecht als recht auszudrücken.

man kann mir auch nicht erzählen das nichts möglich gewesen wäre. wenn man schon nicht zur sponti kommt, dann hätte man sich woanders finden können und eine machen können oder sich in den "üblichen" militanten aktionen weiter üben können.

eigentlich ist der tag genau so verlaufen, wie ihn etliche menschen und strukturen vorher prognostiziert haben - und genau deshalb (!) nicht auf die demos gegangen sind und sich auch nicht an den vorbereitungen beteiligt haben.

was in der vorbereitung an dicken eiern präsentiert wurde, ist kaum zu überbieten: schaut in die updates zur demo - das war ja nicht mehr feierlich. mensch fragte sich, wovon ihr denn nachts träumt. in militaristischer sprache habt ihr davon fantasiert jede repression entsprechend zu beantworten, euch nichts bieten zu lassen, keine vorkontrollen, keine festnahme und kein spalier zu akzeptieren, bla bla bla. dass all diese wünsche (in berlin) ohne den nötigen politischen druck und die fähigkeit auch mal kompromisse (zB in bündnissen) einzugehen niemals funktionieren würde war vorher klar. auch euch: denn so sah dann die umsetzung am tag selber aus. sowohl nachmittags und besonders am abend.

noch größere kritik muss allerdings an einem ganz anderen punkt formuliert werden: eure art und weise sowohl der mobilisierung als auch der aktions-ideen hatte einen extrem ausschließenden charakter für viele menschen. nur sportliche, weiße, junge anarchos und antifas hätten die umsetzung eures konzeptes gewährleisten können. für viele andere wäre es garnicht möglich die gewünschte action und konfrontationmit zu machen oder überhaupt was von der mobilisierung und von den - in der tat vollkommen richtigen - zielen zu erfahren.

denke nicht das das so stimmt. klar wurde ein konfliktpotenzial, wie es so schön heißt, aufgemacht, aber es hieß auch: wir wollen das alle an der demo teilnehmen können oder so ähnlich. es wurde auch der schutz von flüchtlingen genannt usw. ganz so ausschließend wie du sie vielleicht darstellst war sie nicht und ich hatte auch nicht das gefühl das es so war. mag zwar in den ersten 10 reihen so gewesen sein, dann gab es aber immer noch 30 weitere...

schön das menschen und strukturen das vorrausgesehen haben wollen...

und ja es war sicher auch einiges mackrig.

aber warum in alles in der welt interveniert ihr als einzelpersonen oder gruppen nicht? warum bringt ihr euch nicht ein, warum sorgt ihr nicht mit für bündnisse die ihr fordert? wo sind den "eure" bündnisse? in berlin geht zur zeit so ungefähr garnichts, es gibt keine bündnisse über gräben und teilbereiche hinweg, nur bei abwehrkämpfen wie alis zwangsräumung etc. passiert soetwas.

 

 

by the way: der spruch dicke eier, ist sexistische scheiße

Schon wieder ein vermeintlicher autonomer Gruppentext der bereits unmittelbar nach der Demo erscheint. Wann diskutiert ihr eigentlich mit wem?

Fühlt sich mehr als Vereinnahmung und profilneurotischer Versuch von Einzelpersonen an eine Art von Deutungshoheit herzustellen. Über alles mögliche Besserwisserisch herziehen und die Frage der politischen Bestimmung durch Fragen der Taktik zu ersetzen ist jedenfalls Teil des Problems. Ob die Demo pünktlich losgeht oder an welchem Ort, ist doch wirklich weitgehend Wurst. 

 

Das Problem der Antirepressionsdemo war nicht, dass das Konzept der Demo nicht umgesetzt wurde, sondern das Konzept selbst.  

 

Angelegt darauf das es kracht und auf Auseinandersetzungen mit der Polizei, gleichzeitig inhaltlich schwach aufgestellt. Es lässt sich eben niemand gerne für Aufstandsphantasien verheizen, auch keine Autonomen. Wichtig ist Demos inhaltlich herzuleiten mit einer politischen Zielsetzung zu verknüpfen. Dann kann auch eine reine Autonomendemo mit 5-10 000 Leuten stattfinden.  

 

Die Initiative zu einer bundesweiten Antirep-Demo war gut und richtig und es gibt keinen Grund nun in Sack und Asche zu verfallen oder alles schwarz zu malen! Manchmal gehen Dinge eben schief. Dies sollte nun Ansporn sein es das nächste Mal besser zu machen. Z.B.:

 

- Statt der Form der Demo die politische Frage ins Zentrum stellen

- Demos müssen nicht unbedingt als Chaostage enden um politisch sinnvoll zu sein

- Lieber kleinere Brötchen backen was die Erwartungen an Auseinandersetzungen angeht, nichts muss 

- Wir brauchen keine Held_innen die sich viel zutrauen, sondern viele die sich ein bischen trauen

- Konzepte im Vorfeld über den eigenen Tellerrand hinaus vermittelbar halten

- Sich langfristig und nachhaltig organisieren

- Auch mal was gegen die Wand fahren um aus misslungenen Mobilisierungen zu lernen

 

Ersteres ist zweifelsohne passiert, zweiteres kann nun folgen... 

 

Danke an die vorbereitenden Gruppen für die Orga!

Das nächste mal bekommen wir das besser hin.

Und ein nächstes mal sollte es geben! 

Es wäre an der Zeit, der berliner Linksradikalen Nachhilfe in Sachen Verhalten auf einer Demonstration, Geschlossenheit, Zusammenhalt, Verhalten bei Spontandemonstrationen und Out of Control Situationen zu geben.

Was gestern passiert, ist unfassbar peinlich.

Andererseits sehe ich das Problem darin, dass in Berlin anscheinend keinerlei Strukturen herrschen, da die allgemeine Linke lieber damit beschäftigt ist, gegenseitig aufeinander einzupicken, statt gemeinsam Kompromisse einzugehen und einen gut organisierten Tag zu planen und für einen Plan B zu sorgen.

 

Wenn ich einen Zettel bekomme mit der Aufschrift "Pünktlich um 22 Uhr treffen, wartet auf das Signal!" gehe ich davon aus, dass die Aktion geplant ist und nach Ertönen des Signals organisiert stattfindet. Sicherlich geht unter den Umständen jeder mitdenkende Mensch dann nicht selbstständig auf die Straße, sondern wartet auf das Eintreffen der Organisatoren.

Es ist eine Frechheit, dass Leute aufgrund der fehlenden Organisations - und Infrastruktur an diesem Tag, durch die Straßen gehetzt, geschlagen, getreten wurden, verbale, sexistische Schikanen über sich ergehen lassen mussten, in Gewahrsahm genommen worden sind.

Ich hoffe, es wird eine Stellungnahme der Orga geben, ansonsten ist eine Anreise zu linksradikalen Demonstrationen nach Berlin jedenfalls für unsere Gruppe vorerst absolut ausgeschlossen.

Tägliche Massendemos im Zentrum mit mehreren Hundert Leuten...

 

- Wenn jeden Tag einfach nur Leute friedlich im Zentrum demonstrieren, und so den Verkehr beeinflussen oder hohe Polizeieinsätze provozieren ist das effektiver als in den Medien als Chaoten bezeichnet zu werden oder gar vor Gericht zu landen, wegen Strafdelikten etc.

 

und ...

 

Warten bis die Politik Fehler begeht, welche in der Bevölkerung großen Zuspruch ernten ...

Auch die autonome Szene kann Themen wie (NSA Skandal, EU/USA Sanktionen gegen Russland etc.) zu Ihren Themen machen, und so neue Leute mobilisieren.

 

---

 

Anderes ist in Deutschland einfach derzeit noch nicht möglich und wird sich wohl auch so schnell nicht ändern.

Großevents wie 1Mai oder Blockupy etc. sind für die Cops 1-2 mal im Jahr problemlos zu stemmen. Da kann man dann auch demnächst 10.000 Cops auflaufen lassen ...

Stimme dem Beitrag fast vollkommen zu. Alles lief am Samstag so wie zu erwarten war, außer dass ich noch 200 Leute weniger erwartet hätte. Als Bewegungsveteran fragte ich mich, ob wir in den 80ern wohl auch so peinlich daneben lagen (wenn ja, Schande über uns!). Wenn jetzt manche sich über Besserwisserei in "ich-habs-ja-vorher-gewusst"-Beiträgen beklagen, so würde ich dagegenhalten, dass ein nicht unerheblicher Teil der Berliner radikalen Linken das Spektrum, dass hinter dem Aktionstag stand oder auch nur vermutet wurde aufgrund der Aufrufe, schon längst nicht mehr als ernstzunehmende GespächspartnerInnen ansieht und dies durch Abstimmung mit den Füßen bekundet hat (was jetzt nicht bedeuten soll, dass es politisch super erfolgreiche andere Bewegungen gibt). Im Nachhinein sehe ich das als Fehler von uns alten Besserwissern an, wir hätten die Kritik vorher äußern sollen, auf die Gefahr hin, als Defätisten beschimpft zu werden. Es fragt sich, ob der demobilisierende Effekt solcher Niederlagen nicht doch erheblicher ist als das mögliche Lernen aus den Fehlern, das hier schon vereinzelt angesprochen wurde.

 

Es war im Vorfeld weder eine politische Analyse erkennbar noch eine realistische Einschätzung der Kräfteverhältnisse. Eine Mobilisierung außerhalb einer autonom-anarchistischen Kernszene fand praktisch nicht statt, und schon die zentrale "Wir-gegen-Euch"-Parole erweckte den Eindruck, das ganze richtet sich eh nur an Familienmitglieder. Das ganz war eine private Kampfansage an die Bullen, und wer einen Stärkeren herausfordert, ohne dem Taten folgen lassen zu können, steckt eben leider Schläge ein, das sollten wir langsam wissen. Militant aufzumuskeln und dann zu sagen, "alle" sollten teilnehmen können, ist so kindisch und jenseits aller Vernunft, dass ich gar nicht wüsste, wo ich da zu diskutieren anfangen sollte. Allerdings, von wegen diskutieren und Kritik äußern: Hier sind, glaube ich, die Argumente auch schon öfters ausgetauscht worden. Bei der 1.Mai-Demo 2013 hat die bekannte Kritik am militaristischen Voluntarismus einen kleinen Teil der militanten Szene auch nicht davon abgehalten, durch ihre Hit-and-Run-Aktion die ganze Demo von mehreren tausend Menschen einem möglichen Bullenangriff auszusetzen. Auch hier stand das ganze in keinem Verhältnis zur politischen Einbettung oder den realen Kräfteverhältnissen, und der einzige Unterschied zum 22.03.2014 war die schützende Menge der Großdemo und die geradezu "provokative" Deeskalationsstrategie der Polizei. Ich habe bisher aus Richtung der Militanten keine Selbstkritik gehört, also war das wohl offenbar ein toller Erfolg...!?

im grossen und ganzen teile ich deine Meinung,auch als Veteran.Dabei sollte aber nicht vergessen werden ,das wir es in den 80ern nicht mit soooo einer aufgerüsteten und modernsten Kommunikationsmitteln ausgestatteten Bullerei zu tun hatten,somit auch ein bisschen bewegungsunabhängiger waren.Zu dem Tag selber fällt mir einige ein was es zu kritisieren geben würde,einiges richtiges ist auch schon gesagt worden.Wann kommt was von den Gruppen die die Demo vorbereitet haben?Und da hätte ich schon mal eine Frage:beim letzten Treffen vor der Demo wurde gesagt,das es keine Absprache mit den Bullen gegeben hätte,ok,bis zu dem Tag,aber dann an dem Tag der Demo einknicken?das ist Verarsche. Wieso war überhaupt ein Lauti dabei,von demm mann so gut wie garnichts hörte,der nicht mal dazu aufforderte die Reihen zu schliessen,die Bullen hätten schon vorher reinrocken können.Frage über Fragen.antwort?

Fliegendes Suizidkommando:

 

http://www.youtube.com/watch?v=yRO0XcevFOs

"Mehrere hundert Leute sehen die Bullen aufmarschieren und warten. Und warten. Warten auf das im Aufruf angekündigte Zeichen. . Erwarten insgeheim wohl, das wie bei der Bullenkongress Demo 2013 oder bei der Carlo Demo gleich ein grösser Block mit Pyros, Seilen oder was auch immer auftaucht. Es taucht niemand auf. Es gibt kein Zeichen."

 

Dieser Satz erinnert mich an Berichte über die Zeit in den Jahren 1918/19. Nur damals warteten nicht hunderte sondern zigTausende auf den Straßen Berlins auf das Zeichen, das nicht kam, weil es keine revolutionäre Organisation gab, die es gab und geben konnte. Dass hat sich 96 Jahre später leider nicht geändert. Nur immer noch predigen Leute das Dogma von der Selbstorganisation und der Ablehnung jeder revolutionären Organisation und wundert sich dann, dass einige hundert aktive Linke nicht mal selbsttätig aktiv werden. 

 

    Gibt es einen besseren Grund für notwendig der kommunistsichen Organisierung?

die anti-repressions-demo und die richtige kritik daran, die hier in einigen postings geäußert wird, erinnert daran, dass es letztes jahr schon einmal sehr ähnliche kritik an ähnlichen veranstaltungen gab.
vielleicht bringt es ja was, diese verschiedenen berichte und kritiken mal über einen längeren zeitraum wahrzunehmen und zu verbinden.

letztes jahr ging es um die demo gegen den polizeikongress in berlin:

"Es ist eine Szene, die vor lauter rebellischer Aufgeregtheit den vielgeliebten Kapuzenpulli falsch herum angezogen hat. Und was passiert dann? Richtig: die Sicht (auf die gesellschaftliche Realität) ist verhindert, es herrscht (politisch-analytische) Dunkelheit und man kriegt (polizeilich) auf die Fresse. Wie am „16. Februar in Kreuzberg“."

https://linksunten.indymedia.org/en/node/79996

"nichts hat sich geändert." oder?

Leider konnt ich nicht vor Ort sein an jenem Tag aber wenn man den Bericht so liest klingt es wie ein Allerweltsbericht einer jeden gescheiterten linken Demo der letzen Zeit. Und das stimmt mich dann doch irgendwie traurig. Aber dies verstehe ich persönlich zumindest dann doch schon wieder als eine Art Ansporn sich der Situation nicht zu ergeben.

 

Hier wird von einer Übermacht der staatlichen Gewaltorgane berichtet die den Mob fast ohnmächtig werden lässt sprichwörtlich wie das Kaninchen vor der Schlange. Und das sollte doch jedem zu denken geben.

 

Hier kommen über 1000 Menschen zusammen und es bringt NICHTS! Wenn kein Passant die Aktion mitbekommt bringt es schlicht NICHTS! Dies anzuerkennen wäre der erste Schritt. Gerne erinnere ich mich gerade an die militanten Aktionen einiger Gruppen die speziell im Raum Berlin in den letzten Jahren angefangen haben Infrastruktur ins Auge zu fassen. Gipfeln tat das ganze in einer Kabelbrandaktion am Ostkreuz mit anschließendem Totalausfalls des Vodafone-Netzes. Mal ganz antikapitalistisch gedacht: wo kein Netz, da kein Geschäft, da keine Ausbeutung. Unter diesem Gesichtspunkt fand ich die Aktion dann doch irgendwie bemerkenswert. Schafft sie doch einerseits eine Öffentlichkeitswirkung bundesweit bis in die Tagesschau hinein andererseits ist da die Erkenntnis mit derart bescheidenen Mitteln Aufmerksamkeit zu erreichen, dass man sich am Ende fragt was denn eigentlich heute in der zweiten Dekade des dritten Jahrtausends noch als angemessen betrachtet werden darf. Wir leben in einem allumfassenden Überwachungsstaat, können mit jedem kleinen politischen Vergehen unsere Zukunft verbaut werden, sind jederzeit beobachtbar, ortbar, beeinflussbar (ohne dass mans merkt) und haben, wie dieser Demobericht, zeigt auf der Straße schlicht keine Chance. Der staatliche Gewaltapperat ist derart hochgerüstet und effizient geworden, dass man sich wirklich langsam fragen muss om das Konzept einer derartigen Demo noch zeitgemäß ist. Da bingt jede 5-Mann Spontandemo mehr als so eine Aktion. Das einzig positive ist die Erkenntnis dass hier Steuergelder buchstäblich verpulvert werden durch einen simplen Indymedia-Aufruf.

 

Mein Tipp: dahinhauen wo es weh tut (oder wo es knall und blitz macht)

Hoffentlich denken (nicht nur) die Berliner Gruppen um, wenn es darum geht Protest sichtbar zu machen.

Traditionelle Demos scheinen überholt. Die Zukunft gehört: Adbusting, konspirativen und kreativen Aktionen und niedrigschwelligen Zusammenkünften, die viele Menschen ansprechen,etc.

Das nennt mensch dann wohl die Selbstauflösung radikaler Politik zugunsten linken Hooliganismus. Dann lieber das Orginal im Fußball.  

 

Aber im ernst. Es ist schon ein Treppenwitz wenn Leute ernsthaft glauben, durch den Verzicht auf Demonstrationen solche Niederlagen wie am 22.3. zu umgehen. Kleingruppenaktionen als einzige Möglichkeit, lassen zwar kurzfristig politische Stärke aufscheinen, führen langfristig aber zur Isolierung und zum verschwinden von Bewegung. Dieser Effekt ist immer wieder zu beobachten.

Naja, nicht zwangsläufig. Wir versuchen seit etwa einem Jahr die üblichen Formen der politischen Praxis ein wenig zu erweitern. Auf unsere Demos kommen nicht 1.000 Leute, sondern vielleicht 100. Da gibt es dann ein Mini-Statement in der Presse (nach dem Motto: friedliche Demo gegen Nazis). Aber Inhalte, Forderungen oder Kritik lässt sich damit schlicht nicht vermitteln. Da hat so manche Aktion mit 10 Leuten mehr Aufmerksamkeit erreicht, und der vermittelte Inhalt hat den Gehalt eines Fronttranspis auch überstiegen. Und jede_r aus dem Umfeld der Bock hatte mitzumachen konnte das tun. Das gibt auch den Leuten die Möglichkeit sich politisch zu betätigen, die keine Lust auf Prügelbullen und fliegende Steine haben.