Die Berliner Initiative "Zwangsräumungen verhindern" ruft für kommenden Montagmorgen dazu auf, in der Siedlung Heerstrasse Nord die Zwangsräumung eines Mieteraktivisten zu verhindern. Die Siedlung entstand Ende der 60iger, Anfang der 70iger als typische Berliner Grossraumsiedlung (analog zu Gropiusstadt, Märkisches Viertel), alle Wohnungen wurden als "sozialer Wohnungsbau" errichtet.
Wohnten in den ersten Jahrzehnten noch überwiegend Facharbeiter und einfache Angestellte in den damals begehrten Neubauten, hat sich die Zusammensetzung der Bewohner mittlerweile radikal verändert. Die meisten Bewohner müssen von Transferleistungen leben oder schuften im Niedriglohnsektor. Das örtliche QM malt da und dort mal etwas Farbe ins Stadtbild, gentrifizierungsverdächtig ist die Gegend aber nun wirklich nicht. Trotz der trostlosen Umstände sind auch in der Heerstrasse Nord die Mieten stark gestiegen, 10 Euro warm ist mittlerweile nicht unüblich, in den Häusern, die mittlerweile der Ypslion GmbH gehören, werden sogar 13 Euro warm bei Neuvermietungen verlangt.
Die Wut und Ohnmacht der Menschen vor Ort richtet sich häufig gegeneinander oder gegen Schwächere, nachdem es zunehmend zu Schlägereien kam und Ende März ein geistig behinderter Mensch überfallen wurde, wurde ein Runder Tisch initiiert, an dem auch das QM und die Bullen teilnehmen. Die Siedlung wurde von den Bullen zu einem "kriminalitätsbelasteten Ort (KBO)" erklärt, an der Misere, die im wesentlich aus den bestehenden Eigentumsverhältnissen resultiert, soll nun ein "nächtliches Fußballangebot am Wochenende" etwas ändern. Im Mai besuchte Stadtentwicklungssenator Michael Müller die Siedlung, um Flagge zu zeigen.
Linke Interventionen im Viertel gibt es praktisch nicht, in den 70igern gründeten linke Ärzte eine der ersten Gemeinschaftspraxen in Deutschland überhaupt in der Heerstrasse Nord, das war es aber auch seitdem. Wer sich heute in der Siedlung gesellschaftlich engagieren will, landet zwangsläufig bei der Partei der "Linken" oder im SPD Ortsverein, oder verrichtet sinnlose Arbeit im QM. Linksradikale oder subkulturelle Aktivitäten finden nicht statt, die wenigen in der Antifa oder anderen Zusammenhängen aktiven Jugendlichen wohnen in den "besseren" Wohngegenden von Spandau.
Für Montag, den 15. Juli, 07:30 Uhr wird dazu aufgerufen, nach Spandau zum Pillnitzer Weg 15 zu kommen, um die Zwangsräumung von Tom zu verhindern
Der Aufruf von "Zwangsräumung verhindern" mit Infos und Anfahrtsmöglichkeiten findet sich hier:
Zwangsräumung durchgesetzt
Die Räumung wurde gegen den Widerstand von Anwohner*innen und Aktivist*innen durchgesetzt.
Heute Abend gibt es um 18 Uhr eine Demo ab Rathaus Spandau
Pressemitteilung des Bündnis Zwangsräumung verhindern: http://zwangsraeumungverhindern.blogsport.de/2013/07/15/pm-widerstand-ge...