Seit der 10 Minuten Prozess-Farce gegen das Institut für vergleichende Irrelevanz am 15. Februar, die mit einer Räumungsklage gegen die "Gesellschaft bürgerlichen Rechts Institut für vergleichende Irrelevanz (kurz: IvI-GbR) endete, überschlagen sich Ereignisse. Zeit für einen ersten Überblick:
Das 2003 in den leerstehenden Räumlichkeiten des ehemaligen Anglizistik-Instituts geschaffene Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) im Kettenhofweg 130, in dem seit nun schon 10 Jahren unter dem Motto "Theorie.Praxis.Party." gelebet, gearbeitet und gefeiert wird, wurde Anfang 2012 still und leise von der Universitätsleitung der Goehte-Universität an die Frankonofurt AG für den Spottpreis von 1.1 Millionen verkauft. Seit dem Räumungsurteil kann nun jeder Zeit geräumt werden.
Die jüngsten Ereignisse beginnen schon am Abend nach dem Prozess. Mehrere hundert Menschen ziehen tanzend und weitestgehend unkontrolliert durch die Stadt. Im Anschluss lassen einige Menschen ihrer Wut freien Lauf: es kommt zu Angriffen auf Polizist_innen und Polizeiautos, Fensterscheiben im Westend und in der noblen Goethestraße gehen zu Bruch, das Casino-Gebäude, aus welchem der Uni-Präsident 2009 studierende prügeln lies, wird angegriffen. Am Eingang des des IG-Farben-Campus am Bremer Platz prangt ein großer "IvI bleibt!"-Schriftzug. Noch am selben Abend kam es zu den ersten 2 (Schein-)besetzungen: ehemaligen Biocampus im Westend (Fun Factory Project) und in der Schumannstraße 2 (Französische Verhältnisse Frankfurt). Beide Gebäude wurden in der Vergangenheit schon von Aktivist_innen besetzt und durch die Polizei geräumt. Bei der Räumung der Schumannstraße 2 letztes Jahr kam es zu massiven Übergriffen durch die Polizei.
Am 16.02, dem Samstag, folgte dann die solidarische Besetzung des im Umbau befindlichen Sigmund Freud Instituts (SFI) und der Jüdische Psychotherapeutische Beratungsstelle in der Myliusstraße 20 (Aktion 15.02). Ein Veranstaltungsprogramm zur kritischen Psychologie und Psychatriekritik wurde entwickelt, eine Zwischennutzung für eine Woche mit dem Institusleiter Prof. Haubl ausgemacht. Das Programm konnte jedoch nur in Teilen im Haus stattfinden, denn auf Druck des Innenministeriums erfolgte die polizeiliche Räumung schon am Montag Abend (18.02).
Am 19.02 erklärte das IVI, dass es auf den Vorschlag von Franconofurt-Chef Christian Wolf für 10.000€ das Haus zu verlassen, nicht eingehen werde. Dieser hatte medienwirksam angekündigt am Freitag das Haus zu besuchen und das Geld zu überreichen, sollten sich die Besetzer_innen darauf einlassen.
Für jenen Freitag lud eine Initiative ehemaliger Nutzer_innen des IvIs zu einer Pressekonferenz, um den Vermittlungsvorschlag des "IvI-Cube" zu präsentieren. Der Vorschlag stieß jedoch weder bei der Stadt, der Uni oder der Franconofurt AG auf viel Interesse. Gegenüber der FAZ bejammerte Wolf, er sei vor dem IvI bedroht worden, was zwar nicht besonders schlimm wäre, aber von den zu dem Zeitpunkt im Haus befindlichen Aktivist_innen nicht bestätigt wurde. Jene Zeitung auch,die in letzter Zeit bei Hausbesetzungen wiederholt die Polizei informierte..
Am selben Abend besetzte eine Gruppe dem IvI nahestehnder Schüler_innen zusammen mit anderen Aktivist_innen das ehemalige Haus des deutschen Buchhandels in der Großen Hirschgraben 17-19. Wieder wurde ein Veranstaltungsprogramm ausgebarbeit, ein Barabend organisiert und Pläne geschmiedet. (Recess Frankfurt) Das Gebäude das zur Hälfte der Stadt und zur Hälfte der städtischen ABG-Holding gehört, wurde trotz der Ankündigung von ABG-Chef Junker, man könne über eine Zwischennutzung verhandeln, am Abend des 23.02, also gestern geräumt. Parallel zur Besetzung durch Recess Frankfurt, kam es noch zu einer ersten Scheinbesetzung des AfE-Turms auf dem Uni-Campus Bockenheim. Durch den Umzug der Uni vom Campus Bockenheim auf den IG-Farben - Campus sind auch dort selbstverwaltete Räume wie beispielsweise das TuCa im Exil akut gefährdet. Auch dort bleibt es spannend.
Doch schon heute Nacht kam es erneut zu Reaktionen: Die Initiative "Schöner Wohnen Frankfurt" lässt verlautbaren, sie hätte kurzzeitug die schon im Oktober 2011 besetzte Schumannstraße 60 zusammen mit einer leerstehenden Villa im Grüneburgweg (wieder-)besetzt und zusätzlich noch Leerstand in der Stadt makiert.
Im IVI stehen die Zeichen auf Räumung. Wann ist unklar. Für Den Tag nach der Räumung, also Tag X +1, wird um 18 Uhr zu einer bundesweiten Demonstration aufgerufen.
Wie sich die Lage allgemein entwickeln wird, bleibt schwer zu vorherzusagen. Doch eins scheint klar: „Wenn sie es darauf anliegen, können sich Frankfurt und Franconofurt auf eine anstrengende IVI-Räumung gefasst machen."
Fotos gibt es u.a. bei der Frankfurter Rundschau oder auf den Seiten der jeweligen Gruppen.
Warum das IvI bleiben muss
Seit jahren erzähle ich im (erweiterten) Bekanntenkreis den folgen den Witz:
"Ich habe neulich im IvI angerufen, aber rate mal was - es war besetzt!"
Allein damit ich diesen Witz auch in Zukunft weiter erzählen kann muss das IvI bleiben!