Am Samstag fand die größte Demonstration der G20 Proteste in Toronto statt. Trotz strömenden Regens fanden sich insgesamt mehrere zehntausend Menschen am frühen Nachmittag im Queenspark zusammen, um gegen den Gipfel der Mächtigen zu demonstrieren. Die anfangs breite und friedliche Demonstration endete in jedoch in Riots und Polizeipression. Während den Ausschreitungen im Finanzsektor Torontos schaute die Polizei noch tatenlos zu - erst später wurden hunderte Demonstrierende festgenommen, die aber offensichtlich nichts mit den RandaliererInnen zu tun hatten.
Zwei breite Bündnisse hatten zu den Protesten aufgerufen : das erste umfasste vor allem Gewerkschaften und größere Umweltorganisationen, das zweite radikalere Gruppen mit einer umfassenderen Kritik und einem konfrontativeren Aktionskonzept, welches einen Marsch Richtung Zaun vorsah. Angeführt wurde die Demo von einem Frauenblock, dahinter folgten die Arbeiterorganisationen, im Anschluss verschiedene andere Organisationen und Gruppen, u.a. Kein Mensch ist illegal und indigene Organisationen. Der erste Versuch sich Richtung Zaun zu bewegen, wurde schnell von der Polizei buchstäblich zurück geknüppelt, wobei mehrere Menschen blutende Wunden davon trugen.
Kurze Zeit später sammelten sich zahlreiche DemonstratInnen, um von einer Kreuzung aus zurück Richtung Innenstadt zu marschieren, während der größte Teil der Demo sich zum Ausgangspunkt zurück bewegte.
Im Finanz- und Geschäftsviertel kam es dann zu Riots; mehrere Fensterscheiben von Geschäften wurden eingeschlagen und an zwei Stellen wurden Polizeifahrzeuge angezündet. Allerdings wird mittlerweile selbst in der Mainstreampresse darüber spekuliert, dass diese absichtlich dort stehen gelassen wurden und alte Schrottkarren waren, um die Bilder zu bekommen, die die Sicherheitsmaßnahmen und die spätere Repression rechtfertigen sollten.
Die Hauptdemonstration zog weiter zum Ausgangspunkt im Queens Park. Die organisierten GewerkschaftlerInnen und andere, die von außerhalb kamen, verließen den Queenspark schon bald mit Bussen. Viele andere blieben aber im Park um sich auszutauschen und den Tag zu reflektieren. Schon nach kurzer Zeit wurden die Demonstrierenden dort von der Polizei eingekesselt; es kam zum Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen. Mehrere Menschen wurden zudem von Polizeipferden niedergetrampelt. Eine typische Strategie der Polizei war es dabei hier wie auch an vielen anderen Stellen, die Menge zunächst "nur" einzukesseln oder zurückzutreiben, um dann urplötzlich und ohne erkennbaren Anlass vorzustürmen und einzelne Menschen herauszuziehen und festzunehmen, meist äußerst brutal. Festzuhalten ist dabei, dass der Queens Park als geschützte "Free Speech Area " deklariert war und von den Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Park aufhielten, keine Gewalt ausging.
Nach einiger Zeit formierte sich eine Demonstration und brach aus dem Park aus, um durch eine der zentralen Geschäftszentren Torontos zu marschieren. Die Menschen auf der Demo skandierten "Whos Streets? Our Streets". Dies entsprach diesmal tatsächlich den Tatsachen, denn weit und breit war zunächst keine Polizei zu sehen, während die gesamte Strasse von Demonstranten eingenommen war. Wichtig dabei ist die Tatsache, dass es bei dieser Demonstration keinerlei Sprühereien oder Sachbeschädigungen gab obwohl bzw. genau weil keine Polizei vor Ort war.
In den Nebenstraßen wurden aber schon Hundertschaften von Riot-Cops mit Bussen angefahren. Diese Cops setzten die Demonstration dann später in der Nähe des "Novotel Hotel" fest und kesselten hunderte von AktivistInnen. Zu diesem Zeitpunkt waren kaum noch Medien vor Ort. Die wenigen JournalistInnen, die am Ort des Geschehens waren, wurden von der Polizei auch gewaltsam des Platzes verwiesen.
Das Vorgehen der Polizei war dabei so brutal und gegen eine komplett friedlich Menge gerichtet, dass selbst Mainstream-Reporter wie der bekannte Fernsehjournalist Steve Paikin von einer "furchtbaren Nacht für die Demokratie in Toronto" sprachen und erklärte, so eine gruselige Situation habe er in fast 30 Jahren als Journalist noch nie erlebt, selbst in Bosnien oder Israel nicht.
Außer den beim Novotel festgenommenen ca. 150 Menschen gab es noch zahlreiche weitere, so dass die Bilanz am Ende der Nacht bei etwa 500 Gefangenen lag.
Schon in der Nacht von Freitag auf Samstag wurden OrganisatorInnen, und einige, die die Polizei für solche hielten, in den frühen Morgenstunden in ihren Wohnungen festgenommen (PDF). Dabei drang die Polizei zumindest teilweise ohne Haft- oder Durchsuchungsbefehl in Privatwohungen ein und bedrohte Menschen mit Schusswaffen.
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