Warum es keinen Rückzug nach Entenwerder geben wird

entenhausen
Alles zum G20-Gipfel 2017 auf Indymedia linksunten

Vor wenigen Stunden bekamen wir die Nachricht, dass das Oberverwaltungsgericht Hamburg der Beschwerde des Anmelders des Camps teilweise stattgegeben hat. Das heißt, dass auf der Fläche Elbpark Entenwerder 300 Schlafzelte, eine Küche und Sanitäranlagen aufgebaut werden dürften. Es heißt „teilweise stattgegeben“, weil in der Anmeldung 1500 Schlafzelte vorgesehen waren.

Gestern wurde gemeinsam im Plenum des „Camps“ entschieden, die Fläche zu verlassen und die Infrastruktur abzubauen (https://linksunten.indymedia.org/de/node/217314).

 

Für uns ist klar, dass es keinen Rückzug nach Entenwerder geben wird. Die noch verbleibende Zeit reicht kaum für den Aufbau, geschweige denn für das geplante Programm aus. Außerdem reichen die erlaubten 300 Zelte nicht aus um unser Konzept umzusetzen. Die Polizeitaktik der Verzögerung und Behinderung hat es geschafft, unsere Vorstellung von einem großen Ort, der die facettenreichen Alternativen zum kapitalisitschen System aufzeigt, zu verhindern.

 

Viele unserer Freund*innen aus aller Welt haben sich dafür entschieden ihren Protest an anderer Stelle oder in anderer Form auf die Straße zu tragen, was sich z.B. an den zahlreichen Besetzungen in Hamburg zeigt. Sie haben somit viele kleine widerständige Orte, an denen man dem kapitalistischen Alltag entkommen kann, geschaffen.


Dennoch ist der eigenständige und selbstgewählte Abbau des Camps auch als politisches Statement zu verstehen, daran hat sich nichts geändert! Dass es heute, einen Tag vor der ersten großen Demo und nachdem gerade Hunderte und Tausende die Stadt besetzen, eine positive Entscheidung des OVGs gab, bei dem die Polizei Hamburg auch noch öffentlich bestärkt hat, dass sie das Urteil dieses Mal akzeptieren wird (https://twitter.com/PolizeiHamburg) ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.

 

Vergangenen Sonntag haben wir den Fehler gemacht und auf ein bestehendes Gerichtsurteil vertraut, dass uns ausdrücklich zugestanden hat, die Fläche in Entenwerder mit Schlafzelten zu beziehen. Wenige Stunden später, nachdem die Polizei Hamburg unter Oberförster Dudde seelenruhig zugeschaut hatte, wie wir unsere Schlafzelte aufbauten, erlebten wir den mittlerweile meistkritisiertesten Polizeieinsatz seit vielen Jahren. Wir wurden von einer Horde Robocops überfallen, geprügelt, gepfeffert und mitunter krankenhausreif geschlagen. Das alles, um 11 Schlafzelte zu beschlagnahmen.

Das Argument, dass die mühselig Auf- und Abgebaute Infrastrukur sich sowieso nicht mehr auf Entenwerder befindet, brauchen wir an dieser Stelle gar nicht mehr anführen, es wird hier trotzdem erwähnt, um einer mißverständlichen und unübersichtlichen Mobilisierung im Netz vorzubeugen.

 

Was wir allerdings unbedingt erwähnen wollen ist, dass wir die Entwicklungen der letzten zwei Tage, massenhaft Plätze in der Innenstadt zu besetzen und zu Orten selbstbestimmten Protestes zu machen, absolut feiern und begrüßen! Lasst uns so weiter machen, wir nehmen uns was wir brauchen und sind nicht weiter Spielball von Polizei und der Justiz!

Die Solidarität unter den Anwohner*innen ist riesig, und der Kommentar in der Tagesschau kritisiert quasi den Ausbau des Polizeistaates (https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-305155.html).

Ein guter Anfang für die kommenden Tage!

Wir sehen uns in der Innenstadt!

 

Ehemalige Aktivist*innen des Freiluftgefängnisses Entenwerder

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

auf de.indy:

https://de.indymedia.org/node/12902

Auch schön: der de.indy-ticker zum selber machen. schöne idee, leider noch zu wenig mitarbeit wie es scheint.

aber bietet die momentan beste übersicht über protestzelte, infopoints etc. auf einer interaktiven karte. danke dafür :)

https://barrika.de.indymedia.org

[...] Sie haben somit viele kleine widerständige Orte, an denen man dem kapitalistischen Alltag entkommen kann, geschaffen. [...]

 

Dem kapitalistischen Alltag kann nicht entflohen werden! Dieser gehört abgeschafft!

ANALYSE > KRITIK > PRAXIS