Auch wir sind durch die schon veröffentlichen Texte der letzten Zeit ermutigt unsere Perspektive, Kritiken und Wünsche mitzuteilen. Wir beziehen uns auf die letzten Texte aus Wien, Berlin und Münster. Wir wollen versuchen nicht alles gesagte nochmals zu beleuchten sondern eher andere Gedanken auflisten. Daher kann es gut sein, dass manche Punkte in diesem Text kürzer ausfallen, da über diese in den vorherigen Texten schon genug gesagt wurde.
Brauchen wir Solipartys?
Viele
Gruppen/Einzelpersonen sind darauf angewiesen, dass die sie umgebende
Struktur Geld bereit stellt, sei es für Repressionskosten,
Solizimmer oder um die Strukturen von offenen Räumen aufrecht zu
erhalten oder auszubauen. Wir glauben, dass es oft „einfacher“
erscheint eine Party zu organisieren um Geld zu sammeln, als nach
anderen Möglichkeiten zu suchen und sich diese zu eröffnen. Auch
das Medium Party lehnen wir nicht ab. Denn auch wir erleben hier gute
Momente mit unseren Freund_innen, treffen neue Leute und sehen es
positiv wenn darüber der ein oder andere Euro generiert werden kann.
Was ist im Moment das Problem?
Dass wir das Gefühl haben, es geht nur noch um den Konsum unter dem Vorwand Geld zu machen! Es wird kaum nach anderen Möglichkeiten gesucht, einen kollektiven Umgang zu finden um benötigte Gelder aufzutreiben. Die Herangehensweise, nur was zu Spenden, wenn mensch dafür auch etwas bekommt, wie einen Cocktail etc. finden wir fatal. Es scheint kein Bewusstsein für den Umgang mit dem eigenen „Privateigentum z.B. in Form von Geld“ zu geben, anstatt sich mehr zu überlegen, wie auch eine größere kollektive ökonomische Struktur aussehen kann. Eine kollektive Verantwortung z.B. in Falle von Repression wird bei Partys nur am Promillespiegel gemessen. Solidarität verkommt zu einem besseren Wort für billiges Saufen. Das regelrechte „eintreiben“ von Geld von Menschen die zu unseren Veranstaltungen kommen, welche nicht zur Szene gelesen werden finden wir total blöd. Sollten wir diese nicht eigentlich mit offenen Armen empfangen um sie für unsere Ideen neugierig zu machen, als in ihnen nur die vermeintlich Zahlungskräftigen zu sehen!? Was für uns leider auch sehr unverständlich ist, ist die vorherrschende „Spendenpolitik“ in vielen sich eigentlich als nicht-kommerziell labelnden Orten. Schilder am Einlass, Spende zwischen 3-8Euro...HÄ?! Spenden bedeutet für uns mensch kann wenn es will/kann/hat jegliches Geld geben oder halt auch nicht! Dafür braucht es unserer Meinung nach keine Richtwerte etc. Denn sorry, aber alle wissen doch eh ungefähr was nen Sternie im Einkauf kostet. Für uns ist eine konsequente nicht-kommerzielle Umsetzung unserer Projekte ein wichtiges Element einer radikalen Praxis. Wir denken außerdem würde mehr Transparenz herrschen für was Geld benötigt wird und vielleicht auch mal für die Dringlichkeit mehr Initiative aufgewendet werden in der Publikmachung dessen, dann würden Leute die dies für unterstützungswert halten auch was geben...
Zur
Thematik über Awareness und die Verantwortung aller auf einer
Party... wir können nur nochmal den vorherigen Text unterstreichen.
Wir alle sollten auch ein Miteinader auf Partys anstreben, das
gesellschaftliche Ausgrenzung und Grenzüberschreitung ablehnt und
angreift. So kann auch mal Menschen zugemutet werden, ihre
nebenstehenden kaum noch laufenden Menschen zu fragen ob die Person
nicht mal ein Wasser trinken will! Es hat den Anschein auf
Soli-Partys werden kaum noch Ideale verfolgt, oft wie auch schon in
anderen Texten beschrieben wird das politische Bewusstsein an der
Garderobe abgegeben. Inhalte werden kaum bis gar nicht vermittelt und
Verantwortung, dass es allen gut geht, wird auf das Awareness-Team
abgewälzt (wenn es überhaupt eins gibt). Unsere eigentlich
emanzipatorischen Räume verkommen zu Orten wie dem Conne
Island.
Schade, denn z.B. das Conne Island zieht eine Menge Menschen, die
nicht zur „Szene“ gehören und wäre eigentlich ein super Ort um
linke Themen auch im Party-Kontext mit anderen Menschen zu teilen.
Stattdessen rühmte es sich in den vergangenen Monaten nicht gerade
mit emanzipatorischem Output und auch auf deren Partys scheint es
vorzugsweise um Konsum zu gehen. Wir gehen mit dem letzten Text aus
Münster mit: „Gleichzeitig können wir, im Bewusstsein, dass der
Staat und seine Diener*Innen uns niemals vergessen die Gelegenheit
nutzen und die Party zum Ausgangspunkt weiterer Konfrontationen
machen. Was schweißt denn mehr zusammen, als ein gemeinsames Feuer
oder das (spontane) Zusammenhalten in der ehrlichen
Auseinandersetzung mit der Staatsgewalt?“ Hierbei ist uns klar,
dass wir auch hier versuchen müssen verschiedene Perspektiven der
Partybesucher_innen auf dem Schirm zu haben. Zugespitzte Situationen
müssen dann auch wirklich kollektiv getragen werden, was wir noch
etwas skeptisch betrachten, da oft Verantwortung z.B. an das
Awareness-Team abgegeben wird.
Wie
lässt sich das ändern?
Das
Organisieren einer Soliparty sollte an sich mehr hinterfragt und
geschaut werden, ob es für diesen Zweck wirklich nötig ist oder ob
andere Formen
solidarischer Strukturen besser wären. Wir begrüßen es sehr, wenn
Menschen sich in solidarischen Ökonomien zusammenschließen und
diese sich wiederum mit anderen Ökonomien organisieren um genau
dieses Fragen zu klären. Wie oben schon gesagt: wir wollen ein
konsequentes nicht-kommerzielles Spendenkonzept! Dies ist offen für
alle, egal wie zahlungskräftig das Individuum ist. Außerdem
eröffnet es erneut ein Fenster für Kontakt, Menschen zu erklären
was das bedeutet und wo die Kohle, die am Ende über ist hingeht.
Werden
wir uns nochmals bewusst: wir alle tragen für eine gute und für
alle angenehme Atmosphäre auf Veranstaltungen bei. Wer diese
Verantwortung nicht mit tragen will, sorry aber dann geht wo anders
hin! Dennoch sollten wir auch wohlwollend mit Menschen sein, die
nicht alle unsere Ideen und Vorstellungen kennen, auch hier plädieren
wir dafür, mit Menschen zu reden.
Zum
einen würde eine offener Kommunikationsweise der Organisator_innen
z.B. am Einlass die Besucher_innen darüber aufklären, was der Sinn
der Party ist, wohin die Kohle geht und welches Verhalten unerwünscht
ist. Es wäre ein erster Schritt Menschen zu ermutigen, kurz darüber
nachzudenken, warum sie gerade bei dieser Veranstaltung sind. Ergänzt
werden könnte dies noch mit einem betreuten Infotisch. Einen sehr
guten Gedanken finden wir auch: „Solipartys
sind immer – zumindest indirekt – in die geführten oder aktuell
stattfindenden Kämpfe eingebunden.“ Dies gilt es aufzuzeigen, denn
gerade auf Partys könnten wir einfach in Kontakt kommen mit
Menschen, denen dies vielleicht nicht bewusst ist oder die wir in
unserem sonstigen Alltag schwer erreichen. Außerdem könnten wir
auch Leute explizit einladen oder aufmerksam machen auf
Infoveranstaltungen etc., wenn wir z.B. beim Rauchen ins Gespräch
kommen. Abschließend sollten wir vielleicht wieder mehr
experimentieren und auch auf Partys unseren
rebellischen Grundton beibehalten. Experimentieren daher, weil wir
meinen, dass es gerade keine gängige Praxis dafür gibt und wir
davon ausgehen, dies würde in der Konsequenz weitere Punkte
aufwerfen, um einen kollektiven Umgang mit konfrontativen Situationen
zu finden. Dennoch
hoffen wir sehr, dass wir es schaffen unsere Partys anders zu füllen
und sie dann vielleicht sogar als Ausgangspunkt zum Trümmertango
nutzen.
Wir
würden uns freuen, wenn die Debatte weiter geführt wird und wir
nochmal Energie in neue Ideen und deren Umsetzung legen!!!
Joa....
Stimme fast allem zu, aber nicht diesem:
"Schilder am Einlass, Spende zwischen 3-8Euro...HÄ?! Spenden bedeutet für uns mensch kann wenn es will/kann/hat jegliches Geld geben oder halt auch nicht! Dafür braucht es unserer Meinung nach keine Richtwerte etc. Denn sorry, aber alle wissen doch eh ungefähr was nen Sternie im Einkauf kostet."
1. Geht die Thematik ein bisschen an der entscheidenen Fragestellung vorbei: Was passiert wenn ein Mensch weniger geben kann oder will? Oder vielleicht gar nichts? Wenn das ok ist und der Mensch trotzdem rein kommt ist doch alles bestens.
2. Ist eine große Party wesentlich komplexer, auch vom Finanziellen her, als der Einkauf von Sterni. Spielen die Acts umsonst? Oder für eine ermäßigte Gage ("Fahrtkosten")? Oder müssen "echte" Gagen bezahlt werden? Was hat Deko und Technik gekostet? Das alles ist für viele Besucher_innen schwer einschätzbar. Nun könnte in ewigen Texten das alles transparent gemacht werden. Bullen und Finanzamt freuen sich und die betrunkenen unter den Besucher_innen verstehen es sowieso nicht. Also schreiben die Veranstalter_innen "3-8 Euro", weil sie sich ausgerechnet haben damit einen Schnitt zu machen, der die Kosten trägt und noch Soli-Kohle bringt. Ist das ein Problem? Ein Problem würde es doch nur werden, wenn der Spendenvorschlag bindend wäre, oder wenn sich der Spendenvorschlag nicht nach den Kosten, sondern den kommerziellen Möglichkeiten ("wir nehmen was wir kriegen können") richten würde. Aber wenn ihr da nen guten Umgang in eurer Stadt pflegt, habt ihr doch kein Stress damit.
Danke für den schönen Text!
a
Vielen dank für den guten Beitrag!
Es ist auch möglich z.B. den Lohn eines Tages arbeit zu spenden o.ä. das bringt meist sogar viel mehr als irgendwelche Solipartys.
Besonders wichtig ist auch immer die Erklärung, "Warum wird gefeiert" bzw. viel besser " Warum brauchen Wir Geld?"
Denn z.B. Wohnprojekte halte ich für absolut nicht unterstützenswertes zumindest mit finanziellen Mitteln, da diese sich einfach durch Mieten finanzieren können und dabei sogar noch erwirtschaftet Geld wieder sinnvoll einbringen sollten. Im Gegensatz zu z.B. Repressionsopfern die auf Hilfe von außen angewiesen sind.