[Kurzdoku] Carlo Giuliani – erinnern heisst kämpfen

remembering means figthing

Zum Todestag von Carlo Giuliani haben wir eine Kurzdokumentation zusammengeschnitten, welches den Verlauf der Antiglobalisierungsproteste und die Ereignisse um Carlos Tod zusammenfasst. Mit diesem Video wollen wir Anstoss bieten für eigene Überlegungen und Recherchen. Des Weiteren haben wir zur Erinnerung auf dem Carlo-Giuliani-Platz in Bern ein Transparent gehängt.

 

Der Tod von Carlo und die massive Gewalt hinterliess in der Bewegung einschneidende Spuren. Sich mit dem Tod von Carlo zu befassen, heisst einen ungeschönten Blick auf die Ereignisse zu wagen. Es bedeutet in unseren Augen die politische Phase zu analysieren, die eigenen Strategien und Handlungsstränge zu verstehen und sich mit der Gewalt der Gegenseite zu beschäftigen.

 

Erinnern heisst Kämpfen – Carlo Giuliani ermordet am 20. Juli 2001

https://www.youtube.com/watch?v=wQuBo6U3-UI (Triggerwarnung! Gewaltdarstellungen)

 

weitere Dokus/Ausschnitte

1999 Seattle WTO Konferenz:

Breaking the Spell https://www.youtube.com/watch?v=D2MxtwAmeOY

This Is What Democracy Looks Like https://www.youtube.com/watch?v=yBUZH2vCD_k

Four Days in Seattle https://www.youtube.com/watch?v=pFamvR9CpYw

 

2000 Prag IWF/Weltbank Konferenz:

Anti-Globalisation Protests Prague IMF 2000 https://www.youtube.com/watch?v=GIVvBF_7JDo

Rebel Colours https://www.youtube.com/watch?v=LV-ZQWrresg

 

2001 Göteborg EU-Gipfel:

Terrorists.The kids they sentenced 1/9 https://www.youtube.com/watch?v=SezyUk_UGqU

 

2001 Genua G8-Gipfel:

OP Genova 2001 - Öffentliche Sicherheit und Ordnung beim G8 in Genua Juli 2001 https://www.youtube.com/watch?v=ubc9M9HBcIo

Gipfelstuermer - Die blutigen Tage von Genua https://www.youtube.com/watch?v=52kOAulA0LY

Genua G8 (KanalB) https://www.youtube.com/watch?v=SFrF7HB7B-I

Was geschah wirklich am Piazza Alimonda 1/4 https://www.youtube.com/watch?v=PXCNSavCCmU

 

Verfilmungen:

Battle in Seattle (2007)

Diaz – Don’t Clean Up This Blood (2012)

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Liebe GenossInnnen. Ihr habt Euch viel Mühe beim Sichten, Schneiden und Präsentieren gemacht.

Vielen Dank dafür. Wo bitte ist aber die Auseinandersetzung mit Strategien und Taktiken?

Die sehe ich leider nicht. Ihr hättet zumindest Fragen aufwerfen können.

 

Fragen wie z.B. diese?

Wer oder was war der Black Block? Wie kommunizierten dieser intern, wenn es Faschisten und Bullen anscheinend so leicht war ihn zu infiltrieren? Wie kam es dazu, dass der Black Block dermaßen viel zerstörte, aber das dies rein symbolisch war, während er nicht einsah Pazifisten oder andere Gruppen vor der Gewalt der Carabinieri zu schützen? Gewalt als Fetisch, als Selbstzweck? Die Einstellung, wir sind die Avantgarde, was kümmern uns die anderen? Warum kam es fast zu Schlägereien zwischen verschiedenen Black Block Fraktionen, als einige begannen Wohnhäuser mit Zivilisten anzuzünden, weil in der Parterre eine Bank war? Welches Verantwortungsbewußtsein lag da vor?

Wie kamen Vertreter von Tutte Bianche dazu eine "Kriegserklärung" (wie die Zapatisten 1994) zu verlautbaren und somit medialer Steigbügelhalter für Berlusconis Repressionsapparat zu werden? War eine dermaßige Großmäuligkeit zu verantworten?

Warum haben sich so verdammt wenige an der Anti-Repressionsarbeit beteiligt? Was heißt das für die Bewegungen?

Warum gibt es so gut wie keine Erinnerungs- und Geschichtsarbeit der Radikalen Linken?

Das und viele, viele andere Fragen wären es wert diskutiert zu werden.

 

Ansonsten kann man noch hier was bei den Bochumern nachlesen:

Genova 20. Juli 2001 - Der Tod von Carlo Giuliani

https://linksunten.indymedia.org/de/node/185593

 

solidarische Grüße

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Hallo!

 

Vielen Dank für deine Anmerkungen. Die Auseinandersetzung mit den Strategien und Taktiken können wir selber nicht alleine beantworten. Zudem wollten wir das Video bewusst "kürzer" halten, um auch jenen eine Grundlage zu bieten, die die Ereignisse damals nicht mitgekriegt haben. Wie wir anhand deiner Fragen sehen, gibt es so viele Dinge die diskutiert werden könnten. Der G8-Gipfel wirkt auch nach 15 Jahren immer noch so gross. So viele Gruppen, Taktikten, Eindrücke, Kämpfe die damals stattfinden (und die zahlreichen Folgen). In all den Jahren haben wir festgestellt, dass diese Diskussionen und Fragen stetig abgenommen haben und übrig blieben teilweise nur Mythen. Wir fänden es sinnvoll/super/wichtig, dass deine und die unzähligen anderen Fragen wieder diskutiert werden und zwar nicht von Video zu "Konsument*in", sondern von Mensch zu Mensch in den (Bezugs-)Gruppen, Städten, Bewegungen etc.

Wir sind jederzeit interessiert, sich an strategischen und inhaltlichen Diskussionen zu beteiligen.

 

solidarische Grüsse

AGB

Liebe AGB,

ich finde es wunderbar wenn man (in der Tat so ein einschneidenes Ereigniss für die Antiglobalisierungsbewegung) versucht 15 Jahre später an etwas anzuknüpfen, um aus Fehlern und der damailigen politischen Ausgangssituation( im Kontext zu heute) zu lernen.

Was mir nicht ganz erschließt ist die Tatsache das Ihr hier bei Linksunten "lediglich" eine Vielzahl von bereits bekannten Videos verlinkt.

Daraus soll sich nun eine Diskussion oder eine 15 Jahre spätere Refelxion entwickleln?

Ich war damals selbst in Genua vor Ort und es erschüttert mich an dem Jahrestag bis heute was dort passiert ist.

Die politischen Aktuere von damals haben auch heute eine Geschichte zu erzählen, nämlich die Ihrer eigenen Lebensgeschichte bis heute ...15 Jahre später.

Was ist aus Ihnen geworden.Was aus den Eltern von Carlo.Was aus dem Polizisten,der die tödlichen Schüsse abgegeben hat?

Und ich meine gar nicht die Verurteilungen der Schergen,sondern das Gewissen.

Was ist mit den vielen verletzten Genoss_Innen geworden.Trauma und schlechtete Träume bis heute.

Wäre es nicht überlegenswert mal zum nächsten Jahrestag eine Art Symphosium zu organisieren wo Wir mal alle näher einanderrücken um zu verstehen ( oder mit Euren geschriebenen Worten "....die politische Phase zu analysieren...) was uns das heute noch politisch bedeutet und warum es notwendig ist neue Formen des Widerstandes gegen den erneut sehr aggressiven globalisierten Welthandel vorzugehen bzw. sich aufzustellen?

Fragen über Fragen die vermutlich nicht nur mich Ohnmächtig erscheinen lassen, da die Antworten einfach und doch so schwer sind.

Ein solidarischer Gruß in die Schweiz !

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Hallo!

Wir haben diesbezüglich ein eigenes Video erstellt (Link:https://www.youtube.com/watch?v=wQuBo6U3-UI) und die gröbsten Ereignise von damals zusammengeschnitten. Wir wollten nicht nur den Tod von Carlo thematisieren, sondern auch die zahlreichen Proteste der Antiglobalisierungsbewegung aufgreifen und diese in einen Kontext stellen.

In unseren Augen hat mit jedem Jahr, der vergangen ist, die Erinnerung an Carlos Tod und die Solidaritätsaktionen mit den damaligen Protesten stetig abgenommen. Unser Ziel ist es wieder ein Blick auf die Geschehnisse zu lenken, die "neueren" Generationen zu informieren was damals war und Anstoss bieten sich Fragen zu stellen, zu recherchieren und (hoffentlich) zu intervenieren.

Die Ohnmacht, die du beschreibst sind immer noch gegenwärtig und diesbezüglich bieten wir gerne jede*r Person eine Plattform, um gemeinsam einen Schritt heraus zu finden. Leider sind Viele von damals nicht mehr auffindbar oder haben sich abgewendet.

 

solidarisch

AGB

danke für die vielen guten Fragen und Statements in einigen Kommentaren. Es tut mit gut zu sehen, dass einige fühlen und erkennen, dass das Thema nicht ausgestanden ist. Alle angerissenen Fragen und kritschen Überlegungen sind wichtig und einige Auseinandersetzung wert. Die Zeiten selbst gebieten es inzwischen. Im Alltag relevant bleibt jenseits aller Analyse und aller Reflexion aber die Frage der Repression aktuell. 10 Leute aus Italien sind davon immer noch akut sehr betroffen. Ein Mensch ist deshalb frei, weil er sich langjähriger Haft verweigert hat, zwei Sitzen immer noch und auch noch für längere zeit in Haft und sieben andere sind frei, wie jemand frei sein kann, der voller Auflagen lebt und immense Kosten am Hals hat.

 

Marina und Jimmy, die im Knast sitzen, kann mensch schreiben, das wäre schon was:

 

Marina Cugnaschi

c/o Seconda Casa Di Reclusione Di Milano – Bollate

Via Cristina Belgioioso 120

20157 Milano (MI)

Italien

 

Francesco Puglisi

Casa Circondariale di Roma Rebibbia - G9 – cella 9 – piano 2

Via Raffaele Majetti, 70

00156 Roma

Italien

 

Und den wenigen, wirklich großertigen Leuten, die als supportolegale weiter für die Rechtshilfe und die Unterstützung der Betroffenen sammeln gilt es immer noch, wenigstens mit Spenden zu helfen. Das geht über diesen Link:

 

http://buonacausa.org/genovag8?tab=0

 

Dieser (hier ins Deutsche übersetze) Text der besagten Leute von supportolegale verweist auf obigen Link:

 

Fundraising für die Verurteilten von Genua


Komitee SupportoLegale Diritti Umani


SupportoLegale entstand, um die Anwälte bei der Verteidigung der Aktiviste und aktivisttinen zu unterstützen, denen die Auseinandersetzungen während des G8 in Genua angelastet wurden. 10 Jahre später, existiert SupportoLegale weiterhin, um diejenigen, die stellvertretend für alle 300000, die wir in jenen Tagen bei den Protesten und in den straßen waren bezahlen hinsichtlich von ihren eigenen Bedarfen während der Haft und denen von ihren Familien zu unterstützen (wie auch hinsichtlich der gegenwärtig wie zukünftig anfallenden gerichtlichen bzw. prozessbedingten Ausgaben). Solidarität ist ein kollektives Getriebe.


Aus der Webseite supportolegale.org


SupportoLegale nimmt sich vor, mit dem, was wir gemeinsam sammeln werden, in Anlehnung an die jeweiligen Bedarfe und Prioritäten jene zu unterstützen, die von Repression getroffen wurden.


Wenn Umzüge und Demonstrationen zu Ende gehen und alle denken, dass sie zurück in ihren so genannten alltäglichen Leben angekommen sind, bleiben die Verfahren zurück, die Repression, die Verurteilungen und für manche die Haft. Abgesehen von der Bedeutung, die das Ganze im Leben von einigen Leuten bekommt, die im Getriebe der Repressionsmaschinerie in der Falle sitzen, ergibt sich daraus ein riesiger Haufen Geld, dessen Last genau so wenig wie Ruhm, Ehre und Schuldigkeiten aus jenen Tagen im Juli 2001 nicht allein den zehn Menschen überlassen werden kann, gegen die ein rechtskräftiges Urteil gesprochen wurde.


Gefährten und Gefährtinnen, Freunde und Familien von allen, die in Haft sitzen bzw. verurteilt wurden versuchen, wie sie können, ihre Lieben zu unterstützen. Das reicht häufig aber nicht. Deshalb hat sich SupportoLegale zu diesem Unterfangen der Sammlung und Verteilung dessen, was in der ganzen Welt in Form von Geld zusammengetragen wird entschlossen.


Vor allen Dingen gibt es die Ausgaben, die im Knast und für die Angehörigen der Verurteilten anfallen. Es gibt Anwaltskosten und Prozesskosten (Akten, Kopien, Videos, Mitschriften), die noch genau beziffert werden müssen (unsere Schätzung basiert auf Erfahrungswerten). Diese werden jetzt wie auch in einigen Jahren wie ein Damoklesschwert über die Verurteilten schweben. Schließlich werden die Schadeneratzforderungen fällig werden (die auch noch zu beziffern sind). Das wäre der riesige haufen Geld. eine mindestens fünfstellige Summe - die wir gemeinsam auftreiben müssen.


Ruft die Seite auf, die wir für die Spendenübertragung eingerichtet haben, wenn ihr uns helfen wollt. Tut es, falls ihr eine Initiative starten wollt, um Geld aufzutreiben - und schreibt uns. Es gibt niemanden, den ihr dafür um Erlaubnis bitten müsst - außer euer Gewissen. Wir werden euch helfen, die Initiative publik zu machen und auf eure Überweisung warten. Schreibt uns, wenn euch jemand einfällt, der uns helfen könnte, oder wenn ihr besser verstehen wollt, wie unser Fundraising funktioniert: balance at supportolegale.org oder info at supportolegale.org


http://buonacausa.org/genovag8?tab=0

bonzensöhnchen giuliani wollte revolution spielen und ist dabei umgekommen......

Ja, Carlo war kein Arbeiterkind, er hatte aber gegen die eigenen Verhältnisse rebelliert und bürgerliche Verhältnisse gegen die Suche nach einem Leben, das solchen Mustern auf jeden Fall nicht folgen wollte. Gestorben ist er, wir die vielen intensiven Auseinandersetzungen mit den Vorgängen hervorgebracht haben, weil er im Angesicht der Gewalt, die an jenem Tag über die laufende Großdemo durch einen kalten Angriff hereinbrach, der nicht nur aufs blutrünstigste vonstatten ging, sondern wegen der Abwesenheit von Fluchtwegen auch noch extrem gefährlich war. Tausende haben darauf ähnlich reagiert wie Carlo. Dann lugte da plötzlich die Knarre aus dem Polizeijeep. Es waren durchaus Leute nach Genua gerkommen, die nichts anderes können als spielen - gerade auch manche, die sich für schwer militant hielten. Den meisten war es aber ernst, wenigstens war es ihnen ernst, massenhaft und sehr entschlossen zu protestieren. Hetze und Kriminalisierung hatten das Klima schon mächtig angeheizt, die Polizei war die Personifizierung dieser Hetze und der Stimmung, die den Demonstranten von institutioneller und institutionalisierter Seite galt. Das, was Carlo sein Leben gestohlen hat war alles andere als ein Spiel - und Carlo stand der Sinn alles Andere als danch zu spielen, merke dir das gut.

Am Ende des ersten Satzes fehlt "eingetauscht".

 

Weil die Tatsache, dass Carlo unvergessen ist und einges an Wissen bei allen Ohnmachtgefühlen da ist manchen ignoranten Troll hier mächtig juckt, noch der Hinweis, dass zig Leute, die keine Arbeiterkinder sind, deshalb nicht gleich Bonzenkinder sind. Wir sind viele Tausend auf dem ganzen Planeten, die auf Carlos Mutter nie was kommen werden lassen!