Die Schelte der Badischen Zeitung und der bundesdeutschen Medienlandschaft muss mit etwas Selbstkritik beginnen. Denn die inzwischen deutschlandweit berühmt gewordene E-Mail als Hilferuf schickte das White Rabbit an einige wenige eingeladenen Gruppen und Initiativen. Hier wurde mit dem Vertrauen des Hasen nicht verantwortungsbewusst genug umgegangen, sonst wäre es wohl nie so weit gekommen. Hätte irgendein Vollpfosten lieber ein vernünftiges Awareness-Konzept ausgearbeitet, statt die E-Mail anklagend auf Facebook zu stellen, wären wir heute einen großen Schritt weiter.
Aber dann war da die Badisch Zeitung. Ein findiges Lokalblatt, das händereibend den letzten, sich als politisch links verstehenden Club in Freiburg in die Pfanne haute, um ein paar Minuten Aufmerksamkeit im Medienzirkus zu ergattern.
Immer der Reihe nach: Zunächst erregte diese E-Mail, große Aufmerksamkeit in Freiburgs Linker Szene. Darin verkündete das White Rabbit, seine Entscheidung, fortan eine (nicht von der Hand zuweisend) diskriminierende Türpolitik gegenüber Flüchtlingen und Menschen ohne Papiere an den Tag zu legen. Außerdem lud es einige befreundete Gruppen und Veranstalter_innen zu einem Gespräch ein. Ziel sollt es sein, in einer Veranstaltung am vergangenen Mittwoch den 20. alternative Möglichkeiten auszuloten, weil die White Rabbit Crew (selbst auch kein homogener Haufen) nicht glücklich war mit der eigenen Entscheidung.
Der Grund für diesen Hilferuf an die eigene White Rabbit Community, ist die seit längerer Zeit anwachsenden Zahl von Vorfällen sexualisierter Gewalt und Gewalt gegen Angestellte des Clubs. Was sich in einer Großraum-Dorfdisko vermutlich jedes Wochenende abspielt, stellte die Leute aus dem Hasen vor das Problem, der schieren Masse an Übergriffen nicht mehr Herr zu werden. Ganz bestimmt spielten nachlässigangegangene Lösungsansätze eine Rolle dabei, dass sich die Situation weiter verschärfte. Aber das White Rabbit stand bis dato auch nicht für eine Feierkultur, wie in einer Großraumdisko, sondern wurde und wird von Leuten betrieben, die sich als irgendwie alternativ verstehen.
Vermutlich kein anderer Club in Freiburg konnte bis dato eine so „offene“ Türpolitik vorweisen wie das White Rabbit. Hinein kamen Alle, die sich als Ü21 ausweisen konnten. Völlig unabhängig davon, wie sie aussahen oder wie sie angezogen waren. - Und wahrscheinlich als einziger Ort in Freiburg haben hier Geflüchtete oder andere, die an vielen Stellen dieser Gesellschaft ausgegrenzt werden, Zutritt. Viele rechnen das dem Club hoch an und sind Stammgäste.
Nun hatte aber der Großteil jener Menschen, die für die Gewalt und sexistischen Übergriffe verantwortlich waren, den Status „Flüchtling“. Wir vereinfachen hier stark, obwohl die deutsche Bürokratie viele verschiedenen Bezeichnungen für Menschen bereitstellt, die keine staatsbürgerlich bestätigten Biodeutschen sind. Das White Rabbit dachte, damit das Problem erkannt zu haben und führte eine zusätzliche Bedingung für diese Bevölkerungsgruppe ein: Geflüchtete, die der Hasen-Crew nicht bekannt waren, sollten sich einmalig einen Clubausweis besorgen, den sie mit einer Belehrung über die Verhaltensregeln im White Rabbit, jeden Montag Mittag bekommen konnten. Das sollte eine ruhige und zielgenaue Ansprache der potentiellen Gefährdergruppe (Neusprech der Sicherheitsbehörden) ermöglichen, die allabendlich von den Türstehern, nachvollziehbarerweise nicht zu bewerkstelligen ist. Wer nun störte oder unangenehm auffiel, dem sollte der Clubausweis entzogen werden.
Natürlich generalisierte das White Rabbit hier in unzulässiger Form seine Beobachtung, nämlich dass die Probleme irgendetwas mit der Tatsache zu tun hätte, dass die Störer in aller Regel Geflüchtete waren und offensichtlich nicht dem hiesigen Kulturkreis entsprangen. Das White Rabbit wollte das Problem auf seine Weise lösen, mit mehr Kommunikation gegenüber der Personengruppe und einer individualisierten Erfassung, die punktgenauere Sanktionen ermöglicht. Damit übernahmen sie in mehrfacher Hinsicht die Logik des Sicherheitsapparats und die rassistische Kategorisierungslogik des deutschen Zugehörigkeitsverständnisses.
Implizit wurde behauptet, Alle die einen deutschen Pass haben, feiern deshalb potentiell zivilisiert und brauchen keine solche Belehrung über das richtige Verhalten in unserem Club. Entweder weil sie durch ihre „Kultur“ mitbekommen haben, wie man sich zu benehmen hat, oder weil sie die Schilder verstehen, die im White Rabbit hängen. Dass diese Feststellung ebenso unzulässig verallgemeinerbar ist, wie ihre Gegenthese, können alle bestätigen, die schon einmal von weißen Kartoffeln belästigt, angegrabscht oder angegriffen wurden.
Zurück zum Geschehen, obwohl es zu diesem Punkt gerade in Hinblick auf die gesellschaftliche Debatte nach der Kölner Silvesternacht viel zu sagen gäbe.
Die mehr als 40 Personen, die der Einladung des White Rabbit folgten, ließen erkennen, welche großen Bauchschmerzen die Club-Community mit der Entscheidung des Hasen hatte. Die Stimmung war von der Erkenntnis geprägt, dass die Problemlösung all zu lange als Aufgabe des White Rabbits gesehen wurde, während man Adorno las und den Club als Veranstaltungsort für jährliche Soliparties gerne nutzte. Hier kamen verschiedene alternative Lösungsansätze und Konzepte auf den Tisch, die sich an den Erfahrungen der White Rabbit-Crew und den Realitäten im Nachtleben messen lassen mussten.
Die Diskussion zeigte Wirkung und die Hasen-Crew erkannte, einen Fehler gemacht zu haben. Eine Haltung mit Seltenheitswert heutzutage. Neben der inzwischen erfolgten Abschaffung der Regelung, werden derzeit auf mehreren Treffen konkrete Awareness-Konzepte, viele verschiedene Alternativideen und Lösungsvorschläge ausführlich diskutiert. Mit ein bisschen Überzeugungsarbeit wäre die Sache gegessen gewesen und das White Rabbit hätte als erster Club in Freiburg mit einer gelungenen Integration von Flüchtlingen ins Nachtleben und einem vielschichtigen Awareness-Konzept Schlagzeilen machen können.
Doch dann bekam neben der AfD auch die Badisch Zeitung Wind von der E-Mail des White Rabbits. Statt über das eigentliche Anliegen, über die Kommunikation und die Diskussionsbereitschaft des White Rabbits zu berichten, entstand ein Artikel daraus mit dem Duktus, Flüchtlinge seien die Ursache für die Probleme im Nachtleben.
Zunächst suggeriert die Zeitung, dass das White Rabbit sich jetzt mit einer Law-and-Order-Türpolitik gegen die Vorfälle wehre, als sie einen Satz aus der besagten E-Mail zitiert, ohne ihren Kontext und die bis dahin stattgefundene Auseinandersetzung zu erwähnen. Es folgt eine Auflistung von sich häufenden Diebstählen und die Beschreibung von Übergriffen. Eine Bewertung der Türpolitik als rassistisch müssen sich Leser_innen selbst dazudenken. Auch das Wort diskriminierend kommt den Autor_innen nicht über die Lippen. Diese Einsortierung muss im vorletzten Absatz Frauenhorizonte für sie übernehmen. Geflüchtete werden ausschließlich im Kontext von Kriminalität und Täterschaft genannt und einer weiteren Stereotypisierung Vorschub geleistet. Selbstverständlich kann sich die BZ damit auf den journalistischen Grundsatz von wahrheitsgetreuer Informationswiedergabe berufen, aber eine verantwortungsvolle Berichterstattung gegenüber Geflüchteten und dem White Rabbit sieht anders aus.
Dass die Zeitung sich den Erfahrungen von Frauen im Freiburger Nachtleben widmet, ist sehr löblich. Immerhin fast eine Woche später zeigt sie anhand eines Erfahrungsberichts von Leonie, die eine versuchte Vergewaltigung schildert, dass ein Umgang mit dem Thema auch auf andere Weise möglich ist. Einfach weil Leonie sich deutlich dagegen wehrte, dass Vorfälle wie ihrer, für rassistische Stimmungsmache instrumentalisiert werden.
Von selbst scheint die BZ nicht auf diesen Gedanken gekommen zu sein. Vielmehr sonnt sie sich in dem Ruhm, nun von bundesweiten Medien zitiert zu werden. Als dann liefert sie die Vorlage, inszeniert sich als Anstoßgeberin für eine Debatte in der die Tabus nur so purzeln. Den Vogel schießt selbstverständlich Oberbürgermeister und neuerdings Hobbyethnologe Dieter Salomon persönlich ab, der um das weltoffene Image der Stadt besorgt ist und sich an rassistischer Ekelhaftigkeit kaum überbieten lässt. Er kann die Problemursache sogar noch genauer geographisch auf die Maghreb-Staaten eingrenzen: „Das sind junge Männer, die in ihren Heimatländern Gewalterfahrungen gemacht haben, die kampfbereit und bewaffnet sind. Es handelt sich um eine schwierige Klientel. Mit Flüchtlingen aus Syrien hat das wenig zu tun.“
Wer an Läuterung der Badischen Zeitung glaubt, die sich wegen ihrer Berichterstattung harter Kritik ausgesetzt fühlt, wird enttäuscht. Beim ersten Artikel in der BZ sei zwar unsauber vorgegangen worden, das gestehen Mitarbeiter_innen der BZ im persönlichen Gespräch ein, doch statt öffentlicher Selbstkritik gibt es selbstbewusste Rechtfertigungen, beispielsweise mit delikaten Schlagzeilen, wie „Disko-Ärger mit Flüchtlingen: Hat die BZ das Thema aufgebauscht?“ Geflüchtete als Unruhestifter im Nachtleben ist also die Kurzzusammenfassung, unter der die Debatte ins Archiv wandern und in den Köpfen hängen bleiben wird.
Eine pressewirksam inszenierte Farce ist unterdessen der Runde Tisch von Clubbetreiber_innen mit der Stadt Freiburg. Eigentlich sind sich alle einig, dass kein Problem besteht. Das ist heuchlerisch, weil gerade die Clubbetreiber_innen nun eine große Klappe haben, an deren Türen rassistisch ausgesiebt wird, oder die ihre Gäste mit Kameras überwachen. Dort wo das Geld tanzt wird man sich weiterhin davor hüten, die Kundschaft mit Schildern für Sexismus im Nachtleben zu sensibilisieren. Dafür scheint die Forderung nach mehr Polizei für alle auf der Hand zu liegen.
Profitieren an dieser Sache werden letztlich die ohnehin selbstbewusster werdenden Rechten. Gewinner ist auch die bundesweite Mehrheit der Clubbetreiber_innen, an deren Clubtüren Abend für Abend Menschen abgewiesen werden weil sie die falsche Hautfarbe haben. Wäre eine der BZ-Knalltüten auf die Idee gekommen, sich damit zu beschäftigen, wie viele Türen Geflüchteten in ihrer Stadt verschlossen sind, hätten sie den eigentlichen rassistischen Skandal aufdecken können. All jene Clubbetreiber_innen, die sich noch nie für ihre Türpolitik rechtfertigen mussten, werden nun stillschweigend ihre Praxis fortsetzten – ja, sich darin noch bestärkt fühlen. Wäre die BZ auf die Idee gekommen, ohne auf der Köln-Welle mitzusurfen, Sexismus und Übergriffe im Nachtleben zu thematisieren, statt zu instrumentalisieren, dann hätte sie skandalisieren können, wie viele schwarze und weiße Hände nächtlich ungefragt nach den Hintern von Frauen grabschen.
Aber Sexismus und Rassismus sind im gesellschaftlichen Mainstream unsichtbar. Die weiße männliche Mehrheit ist davon nicht betroffen. Die Betroffenen bleiben in aller Regel ohne Stimme, werden nicht gehört. Guter Journalismus hätte das zur Sprache gebracht – und nicht gegeneinander ausgespielt.
Editorische Hinweise
Wir erhielten den Artikel am 2.2.2016 von "Freundinnen und Freunde des Hasen" per Email, welcher zeitgleich an die Badische Zeitung verschickt wurde.
Bei linksunten.indymedia.org ist am 2.2.16 ein Debattenbeitrag vom Autonomen Zentrum KTS erschienen. Wir empfehlen diesen Artikel auch zu lesen und sich an der dortigen Debatte zu beteiligen. /red. trend
Website des Clubs: http://white-rabbit-club.de/
Was für ein schlechter Text
Wieso habt ihr denn die paternatlistische Aufforderung am Anfang eurer Mail in jener an die trend onlinezeitung weggelassen?
Normalerweise würde ich der Kritik am unsolidarischen Verhalten der antideutschen VeranstalterInnen aus KW 2 zustimmen, denn sie haben eine interne Mail ausgerechnet auf Facebook veröffentlicht. In diesem Fall aber hat „irgendein Vollpfosten“ die rassistische Türpolitik eines linksalternativen Clubs öffentlich gemacht. Das antideutsche Milieu: Wo die Verfechter der Lepra den Verfechtern der Cholera die Pest an den Hals wünschen.
Die längst überholte Theorie der „Kulturkreise“ scheint in antideutschen Kreisen en vogue zu sein. Diese Theorie mündete direkt in der Rassenideologie des NS. Nicht umsonst führt PEGIDA das „Abendland“ als einen vermeintlichen „Kulturkreis“ im Namen. Ich bin mir unsicher, ob den AutorInnen die Geschichte des Begriffs überhaupt bekannt ist, aber die Praxis des White Rabbit und die Ablenkungsmanöver seiner Stammgäste und VeranstalterInnen scheint zumindest nicht inkompatibel mit der dahinter stehenden Ideologie zu sein.
Das ist tatsächlich mal Selbstkritik: Das White Rabbit ist mittlerweile die wichtigste Finanzierungsquelle der Freiburger Antideutschen, die normalerweise nicht viel mehr machen als Adorno zu lesen. Zu ergänzen wäre: „...und Wahlkampf für die AfD zu machen und Linke von emanzipatorischer Politik abzuhalten“. Leider ist nicht in Sicht, dass sich daran etwas ändern würde, der Text ist mal wieder ein deutlicher Beleg.
...nachdem ein medialer Sturm sie hinweggefegt hatte, denn die Regelung wurde erst am 25. Januar abgeschafft.
Vielleicht bewegt ihr euch in den falschen Kreisen? Oder vielleicht seid ihr die falschen Kreise?
Wieso ist Salomons Politik „rassistische Ekelhaftigkeit“, während das White Rabbit lediglich „die Logik des Sicherheitsapparats und die rassistische Kategorisierungslogik des deutschen Zugehörigkeitsverständnisses [übernahm]“? Na weil ihr Stammgäste im White Rabbit seid, nicht aber im Gemeinderat, nicht wahr?
Eine interessante Behauptung, leider ohne Inhalt: Welche unsaubere Vorgehensweise haben den die MitarbeiterInnen der BZ im persönlichen Gespräch eingestanden?
Ihr kritisiert hier die Überbringerin (BZ) der schlechten Nachricht (Rassismus) und nicht die Verursacherin (White Rabbit). Das ist leider symptomatisch für euren schlechten Text, für den das Wort „Medienkritik“ ungefähr so angebracht ist, wie die Fantasterei einer „gelungenen Integration von Flüchtlingen ins Nachtleben” im Zusammenhang mit der rassistischen Türpolitik des White Rabbit zu nennen. Honi soit qui mal y pense.
Überraschung: AntiD-Referent im White Rabbit bejaht Rassismus!
Jungle World Nr. 5, 4. Februar 2016, inland
Kein Club für Hasenfüße
Der Freiburger Club White Rabbit gilt als linksalternativ. Dennoch hat er einen antirassistischen Shitstorm entfacht.
Von Jörg Huber
Seit vergangener Woche muss sich der Freiburger Club White Rabbit für seine Einlassregeln rechtfertigen. Ein Bericht der Badischen Zeitung mit dem Titel »Kein Zutritt mehr für Flüchtlinge in Freiburgs Clubs und Diskotheken« wurde europaweit beachtet. Dabei ist das White Rabbit ein linksalternativer Club, in dem Flüchtlinge bislang besonders willkommen waren. Nun steht das Betreiberkollektiv plötzlich im Verdacht, rassistisch zu sein.
Der Anlass war eine interne E-Mail, die ausschließlich an Veranstalter und Freunde des Clubs adressiert war. Darin baten die Verantwortlichen des White Rabbit um eine Diskussion drängender Probleme. Sie berichteten über vermehrte und schwerwiegende sexuelle Übergriffe auf Frauen, über Gewalt gegen das eigene Personal und eine größere Zahl an Diebstählen. Dafür sollten der E-Mail zufolge hauptsächlich Flüchtlinge verantwortlich sein. Bundesweit wurde aus dem Schriftstück der Satz zitiert: »Wir haben am Montag beschlossen, dass wir vorerst keine Menschen mehr in das White Rabbit reinlassen werden, die nur eine Aufenthaltsgestattung besitzen.« Was selten erwähnt wurde: Anschließend erläuterten die Betreiber des Clubs ein dauerhaftes Einlasskonzept. Sie wollten einen »obligatorischen Clubausweis« einführen, den auch Flüchtlinge sofort erwerben könnten. »Davor werden wir sie über unsere Grundsätze aufklären.«
Der Club geriet im linken Freiburger Milieu wegen der E-Mail schnell in die Kritik. Eine Gruppe namens »Kunst, Spektakel & Revolution« drohte dem White Rabbit auf Facebook mit »Abriss«. Sie hat dieses Posting in der Zwischenzeit wieder gelöscht, auf Nachfragen reagiert sie nicht. Unterdessen nahm auch die Badische Zeitung Notiz von der E-Mail und zitierte vor allem den Beschluss zur »Aufenthaltsgestattung«, obwohl er offenkundig nur als kurzfristige Notlösung vorgesehen war. Der antirassistische Shitstorm war nicht mehr aufzuhalten.
Das neue Einlasskonzept mit Clubausweisen diene dazu, mit Flüchtlingen in einen Dialog zu treten, betonte das White Rabbit in einer offiziellen Stellungnahme nochmals. Das passt durchaus zu dem Etablissement. Seit Jahren finden dort Veranstaltungen statt, in denen zur Solidarität mit Flüchtlingen aufgefordert und über Fluchtursachen informiert wird. Auf der Website steht zurzeit sogar die naive Forderung, einen »Tunnel von Lesbos bis ins White Rabbit zu graben«. Doch das nützt offenbar nicht viel. Gleich daneben erscheinen Kommentare wie »Hoffentlich ertrinkt ihr in eurer eigenen braunen Soße«.
Wenn man berücksichtigt, dass Veranstalter und Freunde die politischen Veranstaltungen im Club kennen, entsteht der Eindruck, dass weniger die Einlassregeln des White Rabbit für Aufregung sorgen, als die anfänglich direkte Art, akute Probleme mit Flüchtlingen anzusprechen. Es mag die unausgesprochene Befürchtung bestehen, Rechten und Rechtsextremen in die Hände zu spielen.
Ganz in diesem Sinne bemüht sich das White Rabbit inzwischen um eine Abgrenzung von der Alternative für Deutschland (AfD). So werfen die Betreiber des Clubs der AfD Lörrach in einer Stellungnahme auf Facebook vor, den Fall zu instrumentalisieren. Der Ortsverein der Partei selbst nimmt das tatsächliche Einlasskonzept mit Clubausweisen nicht zur Kenntnis und wertet stattdessen die kurzfristige Notlösung als eine Art Maßnahme zum Schutz des deutschen Partyvolkes. Wohl ebenfalls aus Gründen solcher Abgrenzung vertritt der Club mittlerweile gegen seine bisherige Einsicht die gleichmacherische Position, dass »Sexismus Teil der Gesellschaft ist« und das »Problem schon immer da« war.
Das sehen auch andere so. Eine von Spiegel Online zur Sache befragte Freiburgerin etwa wollte kein besonderes Problem erkennen. Es sei schon vor 20 Jahren vorgekommen, dass man in Clubs »von besoffenen Deppen mit ihrer Erektion angetanzt« worden sei. Damals habe es sich eben um »deutsche Deppen« gehandelt. Die Idee des White Rabbit, durch die Ausgabe eines Clubausweises mit Flüchtlingen ins Gespräch über Grundsätze des Nachtlebens zu kommen, klingt da hilfreicher.