Bei diesem Text handelt es sich um den ersten Teil einer sechsteiligen ausführlichen Recherche des linken ukrainischen Aktivisten Kyrylo Tkachenko über die Handlungen einzelner Zusammenhänge der deutschen Linken im Kontext des Russland-Ukraine-Krieges. Uns ist bewusst, dass einige von Kyrylos Schlussfolgerungen schmerzhaft sein können, betreffen sie doch Personen oder Institutionen, die für viele von uns eine Menge bedeuten. Dennoch gehört es eben zum linken emanzipatorischen Selbstverständnis, auch die eigenen Handlungen und "Autoritäten" immer wieder kritisch zu reflektieren, um reaktionären Tendenzen keine Schlupflöcher zu bieten. In diesem Sinne begreifen wir Kyrylos Recherche als einen solidarischen Beitrag zu diesem dringend nötigen Prozess - in einem Umfeld, in dem es an Rückkopplung leider allzu oft mangelt.
Über den Autor: Kyrylo Tkachenko war Mitbegründer und Co-Redakteur der ukrainischen Zeitschrift für Soziale Kritik »Spilne« und politischer Aktivist in der Free-Mumia-Bewegung. Während seines Studiums in München war Kyrylo mehrere Jahre lang in deutschen linken Zusammenhängen aktiv. Er publizierte als Autor u.a. im Unrast-Verlag und unterstützte zuletzt in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Arbeiterprojekte in der Ostukraine.
Teil 2 "Über die Rote Hilfe, Brigade Prisrak und mehr" findet ihr hier auf Linksunten.
Teil 3 "Über den Genossen Mosgowoj und sein »kommunistisches« Gespenst" hier.
***
Wie Teile der deutschen Linken Faschisten in der Ukraine unterstützen
Über die Rote Hilfe, Brigade Prisrak und mehr
***
Die Reaktion auf die Ereignisse in der Ukraine hat bezeugt, dass in der »deutschen Linken« etwas grundsätzlich faul ist. Hierbei handelt es sich nicht um eine Zufallserscheinung, sondern um einen Ausdruck von Problemen, die in erster Linie durch die Übernahme einer linken Identität (anstelle von Werten) und den damit verbundenen Bezug auf die linke Tradition bedingt sind. Beide Konzepte (Identität und Tradition) weisen bereits strukturell gesehen eine rechte Funktionsweise auf. Die damit einhergehenden Probleme in der Linken besitzen systematischen Charakter.
Viele Gründe sprechen dafür, dass keine entscheidenden Veränderungen in der »deutschen Linken« zu erwarten sind. Auch »nach der Ukraine« wird wahrscheinlich alles beim Alten bleiben. Es ist davon auszugehen, dass die Auseinandersetzung mit den eigenen Fehlleistungen im Bezug auf den »Ukraine-Konflikt« im Großen und Ganzen ausbleiben wird.
Dieser Text richtet sich somit nicht an die gesamte »deutsche Linke«, sondern nur an die Menschen, die nachvollziehen, dass die Abgrenzung von Stalinist*innen, DDR- und Sowjetnostalgikern, Autoritären und Antiliberalen, Freunden und Freundinnen von Diktatoren aller Couleur, »antikapitalistischen« Antisemiten, völkisch gesinnten Amerikahassern, »antiimperialistischen« Rechtfertigern imperialer Kriege, friedensbewegten Querfrontlern in allen ihren Formen dringend nötig ist.
Die Alternative scheint klar zu sein: Entweder überlässt man den Letzteren den Begriff »Links« vollkommen, oder man und frau tut etwas, um unter der Beibehaltung des Begriffes aus dem traurigen Sammelbecken rauszukommen. Das Letztere ist viel schwerer und es fragt sich tatsächlich, ob der erstere Weg nicht der bessere wäre.
Ich bin mir in der Tat nicht sicher, was besser ist. Außerdem besitze ich meine, wenn man will, »persönlichen« Gründe, um mich mit der deutschen Linken inzwischen nicht mehr zu identifizieren (im Unterschied zur ukrainischen Linken). Ein Mitspracherecht beanspruche ich nicht, und ob es im Weiteren um eine »interne« oder eine »äußere« Kritik geht, darf jeder für sich entscheiden.
***
Erster Teil
Die »ukrainische« Kampagne der Roten Hilfe im Kontext
***
Die Ausrichtung der »Kampagne«
Um die Kritik an einem besonders markantem Fall konkreter werden zu lassen, sei hier auf die »ukrainische« Kampagne der Roten Hilfe eingegangen, eine Organisation mit grossen Kapazitäten, hoher Mitgliederzahl und einem ziemlich guten Ruf in der gesamten Linken.
Bereits wenige Tage nach der russischen Besatzung der ukrainischen Halbinsel Krim durch die russische Armee veröffentlichte die Organisation eine sonderbare Erklärung. Laut der Roten Hilfe fand in der Ukraine ein »bürgerlich-reaktionärer Putsch« statt; es wurde behauptet, dass »der Terror rechter Gruppierungen [...] ungeahnte Ausmasse angenommen« habe; »Projekte der linken Bewegung wurden gestürmt und verwüstet; es kursieren so genannte Todeslisten, die sich gegen antifaschistische Aktivist*innen richten«. [1] Und so weiter und so fort. Die Rote Hilfe übernahm also eine Interpretation der Ereignisse in der Ukraine, welche die russische militärische Intervention rechtfertigte, aber auf eine »linke« Weise. Als der russische Präsident seine Soldaten auf die Krim schickte, sprach er nämlich ebenfalls von einem »Putsch« und »Faschisten«.
Die angeführten Behauptungen der Roten Hilfe sind falsch. So widerspricht die Revolte auf dem Maidan allen geläufigen Definitionen vom »Putsch«. [2] In der Ukraine selbst hatte niemand etwas von diesen »Todeslisten« gehört. Die ukrainischen Linken hätten sich gewundert, wenn sie von einer Verwüstung ihrer Projekte etwas gehört hätten. Umgekehrt nahmen mehrere linke Zusammänhänge aktiv an den Protesten teil, realisierten ihre Projekte auf dem Maidan, besetzten das Bildungsministerium und das Migrationsamt. Zwar waren die Rechtsextremen auf dem Maidan in Kyiw — anders als in Charkiw — deutlich präsenter als die Linken und es kam zu Ausainandersetzungen und Übergriffen, doch die Zahl der Übergriffe war geringer als beispielsweise 2012. [3] Es hatte wohl viel Phantasie gebraucht, um daraus einen »rechten Terror ungeahnten Ausmaßes« abzuleiten.
Lügen, die der Rechtfertigung eines Angriffskrieges dienen, sind Propaganda im schlimmsten Sinne des Wortes. Und das trifft auch auf alle folgenden Ukraine-bezogenen Erklärungen und Aktivitäten der Roten Hilfe zu. Die russische Erfolgsstory wurde ziemlich schnell zu einem linken Dogma. [4] Die Rote Hilfe vertrat ihre Version tapfer weiter, ungeachtet der vehementen Kritik von Menschen zum Trotz, die sich besser mit der ukrainischen Linken auskannten (die ukrainischen Linken selbst mit eingeschlossen [5]). Schon die erste Erklärung der Roten Hilfe rief Empörung hervor: mehrere Aktivist*innen aus Deutschland, vor allem diejenigen, die selbst aus der Ukraine, Belarus oder Russland stammten, oder einfach Sprach- und Landeskenntnisse besaßen, wendeten sich an die Rote Hilfe mit der Bitte, sich mit der Situation in der Ukraine besser auseinanderzusetzen und dringend Kontakt mit den ukrainischen Linken aufzunehmen. Es wurden mehrere Aufrufe und Beiträge veröffentlicht, in welchen das Verhalten der Roten Hilfe einer scharfen Kritik unterzogen wurde. [6]
Vom 31. Juli bis zum 29. August 2014 organisierte die Rote Hilfe eine Informationstour mit einer »Gruppe antifaschistischer Aktivist*innen aus der Ukraine und Russland«. Es wurde behauptet, dass es sich bei den Vortragenden um eine »politisch heterogen zusammengesetzte Gruppe aus Anarchist*innen, Kommunist*innen, und Gewerkschaftler*innen« handle, »die sich vorher teilweise noch nicht kannten«. [7] Insgesamt wurden 22 Veranstaltungen abgehalten. [8] Der Autor dieses Artikels wohnte einer der letzten Veranstaltungen bei, am 27. August in München. [9] Schon im Voraus hatte sich herausgestellt, dass alle nennenswerten linken Zusammenhänge aus der Ukraine mit dieser Informationstour nichts zu tun hatten. [10] Bei der »politisch heterogen zusammengesetzte Gruppe« handelte es sich lediglich um die Querfrontler aus Borot'ba.
Bevor wir auf den Inhalt der Veranstaltung eingehen, lohnt es sich den damaligen Kontext genauer anzuschauen und zu klären, was zu diesem Zeitpunkt bekannt gewesen sein dürfte.
»Bürgerkrieg«: Die Anfänge der »Volksrepubliken«
Der Krieg im Donbass wurde durch eine Gruppe von Kämpfern aus Russland lanciert, die unter der Führung von Igor Girkin (alias Strelkow) die Stadt Slowjans'k besetzten. [11] Es hätte gereicht, sich deren schon ab April 2014 zugänglichen Auftritte auf Youtube nur flüchtig anzuschauen, um festzustellen, dass es sich um Menschen mit rechtsextremen Ansichten handelte. [12] Zumindest sehr viele von den ersten aus Russland angereisten »Separatisten« waren unmissverständlich als Antisemiten, Rassisten, Monarchisten, orthodoxe Fundamentalisten, Anhänger des Wiederaufbaus des Russischen Reiches zu identifizieren, die ihre Phantasien mit der aus Russland gelieferten Waffe in der Hand und der Unterstützung von russischen Geheimdiensten gerade umsetzten.
Unter anderem gab der selbsternannte »Volksbürgemeister« von Slowjans'k, Wjatscheslaw Ponomarew, offen zu, dass er einen Pogrom gegen Roma in den Vororten von Slowjans'k anordnete. [13] Laut Menschenrechtlern wurden die nicht-orthodoxen Christen von Slowjans'k während der Besatzung verfolgt, gefoltert und ermordert. [14] Der »Volksbürgemeister« rief auch dazu auf, die ukrainischsprechenden Menschen von Slowjans'k bei den »Behörden« zu »melden«. [15] Wie groß die Unterstützung der russischen Besatzer im Donbass war, zeigt wohl am besten Girkins verzweifelter Videoauftritt, in dem er sich darüber beschwert, dass er nicht mal tausend Menschen unter sein Kommando bringen kann, sich darüber wundert, warum seinen Kräften noch kein Berufsoffizier angeschlossen hatte und die männliche Bevölkerung von Donbass insgesamt zu Feiglingen erklärt. [16]
Anschauenswert sind auch die Videos von der Besetzung von Kramatorsk (die nächste Großstadt nahe Slowjans'k) durch eine Spezialeinheit, die offensichtlich aus russischen Staatsbürgern bestand. [17] Nach der Besetzung der Verwaltungsgebäude sammelten sich vor diesen mehrere Bewohner von Kramators'k und wunderten sich darüber, wer die Bewaffneten sein sollten. Aus der Menge hört man Rufe wie »Haut ab« und »Ukraine«. Als einer der Besatzer erklärt, er sei »für den Donbass« sagen die Menschen: »Habt ihr uns gefragt? Wir sind doch der Donbass. Wer hat euch hierher geruffen?« Wie Denis Kasanski, ein Journalist aus Donezk, anmerkte, sind die Menschen auf diesem Video deswegen so mutig, weil sie noch nicht glauben, dass auf sie geschossen werden kann. [18]
Zum Zeitpunkt der Durchführung der »Veranstaltungsreise ukrainischer Antifaschist*innen« war bekannt, dass der Leiter der Streitkräfte »Neurusslands«, Igor Girkin, ein orthodoxer Fundamentalist und Monarchist ist, [19] der davon träumte, »dass Russland zurückkehrt zu seinen natürlichen Grenzen, Minimum die Grenzen von 1939«. [20] Girkins »Maximum« bedeutet also die Umsetzung des Hitler-Stalin-Paktes. Der angebliche »Antifaschist« Girkin bezieht sich darüber hinaus positiv auf die konterrevolutionäre Weiße Garde und verehrt russische Kollaborateure aus dem Zweiten Weltkrieg. [21] Es hätten nur Russisch-Kenntnisse und eine Internet-Suchmaschine genügt, um zu erfahren, dass Girkin eigenen Angaben zufolge ein russischer Geheimdienstler [22] und ein Kriegsverbrecher ist, der sich mit einer langen Karriere brüsten kann: Der Kampf für die russischen »Separatisten« in Moldowa 1992, die Teilnahme am Bosnien-Krieg 1994 (auf der serbischen Seite), schließlich die Teilnahme an den beiden Tschetschenien-Kriegen, dem blutigsten Massaker in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. [23]
Foto: Igor Girkin
spielt einen Weißgardisten. Beachten Sie die für die Weiße Garde typische
V-Form der Litze, wir werden ihr noch mehrmals begegnen.
Girkins eigene Artikel aus der Zeit des zweiten Tschetschenien-Krieges, die er für die nationalistische Zeitschrift Zawtra schrieb, waren die ganzen vier Monate seit der Besetzung von Slowjans'k bis zur Durchführung der »Rundreise« im Internet für alle Interessierten zugänglich. [24] Aus den letzteren geht zum Beispiel hervor, dass der Autor krude rassistische Vorurteile gegenüber Tschetschenen hegt. Wie viele von ihnen Girkin ermordete, ist nicht genau bekannt; laut den Angaben russischer Menschenrechtlern von Memorial war der damalige FSB-Offizier Girkin an der Entführung und Ermordung von mindestens vier Menschen beteiligt.[25] Einen Eindruck von seinen Vorstellungen über die richtige Kriegsführung kann man und frau schon aus einem zusammen mit Alexander Borodaj verfassten Artikel gewinnen, in dem die Autoren sich offen über die Vernichtung eines Dagestanischen Dorfes mithilfe schwerer Raketen freuten. [26]
Wie Girkin ist Borodaj ebenfalls ein Moskauer, der vor 2014 möglicherweise noch nie im Donbass war und nur schwer Ukrainisch versteht. Alexander Borodaj ist ebenfalls Monarchist, orthodoxer Fundamentalist und Befürworter der Wiederherstellung des Zarenreiches, der auf eine lange »separatistische« und »antifaschistische« Karriere zurückblicken kann.
Wie viele weitere russische Staatsbürger[27] gehörten 1992 die beiden Moskauer zu den »Separatisten«, die mit militärischer Unterstützung Russlands Transnistrien unter russische Kontrolle brachten. Selbstverständlich suchte man 1992 bloß die bedrohte russischsprachige Bevölkerung vor dem »moldawischen Faschismus« zu retten. [28] Wie im Fall von Georgien 2008 oder der Ukraine 2014, suchte man auch nicht allzu lange nach Begründungen, sondern griff das nächstliegende auf, die unrühmliche sowjetische Tradition. [29] Den internationalen Abkommen zum Trotz ist Transnistrien bis heute von Russland besetzt.
Während Girkin die Streitkräfte von »Neurussland« anführte, wurde Borodaj zum »Ministerpräsident« der sogenannten Volksrepublik Donezk. Als es im August 2014 ganz heiß wurde, kehrten die beiden zurück nach Moskau; die von ihnen verlassenen »Ämter« wurden von dortigen Marionetten bekleidet. Der Krieg war aber zu dem Zeitpunkt schon im vollen Gange und Russland setzte die ganzen taktischen Einheiten auf dem ukrainischen Territorium ein.
Fotos: Schicke Autos, tolle Mädels — der »Bürgerkrieg« gegen die Ukraine hat sich gelohnt.
Girkin und Borodaj geht es in der Zwischenzeit gut, auch in materieller Hinsicht. [30] Wohlgemerkt braucht es viel Hartnäckigkeit, um die beiden russischen Staatsbürger als »Separatisten« und den von ihnen entfachteten Krieg als einen »Bürgerkrieg« darzustellen.
Und das trifft nicht nur auf die Führung der »Separatisten« sondern auch auf die Zusammensetzung ihrer Milizen zu. So kündete Borodaj vor Kurzem an, dass er einen Verband ehemaliger freiwilligen Kämpfern gründen will, seinen Angaben zufolge gibt es sie in Russland zwischen 30 und 50 tausend (es handelt sich dabei nur um Freiwillige, nicht um Angehörige der russischen regulären Streitkräfte). [31] Auch zum Zeitpunkt der »Rundreise« lagen mehrere Interviews und Videoauftritte von Freiwilligen aus Russland vor, in welchen sie zugaben, dass die »antifaschistischen Volksmilizen« überwiegend aus russischen Staatsbürgern bestanden.[32] Auch wenn die Zahl der Selbstbekenntnisse der angereisten »Separatisten« — von Berichten in den ukrainischen und internationalen Medien ganz zu schweigen — sich seitdem nur noch vergrößerte, hielt sich die Rote Hilfe auch ein Jahr nach der Durchführung der Propaganda-Tour immer noch an der »Bürgerkrieg«-Version fest. [33]
Foto: Eine nicht untypische Karriere I: Anton Rajewski aus der russischen Stadt Bolchowo als Neonazi (Quelle: VK-Seite von Anton Rajewski)
Foto: Eine nicht untypische Karriere II: Anton Rajewski aus der russischen Stadt Bolchowo als Mitglied der Odessitischen Gefolgschaft (Quelle: VK-Seite von Anton Rajewski)
Foto: Eine nicht untypische Karriere III: Anton Rajewski aus der russischen Stadt Bolchowo als »Antifaschist« in der Ostukraine. Auf dem Panzer steht »Auf nach
Kiew« (Quelle: VK-Seite von Anton Rajewski)
Leider ist diese Position der Roten Hilfe ziemlich repräsentativ. Für einen nicht unerheblichen Teil der »deutschen Linken« ist der angebliche Bürgerkrieg zu einem Glaubensartikel geworden, der mit den folgenden Klauseln versehen ist: Die Verantwortung dafür trägt der Westen, Russland hat sich bloß wehren müssen.
Von einem logischen Standpunkt betrachtet, reimt sich diese dogmatische Konstruktion nicht ganz. Wenn es tatsächlich ein innerukrainischer Bürgerkrieg ist, warum schließen sich den Bürgerkriegs-Erklärungen immer wieder gleich die Rechtfertigungen des »provozierten« Russlands an? Solche Freudsche Fehlleistungen verraten, dass die Bürgerkriegs-Gläubigen eigentlich mehr wissen, als sie zu glauben vorgeben. Doch der Glaube muss auch nicht widerspruchsfrei sein. Nicht zum ersten Mal schöpft er seine emotionale Antriebskraft aus den eigenen eklatanten Widersprüchen.
»Westliche Einmischung« und »faschistischer Putsch«
Um die Inhalte der von der Roten Hilfe organisierten Infotour richtig einschätzen zu können, sollte man auch anmerken, dass zum Sommer 2014 mehrere Belege für die russische Intervention in den Donbass vorlagen (auch auf Englisch und Deutsch). Schon damals gab es eigentlich so viele Beweise, dass deren genauere Wiedergabe an dieser Stelle aus Platzgründen gelassen wird. Es macht auch keinen Sinn, diejenigen zu überzeugen, die militärische Präsenz Russlands im Donbass immer noch leugnen. Auch wenn Wladimir Wladimirowitsch irgendwann mal auf eine ihm eigentümliche Weise [34] sich damit brüsten wird, dass die russische Armee im Donbass die ganzen Schlachten gewann, werden die Putinversteher wohl kein Problem damit haben, von heute auf morgen von Leugnung zur Verklärung überzugehen.
Foto: Viele Gräber ohne Namen: Seit dem Anfang des sogenannten Bürgerkriegs in der Ukraine vergrößerte sich dieser Teil des Friedhofs im russischen Rostow am
Don nahe ukrainischen Donbass in einem raschen Tempo (Quelle: газета.ru [35])
Andererseits hätte man und frau bis August 2014 langsam nachvollziehen können, dass der »Westen« nicht nur keine nennenswerte militärische Unterstützung der
Ukraine leistete, sondern de facto ein Waffenlieferungsverbot gegen die Ukraine verhängte. Es braucht schon wildeste Verschwörungstheorien, um zu behaupten,
dass die Krim durch eine amerikanische Besatzung bedroht war, oder dass es die NATO-Truppen sind, die im Donbass kämpften. Umgekehrt war es die
US-amerikanische Regierung, die die Ukraine vor dem Einsatz der Truppen auf der Krim warnte [36] und die zahlreiche Bitten der ukrainischen
Regierung um Waffen ablehnte.[37]
Nicht so ist es mit Russland: Das deutsche Unternehmen Daimler-Kreisler arbeitet den Sanktionen zum Trotz mit dem russischen Konzern Kamaz immer noch weiter,[38] Frankreich hat seinen luxuriösen Militärvertrag mit Russland erst anderthalb Jahre seit dem Beginn der russischen Intervention gekündigt, [39] Israel liefert mal wieder Aufklärungsdrohnen an Russland.[40]
Da der Rechtsextremismus-Vorwurf eine zentrale Rolle bei der Verleumdung der Maidan-Proteste, der Rechtfertigung von russischer Invasion sowie der Verklärung von Besatzern und deren Kollaborateure zu »Antifaschisten« diente, lohnt es sich zu erinnern, was zu dem Zeitpunkt der »Rundreise« auch in dieser Hinsicht bekannt war.
Wie groß die Unterstützung der Rechten in der Postmaidan-Ukraine war, kann man schon daran erkennen, dass die rechtsextreme Partei Swoboda und der Rechte
Sektor bei den beiden Wahlen nach dem Maidan extrem gescheitert sind. Bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2014 bekam Oleg Tjagnybok von Swoboda nur 1,16%
und Dmytro Jarosch vom Rechten Sektor nur 0,7% der Stimmen. [41] Insgesamt bekamen sie weniger als beispielsweise
Wadym Rabinowitsch (2,25%), der meinte, er kanditiert für den Präsidentenamt um zu zeigen, dass die Ukraine entgegen den im Ausland gerade grassierenden
Verleumdungen eben kein Hort für Antisemitismus ist.[42]
Bei den Parlamentswahlen im Oktober 2014 schuffen die beiden rechtsextremen Vereinigungen es nicht über die Fünf-Prozent-Hürde und die letzten Vertreter der Swoboda-Partei verliessen die Übergangsregierung (auch zur Zeit der »Rundreise« leiteten die Leute von Swoboda nur das Umwelt- und das Agrarministerium).
Selbstverständlich lässt sich der Einfluss der Rechten nicht nur an Wahlergebnissen messen und eine gewisse Zunahme des Einflusses der Rechten in der Ukraine lässt sich nicht leugnen. Auch der Autor dieser Zeilen widmete mehrere kritische Artikel den rechten Tendenzen in der ukrainischen Gesellschaft und Politik.[43] Die genauere Behandlung des Themas würde den Rahmen dieses Artikels weitaus sprengen und an dieser Stelle sei nur noch ein mal betont, dass es einen himmelsweiten Unterschied zwischen einer sachlichen Kritik und einer kruden Diffamierung gibt, die zu nichts außer der Rechtfertigung der militärischen Intervention einer Möchtegerngroßmacht in einem Nachbarnland dient.
Es ist wichtig nachzuvollziehen, dass im Fall der Ukraine die Zunahme des Patriotismus in erster Linie durch den russischen Angriffskrieg bedingt ist, was in der Neuzeit — spätestens seit der ausländischen Intervention in Frankreich nach der Revolution von 1789 — eher ein »gesetzmässiges« Phänomen, als eine Ausnahme ist. Wenn wir uns nicht an eine neutrale und eher für die anglo-sächsische akademische Tradition eigene Definition des Nationalismus halten, sondern stattdessen jede Patriotismus-Welle unter der Bevölkerung eines angegriffenes Landes aus den letzten zwei Jahrhunderten als »nationalistisch« anprangern, kommen wir in der Tat nicht weiter.
Mehr noch: Nach mehreren Kriterien ist der Einfluss der Rechten auf die ukrainische Gesellschaft und Politik sogar geringer, als in vielen (wenn nicht den meisten) europäischen Ländern. Eine rechte Diktatur wird nicht in der Ukraine sondern in Russland und Ungarn aufgebaut; die Freiheitspartei hat einen enormen Einfluss nicht in der Ukraine, sondern in Österreich; [44] im Vergleich zu mehreren westeuropäischen Ländern ist die Vertretung von Rechtsextremen im ukrainischen Parlament nicht der Rede wert.
Genau an dem Tag, als die ukrainische Rechte an den Präsidentenwahlen scheiterte, zog die französische Front Nationale mit 25% und die deutsche AfD mit 7% in das Europaparlament ein.[45] Genau an dem Tag als die beiden ukrainischen rechtsextremen Parteien es nicht ins Parlament schuffen, fanden die rassisstisch motivierten Ausschreitungen in Köln statt. Die HOGESA war zu dem Zeitpunkt schon im vollen Gange und Teile der »Friedensbewegung« mutierten bereits zu PEGIDA.
Es ist nicht die Ukraine, sondern Deutschland, wo sich 2014 antisemitische Hassprediger einer breiten Hörerschaft erfreuen durften. Nicht in der Ukraine versammeln rassistische Demonstrationen zehntausende von Teilnehmer*innen, nicht dort gehen Flüchtlinsgheime in Flammen auf.
Zieht man etwa in Betracht, dass die sogenannten Montagswachen für Frieden zu 40 Prozent aus Linkspartei-Wähler*innen bestanden, [46] kann man nicht mehr sagen, dass die neue Welle des Rechtspopulismus mit der Mitwirkung der Linken nichts zu tun hat. Man und frau war anscheinend viel zu sehr mit dem »faschistischen Putsch« in der Ukraine beschäftigt, um das zu merken. Da Slogans wie »Juden ab ins Gas« oder »Adolf Hitler« 2014 nicht auf dem Maidan, sondern in Deutschland, und zwar bei einer von Linksjugend organisierten Demo skandiert wurden,[47] sorgte das in der Linken in für keine besondere Erregung.
Zum Thema Querfront in Deutschland und Verantwortung in der Linken kommen wir noch später und erlauben uns in diesem Zusammenhang eine abschließende Bemerkung: Wenn rechte Stimmungen in einer Gesellschaft militärische Interventionen rechtfertigen sollten, dann wäre, sagen wir, Sachsen sicher ein besser geeignetes Ziel als jeder beliebige Teil der Ukraine.
Faschistische
»Antifaschisten«
Bis zur Durchführung der »Informationstour« war es dagegen nachvollziehbar, wie »antifaschistisch« die im Zuge des russischen Hybridkrieges erkämpften »Volksrepubliken« eigentlich sind. Zu der höchsten Führung von »Separatisten« gehörten Pawel Gubarew, Andrej Purgin, Leonid Simunin, Alexander Proselkow und Alexander Matjuschin. Alle fünf haben entweder extremrechte Vergangenheit oder waren auch zum Zeitpunkt der Gründung von »Volksrepubliken« Mitglieder faschistischer Vereinigungen.
Pawel Gubarew kommt aus der faschistischen Russischen Nationalen Einheit. [48] Er war einer der prominentesten Anführer des »russischen Frühlings«, im März 2014 erklärte er sich zum »Volksgouverneur« von Donezk. Später leitete er das Mobilisierungsamt des Verteidigungsministeriums der sogenannten DVR.[49] Obwohl Gubarew heute keine hohe Posten bekleidet, bleibt er eines der am meisten zitierten Sprecher der ganzen »neurussischen« Bewegung.
Andrej Purgin
gehörte dem faschistischen Eurasischen Jugendbund an. [50] Vom Mai bis November 2014 war er stellvertretender
»Ministerpräsident«, vom November 2014 bis September 2015 leitete er das »Parlament« der sogenannten DVR.[51]
Alexander Proselkow aus der russischen Stadt Rostow am Don war gleichzeitig Leiter des faschistischen Eurasischen Jugendbunds für Russland-Süd und stellvertretender »Außenminister« der sogenannten DVR (bis er von einer konkurrierenden faschistischen Bande beseitigt wurde).[52]
Leonid Sumunin aus Moskau war »Betreuer« der Kampforganisation Russischer Nationalisten (BORN). BORN ist jene berüchtigte Nazi-Bande, die unter anderem für die Ermordung von Antifaschisten Stanislaw Markelow und Anastasia Baburowa verantwortlich war. Simunin kümmerte sich um die Kommunikation zwischen BORN und der Präsidialverwaltung (von Wladimir Putin).[53] In der DVR-Regierung bekleidete Simunin das Amt des Ministers für Energiewirtschaft. [54]
Alexander Matjuschin kann auf eine bunte rechtsextreme Vergangenheit zurückblicken und nennt sich »orthodoxer Faschist«. [55] Matjuschin spielte eine wichtige Rolle während des »russischen Frühlings« und trug viel zum Aufbau der Streitkräfte von »Neurussland«. Der eigenen Einschätzung zufolge ist er einer der »Gründerväter« der »Volksrepubliken«.[56]
Foto: Pawel Gubarew, ein Möchtegern-Volksgouverneur
In diesem Zusammenhang ist insbesondere eine russische nationalistische Organisation aus dem Donbass von besonderem Interesse. Es handelt sich um die 2005 gegründete Republik Donezk.[57] Sie entstand nach der Orangenen Revolution, als russische Machthaber viele Ressourcen in nationalistische Projekte zu investieren anfingen, die eine eventuelle »bunte Revolution« in Russland verhindern sollten. Unter den Organisationen wie Naschi oder BORN kamen auch die Faschisten um Alexander Dugin an die Gelder aus dem Kreml. Der Eurasische Jugendbund wurde 2005 gegründet. Die Republik Donezk war so etwas wie Ableger des Eurasischen Jugendbundes —, entweder gehörte sie direkt zu ihm oder zumindest kooperierte sie mit ihm auf eine enge Weise. [58] Wenn nicht alle, so gehörten zumindest viele Mitglieder der Republik Donezk gleichzeitig dem Eurasischen Jugendbund an. Die Organisation trat für die »Föderalisierung der Ukraine«, womit eigentlich die Abspaltung der Süd- und Ostukraine gemeint war.
Im Februar 2009 rief die Republik Donezk die Unabhängigkeit der »Föderalen Republik Donezk« aus. [59] Laut der Unabhängigskeitserklärung war die einzige Machtquelle in der FRD ab sofort das »Russische Volk« (im Original gross geschrieben, Punkt 3). Ein »demokratischer Russismus als die einzige Ideologie der Superethnie der Russen« wurde zur politischen Grundlage der FRD erklärt (Punkt 5). Schon in der Eingangsformel stand, dass die FRD sich auf dem »Russischen Orthodoxen Glauben« gründet (gross geschrieben im Original). [60] Anwesend bei dieser Unabhängigkeitserklaerung auf dem Hauptlatz in Donezk waren circa dutzend Personen. Außer gemeinsamen Camps mit dem Eurasischen Jugendbund in Russland, findet man eigentlich keine Fotos, auf welchen mehr als zehn Mitglieder der Organisation gleichzeitig zu sehen sind.
Foto: Donezk, zweite Hälfte 2000er: Der künftige »Parlamentsabgeordnete« der sogenannten DVR, Oleg Frolow (mitte), und der künftige Leiter des »Parlaments« der
sogenannten DVR, Andrej Purgin (rechts).
Foto: Donezk, zweite Hälfte der 2000er: Mitglieder der beiden rechtsextremen Vereinigungen »Republik Donezk« und »Russkij Obras«. Die letztere Organisation ist der
»legale Flügel« von BORN. Alexander Matjuschin (unten links) war Mitglied beider Organisationen gleichzeitig, jetzt leitet er das neonazistische
Bataillon »Warjag«.[61]
Foto: Zweite Hälfte der 2000er: Mitglieder des Eurasischen Jugendbunds und der »Republik Donezk« bei gemeinsamen Übungen
Foto: Zweite Hälfte der 2000er: Mitglieder des Eurasischen Jugendbunds mit der Flage der »Republik Donezk«
Ende 2009 wurden drei Anführer der Republik Donezk zu Haftstrafen zwischen zwei und fünf Jahre verurteilt. Abgesehen von Aktionen wie
Mitveranstaltung von »russischen Märschen« in Donezk — bei denen auch »Sieg Heil« und »Heil Hitler« skandiert wurde [62] — war die Organisation in der Ukraine nicht mehr
aktiv. Die meisten Fotos stammen nur noch aus den gemeinsamen Camps mit dem Eurasischen Jugendbund, Spektakuläres ließ sich jetzt nur noch in
Russland machen. So eröffnete die Organisation eine »Botschaft« der »Republik Donezk« in der Moskauer Zentrale des Eurasischen Jugendbundes, unter
anderem um dort »Pässe der Bürger der Republik Donezk« auszustellen.[63]
Praktisch existierte die Organisation bis zum Frühjahr 2014 nicht mehr. Purgin und Co. waren in der Zwischenzeit nur noch sleeping agents. Im Frühjahr 2014 wurde jedoch aus der Fahne einer Organisation, die nie mehr als ein Dutzend Menschen zusammenbrachte, eine »Staatsflagge«. Einige
Mitglieder dieser ehemals marginalen Gruppe Verrückter wurden plötzlich zu »Ministern« und »Abgeordneten«. Die Republik Donezk war eine von
zwei politischen Vereinigungen, die überhaupt zu »Wahlen« in der DVR zugelassen wurden. Mehr noch: Laut den »volksrepublikanischen« Prozeduren gewann sie
diese »Wahlen« mit über 60 Prozent der Stimmen.[64]
Die obige Liste der Personen mit rechtsextremen Verbindungen ist nicht komplett. Zum einen beschränkt sie sich nur auf die höchste Führungsebene der
»Volksrepubliken«. Auf den darunter liegenden Verwaltungsebenen gibt es dutzende weitere russische Nationalisten und Faschisten.
Zum anderen beschränkt sich diese Liste nur auf Mitglieder der bekannten rechtsextremen Vereinigungen. Soweit bekannt, gehörten beispielsweise weder Igor Strelkow noch Alexander Borodaj zu irgendeiner Nazi-Organisation. Doch wie lassen sich die Ansichten und die Tätigkeit der beiden Moskauer am besten einordnen? Imperialer Revanchismus, Monarchismus, orthodoxer Fundamentalismus — ist es nicht etwa rechts, oder gar ziemlich rechtsextrem?
Foto: Donezk, Frühjahr 2014: Ein Neonazi aus Russland ersetzt die ukrainische durch die russische Flagge [65]
Foto: Was erkennt man auf dem Muster? Diesen Verband trägt der Leiter des neopaganistischen Bataillons »Swarozhytschi«, Oleg Wargan, auf dem Kopf so gut wie
immer.[66]
Foto: »Antifaschistische« Konferenz unter der Fahne eines Nazi-Kollaborateurs (Blau-gelb-rot auf dem Banner links oben). Unter dieser Flagge kämpften die Kosaken
General Krasnows gegen die Bolschewiken zweimal: Zum ersten Mal nach der Oktoberrevolution, zum zweiten Mal als NS-Kollaborateure. Die Flagge wurde von
Krasnow nicht aus der früheren Tradition übernommen sondern erst eingeführt. Unter dieser Flagge kämpft heute das Kosakentum gegen die »faschistische«
Ukraine. (Siehe auch Infos zur nächsten »Antifaschistischen Konferenz« [67])
Wie soll man des Weiteren die erstaunliche Ideenwelt der Kosaken-Banden bestimmen, die zum Zeitpunkt der unglücklichen Infotour vom Sommer 2014 bis zur Hälfte des Territoriums der sogenannten LVR kontrollierten? Diese Gestalten erinnern zwar mehr an die Abgründe des Mittelalters als an konventionelle Neonazis, aber zumindest in den Begriffen des späten zwanzigsten Jahrhunderts lassen sich ihre Anschauungen nicht anders als eine rechtsextreme Ideologie beschreiben.
In diesen Kontext gehört auch die allgegenwärtige, programmatische Homophobie der auch während einer sonderbaren Infotour als »Antifaschisten« beworbenen
Rechtsextremisten. In so vielen »antifaschistischen« Erklärungen und Interviews macht Homophobie den Kern der ganzen Kritik an Europa aus, das nicht selten
in diesem Kontext als »Gayropa« bezeichnet wird. Die Homophobie von faschistischen »Antifaschisten« ist so stark, dass man bei diesen unter Umständen auch den Rechten
Sektor nicht mehr so schlimm findet. »Ich respektiere sie [den Rechten Sektor] für zwei Momente: Als sie Schwule in Kiew zusammenschlugen und als sie den Rücktritt von Poroschenko
forderten. Da habe ich verstanden, dass beim Rechten Sektor genau so normale Männer sind [wie wir]«, erklärte etwa der DVR-Leiter, Alexander Sachartschenko, im
Sommer 2015.[68]
(Zum Vergleich: Auch wenn Homophobie immer noch ein grosses Problem in der ukrainischen Gesellschaft ist, wurde die Durchführung dieses Marsches durch den
Präsidenten der ach so faschistischen Ukraine, Petro Poroschenko, unterstützt. [69])
Oder man denke etwa an den omnipräsenten Antisemitismus der volksrepublikanischen »Antifaschisten«. Er ist vielleicht nicht immer »programmatisch« — nicht hinter jedem der zahlreichen anisemitischen Ausfällen verbergen sich Vernichtungsabsichten; nicht jede der abgeschmackten Äußerungen zeugt von einem ideologisch kohärenten Weltbild, welches auf Antisemitismus fußt. Doch ist es mehr als symptomatisch, dass ganz klare antisemitische Botschaften auch aus dem Munde der beiden antifaschistischen »Staatsoberhäupter«, Alexander Zachartschenko und Igor Plotnizky, kamen. [70]
Wenn Plotnizky erklärt, dass »Euromaidan« in Wirklichkein »jüdischer Maidan« bedeutet, [71] wer spricht dann, ein überzeugter Anhänger der NS-Ideologie oder ein einfacher Idiot mit antisemitischen Vorurteilen? Ich glaube eher, es trifft das Letztere zu. Nur dass Plotnizky eben kein einfacher Mann, sondern der Leiter einer ganzen »Volksrepublik« ist. Ich glaube aber, dass das eine von dem anderen nicht sauber zu trennen ist, und dass es von einem bereits gefährlichen rechtsextremen Klima zeugt, wenn derartiges zulässig und allgegenwärtig wird. [72]
Um eventuelle Einwände gleich zu beseitigen: Nein, in der Ukraine ist das so nicht üblich. Ein gewisses Niveau der politischen Korrektheit wurde dort seit der ganzen Unabhängigkeits-Periode eingehalten. Soweit man zurückblicken kann, ist es zum ersten Mal, dass jemand von dem Rang in der Öffentlichkeit sich klar antisemitisch positionieren durfte.[73] Und das geschieht nicht in der post-Maidan Ukraine, sondern in den angeblich antifaschistischen »Volksrepubliken«.
Bild: Antisemitische Propaganda bei den internen Kämpfen in den »Volksrepubliken«: Wie der Leiter der Brigade Wostok, Alexander Chodakowski, [74] und der Leiter des sogenannten Auswärtigen Amtes
der sogenannten DVR, Alexander Kofman,[75] wurde Igor
Plotnizki bei den »Antifaschisten« mehrmals als »Jude« verruffen (in einer russischen Schimpfvariation). [76] Alleine dieser Screenshot zeigt, wie verbreitet
Antisemitismus unter den vorgeblichen Antifaschisten in der Ostukraine ist. Das Bild ist der VK-Seite von Mikhail »Giwi« Tolstykh entnommen, einem der
berühmtesten Feldkommandeure der sogenannten Volksrepubliken. Er selbst zitiert dabei die VK-Seite des Bataillon Batman. Der Autor konnte nicht
feststellen, ob dieses Bild aus dem Umfeld des Bataillons Sarja kommt, dessen Wappen sich rechts unten befindet. Es ist möglich, dass damit auch gegen
Sarja selbst gehetzt wird. Jedenfalls schämt sich auch dieses Bataillon nicht der antisemitischen Propaganda. Auf der VK-Seite des Bataillons Sarja findet
man mehrere Beispiele davon.[77] Aber das betrifft so
gut wie alle Internet-Auftritte der »volksrepublikanischen« Einheiten — man braucht dort wirklich nicht allzu lange nach Beispielen antisemitischen
Propaganda zu suchen.
Foto: Das Original: NS-Propaganda aus dem Zweiten Weltkrieg
Die Fälle, in denen ein programmatischer Rechtsextremismus von einer bis an die Zähne bewaffneten Dummheit nicht sauber zu trennen sind, sind für die »Volksrepubliken« insgesamt typisch. Das eine ergänzt dort das andere auf eine harmonische Weise und schafft die nötigen Rahmenbedingungen für die Umsetzung des völkischen Projektes DLVR.
So äußerte sich 2009 der künftige stellvertretende Außenminister der sogenannten Volksrepublik Donezk, Boris Borisow:
»Das Ziel unserer Politik muss nicht »Frieden und Wohl« aller Völker sein, sondern das Wohl nur eines Volkes. Den anderen Völkern kann es gut gehen, aber das ist das Ziel ihrer Politik – es ist nicht annähernd das Ziel unserer Politik. Wenn Frieden und Wohl unseres Volkes verlangt, dass andere Völker sich in Bürgerkriegen gegenseitig abschlachten, dürfen wir zumindest das nicht verhindern.« [78]
Bezeichnend ist, dass Borisow nicht aus dem Donbass, sondern aus Moskau stammt. [79] Wie dem auch sei: Wie lassen sich seine Einsichten einstufen? Ist es bereits rechtsextrem, oder bloß dumm und böse?
Oder man betrachte etwa den Fall von Arsenij Pawlow (alias Motorolla) aus Russland. Ein ehemaliger russischer Berufssoldat, der den zweiten Tschetschenien-Krieg hinter sich hat. Von einer rechtsextremen Vergangenheit ist nichts bekannt. Noch im Frühjahr 2014 war er Mitarbeiter einer Tankstelle nahe Rostow am Don. Im März oder April 2014 schloss er sich der Einheit von Igor Strelkow an und konnte sich schnell zu einem der berühmtesten »volksrepublikanischen« Feldkommandeure emporarbeiten. Es sei im Voraus betont, dass Pawlow weder der dümmste noch der brutalste unter den »antifaschistischen« Anführern ist.[80]
Foto: Das Zuhause von Arsenij Pawlow (Quelle: VK-Seite von Arsenij Pawlow). In Rostow am Don ließ Pawlow Frau und Kind, um das Leben der Ukrainer*innen
mit militärischen Mitteln schöner zu machen. In Donezk heiratete er eine weitere Frau. Ohne sich von der ersten Frau getrennt zu haben.
Foto: Arsenij Pawlow in einem Pulli mit imperialer Fahne und »Ich bin Russe«-Aufschrift darauf
Pawlows Abteilung heißt Sparta. Das Wappen von Sparta trägt die Farben der zaristischen Reichsfahne. [81] Auf seiner Schulter trug Pawlow ein Abzeichen in der Form, die von Weißgardisten verwendet wurde.[82] Reicht es, um ihn als einen Rechtsextremen einzustufen?
Lassen wir uns ein kleines Gedankenexperiment machen. Man stelle sich vor, Pawlow machte sich keiner einzigen Äußerung schuldig, die von Rechtsextremen Ansichten zeugen würde. Man stelle sich des weiteren vor, dass der Wappen von Sparta und das Abzeichen auf dem Schulter von Pawlow anders als in Wirklichkeit aussehen würden. Man lasse die Rhetorik und Symbolik beiseite und betrachte nur seine Taten.
Dem eigenen Bekenntnis nach erschoss Pawlow fünfzehn Gefangene. [83] Zumindest einer der Fälle konnte auch von Amnesty International bestätigt werden.[84] Es gibt auch zwei Videos, welche zeigen, dass Pawlow auf eigene Leute schießt — einmal aus einem Granatwerfern, ein anderes Mal aus einer Pistole. [85] Zumindest eine Person wurde dabei lebensgefährlich verletzt.
Und jetzt die eigentliche Frage. Spielt es wirklich eine entscheidende Rolle, welche Ansichten Pawlow hatte, als er auf Unbewaffnete schoss? Wird das Verbrechen dadurch schwerer, wenn er dabei einen als rechtsextrem zu interpretierenden Ärmelstreifen anhatte? Oder wird es annehmbarer, wenn es sich feststellen würde, dass er bei der Erschießung auf dem Oberkörper, sagen wir, nur einen Pulli ohne jegliche Symbolik anhatte?
Solche Fragestellungen lassen erkennen, wie verfehlt die ganze Rechtsextremismus-Diskussion um den »Ukraine-Konflikt« ist, und wie sehr der Blick durch eine manichäische Fixierung auf den identitären Merkmalen des Rechtsextremismus verengt ist.
Der entsprechende Fragenkomplex ist zwar sehr wichtig und muss gesondert behandelt werden. Aber in diesem Kontext sei zumindest betont, dass wir nicht nur auf Symbolik oder Rhetorik achten müssen. Unabhängig davon, welche Farben Pawlows Ärmelstreifen trägt und was er vor laufenden Kameras erzählt, handelt es sich letzendlich um einen russischen Staatsbürger, der in die Ukraine gegangen ist, um die »russische Welt« zu vergrößern und dabei Menschen zu morden. Ist es nicht schon an sich rechtsextrem? Trifft dasselbe nicht ebenso auf tausende der anderen angereisten »Befreier«?
Foto: »Antifaschistische« Volksmilizen und Geiseln: Vielleicht haben die beiden Männer keinen Rechtsextremen Hintergrund.
Oder man denke an einen anderen Fall. Eines der schwersten im Donbass begangenen Kriegsverbrechen ist wohl der Abschuss des Malaysischen Flugzeugs. Verantwortlich dafür sind die Angehörige der russischen regulären Streitkräfte. Inzwischen wissen wir genau, welche Abteilung das war - den Journalisten vom Bellingcat sind sogar die Namen des Buk-Kommandos bekannt. [86] Wir wissen aber nichts von einem rechten Hintergrund der unmittelbaren Vollzieher. Vielleicht gibt es ihn, vielleicht auch nicht. Es spielt auch keine Rolle. Die Angehörigen der Raketengruppe handelten nach Befehl. Sie haben sie sich bloß »vertan«. Wahrscheinlich beabsichtigten ihre unmittelbaren Vorgesetzten auch nicht, eine Passagierenmaschine vom Himmel zu holen.
Foto: »Antifaschistische Volksmilizen« auf den Trümmern der Passagiermaschine von Malaysia Airlines. Vielleicht haben die beiden keinen rechtsextremen
Hintergrund.
Oh Mann: Das Sinnbild der Intelligenz und der Anführer der Neurussland-Bewegung, Oleg Zarjow, kann nicht mal die russische Reichsfahne richtig halten.
Bild: Dem Stand vom 10.10.2015 nach immer noch nicht abgeändert: »Ich unterstütze de Sade«, »Klicke auf Super! Unterstütze Syrien!« (Quelle: VK-Seite von
Nachrichten von Novorossija[87]).
Macht es das Verbrechen kleiner? Ist dasselbe keiner Achtung mehr wert, wenn sich kein unmittelbarer rechtsextremer Hintergrund bei den Tätern feststellen lässt? Wiederum kann man an so einem Fall merken, wie verkürzt der linke Rechtsextremismus-Streit um die Ukraine eigentlich ist. Vielleicht lässt der russische Krieg gegen die Ukraine sich in der Tat nicht vollkommen in Rahmen eines Interpretationssystems mit klaren »linken« und »rechten« Koordinaten einordnen — das macht ihn nicht weniger schrecklich und nicht weniger einer politischen Auseinandersetzung wert, auch in der Linken.
Doch kehren wir zu unserem ursprünglichen Thema zurück. Sommer 2014, eine sonderbare »Infotour«, deren Vorausssetzung eine bewusste und selbstsichere Ignoranz war. Eine Arroganz eigentlich, wenn man die andauernden Aufklärungsversuche seitens ukrainischer Linker in Betracht ziehen würde.
Man hätte nun wirklich verblendet sein müssen, um zu übersehen, dass der imperiale Doppeladler zum Wappen der »Antifaschisten« wurde und dass die schwarz-gelb-weisse Fahne des Zarenreiches sowie weitere rechtsextreme Symbolik sich bei ihnen einer grossen Popularität erfreute. [88] Zur Zeit der sommerlichen Rundreise lagen mehrere Berichte vor, die von einer massiven Teilnahme russischer Rechtsextremer am »Bürgerkrieg« gegen die Ukraine zeugten. [89] Auch ohne Russisch-Kenntnisse hätte man nur aufgrund einer unkomplizierten Internetrecherche feststellen können, wie breit die Anwendung von faschistischen Symbolen bei den »volksrepublikanischen« Einheiten war.[90] Die Verfassung der sogenannten DVR lag bereits in der deutschen Übersetzung vor.[91] Von den Gesetzinitiativen wie »Verbot des Homosexualismus« in der sogenannten LVR wurde berichtet. [92]
Bild: Wappen der rechten Abteilungen der DLVR (die Liste ist nicht annähernd komplett)
Bild: Sankt-Petersburg: Verleihung von Auszeichnungen bei der »Imperialen Legion« für den Kampf für die sogenannten Volksrepubliken (Quelle: VK-Seite vom
Imperialen Legion)
Bild: Jekaterinburg: Verleihung von Auszeichnungen beim Uralschen Freikorps für den Kampf in der Ostukraine. Mehrere Litzen der Auszuzeichnenden tragen
imperiale Farben oder besitzen gar die für die Weiße Garde typische V-Form (Quelle: Екатеринбург Он-Лайн [93])
Bild: Gerettet vor »Faschismus«: Bei einer patriotischen Veranstaltung lernt Donezker Jugend »antifaschistische« Symbolik zu lieben (Quelle: Novorosinform [94])
Die schon damals zugänglichen Berichte internationaler Menschenrechtsorganisationen zeugten darüber hinaus von systematischen politischen und konfessionellen Verfolgungen in den »Volksrepubliken«. [95] Entgegen den auf den Unkenntnissen basierten Vorurteilen, die man über diesen Teil von Osteuropa hegt, betrug vor dem Ausbruch des Krieges der Anteil protestantischer Gemeinden unter allen christlichen Gemeinden im Donbass sage und schreibe 46 Prozent. [96] Zusammen mit römisch-katholischen, griechisch-katholischen und orthodox-christlichen Gemeinden, die nicht zum Moskauer Patriarchat gehörten, hatten sie unter der Herrschaft der russischen Terroristen und deren Hilfswilligen nun wirklich schwer. Die Verfolgungen reichten bis an Entführungen, Folterungen und Ermordungen. [97] Alleine während der Besatzung von Slowjans'k wurden vier Mitglieder einer evangelischen Kirche ermordet.[98] Den angereisten orthodoxen Faschisten gelang es anscheinend bloss anders nicht, sie von ihrem Bekenntnis abzubringen. Auch nachdem die ursprüngliche Verfassung der DVR gemildert wurde, bestätigte ihr Leiter, Alexander Sachartschenko, dass »die Tätigkeiten unterschiedlicher Sekten strengst unterbunden werden«.[99]
Bild: Donezk, 20. Mai 2014: Während der gewaltsamen Auflösung einer interkonfessionelen Veranstaltung schmeisst ein »Antifaschist« das Schild »Wir beten für den
Frieden in der Ukraine« in den Fluss Kalmius (Quelle: Четвертая Власть [100])
Bild: Donezk: Nach der »Befreiung«
Die Anführer der »Separatisten« machten auch kein Hehl daraus, dass »Neurussland« ein expansionistisches Projekt ist. Immer wieder versprachen sie wahlweise Charkiw oder Odessa zu »befreien«, oder gar nach Kyiw oder L'wiw vorzustoßen. Es war unübersehbar, dass die Ambitionen der Vorkämpfer der »russischen Welt« auch weit über die Grenzen der Ukraine hinausschossen. So erklärte beispielsweise Borodaj, dass eigentlich nicht seine »Republik«, sondern die 14 ehemalige Sowjetrepubliken (außer Russland) insgesamt den »Separatisten« gehören. [101] Viele der im Donbass kämpfenden Imperiumsnostalgiker schauen noch tiefer in die Geschichte und wollen dazu noch Polen und Finnland »zurückholen«. [102]
Foto: Die »wahre« Karte Neurusslands und heldenhafte Kindersoldaten [103]
Entgegen dem Mär vom »sozialistischen« oder gar »kommunistischen« Aufstand im Donbass, [104] machten sowohl der erste »Ministerpräsident« Borodaj als auch sein Nachfolger Sachartschenko klar, dass sie nicht viel von sozialistischen/kommunistischen Ideen halten. [105] Von mehreren Berichten in den ukrainischen Medien ganz zu schweigen, bestätigte beispielsweise Pawel Gubarew, dass die »Separatisten« vom Oligarchen Renat Achmetow unterstützt wurden, [106] dem reichsten Mann in der Ukraine. Der enorme Einfluss Achmetows auf die sogenannten Separatisten wurde später auch von Alexander Borodaj bestätigt, zum Zeitpunkt der ausführlichen Bekenntnisse dem ehemaligen Ministerpraesident der sogenannten Volksrepublik Donezk. [107]
Foto: Werbung in Donezk: Der erste Unternehmer-Kongress der Volksrepublik, mit persönlicher Teilnahme von Alexander Sachartschenko, Denis Puschilin und anderen
»Regierungsmitgliedern«.
Foto: Sergej Zhewlakow, der Sohn von Sergej Schewlakow. Während der jüngere Schewlakow in den USA lebt und tolle Autos fährt, leitet sein Vater die Stadt
Stachanowo in der LVR. Der ältere Zhewlakow war schon mal Bürgemeister von Stachanowo, verlor aber die letzten Wahlen, als Stachanowo noch zur Ukraine
gehörte. Seitdem Stachanowo zur LVR gehört, braucht man die Wahlen Gott sei Dank nicht mehr. Der Schewlakow-Senior wurde zum »Volksbürgemeister« von Igor
Plotnizki ernannt. (Quelle: FB-Seite von Sergej Schewlakow, zitiert nach Denis Kasanski [108]).
Foto: Ljuba Schewlakowa, die Tochter vom »Volksbürgermeister« von Stachanowo. Auch sie wohnt weit außerhalb der »russischen Welt«. Dank ihrem Vater geht es
ihr prima. Keine Einzelfälle: Auch die Tochter vom Oligarchen aus dem Donbass Alexander Ryschenkow, der »Russische Orthodoxe Armee« finanzierte, genießt
das Leben in »Gayropa«.[109]
Borot'ba
Da die Rote Hilfe entgegen von Versicherungen nicht mit diversen ukrainischen Linken sondern ausschließlich mit der Querfront-Gruppe Borot'ba zusammenarbeitet,[110] lohnt es sich auch zu schauen, was zu dem Zeitpunkt der »Infotour« über Borot'ba bekannt war.
Die Neigung von Borot'ba zur Bildung einer Querfront mit russischen Nationalisten war eigentlich kein Geheimnis, schon lange vor dem Ausbruch der Proteste auf dem Maidan. Unten ist ein Bild von einer Veranstaltung, die in Charkiw am 22. Juni 2013 abhehalten wurde.
Foto: Borot'ba bei einer völkischen Veranstaltung in Charkiw am 22. Juni 2013 - Russisches Reichsbanner links, Borotbafahnen rechts (Quelle: Archiv von AST-Charkiw)
Auf dem Bild erkennt man neben drei Borot'ba-Fahnen auch die so genannte imperka (russisches Reichsbanner, links) sowie die Fahne der nationalistischen Russischen Einheit (oben in der Mitte). Der Veranstaltung wohnten nur wenige dutzende Teilnehmer bei. Es ist nicht so, dass Borot'ba an einer Großdemo mit sonst progressiven Inhalten teilnahm, in die sich Rechtsextreme irgendwo am Rande eingemischt hätten. Wie diese Kundgebung, beruhen viele weitere Aktivitäten von Borot'ba auf einer expliziten Zusammenarbeit mit pro-russischen Rechtsextremen.
Während des Antimaidans nahm Borot'ba zusammen mit anderen russischen Nationalisten an der Besetzung von Verwaltungsgebäuden teil, wobei die ukrainischen
Fahnen durch russische Fahnen ersetzt wurden. Berichte darüber stellte Borot'ba auf ihrer offiziellen Webseite, auch in englischer Übersetzung.[111]
Man und frau stelle sich vor, deutsche Truppen besetzen Vorarlberg und währenddessen werden in Oberösterreich Regierungsgebäude durch irgendwelche »pro-deutsche Separatisten« gestürmt, wobei österreichische Fahnen niedergeworfen und die BRD-Fahnen gehiessen werden. Man stelle sich des Weiteren vor, der »pro-deutsche« Mob wird von Rechtsextremen dominiert, aber daran nimmt noch eine Querfront-Vereinigung namens »Kampf« teil. Der »Kampf« macht dann eine »Rundreise« in Deutschland, informiert die besorgten Linken über den »grassierenden Faschismus« und »verfolgte linke Aktivist*innen« in Österreich. Der »Kampf« sammelt Spenden.
Warum auch nicht? Es handelt sich doch um ein Land, wo die Freiheitspartei viel erfogreicher als ihre ukrainische Nachahmerin ist. In Österreich wird auch mehr Deutsch gesprochen als Russisch in der Ukraine. Als die UdSSR zugrunde ging, stimmten 90% der Ukrainer*innen für die unabhängige Ukraine, darunter 84% im Donbass und 54% auf der Krim.[112] Dagegen hat man Österreicher nach ihrem Willen niemals gefragt als das letzte Deutsche Reich zerschmettert wurde. Dienen darüber hinaus die Bilder vom ausserordentlich herzlichen Empfang Hitlers nach dem Anschluss nicht etwa von einem tiefverwurzeltem Faschismus unter den Österreichern? Zeugt davon nicht etwa die hohe Präsenz der Österreicher unter der SS-Führung, oder die Tatsache, dass so viele KZs von Österreichern geleitet wurden? Schließlich weiß doch jeder Schüler in Deutschland, aus welchem Land der Führer stammte...Kurz und gut, ein »antifaschistischer Kampf« Deutschlands auf dem österreichischen Boden wäre in mancher Hinsicht angebrachter als das, was Russland mit der Ukraine seit dem Frühjahr 2014 macht.
Verrückt? In Wirklichkeit sind jedoch so viele Ukraine-bezogenen Aktivitäten der deutschen Linken viel verrrückter als dieses harmlose Gedankenspiel. Der bewusste Verfremdungseffekt soll hier bloß einer besseren Veranschaulichung dienen. Russland hat nicht mehr Rechte ihre Truppen in die Ukraine zu schicken als Deutschland nach Österreich; eine russische Fahne auf einem Regierungsgebäude in Charkiw oder Odessa ist nicht »logischer« als eine BRD-Fahne auf einem Regierungsgebäude in Salzburg oder Linz.
Am 1. März 2014 fand ein Angriff auf das vorher durch die Maidan-Anhänger*innen besetzten das Gebietsverwaltungsgebäude in Charkiw statt. Der Angriff wurde durch die pro-russischen Nationalisten aus dem Oplot organisiert, mit der Unterstützung von aus Russland angereisten »Hilfskräften« und Borot'ba. [113] Die Flagge Russlands wurde auf dem Regierungsgebäude durch einen Neonazi aus Moskau gehisst. [114] Die Anhänger des Maidan wurden verprügelt, misshandelt und demütigt.[115] Mindestens 106 Menschen erlitten Verletzungen,[116] 97 von ihnen wurden hospitalisiert, darunter vier im lebensgefährlichen Zustand. [117]
Am 1. März wurde dabei Sergij Zhadan verprügelt, der bekannteste linke Schriftsteller aus der Ukraine. Als er die Aufforderung, auf die Knien zu fallen, mit einem »Fickt euch!« ablehnte, wurde ihm von hinten mit den Baseball-Schlägern auf den Kopf geschlagen. [118] Borot'ba war voll dabei: Auf einem Video von damals erkennt man, wie der Borot'bist Alexander Fedorenko auf am Boden liegende Menschen mit Füßen tritt. [119]
Am 7. April 2014 nahmen die Mitglieder von Borot'ba an einem weiteren Angriff vom Charkiwer Antimaidan teil. [120] Aufgrund der erlittenen Verletzungen wurden mindestens acht Menschen im Krankenhaus untergebracht, darunter ein Anarchist. [121]
Die gleiche Geschichte wiederholte sich in Charkiw am 13. April 2014. Mindestens 26 Menschen mussten danach hospitalisiert werden, darunter 6 Anarchisten, die in den Selbstverteidigungskräften des Charkiwer Maidan dominierten und den Rückzug der Demo-Teilnehmer*innen schützen mussten. [122] Borotba berichtete auf ihrer Internetseite stolz von der Gründung der Volksrepublik Charkiw.[123]
Eine ähnliche Situation ergab sich in Odessa, wo Borot'ba offen mit Monarchisten, orthodoxen Fundamentalisten sowie anderen pro-russischen Nationalisten und Nazis paktierte und sich der »Odessitischen Gefolgschaft« anschloss, die von den letzteren dominiert wurde. Es gibt mehrere Fotos aus der Zeit, auf welchen die Fahnen von Borot'ba neben dem russischen Reichsbanner und dem Reichsadler zu sehen sind.
Foto: Odessitische Gefolgschaft: Sowjetfahne lechts, Reichsfahne rinks, drei Borot'ba-Fahnen dahinter. Auf dem Schulter des Uniformierten erkennt man ein Kolowrat (slawische Swastika).
Borot'ba ist zudem mitverantwortlich für die Ereignisse in Odessa am 2. Mai 2014. Nachdem eine pro-ukrainische Demo von bewaffneten Mitgliedern der »Odessitischen Gefolgschaft« überfallen und aus einer Kalaschnikow beschossen wurde (die sechs ersten Todesopfer der Zusammenstöße), griffen die zahlenmäßig überlegenen pro-ukrainischen Aktivist*innen das Camp des Antimaidan an. Die schreckliche Bilanz dieser Kämpfe sollte bekannt sein. [124] Viel weniger ist bekannt, dass es der Funktionär von Borot'ba, Alexei Albu war, der die Antimaidan-Anhäger*innen in das Gewerkschaftshaus »einlud« und noch vor dem Anfang der Zusammenstöße den Ort sicherheitshalber verließ.[125]
Foto: Odessitische Gefolgschaft: »Antifaschisten«, was sonst?
[Aufschriften u.a. Ruhm Russland! Ruhm der Berkut und den Einheiten des Innenministeriums]
Foto: Odessa, 2. Mai 2014: Unter dem Schutz der Polizei beschießt die Odessitische Gefolgschaft die Maidan-Anhänger. Der Schütze, Witalij »Bozmann« Tschudko, haut später im
selben Auto mit dem Einsatzleiter Dmitri Futschedschi ab [126]
Die Borot'ba begrüßte die Besatzung der Krim, rief offen zur Unterstützung der beiden dezidiert rechtsextremen »Volksrepubliken« auf, lud russische Truppen auch in die anderen Teile der Ukraine ein. [127] Es war auch kein Geheimnis, dass Borot'ba krudeste militaristische Propaganda verbreitete.
Bild: »Du auch kannst helfen«, Aufruf von Borot'ba
Auch wenn Leute aus der Roten Hilfe zu faul oder zu arrogant waren, um sich mit der Lage in der Ukraine gründlicher zu beschäftigen, lagen genauere
Informationen darüber auch auf Deutsch vor, und zwar nicht in irgendwelchen weltenfernen ukrainischen Zeitschriften, sondern in den deutschsprachigen
linken Medien.[128]
Zum Zeitpunkt der »Rundreise« hätte eine flüchtige Kenntnissnahme von leicht zugänglichen Informationen ebenso genügt, um zu erfahren, dass Borot'ba auch
antisemitische Inhalte verbreitete[129] und sich sogar
solcher Frechheiten nicht schämte, wie die Vermittlung offensichtlicher Nazis an linke Zusammenhänge in Deutschland. [130]
Wenn die Rote Hilfe anstatt sich ein gemütliches Paralleluniversum unter der Vermittlung ihrer Borot'ba-Kontakte aufzubauen, einen Kontakt mit den
ukrainischen Linken gesucht hätte, hätte sie auch erfahren können, dass alle nenneswerten ukrainischen linken Zusammenhänge sich von Borot'ba
distanzierten. Die entsprechende Entsolidarisierungserklärung mit allen Unterschriften lag seit dem Frühjahr 2014 vor, auch in englischer und deutscher
Übersetzung.[131]
Kriegspropaganda
Während der Veranstaltung am 27. August in München riefen die Teilnehmer*innen der »Infotour« mehrmals und zwar klar und unmissverständlich zu einer »internationalen Solidarität mit den Antifaschisten im Donbass« auf. Es wurden gleich Spenden gesammelt. Der Vortrag enthielt die schlimmsten Muster einer Kriegspropaganda, so dass Lügen mit genaueren Detaills serviert wurden. So wurde etwa behauptet, dass im Mai 2014 Kanada 7 Kampfjets an die Ukraine lieferte, oder dass die USA im August 2014 der Ukraine einen Kriegschiff übergaben, mit zielgerichteten Raketen im Wert von 22. Millionen Dollar pro Stück. Es wurde auch behauptet, dass im März 2014 in Charkiw zwei linke Aktivisten von Faschisten ermordert wurden. Der Krieg wurde von der ukrainischen Seite her würde angeblich wie ein »Rassenkrieg« geführt, auf der Seite der »Aufständischen« kämpfte laut den Vortragenden eine »internationale antifaschistische Front«.
Es gab sehr viele Lügen, es wäre zu mühsam sie alle hier aufzuzählen. Indem die Rote Hilfe die in ihrem Besitz vermutlich immer noch befindlichen Audioaufnahmen der Veranstaltung veröffentlichen würde, würde sie diese in ihrer Gesamtheit für alle Interessierten zugänglich machen. Auch ein Transkript würde für diese Zwecke vollkommen ausreichen.
Es ist davon auszugehen, dass während der übrigen 21 Veranstaltungen aus der sommerlichen Propaganda-Tour auch identische Inhalte neben den Aufrufen zur »internationalen Solidarität mit Antifaschist*innen im Donbass« verbreitet wurden. Anfang August 2015 wendete sich der Autor dieses Artikels an die Rote Hilfe mit Fragen, die vom Bundesvorstand beantwortet wurden. [132] Die Frage danach, ob der »Solidaritätsaufruf« während der anderen 21 Veranstaltungen auch verbreitet wurde, blieb jedoch unbeantwortet. Mehr noch: Die Rote Hilfe organisierte zwar eine ganze Reihe von Veranstaltungen, deren Hauptmotiv die »internationale Solidarität mit den Antifaschist*innen im Donbass« war, will aber mit der Verbreitung der Inhalte merkwürdigerweise nichts zu tun haben.[133]
Wie erwähnt, fiel der erste Ukraine-bezogene Spendeaufruf der Roten Hilfe mit der russischen Besatzung der Krim zusammen. Die »Rundreise« fiel auf die Zeit der schwersten Offensive Russlands im Donbass. Kein anderer Monat war für die ukrainischen Truppen so verlustreich wie August 2014. Während der Schlacht bei Illowajsk zwischen dem 10. August und dem 3. September starben alleine den offiziellen Angaben zufolge 366 Soldaten, 158 sind verschollen, 128 wurden gefangengenommen, 429 wurden verletzt.[134] Das Territorium der »Volksrepubliken« erweiterte sich, und der Ukraine wurde unter dem Druck Deutschlands und Frankreichs Minsk-1 aufgezwungen.
Wenn auch einige gute Linke nicht so viel Mitleid mit Soldaten haben wollen, sollte man und frau mindestens an die zahlreichen ermordeten Zivilisten vom August 2014 denken. Außer man glaubt, dass der Vorstoß russischer Truppen unter dem massiven Einsatz von schwerer Artellerie und Mehrfachraketenwerfern im dicht besiedelten Donbass keine zivilen Opfer kostete.
Inwiefern es schließlich noch überhaupt »links« ist, sich mit einem chauvinistisch motivierten Angreifer zu solidarisieren, der seine Grenzen auf Kosten eines viel schwächeren Nachbarnlands und zwar mittels eines dreckigen Krieges erweitert, kann wohl jeder für sich entscheiden.
***
»Das ist längst gegessene Geschichte«, würde jemand erwidern. Jemand würde auch gleich etwas über »westlichen Putsch« und »Maidan-Faschisten« hinzufügen.
Wenn deutsche Linke in diesem Zusammenhang auf die eigenen Fehlleistungen hingewiesen werden, so besteht die Abwehrreaktion inzwischen auch nicht mehr so sehr
in einer einseitigen Verleumdung, sondern eher in einer Relativierung, wobei der Angreifer und sein Opfer gleichgesetzt werden. »Das sind beide imperialistisch kapitalistische Dreckstaaten, die sich um Boden, Rohstoffe und damit letzendlich GELD balgen«, heißt dann etwa die Antwort, wobei der
»ukrainische Faschismus« und das »provozierte Russland« doch immerhin unbedingt hervogehoben werden müssen. [135] Zum Beispiel: »Ich ergreife für keine der beiden
Seiten Partei, denn in meinen Augen sind beide faschistisch-kapitalistischen Systeme! Und doch ging diese Konfrontation vom Westen aus.« Oder so: »Keine
von beiden Seiten ist die Gute, kapiert es endlich! Das ändert allerdings nichts dran, dass der Krieg durch den Westen provoziert wurde!«[136]
Die Relativierung wird auch mit dem folgenden Scheinargument begründet: »Von einem revolutionären Standpunkt aus ist es doch absolut scheissegal, wer wen angegriffen hat. Die USA haben Opposition unter Janukowitsch fleissig unterstützt, schwere Waffen sind bereits in ganz Osteuropa vorsorglich stationiert und die Option Waffenlieferungen [in die Ukraine] ist in den USA nicht komplett vom Tisch«. [137] Dabei wird ein wortwörtlicher Krieg Russlands gegen die Ukraine — mit abkommandierten Soldaten und Panzern, dem Einsatz von schwerer Artillerie und Mehrfachraketenwerfern, ermordeten Menschen und annektierten Gebieten — mit einer angeblichen Aggression gegen Russland gleichgesetzt. Zwar waren diplomatischer Druck und wirtschaftliche Sanktionen imstande — neben der schwachen ukrainischen Armee, aber einer klaren Bereitschaft der ukrainischen Gesellschaft sich zu wehren — den wirklichen Aggressor zu stoppen. Doch das Verhalten des Westens wurde in den linken Medien als »Kriegstreiberei« abgestempelt. Begründet wurde die Kriegstreiberei-These etwa mit der Legende von fünf Milliarden Dollar, mit welchen die Opposition gegen Janukowitsch angeblich gepusht wurde, [138] oder mit der Tatsache, dass die US-Beamtin, Victoria Nuland, auf dem Maidan war und Protestierende mit Keksen bewirtete.
Die Schlimmste der in den Linken geläufigen Relativierungen ist wohl die Gleichsetzung der post-Maidan Ukraine mit den braunen »Volksrepubliken«. Zwar sitzen im heutigen ukrainischen Parlament weniger Rechtsextreme als unter Janukowitsch — auch wenn man dazu die rechtskonservative KPU oder einige ukrainophoben Abgeordnete der Regionen-Partei nicht zählen würde —, zwar erweisen sich die Geschichten vom angeblichen Verbot der russischen Sprache oder den angeblichen antijüdischen Pogromen in der Ukraine als plumpe Lügen, zwar ist es Plotnizki und nicht Poroschenko, der die Welt über das Judentum aufklärt — diese ekelhafte Relativierung scheint sich dermaßen festgesetzt zu haben, dass sie noch kaum zu erschüttern ist. Daran knüpfen sich auch die Ferndiagnosen nach kolonialer Manier, die fast an einen offenen Rassismus grenzen. Die abgeschmackten Anmerkungen über die »Scheißland«-Ukraine, die von lauten »Borats« bevölkert ist, die im Grunde — auch wenn sie sich gegenseitig umbringen, — irgendwie alle selbstähnlich sind, sind in diesem Zusammenhang jedenfalls keine Seltenheit.
Eine »gegessene Sache« ist unser Fall allerdings nicht. Die Rote Hilfe hat immer noch weniger als ein Drittel des »erstaunlich hohen Spendenaufkommens«
ausgegeben, das während der »ukrainischen« Kampagne gesammelt wurde.[139]
Die Rote Hilfe macht weiter und bereut nichts.[140]
Wie stark in der deutschen Linken der Wille vorhanden ist, sich mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen, zeigt beispielsweise die gelassene Reaktion der Unterzeichner eines Aufrufs zur Unterstützung der »ukrainischen« Tätigkeiten der Roten Hilfe. [141] Der Aufruf erschien noch im April 2014 und wurde von 14 deutschen überwiegend antifaschistischen Zusammenhängen unterstützt. Der Autor wendete sich im August 2015 an alle Unterzeichner mit der Frage, wie sie aus der heutigen Perspektive ihr damaliges Engagement einschätzen würden, ob es in diesem Zusammenhang etwas bereuen würden usw.
Bis jetzt kam keine einzige Antwort zurück.
Neben den anderen Unterzeichnern ließen auch die Leute aus der VVN-BdA die Anfrage des Autors unbeantwortet. Stellvertretend — und zwar nicht nur alleine für die Vereinigung — kann eine Erklärung der VVN-BdA NRW vom 22. Februar 2015 sehr gut dienen:
»Zur Situation in der Ukraine nahmen Antifas sofort Stellung. [...] Sie haben wir in Dortmund gleich nach dem profaschistischen Putsch vom Februar 2014 in Kiew durch ein gemeinsames Komitee der Hinterbliebenen und heutigen Mitstreiter des Widerstands erarbeitet. [...] Ich finde, auch wir haben als VVN-BdA den richtigen Ton getroffen.«[142]
Man hat doch alles richtig getan und will sich durch nichts stören lassen. Bestimmt werden es viele auch weiter so machen.
Wie dem auch sei: im zweiten und dritten Teil des Artikels klären wir, wem die Rote Hilfe in der Ukraine eigentlich hilft.
Teil 2 "Über die Rote Hilfe, Brigade Prisrak und mehr" findet ihr hier auf Linksunten.
Teil 3 "Über den Genossen Mosgowoj und sein »kommunistisches« Gespenst" hier.
***
Fußnoten (für Teil 1)
***
[2] Siehe Fussnote 2 hier: https://linksunten.indymedia.org/de/node/121337
[3] Angaben einer ukrainischen Antifa-Recherche Gruppe, die das Monitoring der Übergriffe der Rechtsextremen auf linke Aktivist*innen führt (bis jetzt interne, nicht veröffentlichte Daten).
[6] http://nichtsneues.blogsport.de/2014/12/21/rote-hilfe-wer-hilft-da-eigen... ; die Diskussion hier: https://linksunten.indymedia.org/de/node/107460 sowie viele weitere Beiträge bei linksunten.
[9] Siehe Fussnote 3 hier: https://linksunten.indymedia.org/de/node/121475
[11] Es wird auch von Girkin selbst bestätigt: http://zavtra.ru/content/view/kto-tyi-strelok/
[12] Siehe Abschnitt »The Great Reconstructor und seine Freunde« hier: https://linksunten.indymedia.org/de/node/129014 und das Bericht von Paul Canning mit weiteren Verweisen: http://paulocanning.blogspot.de/2015/08/the-fascists-in-russias-hybrid-a...
[14] https://www.hrw.org/news/2014/08/28/ukraine-rebel-forces-detain-torture-... ; http://khpg.org/en/index.php?id=1405936264 ; www.ohchr.org/.../OHCHR_seventh_reportUkraine20.11.14.pdf
[16] https://www.youtube.com/watch?v=AuHYhyO_YfU&hd=1 bzw. siehe die Beschreibung des Videos auf Deutsch hierhttps://linksunten.indymedia.org/de/node/119382 und hier https://linksunten.indymedia.org/de/node/121038
[17] https://m.youtube.com/watch?v=VGLr8-6Dpxs Indem einer der Soldaten den Menschen befiehlt, hinter den Bordstein zurückzutretten, benutzt er für das Wort Bordstein ein Sankt-Petersburger Dialektismus, »Porebrik« anstatt des üblichen »Bordjur«. Es ist schlimmer, als, sagen wir, nach einer »Semmel« in einer Flensburger Bäckerei zu fragen. Das Wort »Porebrik« versteht ein russischsprachige Ukrainer einfach nicht.
[23] Siehe Fussnote 23 hier: https://linksunten.indymedia.org/de/node/128340
[25] http://www.echo.msk.ru/blog/shalommani/1324504-echo/ ; siehe auch den Artikel in Novaya Gazeta: http://www.novayagazeta.ru/politics/67944.html
[27] Unter anderem auch der später im Donbass tätige Kosakenführer, Nikolaj Kosizin ( https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%9A%D0%BE%D0%B7%D0%B8%D1%86%D1%8B%D0%BD... ).
[28] Das ussischsprachige Segment vom Internet enthält im Moment rund 120.000 Einträge zu den Stichworten »moldawische Faschisten Transnistrien 1992« (auf Russisch). Auch heute noch werden Texte verbreitet, in welchen revanchistische Aktion Russlands 1992 zum antifaschistischen Widerstand verklärt wird. Zum Beispiel: http://povsemvoprosam.ru/news/19_ijunja_skorbnaja_data_v_istorii_bender_...
[29] Ostberlin 1953, Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968 — überall rettete die Sowjetunion die sozialistischen kleinen Brüder vor Faschismus. Der Faschismus-Begriff wurde auf eine ähnliche Weise auch bei der Bekämpfung der nationalen Befreiungsbewegungen und Dissenz innerhalb der Sowjetunion gebraucht.
[30] http://www.novayagazeta.ru/politics/69639.html ; https://www.washingtonpost.com/world/former-russian-rebels-trade-war-in-...
[32] Zum Beispiel: Auf diesem Video brüstet sich der neue »Verteidigungsminister« der sogenannten Volksrepublik Donezk mit neuer Unterstützung aus Russland: »30 Panzerwagen, 120 gepanzerte Autos, 1200 Soldaten« ( https://www.youtube.com/watch?v=BjAvnUa1Wak). Das Video wurde sofort bekannt, die Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums kommentierten es in dem Sinne, dass Sachartschenko die Tatsachen übertrieb, um den Feind einzuschüchtern. Auch hier auf linksunten gab es Kommentare, die Sachartschenko in dem Sinne interpretierten, dass es sich dabei bloss um Freiwillige aus dem Donbass geht, die sich in Russland aufhielten und dann zurück wollten. Wie die Recherchen der Nowaja Gaseta jedoch geigen, kam kurz nach der Erklärung von Sachartschenko tatsächlich eine Einheit von exakt 1.200 Maenner über die russisch-ukrainische Grenze. Die Männer waren ohne Hoheitabzeichen und Dokumente, doch es handelte sich um eine reguläre Einheit der russischen Armee. Schon am nächsten Tag nach der Ankunft in die Ukraine kam diese Einheit unter Beschuss der ukrainischen Mehrheitsraketenwerfern, circa 120 Soldaten kamen ums leben, circa 450 wurden verletzt (http://www.novayagazeta.ru/society/65075.html). Obwohl die russische Regierung die Verluste im Ukraine-Krieg verheimlicht, gibt es dutzende soche Geschichten, die im digitalen Zeitalter bis ins Detail verfolgt werden können. Wir wissen nicht genau, wie die Zusammensetzung der pro-russischen Freiwilligen-Einheiten war. Es mag sein, dass die Teilnahme der russischen Staatsbürger dort über oder unter 50 Prozent lag. Jedenfalls wissen wir genau, dass diese Teilnahme sehr hoch war. Es gab die ganzen Einheiten, die überwiegend aus russischen Staatsbürgern bestanden. Es gibt dutzende Bekenntnisse der Freiwilligen aus Russland, in welchen sie zugeben, dass die »Volksfmilizen« überwiegend aus russischen Staatsbürgern bestanden. »Die Volksmilizen bestehen zu 75 Prozent aus den Leuten aus Russland«, behauptet z.B. in einem Video ein Freiwilliger aus Russland ( http://www.youtube.com/watch?v=0MY4gRNxN8E&feature=youtube_gdata_player ). In einem anderen Interview behauptet ein weiterer Freiwillige, dass die sogenannten Volksmilizen zu 50 Prozent aus russischen Staatsbürgern bestanden ( http://censor.net.ua/resonance/295448/rossiyiskiyi_naemnik_polovina_opol... ). Ein Freiwilliger aus Belarus gibt zu, dass in seiner Einheit 80 der Kämpfer aus Russland kamen ( http://belsat.eu/ru/articles/paren-iz-bresta-kotoryj-voeval-za-dnr-chto-... ). Man fragt sich des Weiteren wieso ein Bataillon der sogenannten antifaschistischen Volksmilizen »Odessa« hiess, während der Kommandeur von »Odessa« zugibt, dass sein Bataillon zu 90 Prozent aus Russen besteht ( https://www.youtube.com/watch?v=3H-h_nZByv8). Aus dem Interview eines russischen Freiwilligen aus der Ural-Region geht hervor, dass das Volksmilizen-Bataillon »Huligany« überwiegend aus russischen Staatsbürgern bestand ( http://znak.com/moscow/articles/04-12-19-47/103315.html). Hier sind interessante Bekenntnisse eines weiteren russischen Soldaten ( https://www.youtube.com/watch?v=81KAD5uzXdw). Vergleiche auch das Interview eines russischen Soldaten, in welchem er behauptet, dass ohne Unterstützung der russischen regulaeren Streitkraefte die »Volksmilizen« nicht mal ein Monat stand halten würden (http://kashin.guru/2015/10/20/soldat/). Diese »internationale« Einheit besteht der Sebstbeschreibung zufolge aus den russischen Staatsbürgern aus dem Nordkaukaukasus ( https://www.youtube.com/watch?v=ZR9Uj3lrCH4). Die Liste dieser Selbstbekenntnisse kann verlängert werden. Besonders »lustig« sind wohl die Auftritte der Freiwilligen aus Russland, in welchen sie sich ernsthaft darüber wundern, warum die Bevölkerung vom Donbass so abgeneigt ist mitzumachen, während sie selbst zwecks deren Befreiung so einen langen Weg machen mussten (z.B. hier:https://www.youtube.com/watch?v=HKTyy59WkXk und hier: http://frankensstein.livejournal.com/641500.html). Ganz beeindruckend ist das Video aus dem Dorf Ozerki in der Altai-Region. Die Strecke zwischen dem russischen Dorf Ozerki und der ukrainischen Stadt Donezk ist länger, als die zwischen Berlin und Marrakesch in Nordafrika. Doch dank diesem Video dürfen eine sonderbare Veranstaltung beobachten, die Eröffnung einer Gedächtnisstafel für einen im Donbass gefallenen Freiwilligen. Laut der Inschrift starb er im Kampf gegen ukrainische Junta und Bandera-Bataillone, ein Held Neurusslands sei er. Der Eröffnung wohnte noch ungefähr ein dutzend weiterer Maenner bei, in Uniform mit den Litzen der sogenannten DVR und Neurusssland drauf. Das Ganze findet in einem Dorf statt, das von der Ukraine aus gesehen hinter Kazachstan liegt. Die ganze Szene mit all den Einzelheiten ist symptomatisch, die feierliche Rede muss man und frau hören ( http://frankensstein.livejournal.com/656048.html).
[33] In der E-Mail des Bundesvorstandes der Roten Hilife an den Verfasser vom 14. August 2015 wurde die vermeintliche westliche Einmischung und der »Bürgerkrieg« wiederum betont, die russische Intervention wurde dagegen mit keinem Wort erwähnt.
[34] Am 4. März 2014 meinte Wladimir Putin, dass auf der Krim keine russische Truppen aktiv sind, russische Uniformen ohne Hoheitabzeichen liessen sich in jedem Military-Laden kaufen. Vier Wochen später sprach er vom Einsatz russischer Truppen auf der Krim wie von einer Selbstverständlichkeit ( http://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Putin-zelebriert-die-Luege... ). Ein anderes Beispiel: Als am 24. August 2014 zehn russische Fallschirmjäger im Donbass gefangen genommen wurden, forderte Putin deren Freilassung; meinte, sie haben sich bloss verlaufen ( https://m.youtube.com/watch?v=XfjvPBojIZM). Dass Putin mal auch vom Einsatz russischer Truppen im Donbass wie von einer Selstverständlichkeint sprechen, oder sich sogar mit den militärischen Erfolgen dort brüsten wird, ist gut möglich. Er hat bereits kein Problem damit, die im Donbass gefallene russische Soldaten für Tapferkeit auszueichnen ( http://www.e1.ru/news/spool/news_id-415903.html). Ein Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums hat bereits damit kein Problem, den Einsatz russischer Spezialeinheiten in Donbass zuzugeben ( http://www.wsj.com/articles/russia-said-to-redeploy-special-ops-forces-f... ). Der russische Finanzminister Kudrin meinte neulich, dass die militärische Kampagne in Syrien Russland wenige koste als diejenige im Donbass ( http://www.rbc.ru/investigation/politics/28/10/2015/562f9e119a79471d5d7c... ).
[37] Anfang 2015: http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-02/usa-keine-waffenlieferungen-u... ; neulich: http://de.sputniknews.com/militar/20151023/305136669/vorerstkeine-letale...
[43] Auf Deutsch: http://jungle-world.com/artikel/2015/16/51798.html;http://jungle-world.com/artikel/2015/18/51878.html;http://jungle-world.com/artikel/2015/24/52118.html; http://jungle-world.com/artikel/2015/30/52363.html. Auf Ukrainisch: http://www.nihilist.li/2015/03/28/do-pitannya-rozpadu-rosiyi-lakmusovij-... ; http://ukraine.politicalcritique.org/2015/04/zakony-istyny-2558-2538/
[44] Im September 2015 gewann die FPÖ 30 Prozent bei den österreichischen Landtagswahlen ( https://www.tagesschau.de/ausland/wahlen-oberoesterreich-101.html).
[45] http://www.faz.net/aktuell/politik/europawahl/europawahl-2014-front-nati... ; http://www.taz.de/!5041455/
[46] 42,6% laut einer Studie der TU Berlin. Die AfD-Wähler*innen stellten dagegen nur 12,8% der Teilnehmer*innen dar. Zumindest nach diesem Kriterium war dieses Querfrontphänomen ehe rot« als braun«. ( Occupy Frieden: Eine Befragung von Teilnehmer/innen der „Montagsmahnwachen für den Frieden“, S. 19).
[47] http://wordpress.antifa-essen.de/2014/07/bericht-zur-anti-israelischen-d... ; http://www.ruhrbarone.de/essen-wer-den-mob-in-die-stadt-holt-traegt-die-... ; http://bga-duisburg.net/2014/07/18/solid-demo-endet-in-antisemitischer-g... ; http://michael-mannheimer.net/2014/12/07/justiz-wieder-auf-nazikurs-nach...
[52] Laut Alexander Dugin und vielen weiteren internen Berichten zufolge wurde Proselkow von Mitgliedern Kurginjans »Wesen der Zeit« umgebracht ( http://novorossia.su/ru/node/4612), die ebenfalls im Donbass aktiv und unter anderem für die Entführung von vier Borot'ba-Mitgliedern verantwortlich waren ( http://borotba.su/v_plenu_u_svoih.html). Es wäre nun interessant zu erfahren, wie die Anhänger der These vom Kampf zwischen dem »rechten« und dem »linken« Flügel in den sogenannten Volksrepubliken die beiden Informationen in einen Zusammenklang bringen werden. Als sie Proselkow umbrachten, waren die Leute aus »Wesen der Zeit« vielleicht »antifaschistisch« motiviert, dann aber entschieden sie sich anders zu motivieren und entführten die »linken« Borot'bisten? Oder wie war es genau?
[54] Siehe http://www.novayagazeta.ru/inquests/70084.html undhttp://www.novayagazeta.ru/inquests/64872.html, sowie weitere Recherchen von Novaya Gazeta für welche sowohl Anna Politkowskaja als auch Anastasija Baburowa schrieben.
[55] Sowas gibt’s ja auch: http://anton-shekhovtsov.blogspot.com/2014/05/short-film-christian-ortho...
[58] Spätestens seit 2006: http://anton-shekhovtsov.blogspot.com/2014/08/pro-russian-extremists-in-...
[65] So ist die Einschätzung von Denis Kazanski, eines Journalisten aus Donezk, der sich mit Donezker rechten Szene auskennt und die Anfänge des »russischen Frühlings« in seiner Heimanstadt miterlebte. Nicht nur kennt er die abgebildete Person nicht, sondern merkt auch dazu an, dass im Unterschied zu Russland ukrainische Nazis die alte Mode mit Glatzen, Bomberjacken und Springstiefeln längst ablegten ( http://frankensstein.livejournal.com/500452.html).
[71] Die ersten Silben in beiden Wendungen auf Russisch sind ähnlich, »Евромайдан« und »еврейский Майдан«. Über die merkwürdigen Einfällen von Plotnizky siehe hier: http://de.euromaidanpress.com/2015/06/19/anfuehrer-der-luhansker-separat...
[72] Siehe später über den Antisemitismus von Aleksej Mosgowoj.
[73] Es gab zwar Parlamentsageordnete, die sich in Öffentlichkeit antisemitisch äusserten, aber sie schuffen in keine Ministerien oder sonstige höhere Ämter. Zumindest einige von diesen mussten ihre antisemitische Äusserungen mit Karrierenverlusten bezahlen (siehe später über Tjagnybok).
[80] Die Dummheit der kosakischen Häuptlinge wie Nikolaj Kosizin, Pawel Dremow oder Sergej Kosogor scheint noch abgründiger zu sein (siehe deren Auftritte auf Youtube). Der beste Kumpel von Pawlow, der Leiter des Bataillons Somali, Aleksej »Giwi« Tolstykh, ist nicht weniger brutal. Einige weitere Kommandeure, wie Alexander Bednow oder Alexei Miltschakow, sind eindeutig noch brutaler (über Miltschakow später mehr, über die Gräueltate von Bednow siehe hier: http://theins.ru/obshestvo/2384).
[83] Nahchdem ein Journalist ihn nach der Ermordung des Gefangenen Igor Branowizki fragt, die Pawlow von Amnesty International vorgeworfen wurde, meinte Pawlow ihm sei alles Scheiss egal, er habe sowieso 15 Gefangene erschossen («Я пятнадцять пленных расстрелял, мне вообще похуй. Без комментариев нахуй, хочу убиваю, хочу нет», https://www.youtube.com/watch?v=9WAUbSP1SoU; http://www.kyivpost.com/content/kyiv-post-plus/kremlin-backed-fighters-c... ).
[85] https://www.youtube.com/watch?v=mgiB0C1FFao#t=195 ; http://censor.net.ua/video_news/315480/tupoyi_i_esche_tupee_terrorist_mo...
[87] https://m.vk.com/photo-56669101_385438494?list=album-56669101_00%2Frev (auf dieser Seite: https://m.vk.com/novostnoi_portal2015)
[89] https://linksunten.indymedia.org/en/node/121434 (siehe »Links zum Thema« am Ende des Beitrages).
[95] Siehe Fußnote 14
[97] http://khpg.org.ua/en/index.php?id=1405458883 ; http://khpg.org.ua/en/index.php?id=1405370510;http://khpg.org.ua/en/index.php?id=1403125851; http://realgazeta.com.ua/vo-chto-veryat-lnr-i-dnr/
[98] Siehe Fussnote 14
[101] In mehreren Interviews vertrat Borodaj die These, dass er eigentlich ein Separatismus-Bekämpfer ist. So in einem Interview mit The Wall Street Journal: »Die Grenzen der 'Russischen Welt' sind bedeutend weiter als die Grenzen der Russischen Föderation. Ich erfülle eine historische Mission im Namen der russischen Nation, eines Superethnos, besiegelt durch das rechtgläubige Christentum. So wie im Kaukasus kämpfe ich in der Ukraine gegen den Separatismus, diesmal nicht gegen den tschetschenischen, sondern den ukrainischen. Denn es gibt Rußland, das Große Rußland, das Russische Reich. Und jetzt kämpfen die ukrainischen Separatisten, die sich in Kiew befinden, gegen das Russische Reich.« (Original: http://www.wsj.com/articles/russians-imperial-dream-faces-showdown-in-do... , zitiert nach: http://rukra2014.blogspot.com/2014/07/rulands-krieg-gegen-die-ukraine_19... ).
[102] Viele Beispiele hier: http://vk.com/public87260327. Ein nicht unwichtiger russischer Politiker namens Wladimir Zhirinowski meinte am 6. Oktober 2015, dass man alles zurueckholen muesse, was zum Zaristsichen Reich gehoerte. Die Ausscheidung von Polen und Finland aus dem Imperium war seiner Meinung nach rechtswidrig ( http://lenta.ru/news/2015/10/07/border/). Jemand wie der Anführer des Bataillons Swarozhitschi träumt sogar von Russland zwischen Atlantik und Pazifik ( http://www.thetimes.co.uk/tto/news/world/europe/article4218998.ece ).
[103] Zum Thema Kindersoldaten siehe die neue ZDF-Dokummentation: http://www.zdf.de/frontal-21/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-kindersolda... . Dazu liegen bereits auch mehrere Beiträge in den ukrainischen Medien.
[104] Z.B. in den Ausführungen von Boris Kagarlizki ( https://linksunten.indymedia.org/en/node/119382; zur Person von Kagarlizki siehe auch: https://linksunten.indymedia.org/en/node/122207).
[105] Borodaj auf die Frage nach der Verstaatlichung von Betrieben, die Achmetow gehören: »Es kann keine Rede davon sein. Wir haben nichts Gemeinsames mit Kommunisten, die irgendetwas ergreifern und verstaatlichen wollen. Wir respektieren das Recht auf Privateigentum« ( http://ria.ru/interview/20140531/1010111736.html#14042337188524&message=... ). Zachartschenko zu einigen der sogenannten Abgeordneten der sogenannten DVR: »Was wollt ihr!? Das Land den Bauern und die Fabriken den Arbeitern? Vergisst es!« (http://krasnoetv.ru/node/23036).
[106] Laut den Einschätzungen von Pawel Gubarew wurden zwei drittel der Separatisten von Achmetow finanziert ( http://www.rg.ru/2014/05/12/gubarev.html).
[110] Über die anderen linken Zusammenhänge siehe den dritten Teil des Artikels.
[113] http://borotba.su/communique_6_of_the_union_borotba_and_the_centre_of_an... ; http://www.ukrinform.ua/rubric-regions/1626708-napad_na_harkivsku_oda_1_...
[115] Maidan-Anhänger auf Knie gestellt: https://www.youtube.com/watch?v=zvRxTCqi5uU
[121] Interview des Autors mit AST-AktivistInnen in Charkiw am 17. August 2015.
[122] Interview des Autors mit AST-AktivistInnen in Charkiw am 17. August 2014. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass Linke auf dem Charkiwer Maidan dominierten, doch sie schuffen es zumindest, dass die Rechtsextremen vom Maidan weggehalten wurden. Der Rechte Sektor schuff seine Abteilung in Charkiw erst im Sommer 2014.
[124] Auf Deutsch: https://linksunten.indymedia.org/de/node/112746, auf Russisch: http://dumskaya.net/news/strelok-035423/. Wer sich mehr mit den Ereignissen auseinandersetzen will, sollte in erster Linie die Ergebnisse des unabhängigen Ausschuessen »2. Mai« aus Odessa kennenlernen ( http://2maygroup.blogspot.com/).
[128] https://linksunten.indymedia.org/de/node/107543;https://linksunten.indymedia.org/en/node/117286; https://linksunten.indymedia.org/en/node/117050
[131] http://avtonomia.net/2014/03/03/statement-left-anarchist-organizations-b... ; https://linksunten.indymedia.org/de/node/107543
[132] Dazu später mehr.
[133] Aus der E-Mail des Bundesvorstandes der Roten Hilife an den Verfasser vom 14. August 2015: »Genossinnen und Genossen aus der Roten Hilfe haben diese Rundreise organisiert, um auf Repression in der Ukraine aufmerksam zu machen, nicht um die allgemeinen politischen Positionen der Vortragenden zu unterstützen. Das haben wir im Rahmen der Veranstaltungen auch immer wieder deutlich gemacht. Dass solche allgemeinpolitischen Positionierungen einfließen, ist wohl kaum zu vermeiden, insbesondere dann nicht, wenn Menschen berichten, die mitten in den politischen Auseinandersetzungen drin stecken und mit dem strömungsübergreifenden Charakter der Roten Hilfe in Deutschland nicht vertraut sind. Es ist aber unseres Erachtens sehr klar geworden, dass die Vortragenden nicht als Vertreter der Roten Hilfe sprechen und auch in ihren allgemeinpolitischen Einschätzungen nicht die Positionen der Roten Hilfe widergeben«.
[135] Aus den Kommentaren auf linksunten: https://linksunten.indymedia.org/de/node/133951
[136] Aus den Kommentaren auf linkstunten: https://linksunten.indymedia.org/de/node/133951
[137] Aus den Kommentaren auf linkstunten: https://linksunten.indymedia.org/node/156303/unfold/all
[139] Quelle: Die E-Mail des Bundesvorstandes der Roten Hilife an den Verfasser vom 14. August 2015.
[140] Aus der E-Mail des Bundesvorstandes der Roten Hilife an den Verfasser vom 14. August 2015: »Wir bereuen angesichts der deutschen Mitverantwortung für die Eskalation in der Ukraine nicht, aktiv geworden zu sein und zur Solidarität mit den Opfern politischer Repression aufgerufen zu haben. Wir haben allerdings die Schwierigkeiten unterschätzt, die es bereitet, in einem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land unter den Betroffenen einen gemeinsamen Minimalkonsens über das zu finden, was links ist. In Deutschland hat sich die Rote Hilfe seit Jahrzehnten über ein möglichst breit definiertes strömungsübergreifendes Verständnis darüber geeinigt, was als links anzusehen ist. Dieses Verständnis musste erst über lange Zeit hinweg wachsen und hat sich in weiten Teilen der Linken etabliert. In einem Land im Kriegszustand mit seinen wechselnden taktischen Koalitionen in kurzer Zeit ein solches Verständnis zu fördern, ist eine sehr große Aufgabe. Das macht unser Anliegen schwieriger, aber es ändert nichts an seiner Notwendigkeit.«
tatü tata
Wie immer wenn du Artikel schreibst sieht man die guten Kenntnisse über die Präsenz rechtsradikaler Strukturen bezüglich der Volksrepubliken.
Was deine Texte aber immer wieder versaut sind die Behauptungen gegenüber der Roten Hilfe. Nochmal zum Mitschreiben (und genau dass ist dir auch von der RH kommuniziert woren), nie wurde sich positiv auf die Volksrepubliken bezogen!!! Kontakte zu unterschiedlichen Linken in der Ukraine wurden (in bescheidenem Ausmaß) geknüpft. Jene vertraten eine ganze Palette an unterschiedicher Positionen bezüglich der Ereignisse in der Ukraine. Darunter waren sowohl Leute , welche sich positiv auf den Maidan und positiv auf den Antimaidan bezogen, als auch solche die beides Scheiße fanden. Genauso wurde in bescheidenem Umfang Gelder verteilt. Ob es dir schmeckt oder nicht, die LEute auf der Info->Tour hatten unterschiedliche politische Hintergründe. Allerdings vertraten sie mehrheitlich Positionen welche sich positiv auf den Anti-MAidan bezogen. Nochmal die RH hat sich auf keiner der "Seiten", positioniert und wird es mit Sicherheit auch nicht tun.
Die Frage ist doch eher warum du immer wieder auf die RH schießt. Vorne Weg was von autoritären Linken, Stalinos schreibst und dann mit der RH kommst. Es gibt doch Tatsache linke Organisationen welche sich positiv auf die Volksrepubliken beziehen. Kaue doch mal auf denen rum. Den VVN/BdA kannst du dir da übrigens sparen (einzelne Strukturen von denen vielleicht auch doch nicht). Selbst di, mehrheitlich ein sehr "realsozialistisches" Klientel vetretend, hat sich als Gesamtverband, meines Wissens nie positiv auf die Volksrepubliken bezogen.
Nochmal ich finde deine Ausarbeitungen, bezüglich der massiven Präsenz von rechtsradikalen Strukturen und auch deren inhaltliche Relevanz für die Volksrepubliken, sehr gut und wichtig. Ich lehne mich auch soweit aus dem Fenster, als dass ich sagen würde, ohne die massive Präsenz solcher Strukturen vor Ort wären die Volksrepubliken nie entstanden.
Aber nochmal die RH hat sich nie auf Seiten der VR positioniert!!!!!!!!!!!
tatatata
Doch. Soll ich die Aufnahme vom 27.08.2014 in Muenchen veroeffentlichen? Oder vielleicht macht es lieber die RH selbst?
Schmarrn, nicht mal in "bescheidenem Ausmass".
Warte noch auf den zweiten und den dritten Teil, wird noch spannender.
..ähm...
...das zynische war, dass sich am 27.08.2014 ( wenn es die Informationsveranstaltung zur Lage in der Ukraine war) die RH München nicht zu den Volksrepubliken bekannt hat sondern ein gewisser Tobias Nase ( der Admin der Facebook Seite Antiimp. Aktion und ein Querfrontaktivist u.a. bei den Montagsmahnwachen in Mc.) , der einfach vorgab er würde als Übersetzer in der Veranstaltung fungieren. Das war weder mit der roten Hilfe und den Veranstalter_innen abgesprochen und er "übersetzte" auch nach seiner total verqueren Indoktrination....
Naja,
im Artikel oben habe ich nicht die Uebersetzung sondern das Original des Vorgetragenen zitiert (27.08.2014, Muenchen).
Das Ganze war sowieso auf Englisch vorgetragen - an mich wendete sich die RH-Muenchen sowieso nicht (ich war anscheinend zu dem Zeitpunkt als ein "Maidan-Nazi-Putschist" bekannt und die RH-Muenchen kennt mich sowieso nicht:). Die russischsprachige Aktivistin, X.Y., aus Muenchen meinte der RH gegenueber, sie kommt zu der Veranstaltung hoechstens, um dieselbe zu stoeren (nachdem sie als Uebersetzerin zur Veranstaltung am 27.08.2014 eingeladen wurde). Wir beiden, ich und die X.Y., wurden dann noch in den Flugblaettern der Perspektive Kommunismus als "NS-Kollaborateure" oder so was aehnlich verruffen (weiss ich nicht mehr, wie es wortwoertlich war, hab hier in der Ukraine kein Zugang ziu den Blaettern).
gghu
Dann arbeite dich doch an Perspektive Kommunismus ab.
Hmmm...
Hat die PK "Antifaschisten im Donbass" finanziert?
groh
Keine Ahnung die Rote Hilfe hat dies jedenfalls nicht getan. Wie kommst du auf solchen Unsinn?
wo denn bitte?
wo wirst du in Veröffentlichungen von Perspektive Kommunismus als "NS-Kollaborateur" bezeichnet? Ich hab vor über einem jahr dieses Flugblatt von der Gruppierung gelesen: Gegen imperialistische Kriegshetze & faschistischen Terror in der Ukraine!
Die sind ganz offensichtlich nicht deiner Meinung, gehen aber mit keinem Wort auf dich ein, können dich ergo auch nicht als "NS-Kollaborateur" bezeichnen! Da stellt sich dann auch die Frage, ob du, wenn du schon in diesem Punkt lügst, nicht auch sonst ab und an die Unwahrheit verbreitest?
Übrigens: das von dir kritisierte Flufblatt von Perspektive Kommunismus ist als grobe Einordnung immer noch mit Gewinn zu lesen, ganz im Gegensatz zu dem monströsen und verfälschenden Geschreibsel was du so gefühlt alle paar Tage von dir gibst.
dh
"Dieser Text richtet sich somit nicht an die gesamte »deutsche Linke«, sondern nur an die Menschen, die nachvollziehen, dass die Abgrenzung von Stalinist*innen, DDR- und Sowjetnostalgikern, Autoritären und Antiliberalen, Freunden und Freundinnen von Diktatoren aller Couleur, »antikapitalistischen« Antisemiten, völkisch gesinnten Amerikahassern, »antiimperialistischen« Rechtfertigern imperialer Kriege, friedensbewegten Querfrontlern in allen ihren Formen dringend nötig ist"
Verständlich und in Ordnung. Aber warum schreibst du dann mit dieser Motivation gegen die Rote Hilfe. Versteh ich nicht.
Also
> Aber warum schreibst du dann mit dieser Motivation gegen die Rote Hilfe. Versteh ich nicht.
M.E. geht das klar aus dem Text hevor, alleine schon die erwähnten Erklärungen sind kritikwürdig. Aber dieser Teil ist wohl nur der Einstieg. So wie ich das verstehe geht es bei der ganzen Sache darum, dass gesammelte Gelder nicht dem Spendenzweck entsprechend verwendet wurden, und behauptete Kontakte zur ukrainischen Linken überhaupt nicht existieren, und auch nicht gesucht wurden. Beides wäre natürlich schon ziemlich heftig, erscheint aber angesichts der verblendeten Erklärungen der Organisationen zu dem Krieg nicht allzu unwahrscheinlich. Aber für Konkreteres müssen wir wohl auf Teil 2 und 3 warten.
gjip
Du schreibst es wurden du liest in dem Text, dass Spendengelder zweckentfremdet wurden.
Frage 1: kann ich aus dem Text nicht lesen, wo machst du das
Frage 2: Woher soll der Autor wissen wer, wie, wo GEld bekommen hat.
Kurzum, der Text richtet sich gegen alle, ...
... die nicht der erleuchteten Meinung des Autors sind und von dieser einzig wahren Ansicht nur ein klitzekleinwenig abweichen. Das wiederum ist stalinistisch, autoritär und diktatorisch vom Allerfeinsten und das zeigst der äußerst linke Autor (vermutlich der einzig wahre Linke unter der Sonne) insbesondere darin, daß er ausgerechnet die Rote Hilfe an den Pranger stellt.
"Richtet sich gegen alle"
Belege? Oder ist das nur ein Kommentar, eines Kommentars willen?
Danke für den Artikel!
Und den VVN-BdA kann man da tatsächlich gleich mit in den Sack packen!
Siehe z.B. hier ein Aufruf von Daniel Leon Shikora vom VVN-BdA Rostock (übrigens ehemaliger Autor für die neurechte Zeitschrift "Sezession") in dem eine Klare Positionierung auf Seitens Russlands und der Organisation Borotba gefordert wird.
Titel: "VVN-BdA-Mitglieder und andere Antifaschisten nehmen Stellung: Eine Neutralität im Ukrainekonflikt gibt es nicht"
Wer sich die Liste mit den Unterstützern anguckt, wird nicht mehr leugnen können das es in der deutschen Linken und der antifaschistischen Bewegung ein gravierendes Problem gibt.
http://andreas-gruenwald.blog.de/2015/03/06/vvn-bda-mitglieder-antifasch...
Weiter so!
Die in Form und Inhalt hysterischen Reaktionen mutmaßlicher Identitäts- und Traditionslinker zeigen, wie notwendig ein solch instruktiver Text ist - und wie mutig. Ich habe ihn mit Interesse und Sympathie gelesen und freue mich auf Teil 2 und 3. Der Autor weiß sicher, dass es nicht nur die plärrenden Spinner gibt, die ihren Hass hier in die Kommentare kotzen, sondern auch intelligente Leserinnen und Leser, die ihm dankbar sind und seinen Analysen zustimmen.
weiter so
Mit aller schärfe möchte hier die Angriffe auf die VVN-BdA zurückweisen, weiß heißt hier Traditionslinke? Die vvn-BdA ist eine Organisation die sich aus den Überlebenden der Konzentrationslagern gegründet hat, und der rote winkel steht für die politisch Verfolgten. Wir als VVN-BdA haben in dem Ukraine konflikt niemals einseitig eine Position Bezogen sondern klar und sehr scharf durch den Bundesvorstand die Russische Intervention kritisiert. Wer in diesem Zusammenhang die VVN-BdA mit Tratizionslinken in einen Topf wift hat Ihre Geschichte ihre Verantwortung zu Faschismus und Krieg nicht verstanden und will das auch nicht. Die Kritik an der Roten-Hilfe kann ich nicht im detail nach vollziehen da ich nicht alles verfolgt habe dazu, aber das was unsere Organisation sagt sehr woll. Damit möchte ich sagen das es sehr unfähr ist den Kammeradinnen der VVN-BdA München zu unterstellen sie hatten sehr einseitig in dem Thema stellung bezogen.
Die VVN-BdA ist keine Traditionslinke sondern ein Zusammenschluss von verfolgten des Naziregimes in der Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Kommunisten , und viele andere aktiv sind.
http://berlin.vvn-bda.de