[HL] Die Lösung könnte so einfach sein!

Solidaritätszentrum für Geflüchtete im Transit auf der Walli

Pressemitteilung des Solidaritätszentrums für Geflüchtete im Transit vom 15. Oktober 2015

Solidaritätszentrum für Geflüchtete im Transit auf der Walli arbeitet seit über 5 Wochen +++ Mehr als 7100 Geflüchtete wurden auf dem Weg nach Schweden unterstützt +++ Mehr als 250 000€ für Fährtickets bezahlt +++ Große Enttäuschung über die weiterhin schleppende Unterstützung der Stadt +++ Menschen müssen sich aufgrund fehlender räumlicher Kapazitäten über Stunden im Freien aufhalten und frieren +++ Walli fordert für die menschenwürdige Unterbringung der Geflüchteten das Grünflächenamt trotz der Absage der Stadt

 

Die Walli steht wie bisher als Solidaritätszentrum für alle Geflüchteten im Transit zur Verfügung. Inzwischen haben über 7100 Geflüchtete mit der Hilfe von ehrenamtlichen Helfer_innen und vielen Spender_innen ihre Reise nach Schweden von Travemünde aus angetreten. Täglich passieren weiterhin zwischen 200 und 400 Menschen das Zentrum.Was als spontane Hilfe in der Not vor vier Wochen begann, wird noch Monate weitergehen müssen. „Aufgrund der Kälte in den bevorstehenden Wintermonaten und der Notwendigkeit, den kulturellen Betrieb auf der alternative wiederaufzunehmen, ist das Zentrum dringend auf eine räumliche Erweiterung angewiesen.“, sagt Joe Hartung vom Treibsandkollektiv.

 

Die Unterstützung der Stadt lässt weiterhin auf sich warten. Sie besteht bislang in der Übernahme der Kosten von Miettoiletten, verstärkter Müllabfuhr und den Bussen des Lübecker Stadtverkehrs für den Transfer nach Travemünde. Ausdrücklich bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei den Organisator_innen und Busfahrer_innen für ihr ausserordentliches Engagement.

 

Hinzu kommt bislang ein Gebäude des benachbarten Grünflächenamtes, das in einem sehr schlechten Zustand übergeben wurde. Freiwillige, reisende Gesell_innen und viele solidarische lübecker Handwerker_innen haben es in den letzten Wochen nutzbar gemacht. Das Dach musste repariert werden, da es durchregnete, die Wasserversorgung und Heizung, welche durch Frostschäden vollständig zerstört war, mussten instand gesetzt werden. Viele kaputte Fenster und Türen wurden ausgetauscht damit geheizt werden kann.

 

Seit Wochen verhandeln Vertreter_innen des Lübecker Flüchtlingsforums über die weiteren Gebäude des Lübecker Stadtgrünamtes, welche sich direkt neben dem Grundstück der alternative (Walli) befinden. „Es kann nicht sein, dass sich durch bürokratische Hürden der Bezug des Grünflächenamtes immer weiter verzögert. Wir sind auf diese Häuser angewiesen, um den erschöpften Geflüchteten eine menschenwürdige Unterbringung bieten zu können. Wir haben hier viele Frauen und kleine Kinder auf dem Gelände, die hier Stunden verbringen um auf die nächste Fährabfahrt zu warten. Die Stadt kann doch nicht von uns erwarten, dass wir sie draußen frieren lassen, obwohl sich die fast ungenutzten Gebäude nebenan optimal eignen würden.“, erwidert Britta Kloss. Die Begründung für die Ablehnung der Stadt ist, dass sie sich nicht in der Lage sieht Ersatzräume für das Büro des Vorarbeiters und Meisters zur Verfügung zu stellen der einen Raum zur Koordination und Planung in dem Gebäude nutzt. „Es geht hier darum Not abzuwenden, bei so viel offensichtlichem Leerstand kann es doch nicht sein, dass es die Stadt 3 Wochen lang nicht schafft ein Büro für einen ihrer Mitarbeiter zu finden.“ sagt Britta Kloss.

 

Da trotz der Bemühungen einzelner Stellen der Hansestadt zum vereinbarten Termin am Donnerstag Abend, den 16. Oktober, weiterhin keine Perspektive für die Unterbringung der Geflüchteten geboten wurde, sehen die ehrenamtlichen Helfer_innen auf der Walli keine Alternative mehr, als selbstständig den Betrieb in den beiden Gebäuden ab Samstag, den 17.10. um 11Uhr aufzunehmen. „Wir waren jetzt lange genug kooperativ, haben Vorschläge gemacht und unsere Unterstützung angeboten. Wir sind aber tagtäglich konfrontiert mit dem Leid der Menschen die bei uns ankommen.“ erklärt Jana Schneider.

 

Es wird sich hierbei an dem Gesetzesentwurf orientiert, welcher in der Hamburger Bürgerschaft beschlossen wurde. Für die Vermeidung von Obdachlosigkeit von Geflüchteten in den Wintermonaten, werden leerstehende Immobilien sichergestellt um eine angemessene Unterbringung zu gewährleisten und Gefahren für Leib und Leben abzuwehren.

 

„Auch wenn auf der Walli die Menschen zumeist nur wenige Stunden sind, reicht eine kalte Nacht im Freien aus um krank zu werden. Diese Zustände werden wir um jeden Preis vermeiden. Wir verlangen von der Hansestadt Lübeck ihre Verantwortung zu übernehmen und uns keine Steine in den Weg zu legen. Wir wollen weiterhin unsere Arbeit leisten und brauchen dafür räumliche Kapazitäten, aufhören und die Menschen alleine lassen ist für uns keine Option.“, erläutert Martin Hartmann.

 

Dafür fordert das Lübecker Flüchtlingsforum:

  • Die sofortige Bereitstellung der weiteren Gebäude des Grünflächenamtes um eine menschenwürdige Unterbringung der Geflüchteten auf ihrer Durchreise zu ermöglichen
  • Die Übernahme der Kosten für das Material zur Nutzbarmachung der Gebäude
  • Übernahme der Kosten von Energie und Wasser
  • Die Unterstützung der Anträge und die Finanzierung der beantragten Bundesfreiwilligendienststellen, um die ehrenamtlichen Helfer_innen der Walli zu entlasten

„Was wir erwarten ist wirklich nicht viel im Vergleich dazu, dass die Städte Kiel, Flensburg und Rostock die gesamte Versorgung der Geflüchteten im Transit übernehmen. Die Menschen werden sich auch nicht aufhalten lassen. Es steht überhaupt nicht im Verhältnis,“ sagt Britta Kloss abschließend. „Die Stadt müsste dann die gesamte Infrastruktur übernehmen die gerade mit einem überwältigendem Engagement von Lübecker_innen, Handwerker_innen und Geschäftsleuten Tag und Nacht geleistet wird. Es handelt sich hierbei um humanitäre Hilfe und diese kontinuierlich zu leisten ist unvergleichlich schwieriger als ein Büro für einen Stadtgrünmitarbeiter zu finden.“

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15.10.2015

Lübecker Nachrichten - Kein Platz: Flüchtlingshelfer drohen mit Hausbesetzung

Betreff: Offener Brief an die Verantwortlichen der Stadt Lübeck, den Bürgermeister und die Senatoren der Hansestadt Lübeck

Sehr geehrter Bürgermeister Herr Saxe,
sehr geehrte Senatoren Herr Schindler, Herr Boden und Herr Möller,

wir bedauern wirklich sehr, dass wir bisher zu keiner gemeinsamen Lösung für die zeitnahe Nutzung der weiteren Häuser des Grünflächenamts kommen konnten, obwohl wir seit mehreren Wochen die Notwendikeit der Häuser in vielen Gesprächen und E-Mails deutlich gemacht haben.
Trotz unserer Bemühungen Ihnen Vorschläge für die derzeitigen Nutzer_innen dieses Gebäudes zu präsentieren, wurde uns von Ihrer Seite eine Absage bezüglich der Nutzung der Häuser am gestrigen Tag mitgeteilt.

Wie Sie in unserer Pressemitteilung vom 15. Oktober entnehmen können, sehen wir die sofotige Zurverfügungsstellung als notwendig an, um die menschenwürdige Versorgung und Verpflegung der Transitgeflüchteten in Lübeck sicher stellen zu können. Tagtäglich erreichen seit fünf Wochen weiterhin zwischen 200 und 400 Geflüchteten den Lübecker Bahnhof, da sie von Lübeck-Travemünde ihre Reise nach Schweden fortsetzen wollen. Die Begleitung dieser Menschen ist eine Arbeit die in der alternative von freiwilligen Helfer_innen aus Lübeck und Umgebung geleistet wurde und wird.
Aufgrund der kommenden Wintermonate und der Notwendigkeit den Kulturbetrieb in der alternative wieder aufzunehmen, sind wir hier seit Wochen an unsere logistische Kapazitätsgrenze gekommen.

Nach wie vor sind wir an einer sofotigen und gemeinsamen Lösung interessiert, die eine Eskalation vermeidet. Diese kann aber nicht heißen, dass die alternative ihre Funktion als soziokulturelles Zentrum für die Stadt Lübeck aufgeben muss, um die notwendige Unterstützungsarbeit für die Geflüchteten in der Hansestadt leisten zu können.

Folgende Vorschläge haben wir bisher übermittelt und sehen sie nach wie vor als realistische Alternative für die Verlegung des Grünflächenamtes:

  •     Eine gemeinsame Nutzung der Freiligen Feuerwehr und des Grünflächenamtes in den Räumlichkeiten der Freiweilligen Feuerwehr, Auf der Wallhalbinsel 15
  •     Das leerstehende Gebäude hinter dem Gewerkschaftshaus, Holstentorplatz 1-5
  •     Die ehemalige Polizeiwache in der Schwartauer Alle 37
  •     Die leerstehenden Bürogebäude der Stadtwerke in der Moislinger Allee
  •     Eine Prüfung der Kooperationsmöglichkeit mit dem TSO Motorradhändler, für eine gemeinsame Nutzung der dortigen Gebäude, Auf der Wallhalbinsel 35-37
  •     Die ehemalige Deutsche Bundesbank, Holstentorplatz 2

 

Wir erwarten eine Rückmeldung bis spätesten um 10.30h am Samstag den 17. Oktober 2015.
Mit freundlichen Grüßen,
Lübecker Flüchtlingsforum e.V.
alternative e.V.

Dafür fordert das Lübecker Flüchtlingsforum:

  • Die sofortige Bereitstellung der weiteren Gebäude des Grünflächenamtes um eine menschenwürdige Unterbringung der Geflüchteten auf ihrer Durchreise zu ermöglichen
  • Die Übernahme der Kosten für das Material zur Nutzbarmachung der Gebäude
  • Übernahme der Kosten von Energie und Wasser
  • Die Unterstützung der Anträge und die Finanzierung der beantragten Bundesfreiwilligendienststellen, um die ehrenamtlichen Helfer_innen der Walli zu entlasten

Ihr macht viel und das ist auch gut. Fordert aber auch viel, auch wenn Ihr sagt das ist nicht viel. Kennt Ihr die ganze finanzelle Lage der Stadt?

Das mit dem Haus ist natürlich Mist und könnte wirklich gestellt werden.

Aber Ihr merkt das doch selber wie alles ins Geld und in Zeit geht. Und Ihr redet ier "nur" von denen die durch wollen nach Schweden. Was ist erst mit denen die dauerhaft bleiben wollen?

Ich will Euch nicht angreifen und die Stadt in Schutz nehmen, versteht das nicht falsch. Aber so eine Stadt und ihr Haushalt rechnen immer alles nach. Das ist ein bissel mehr als ein alternatives Gebäude.

Noch eine Frage maö.

Wisst Ihr wie es für die Flüchtlinge in Schweden weitergeht?

Haben sie feste Unterkünfte vom Staat oder läuft alles über Bekannte etc.

Danke