I - „Dieser Augenblick bleibt unvergesslich
So leer wenn er von den Schatten geächtet wird
So leer wenn er von den Uhren abgewiesen wird
Dieser unglückliche Augenblick, meiner Zärtlichkeit entnommen
Beraubt, beraubt die Flügel ihres Blutes
Der Augen beraubt um die Beklemmung von gestern nicht zu vergessen
Der Lippen, um den Saft der Gewalt zu ernten
Verloren in den Schlägen eisiger Glocken“
Im Kontext der aktuellen Staatsreformen, die sich in einer Erhöhung der Strafen für Besitz und Anwendung von Brand- und/oder Sprengsätzen in den vielen Fällen von Verhaftung wegen aufständischer Gewalt (Bomben, Busbrände und Brandstiftungsaktionen durch Vermummte vor den Universitäten) äussern, könnte man dazu gebracht werden zu meinen, es gäbe keinen Raum mehr für Angriffsaktionen gegen die Herrschaft und ihre Normalität. Was die perfekte Ausrede für alle ist, die schon immer nach Rechtfertigungen suchten um ihre eigene Revolte gegen das Bestehende aufzuschieben.
Jedenfalls lehrt uns die lange Geschichte der Revolten, Rebellionen und Verschwörungen, dass die Herrschaftssysteme immer angreifbar waren, es immer sein werden, und dass es immer möglich ist, einen Raum für die Revolte und den direkten Angriff gegen die Strukturen, die Symbole, die Institutionen und die VertreterInnen der Unterdrückung auszumachen.
Aber es gibt noch eine andere Wahrheit, und zwar, dass die Verletzlichkeit der Herrschaft nur dann zutage tritt, wenn unsere Handlungen des Ungehorsams und unser Freiheitsdrang in die Risse der herrschenden sozialen Ordnung eindringen und zuschlagen, wenn sie dieser Ordnung Wunden schlagen und sie für ihre Herrschaftspläne unkontrollierbar und gefährlich werden.
Darum sind wir noch hier und werden hier bleiben, die Autorität weiter herausfordern und mit unseren Aktionen die Ideen verbreiten, dass der rebellische und aufständische Wille von den Taten der Revolte abhängt, die nicht aufhören.
II - „Aber für uns hat sich alles verändert als wir uns entschieden wie KriegerInnen statt als SklavInnen zu leben.
Wir achten unser Leiden und unsere Frustration, unsere Einsamkeit und Unsicherheit indem wir uns nie ergeben und sie auch nie zur Seite schieben: wir nehmen die zerbrochenen Stücke unserer selbst in die Hände um das Opfer in KämpferIn zu verwandeln, um uns als kühne AntagonistInnen in dieser Welt erheben. Um anzugreifen was uns angreift.“ - GenossInnen der FAI-FRI aus UK
Die Autoritäts-, Macht- und Unterwerfungsverhältnisse drücken sich in der Geschichte und in der Gegenwart durch unzählige Praktiken, Modelle und Systeme der Beherrschung aus.
Durch die Ausbeutung und die Beherrschung der Natur, der Menschenwesen und anderer Tiere etabliert sich jedes Herrschaftsmodell (Patriarchat, Kastensystem, industrieller, wirtschaftlicher, technologischer Kapitalismus usw.) durch autoritäre Verhältnisse zwischen Individuen und eine grosse Bandbreite an Gebäuden, Dingen, Waren, Infrastrukturen und RepräsentantInnen wie PolitikerInnen, UnternehmerInnen, Bullen, SoldatInnen, JournalistInnen, ForscherInnen, JuristInnen und anderen DienerInnen der Macht zusammen mit DealerInnen, ZuhälterInnen, Pfaffen, usw., die tun können was sie wollen um ihre Privilegien zu erhalten, die grösstenteils einer Gemengelage aus Abwesenheit einer aufständischen Aktivität, Apathie, Angst und/oder Willkür der zivilen und ausgebeuteten Massen zu verdanken ist.
Somit, obwohl sie an sich die gesamte Herrschaftsordnung nicht zu Fall bringt, unterbricht und verstopft jegliche direkt die VertreterInnen der Herrschaft und/oder ihre technologischen und industriellen Infrastrukturen treffende Aktion auf alle Fälle den Fluss an Informationen, Waren und sozialen Beziehungen, die die tägliche Fortsetzung der auferlegten Ordnung erlauben.
Und wenn sich diese Art von Aktionen vervielfacht und verbreitet, werden sie zur direkten Gefahr, was nur erreicht werden kann, wenn man aus dem Tiefschlaf erwacht, auf die Strasse geht, bewaffnet mit unserem Wunsch nach Freiheit und der festen Entschlossenheit, im Herrschaftssystem reale Wunden zu hinterlassen.
III - „...nur wenn wir entschliessen unser Leben total aufs Spiel zu setzen und, individuell oder mit unseren Affinen, die Macht dort zu treffen wo wir ihr am meisten schaden können, dann und nur dann haben wir es real unter Kontrolle und können freudig und heiter sagen, dass wir unsere Revolution machen. Eine Perspektive des direkten Angriffs umsetzen, befreit uns von den Fesseln der defensiven Kämpfe, beschert uns unendliche Aktions- und Freiheitsperspektiven.“ - Nicola Gai, Mitglied der Zelle Olga der FAI-FRI
Wie können wir nur Tag für Tag auf dem Sofa verbringen ohne zu handeln, ohne zur Offensive überzugehen, ohne am Kampf gegen die Herrschaft aktiv teilzunehmen?
Für uns ist das untragbar und der Beweggrund, weswegen wir uns für das Risiko Anarchie entscheiden, anstatt unsere Leben in Erwartung zukünftiger aufständischer Momente fern vom Kampf zu leben.
Denn unsere Aktionen in der Gegenwart sind das Einzige, was wir haben um zu zeigen, dass wir sind und was wir wollen.
Denn in der vielförmigen offensiven Aktion und im Angriff auf die Ausdrücke der Herrschaft ist es, wo unsere Existenz eine wirkliche Bedeutung annimmt.
Bei dieser Gelegenheit, einig als Gruppen mit ähnlichen Affinitäten, haben wir unsere Kräfte mit einem gemeinsamen Ziel koordiniert.
Ohne weder die Besonderheit noch die Autonomie jeder Gruppe zu annullieren, haben wir frei beschlossen am Dienstagmorgen 25. August koordiniert zu handeln indem wir drei Brandsätze mit chemischer Zündverzögerung legten.
Einer wurde erfolgreich auf die unterirdischen Kabel des Glasfasernetzes von Entel, der grössten Telekommunikationsfirma Chiles, positioniert. Die Aktion wurde im Zentrum von Santiago in der Avenida Alameda durchgeführt.
Die beiden anderen Brandsätze wurden im Inneren der Struktur einer Mobiltelefonrelaisstation in der Gemeinde Reina an der Kreuzung Mariano Sanchez und Troncos Viejos positioniert. Einer der Sätze wurde an der Stromversorgung des Mastes installiert, die andere auf den Kabeln. Beide Vorrichtungen wurden erfolgreich um 2:00h ausgelöst und beschädigten das Zielobjekt ernsthaft.
Wir bekennen uns zu diesen koordinierten Aktionen als ein Ausdruck, wenn auch ein minimaler, von experimentellen Angriffsformen, die versuchen durch Sabotage den normalen Lauf und technologischen Fortschritt des bestehenden Herrschaftssystems zu beeinträchtigen. Indem wir eher an den Verbindungen als an den Differenzen unserer Gruppen arbeiten, schaffen wir die Möglichkeit zu Aktionen in der Gegenwart, durch Versuche und Irrtümer, immer vorsichtig mit unseren Schritten.
Wir wissen, dass wir nicht die ersten sind und es ein Weg ist, der durch das Feuer und Schiesspulver anderer Gruppen in diesem Territorium geschmiedet wurde. Es sind in Chile schon 15 Jahre der Angriffe durch autonome und antiautoritäre Gruppen nach der Diktatur vergangen.
Wir senden einen Gruß an alle in Chile und im Rest der Welt gefangenen GenossInnen, an alle anarchistischen Aktionsgruppen und alle Zellen der FAI/FRI.
FÜR DIE ZERSTÖRUNG DER MACHT MIT FEUER, SCHIESSPULVER UND BENZIN!
FÜR DAS ZURÜCKHOLEN DES LEBENS, DAS SIE UNS GERAUBT HABEN!
FÜR EINE AUSWEITUNG DER ANGRIFFSAKTIONEN GEGEN DIE HERRSCHAFT!
Anarchistische Brandstiftungszelle „Feuer und Bewusstsein“, FAI-FRI, Chile
Gruppe Kapibara, FAI-FRI, Chile
Üb. mc, Knast Menzingen, CH, Anfang Sept. 2015
Quelle: Insurrection News http://insurrectionnewsworldwide.blogspot.de/2015/08/chile-coordinated-incendiary-attacks.html
Übersetzung auf it: Crocenera http://www.croceneranarchica.org/ (29.08.2015)