Steine, Böller, Brandsätze: 100 Vermummte randalieren in Leipzig

Verwundeter Steinlöwe: Von einem Farbbeutel wurde eine Löwenfigur am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bei nächtlichen Ausschreitungen getroffen.
Erstveröffentlicht: 
06.06.2015

In Leipzig sind in der Nacht zum Samstag nach Polizeiangaben rund 100 Menschen aus dem linksautonomen Spektrum randalierend und teils vermummt durch die Innenstadt gezogen. Mehrere Polizisten wurden bei Ausschreitungen verletzt. Gibt es einen Zusammenhang mit dem G7-Gipfel in Elmau? 

 

Nach den gewalttätigen Krawallen in Leipzig ermittelt die Polizei wegen Landfriedensbruchs. Die genauen Hintergründe waren am Samstag noch unklar. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Ausschreitungen mit dem G7-Gipfel in Bayern zu tun haben könnten. 

 

Die Vermummten bauten eine brennende Reifen-Barrikade, warfen Pflaster-Steine, Böller und Brandsätze und zündeten Feuerwerkskörper, wie die Polizei mitteilte. Unter anderem seien Fenster des Bundesverwaltungsgerichts, Scheiben einer Straßenbahnhaltestelle und die Frontscheibe eines vorbeifahrenden Reisebusses zerstört worden. Auch seien Gehwege und Gebäudefassaden beschmiert worden. Die Gesamthöhe des Sachschadens sei noch nicht zu beziffern. Die Polizei spricht von einem Gewaltexzess.

 

Als die Polizei einschritt, wurden Beamte den Angaben zufolge beschimpft und angegriffen. Mehrere Polizisten seien verletzt worden. Zudem seien drei Polizeiautos so stark beschädigt worden, dass sie nicht mehr benutzt werden könnten. Ein Mann sei festgenommen worden. Die Täter, von denen einer festgenommen wurde, seien dem linksextremistischen Spektrum zuzuordnen. „Die Beamten stoppten den Zug und zerstreuten die Teilnehmer“, erklärte die Sprecherin.

 

Erhöhte Alarmbereitschaft

 

Nach den Ausschreitungen in Leipzig ist die Polizei an diesem Wochenende in erhöhter Alarmbereitschaft. Das sagte Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Noch sei nicht klar, ob das Ziel der rund 100 Randalierer am späten Freitagabend das Stadtfest gewesen sei, das an diesem Wochenende gefeiert wird. "Wir haben sie relativ früh am Ring gestoppt, so dass sie nicht in die Stadt reinkamen. Sonst wäre vermutlich noch mehr passiert." Merbitz wollte auch "ausdrücklich nicht ausschließen", dass die Krawalle im Zusammenhang mit dem G7-Gipfel in Elmau stehen könnten.  

 

Die teils vermummten Randalierer hatten eine Reifenbarrikade und Molotowcocktails entzündet. Sie warfen mehr als 200 Pflastersteine auf die Fensterscheiben des Bundesverwaltungsgerichts, auf Polizeiautos und einen vorbeifahrenden Reisebus. Die Randalierer seien mit großer Aggressivität vorgegangen, sagte Merbitz.

 

Leipzig: Chronologie der Krawalle

 

Zum fünften Mal in diesem Jahr haben Vermummte in Leipzig randaliert. Am späten Freitagabend warfen sie laut Polizei mit Steinen Fenster am Bundesverwaltungsgericht ein und attackierten Polizisten. Eine Übersicht der Krawalle: 

 

7. Januar: Etwa 50 Vermummte greifen eine Polizeistation in Leipzig-Connewitz an. Sie werfen Flaschen, Steine und Farbbeutel. Zwei Polizisten in dem Gebäude bleiben unverletzt. Ein anonymes Bekennerschreiben bringt die Attacke in Zusammenhang mit dem Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh, der vor rund zehn Jahren unter ungeklärten Umständen in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte. 

 

15. Januar: Rund 600 Randalierer versammeln sich in der Innenstadt. Hauswände werden mit Anti-Pegida-Schriftzügen besprüht. Am Amtsgericht werden 40 Fensterscheiben eingeworfen. Die Polizei geht davon aus, dass der zunächst ungeklärte, gewaltsame Tod eines Asylbewerbers in Dresden der Auslöser für die Krawalle war. 

27. März: Rund 50 Vermummte randalieren vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft in Leipzig. Sie sprühen Parolen ("Gegen Repression und Staat") und ein Antifa-Zeichen an die Wand. Ein Bekennerschreiben im Internet bringt die "Spontandemo" in Zusammenhang mit den Blockupy-Protesten in Frankfurt/Main. 

 

24. April: Mutmaßlich linksextreme Angreifer versammeln sich vor der Ausländerbehörde im Technischen Rathaus der Stadt Leipzig. Sie zertrümmern 42 Fensterscheiben und sprühen den Schriftzug "#STOPASYLLAW" auf die Fassade. Auf einer linken Internetplattform kursiert ein Bekennerschreiben, wonach die Attacke ein Protest gegen die Asylpolitik der Bundesrepublik sein sollte.  

 

5. Mai (linksunten: fehler, richtig wäre Juni): Rund 100 teils vermummte Randalierer laufen Richtung Bundesverwaltungsgericht. Sie zünden eine Barrikade aus Reifen an und werfen Molotowcocktails. Drei Polizeiautos werden demoliert. Mehr als 200 Steine fliegen, unter anderem auf das Gericht. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Randale eine Reaktion auf die hohen Sicherheitsvorkehrungen beim G7-Gipfel waren.

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In der Chronologie fehlt die Free-Fede-Aktion am 26. März 2015 ;-)