Die Aktionstage gegen den Bau von Europas größter Ferkelzuchtanlage sind nun zuende. Der Widerstand, so die AktivistInnen, geht nun erst richtig los!
Ein Rückblick.
Wenn es nach dem Willen des Investors Adrian Straathof gehen würde, wären schon bald 10.000 Sauen in einer riesigen Anlage in der Gemeinde Alt Tellin (Mecklenburg Vorpommern) eingesperrt. Sie sollen jährlich 250.000 Ferkel zur Welt bringen, welche dann an anderen Orten zur Schlachtreife gemästet werden.
Wie es solchen Tieren ergeht, ist bekannt. Sie sind auf viel zu engem Raum eingesperrt, werden mit Antibiotika und anderen Medikamenten am Leben erhalten und erreichen nie ihr volles Lebensalter. Am Ende wartet der Schlachthof oder das Verrecken in der Anlage bzw. beim Transport. Tiere gelten als Ware, doch sie sind und bleiben fühlende Lebewesen.
Es hat in Europa noch nie eine Anlage von solcher Größe gegeben. Für den Bau fehlt bislang die Erlaubnis des Staatlichen Amts für Umwelt und Natur. Das Baugelände befindet sich noch nicht im Besitz des Investors Straathof, sondern der Daberkower Landhof AG, welche von ihrem Vorsitzenden Wilfried Kosalla vertreten wird. Folglich hat Kosalla direkten Einfluss darauf, ob die Anlage gebaut wird oder nicht. Deswegen wurden schon viele Briefe, Faxe und Postkarten an ihn geschickt bzw. angerufen.
Darauf aufbauend fanden sich vom 8. bis 11. August in der Nähe des Baugeländes Umwelt- und Tierrechtsaktivisten und -aktivistinnen, Studierende und weitere Interessierte aus der Region, dem gesamten Bundesgebiet und sogar anderen Ländern Europas zusammen, um auf die Folgen von industrieller Massentierhaltung aufmerksam zu machen und die Gemeinde sowie die Daberkower Landhof AG dazu aufzufordern, den Bau der geplanten Anlage zu verhindern.
Was geschah während den Aktionstagen?
Im Rahmen der Aktionstage gab es am Samstag verschiedene Workshops und Vorträge, u.a. über die Anlage und ihr Folgen sowie Regionalen Strukturwandel.
Am Sonntag schloss sich von 16 bis 19 Uhr eine Kundgebung mit 70 Teilnehmenden sowie bunten Transparenten, Samba-Trommelmusik, Sprechchören und Straßen-Kreidemalereien vor dem Wohnhaus von Wilfried Kosalla in Kruckow an. Gegen 18 Uhr zog schließlich ein Protestmarsch vor das Hauptbetriebsgelände der Daberkower Landhof AG, welches sich im selben Ort befindet. Abends kam der Liedermacher Fidl Kunterbund zu Besuch in das Zeltlager und gab bei Lagerfeueratmosphäre ein kleines Konzert.
Schon am nächsten Morgen blockierten 20 jungen Menschen friedlich den Haupteingang des schon erwähnten Hauptbetriebsgeländes der Daberkower Landhof AG, wodurch einige Treckerfahrer und –fahrerinnen sich eine Pause nehmen durften. Die anwesende Polizei nahm zwei der Personen in Gewahrsam, ließ sie allerdings kurze Zeit später wieder frei. Nach Angaben der Teilnehmenden waren die Ingewahrsamnahme und das allgemeine Verhalten der Polizei in vielen Fällen unverhältnismäßig bis rechtswidrig.
Am Dienstag endeten zwar die Aktionstage, aber noch nicht der Widerstand. Deswegen war es einigen Teilnehmenden ein Bedürfnis, Kosalla ein baldiges Wiedersehen zu wünschen. Dazu weckten sie ihn Dienstags um halb 5 Uhr früh mit lauter Musik.
Unabhängig von den Aktionstagen kam es zu verschiedenen Soli-Aktionen vor Ort, durch die wir per Internet oder Hinweise von Anwohnenden aufmerksam geworden sind. Dazu gehören eine kurzzeitige symbolische Besetzung des Baugeländes, welches im Vornherein abgesperrt worden war und von der Polizei bewacht werden sollte, verschieden Schriftzüge (u.a. „Kosalla! Mörder haben Namen und Adressen“) auf der Häuserwand einer Zweigstelle der Daberkower Landhof AG sowie der Abladung von menschlicher Gülle vor dem Wohnhaus Kosallas. Ferner wurden Straßenschilder in Richtung Daberkow mit Richtung „Tiermord“ versehen. Auch ein Jagdhochsitz soll zerlegt worden sein.
Die OrganisatorInnen sind begeistert von den vielfältigen und zahlreichen kreativen Aktionen und blicken vorfreudig in eine widerständige Zukunft.
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten sind auf der Homepage (schweinerei.blogsport.de) zu finden.
RDl Interview
http://www.rdl.de/index.php?option=com_content&task=view&id=3566&Itemid=321
Niederländische Zeitung De Pers berichtet über Alt Tellin
http://www.depers.nl/buitenland/328141/Verschwinde-Schweinerei.html