Erklärung eines Arbeiters aus einer besetzten Fabrik

Vestas

Was folgt ist eine Rede, die ein Vestas-Arbeiter geschrieben hat, das bei Treffen von Gewerkschaften und Umweltgruppen vorgetragen werden kann. Es wurde aus stilistischen Gründen leicht editiert. Es gibt einen hervorragenden Einblick in die Hintergründe und die politische Bedeutung dieses Kampfes.

Hallo ihr, mein Name ist Matt und ich bin heute hier um über eine kleine Fabrik namens St. Cross, auch bekannt als Vestas, auf der Isle of Wight zu sprechen, vielleicht habt ihr schon von der Fabrik gehört.


Es ist gerade besetzt und es soll am Ende der Woche geschlossen werden. Über 625 Arbeitsstellen werden in den drei Werken von St. Cross (Newport), Venture Quays (East Cowes) und Merlin Quay in Southhampten (gerade übers Wasser). Auch eine Kunstharzfabrik (resin?) namens Gurit, die sich in der nähe von uns befindet und welche von Vestas abhängig ist diskutiert gerade ihre Möglichkeiten auch wenn sie nicht zuversichtlich sind. Viele andere Firmen werden leiden falls Vestas geht und es werden viele Arbeitsplätze verloren gehen. Die wacklige Ökonomie der Insel wird zwanzig Jahre zurückgeworfen und wieder auf den Tourismus und die dortige, niedrig bezahlte, Saisonarbeit angewiesen sein.

Vestas kaufte NEG Micron im Jahr 2003 und seit dann wurde alles schlimmer, als sie versuchten, den letzten Tropfen Arbeit aus jeden heraus zu pressen. Lange Stunden in einer stressigen Umgebung und die angst vor RSI (http://de.wikipedia.org/wiki/Repetitive_Strain_Injury_Syndrom) hätten unter anderen Umständen wäre es zu einer hohen Fluktuation der Arbeiter gekommen. Die Firma war extrem anti-gewerkschaftlich, Leute die sich organisieren wollten wurden isoliert und mit verschiedenen Begründungen gefeuert. Das was einer Gewerkschaft am ähnlichsten kam, war ein Beratungsnetzwerk, das über Europäische Gesetze installiert wurde, es gab hier scheinbar gewählte Repräsentanten der Arbeiter (die jedoch vom Management bestimmt wurden), die an Treffen teilnahmen, wo sie nichts zu sagen hatten, und die Entscheidung des Management aufzunehmen, zu unterstützen und den Arbeitern gegenüber durchzusetzen hatten. Den Arbeitern wurde eine niedrige Entschädigung für ihre ganzen Jahre gewissenhafter Arbeit angeboten, was nicht einmal schriftlich bestätigt wurde. Die ist Typisch für diese Großkonzerne und die Gefühle von allen auf der Isle of Wight ist am brodeln.

Jeder, der ohne Grund oder weil Firmen ihr Kapital um die Welt bewegen wollen, die billigste un-organisierte Arbeit finden wollen oder die neusten Subventionen suchen, ist durch die Umstände dazu verpflichtet mit seinen Brüdern und Schwestern aufzustehen, oder am Weges Rand liegen zu bleiben und ein Komplize ihrer Eigenen Ausbeutung und der ihrer Brüder und Schwester zu werden.

Eine spontane Veränderung findet statt von Süd Korea bis Enfield, von Paris bis nach Chile. Für zu lange haben die Großkonzerne ihren willen über die gewöhnlichen Menschen durchgesetzt und haben sie, ohne sich um ihre persönliche Sicherheit, ihre Lebensgrundlagen, ihre Familien und ihre Würde Rücksicht zu nehmen, unterdrückt. Diese Veränderung findet rasch statt wie wir gesehen haben. Zur Zeit können wir unsere Ziele viel leichter erreichen als wir uns es je hätten vorstellen können. Schauen wir uns an wie unsere Fabrikbesetzung begann.

Ende April wurden wir Vestas Angestellten versammelt und uns wurde gesagt wir wären alle von der Entlassung bedroht und die Fabrik würde ende Juli die Fabrik einstellen.

Natürlich waren wir alle schockiert und traurig wegen dieser Nachricht, die unerwartet kam. Uns hatte man gesagt wir seien die profitabelste Vestas Fabrik! Jeder arbeitete weiter wie gewöhnlich wir fühlten uns Machtlos und verwirrt.

Ein paar Aktivisten von Workers Climate Action fing an, an den Fabriktoren Flugblätter zu den Arbeitern zu verteilen. Eine öffentliche Versammlung wurde einberufen. Aus dieser heraus formte sich ein Komitee welches über die Möglichkeit der Besetzung um die Schließung der Fabrik zu verhindern diskutierte. Diese Arbeiter fingen an andere Arbeiter von diesem Plan zu überzeugen, ohne, dass das Management davon erfahren durfte.

Das Management bekam etwas von möglichen direkten Aktionen mit und ging zu eins der Werke um die Arbeiter davon zu überzeugen ein Dokument gegen jeglicher solcher Aktionen zu unterschreiben, nur 2 Arbeiter unterschrieben.

Wir hörten hiervon und entschieden uns schnell zu handeln. 30 von uns trafen sich teilten sich in 3 Gruppen und kamen, ohne auf Widerstand zu stoßen in die Fabrik. Wir arbeiteten schnell und sicherten den von uns gewählten Bereich, die Büros des Managements und der Verwaltung im vorderen Teil des Gebäudes. Wir haben die Manager erfolgreich Überlistet.

Wir hatten einen Ex-Gewerkschafts Anwalt draußen der mit der Polizei und den Managern verhandelte, sie an das Gesetz erinnernd und daran, dass dies ein friedlicher Protest sei. Wir verbrachten die erste Nacht damit in 3 Stunden Schichten zu schlafen. Am nächsten Tag bildete sich eine Menge draußen, Arbeiter die zur Arbeit kamen, sollten umdrehen aber blieben da um uns ihre Unterstützung zu zeigen, die Menge wuchs jede Stunde. Das Management und Polizei fing damit an uns 2 Stunden Fristen zu geben, in denen wir die Fabrik verlassen sollten, sie sagten Hausfriedensbruch sei eine Straftat. Wir wussten das es ein „civil matter“ war und das sie eine Verfügung brauchen würden um uns zu entfernen. Uns wurde mit privaten Sicherheitskräften gedroht die das Gebäude stürmen und „mit harter Hand“ gegen uns vorgehen würden.

Der Manager der Fabrik Paddy Weir drohte uns damit zum Baumarkt zu gehen, Bolzenschneider zu kaufen und uns herauszuholen. Wir lachten über ihn, als die Polizei ihm sagte er dürfe das nicht.

Am ende des ersten Tages hatte sich die Lage beruhigt, da die Polizei und das Management sah, das ihre Drohungen keine Auswirkungen auf uns hatten. Die Polizei versprach uns, uns nicht zu räumen, nachdem wir Bilder von Riotcops an die Medien geschickt hatten. Der Fabrikbesitzer erschien dann draußen mit Sicherheitskräften um mit den Medien zu sprechen. Er senkte sein Kopf und sprach so leise, wie ihm möglich war, in zwei Mikrophone vor ihm. Keiner der Arbeiter, die alle herum standen verstand ein Wort. Die Arbeiter und die Menge buhten und lachten als er sich wieder in die Fabrik verzog.

Das Essen neigte sich am zweiten Tag zur neige. Eine große Menge traf sich vor draußen um uns Essen zu bringen. Sie verlangten vom Sicherheitsdienst und der Polizei durchgelassen zu werden. Als die Polizei sie nicht durch ließ, rannten sie auf uns zu und warfen die Sachen hoch zum Balkon.

Am dritten Tag wurde ein 7 Fuß hoher Zaun errichtet um den Essenszufluss abzuschneiden. Die Manager gaben uns zu diesem Zeitpunkt kein Essen. Wir reagierten mit einem Transparent auf dem wir die Manager beschuldigten sie wollten uns auszuhungern. Dies sah schlecht für sie aus da die örtlichen und landesweiten Medien recht zahlreich vertreten waren. Plötzlich erklärten sie, sie würden Verantwortung übernehmen und uns mit Essen versorgen. Als dieses Essen ankam, stellte es sich jedoch als Erdnußbutter Sandwiches, Riegel und kleine Mengen von Softdrinks.

Am dritten Tag kam Bob Crow, Führer der RMT Gewerkschaft, und gab eine kämpferische Rede. Er erklärte sogar in der Nähe stehe ein Hubschrauber bereit um uns mit Essen zu versorgen. Um 7.30 flog ein Flugzeug auf niedriger Höhe vorbei mit einem Banner vorbei „Rettet unsere Jobs, Rettet unsere „community“!“. An der Demo nahmen jetzt über 300 Menschen Teil, viele Familien von Arbeitern und Unterstützer aus der Gemeinde. Das RMT bot uns an uns mit ihrem Legalteam vor Gericht zu vertreten. Eine Massendemonstration vor dem Gerichtsgebäude wurde für den Tag der Anhörung geplant, Mittwoch dem 29. Juli.

Am vierten Tag ging eine Demo von der Innenstadt von Newport los. 600 Menschen machten sich auf den Weg zur Fabrik um ihre Unterstützung zu zeigen. Während dessen sind 2 Arbeiter nach London gefahren um an der Univeristy College London eine Rede vor Gewerkschaftsfunktionäre, Ölökogen und anderen Gruppen zu halten. Mit auf dem Podium war Chris Baugh, Stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft PCS, Jonathan Neale, der internationale Koordinator der Kampagne gegen Klimawandel, und Seamus Milne ein freischaffender Journalist der öfters für den Guardian schreibt. Zusammen sammelten wir fast tausend Pfund.

Am fünften Tag litten die Besetzer unter dem Mangel am warmen Essen. Dies wurde von der Menge um 18.00 vor der Fabrik thematisiert. Sie stürmten Spontan los, rüttelten am Zaun und riefen laut, dass Essen rein gelassen werde. Nach 15 Minuten wurde Spaghetti Bolognese von dem Management bereitgestellt. Bisher wurden 7 Menschen wegen Bruch des Friedens, was auch immer das heißen soll, festgenommen.

Dies bringt uns zum Wochenende des 25/26 Julis. Wie ihr sehen könnt gab es eine Reihe von Themen die für diese Besetzung sehr wichtig waren. Erstens, wir hatten eine Gruppe Arbeiter die engagiert waren und den Mut hatten zur Aktion zur schreiten um ihre Jobs zu verteidigen. Zweitens, hatten wir jemand mit juristischem Wissen, der sofort draußen anwesend war um mit der Polizei und dem Management in den ersten Stunden und Tagen der Besetzung zu verhandeln. Drittens, haben wir die Medien in vollem Umfang genutzt, wir lieferten Videos und Interviews aus dem Gebäude heraus.

Die Besetzung geht weiter, und Unterstützung wächst jeden Tag. Was wir dringend von allen brauchen ist andauernder Druck, sowohl auf die Regierung als auch auf Vestas um diese Fabrik umzurüsten und es am laufen zu halten. Es ist der einzige Rotoren-Hersteller in GB. Die Technik, von der wir so stolz waren, sie entwickelt zu haben wird in die USA verschifft, wo Vestas unter Obama anscheinend eine ernsthaftere und entschlossene Verpflichtung zur grünen Energie sieht. Wir können uns dies nicht leisten. Wir müssen es jetzt stoppen.

Keiner von uns Besetzern dachte, dass sie jemals an so was teilnehmen würden. Wir merkten ziemlich schnell, das wir am Zentrum eines perfekten Sturms waren; wir hatten eine goldene Möglichkeit die Fabrik unter Beschlag zu nehmen, und das Thema Grüne-Energie, massiver Stellenabbau und Verantwortung von Firmen in den Fokus der internationalen Beobachtung zu rücken. Wir wussten, das wir in Aktion treten mussten, und das hier war größer als wir alle zusammen.

Jeder der sich uns in dieser Aktion anschließt, ob er vorbei kommt und uns persönlich unterstützt, ob er dies online tut, oder ob er direkte Aktionen an seinem eigenen Arbeitsplatz startet, nimmt Teil an einem viel größeren, weit reichenden Bewegung. Eine Bewegung die wahrhaft global ist und über den Planet fegt, Umweltaktivisten mit Arbeitern und Gewerkschaften als eine Kraft zusammenbringend. Die Umweltbewegung und die Gewerkschaftsbewegung wurde oft, von der Wunsch des einen nach Schutz aller Arbeitsplätze und der Wunsch des anderen, gewisse Arbeitsplätze loszuwerden und andere zu schaffen, gespalten. Jetzt kommen sie unter der Forderung nach Erhalt und Schaffung grüner Jobs für alle zusammen.

Die Besetzung von Vestas bringt zwei Kämpfe zu einem zusammen, für eine saubere, sicherere Zukunft. Und für eine Zukunft mit Jobs für alle.

 

Danke.


http://savevestas.wordpress.com/2009/07/30/a-vestas-worker-speaks-about-...