[GP] Gedenkkundgebung für Erich Mühsam

Erich Mühsam

„Noch darf die Welt uns Sklaven heißen, noch gibt es Ketten zu zerreißen.“

Der anarchistische Schriftsteller und Publizist Erich Mühsam wurde am 10. Juli 1934 von den Nazis im KZ Oranienburg ermordet. Auf dem Erich-Mühsam-Platz in Göppingen-Holzheim, dem einzigen in Deutschland neben dem in München-Schwabing, gab es deshalb gestern Abend eine Kundgebung mit einem dutzend Teilnehmern. Organisiert wurde diese von der FAU Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Antifaschistischen Gruppe Göppingen. In einer Rede wurde der Lebenslauf von Mühsam aufgezeigt und durch Gedichte, Anekdoten mit lokalem Bezug und einem längeren Text ergänzt.

 

Der Anarchist Mühsam war maßgeblich an der Münchner Räterepublik im Rahmen der Novemberrevolution 1918 beteiligt. Er war Herausgeber oder Redakteur zahlreicher anarchistischer Zeitschriften und wurde bekannt für seine satirischen Artikel z.B. für den "Simplicissimus" oder für den "Ulk", einer Beilage der Berliner Tageszeitung.

Erich Mühsam war mehrere Male bei seinem Freund Karl Dingler, einer treibenden Kraft der anarchosyndikalistischen FAUD Württemberg, in Göppingen zu Besuch. Dingler wurde mit den meisten Stimmen in den ersten demokratisch gewählten Gemeinderat nach der Nazidiktatur gewählt. Dort setzte er durch, dass der Platz im Göppinger Stadtteil Holzheim nach Erich Mühsam benannt wird. Nie wurde ein Namensschild der Stadt angebracht, aber trotzdem wissen viele der Anwohner, dass es der "Mühsam-Platz" ist.

 

Nächstes Jahr soll zum 80. Todestag etwas Gebührendes durchgeführt werden. Wer Ideen hat und sich beteiligen möchte, wende sich daher an die FAU Stuttgart, bei der dazu erste Überlegungen laufen. Auf alle Fälle soll eine Gedenktafel am Platz angebracht werden, damit der Namensgeber wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt.

 

Antifaschistische Gruppe Göppingen, den 11.7.2013

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Es wäre toll, wenn man im nächsten Jahr das Wirken und das Werk Erich Mühsams und der AnarchistInnen seiner Zeit mehr in das Bewußtsein junger GenossInnen und in die breite Öffentlichkeit bringen könnte. Vielleicht schaffen es ja auch kleine linke Verlage, Archive und Zeitungen diese Idee aufzugreifen und in Zusammenarbeit eine Sonderzeitung, -beilage,-Internetblog zu erstellen.

KünstlerInnen könnten Lesungen und Ausstellungen, WritereInnen und AktivistInnen Graffities und Stencils erstellen. Postkartenreihen, Aufkleber, Buttons, T-Shirts und Plakate wären toll. MusikerInnen könnten Konzerte in diesem Rahmen veranstalten. Veranstaltungsreihen, Platzumbenennungen, ein Erinnerungstag am Todesort Erich Mühsams.

Schön wäre es, wenn es nicht eine identitäre Selbstdarstellung eines Verlags, einer Gruppe oder Ähnliches würde, sondern von Allen für Alle.

Sehr schöne Aktion! Weiter so!