Seit den tödlichen Polizeiangriffen auf streikende Arbeiterinnen und Arbeiter 1886 in Chicago gehen am 1.Mai in vielen Ländern Menschen auf die Straße. Sie demonstrieren gegen die verschärfte Ausbeutung in immer miserableren Lohnarbeitsverhältnissen, gegen Sozialabbau und die Privatisierung der Bildungs- und Gesundheitssysteme, aber auch für internationale Solidarität und eine Alternative zur bestehenden kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Seit Jahren versuchen faschistische Gruppen in der BRD, den 1.Mai aus diesem linken, emanzipatorischen Kontext zu reißen und mit eigenen Aufmärschen als „nationalen Kampftag“ zu instrumentalisieren.
„Antikapitalismus“ von rechts
Die Nazis bemühen sich, mit zumeist recht offensiven und kämpferischen Parolen an die Unzufriedenheit breiter Bevölkerungsschichten und bestehende soziale Konflikte anzuknüpfen.
Als Lösung der Probleme proklamieren sie einen „nationalen Sozialismus“ und eine „deutsche Volksgemeinschaft“. Den Klassenwiderspruch zwischen denjenigen, die im Kapitalismus gezwungen sind, Lohnarbeit zu leisten und denjenigen, die aufgrund ihres Privateigentums an Produktionsmitteln arbeiten lassen, wollen die Faschisten allerdings nicht ernsthaft antasten. Auch eine Kritik des kapitalistischen Konkurrenzprinzipes und des Staates, der dafür den Rahmen zur Verfügung stellt, spielt in der Ideologie der Nazis keine Rolle.
Stattdessen richtet sich ihre Hetze gegen Migrantinnen und Migranten, „Fremdarbeiter“, die „Multi- Kulti- Gesellschaft“ und ein antisemitisch aufgeladenes Feindbild der „Großkonzerne“ und des Finanz- und Bankensektors. Der fortschrittlichen, sozialistischen Perspektive, für die sich linke und revolutionäre Bewegungen am 1.Mai stark machen, steht die Vorstellung der Nazis von einem rassistisch „bereinigten“, autoritären System gegenüber, das auf Gehorsam, Unterdrückung, Vernichtung und Krieg beruht.
Das „Freie Netz Süd“ und der erste Mai
Eine faschistische Struktur, die bereits seit mehreren Jahren im gesamten süddeutschen Bereich die inhaltliche und aktionistische Besetzung des 1.Mai mit Aufmärschen und Kampagnen betreibt, ist das „Freie Netz Süd“ (FNS).
Dieser bayernweite Zusammenschluss von militanten Nazi- Kameradschaften hat als treibende Kraft eines „Nationalen und sozialen Aktionsbündnis“ 2010 in Schweinfurt, 2011 in Heilbronn und 2012 in Hof 1.Mai- Demonstrationen durchgeführt. Die Aufmärsche, an denen sich stets mehrere hundert Faschisten beteiligten, waren meist begleitet von verschiedenen Vorfeldaktionen und umfangreichen Mobilisierungen. Auch der geplante Aufmarsch am 1.Mai in diesem Jahr unter dem Motto „Arm trotz Arbeit- Kapitalismus zerschlagen!“ wird flankiert von einer aufwendigen Kampagne, in deren Rahmen unter anderem eine Bustour am 30.März 2013 mit Kundgebungen in ganz Bayern statt fand.
Auf eine Zusammenarbeit mit der NPD ist das FNS dabei nicht angewiesen, wenn auch bisweilen beide Spektren gemeinsam mobilisieren wie z.B. am 1.Mai 2011 in Heilbronn. Für den diesjährigen 1.Mai ruft die NPD überregional zu einer Kundgebung in Frankfurt am Main auf, während das FNS sich der Unterstützung seiner „freien Kameraden“ wie z.B. aus dem „AB Rhein- Neckar“ oder der „Autonomen Nationalisten Göppingen“ sicher sein kann.
Antifaschistische Gegenwehr
Der 1.Mai hat als internationaler Kampftag für die linken Bewegungen eine wichtige Bedeutung. Er ist einer der wenigen regelmäßigen Termine, bei denen bundesweit eine grundsätzliche Kritik an der bestehenden Gesellschaft auf die Straße getragen wird und an dem viele Aktivitäten stattfinden, in die antikapitalistische Inhalte hineingetragen werden können.
Der Bezug auf die Geschichte des 1.Mai und seine klassenkämpferische Tradition ist außerdem wichtig für die Selbstverortung und Entwicklung unserer eigenen Strukturen und Organisierungsansätze – so bescheiden diese auch noch momentan sein mögen.
Es ist deshalb richtig, sich am 1.Mai das Tagesprogramm nicht von den Faschisten diktieren zu lassen und sich um eigene aussagekräftige Aktionen zu bemühen.
Wo es möglich ist, sollte allerdings auch alles unternommen werden, um die Vereinnahmung des 1.Mai durch Nazis und ihre reaktionäre Ideologie zu unterbinden und die Menschen zu unterstützen, die mit rechten Aufmärschen konfrontiert sind. Gerade die kontinuierliche und professionelle Art, wie das „Freie Netz Süd“ seit Jahren Kampagnen und Mobilisierungen durchführt, verlangt eine Antwort der antifaschistischen Kräfte.
Wir rufen deshalb dazu auf, sich am 1.Mai 2013 zunächst am „Antikapitalistischen Block“ auf der Demonstration der Gewerkschaften in Heilbronn zu beteiligen und dann gemeinsam nach Würzburg zu fahren und diejenigen zu unterstützen, die sich den Faschisten mit Blockaden und direkten Aktionen in den Weg stellen wollen.
Antikapitalistischer Block: 10.30 Uhr DGB- Haus Heilbronn
Im Anschluss gemeinsame Fahrt nach Würzburg
Infos
Infos zu den antifaschistischen Aktivitäten findet ihr unter www.nopasaranwue.blogsport.de
Primärer Anlaufpunkt für alle Antifaschist_innen ist ab 10.00 Uhr der Bereich um den Hauptbahnhof!
Wer mit der "Würzburg ist bunt"-Demo mitlaufen möchte danach bitte wieder zurück an den HBF.
Am Wochenende (vermutlich Sonntag) sollte es dann weitere Infos geben wie Aktionskarte, EA, Infotelefon, Tickeradresse und weitere Anlaufpunkte!
Ab ca. 18Uhr wird es noch eine antikapitalistische Abenddemo in Würzburg geben, Treffpunkt ebenfalls am HBF...
Kein Fußbreit den Faschisten!
Die Genoss_innen vor Ort freuen sich über zahlreiche Unterstützung aus Bayern und Baden-Württemberg! Solidarische Grüße nach Frankfurt, Erfurt und an alle die sich anderswo gegen Neonaziaufmärsche stellen! Ebenso an die Genoss_innen mit rev. 1.Mai-Demos wie in Nürnberg, Stuttgart, Freiburg usw.