Die Piusbruderschaft will an ihrem Deutschlandsitz in Stuttgart-Feuerbach am 13. und 14. April 2013 den „Civitas-Kongress“ zum Thema „Die Zivilisation des Todes. Das Naturrecht auf Leben und wir Katholiken“ durchführen.
Unter rechten (Pius-)Brüdern
„Die Bruderschaft des allerheiligsten Pius X“, auf lateinisch FSSPX abgekürzt, hat deutschlandweit zwischen 10.000 und 30.000 Mitglieder. Sie wurde von Erzbischof Marcel Lefebvre, dem französischen Kolonialbischof von Dakar (heute: Senegal), als extrem traditionalistische Reaktion auf die gemäßigten Reformversuche des Zweiten Vatikanischen Konzils im Jahr 1981 gegründet. Mit ihren selbstständigen und damit nicht papstgetreuen Aktivitäten verließ die Piusbruderschaft zeitweise den Boden der katholischen Amtskirche. Doch der letzte Papst holte die ungetreuen Piusbrüder in den Schoss der heiligen Mutter Kirche zurück. Dass sorgte für ein ungewolltes Medien-Echo, weil einer der vier Bischöfe der katholischen Sekte seit 1989 ein bekennender Holocaustleugner ist. Die Kritik an der Piusbruderschaft muss aber weiter gefasst werden als Kritik an dem Piusbruderschafts-Funktionär und Holocaustleugner Richard Williamson, der übrigens am 24. Oktober 2012 laut einer Pressemitteilung offiziell aus dem Kreis seiner (Pius-)Brüder ausgeschlossen wurde.
Generell lässt sich eine starke Verflechtung von politischer extremer Rechter katholischen Glaubens und Piusbruderschaft feststellen.
Aber auch die Piusbruderschaft als eigene Institution ist jeder Kritik wert. Sie ist christlich-fundamentalistisch, frauenfeindlich und antifeministisch, antidemokratisch (Gottesglaube geht vor der Freiheit des Individuums), propagiert antijüdische und antifreimaurerische Verschwörungstheorien und ist aggressiv homophob.
In der aktuelle April-Ausgabe des Mitteilungsblatt der Piusbruderschaft findet sich der Aufsatz „Mit dem Papst gegen die Homo-Häresie“, in dem Homosexualität mit Faschismus gleihgesetzt wird:
„Die Homoideologie scheint so mächtig zu sein und wird ebenso aggressiv verbreitet, wie früher der Marxismus und Faschismus. Vielen scheint ihr Sieg unausweichlich zu sein (wie es bei den erwähnten Ideologien der Fall war). In einer solchen Situation ist es vor allem die Kirche, die die elementare Wahrheit und die Vernunft verteidigt. Wenn die Dämonen der Ideologien wüten, dann übernimmt paradoxerweise der Glaube die Rolle des Verteidigers der Vernunft. Die Kirche ist schon mit ganz anderen Schwierigkeiten, mit ganz anderen Häresien fertig geworden. Das Absurde muss letztlich in sich zusammenbrechen, sich erschöpfen, sich selbst zerstören.“ (Seite 43)
Außerdem wird verschwörungsideologisch im selben Aufsatz von einer „Homolobby“ geschrieben und gefordert sich dagegen zu wehren:
„Als Gegengewicht zum globalen Netz der Homolobby und der Homomafia muss es ein globales Netz der Verteidiger christlicher Werte geben.“ (Seite 48)
Civitas-Kongress 2013
Bereits im Jahr 2012 fand ein „Civitas-Kongress“ in Stuttgart statt. Vom 5. bis zum 6. Mai 2012 fand am Sitz der Piusbruderschaft der „Civitas-Kongress“ zum Thema „Unter dem Banner des heiligsten Herzens Jesu. Die Verteidigung der Christenheit“ statt, an dem die Referenten Pater Franz Schmidberger, Pater Andreas Steiner, Ulrich Nersinger, Pater Thomas Jentzsch, Dr. Heinz-Lothar Barth und Prof. Dr. Josef J. Schmid teilnahmen.
Unklar ist, wieviele Personen an einem solchen Kongress teilnehmen, es dürften aber deutlich unter 100 sein.
Neben den Kongressen hat sich in Stuttgart am 19. Oktober 2012 auch ein „Civitas-Kreis“ gegründet, der „sich jeden Montag nach der Abendmesse im Priorat St. Athanasius“ (Stuttgart-Feuerbach) trifft. Der Kreis wird gebildet von vier Studenten, davon drei Mitgliedern der Piusbruderschafts-Jugendorganisation „Katholische Jugendbewegung“.
Der „Civitas-Kongress“ 2013 ist für den 13. und 14. April angekündigt. Verantwortlich für den Kongress ist das deutsche „Civitas-Institut“, was zum Netzwerk der Piusbruderschaft gehört. Dieses Institut wurde 1970 gegründet und soll nach eigenen Angabe rund 1.000 Mitglieder haben. Die Nähe zu autoritären Regimen verdeutlicht sich u.a. darin, dass das Institut ein Sonderheft zum „Heldenkanzler“ Dollfuß herausbrachte – Dollfuß war Träger des Austrofaschismus, einer katholisch-klerikalen Stände-Herrschaft in Österreich.
Die angekündigten Referenten zeigen exemplarisch und anschaulich die Verflechtung der Piusbruderschaft mit dem rechten Rand. Auftreten sollen laut Ankündigung:
*** Pater Michael Weigl ***
Weigl ist Pater der Priesterbruderschaft. Bei der 13. „Winterakademie“ des neurechten thinktanks „Instituts für Staatspolitik“ (IfS) in Bad Pyrmont vom 22. bis zum 24. Februar 2013 soll er vorgetragen haben.
*** Dr. Rafael Hüntelmann ***
Hüntelmann ist der Geschäftsführer des deutschen „Civitas-Institut“.
Zur „1. Deutschlandpolitische Akademie“ der extrem rechten Jugendgruppen „Jungen Witikonen und der „Schlesische Jugend“ unter dem Motto „Werte und Tugenden für ein zukünftiges Deutschland“ 2008 in Bad Lauterberg war in der Referenten-Riege auch ein „Dr. R. Hüntelmann“ angekündigt.
*** Walter Ramm ***
Walther Ramm ist Vorsitzender der Antiabtreibungs-Organisation „Aktion Leben e.V. Deutschland“ mit Sitz in Albsteinach im Odenwald. Die Organisation veranstaltete 1986 eine Prozession in der „Euthanasie“-Gedenkstätte Hadamar in Hessen und versuchte damit den NS-Massenmord an behinderten Menschen mit dem Thema Abtreibung in Verbindung zu setzen.
Bekannt ist auch, dass die neonazistische „Kameradschaft Karlsruhe“ PlastikEmbryonen der Gruppe verteilte; vermutlich ohne deren Wissen und Zustimmung.
Die Organisation war mit gleichgesinnten Gruppen am 28. Oktober 2010 an einer Mini-Kundgebung gegen die neueröffnete Abtreibungsklinik in Heidelberg-Wieblingen beteiligt.
Als am 11. April 2012 in Freiburg etwa 120 AnhängerInnen (Eigenangabe: 300) der Piusbruderschaft zum „Gebetszug für das Leben“ aufmarschierten sprach auf der Abschluss-Kundgebung Walter Ramm.
*** Kristijan Aufiero ***
Aufiero ist Geschäftsführer des Antiabtreibungs-Vereins „Die Birke e.V.“ mit Sitz in Heidelberg.
Kristijan Aufiero war bereits Interviewpartner für das Mitteilungsblatt der Piusbruderschaft (Ausgabe 11/2010) und trat als Referent für den sächsischen Landesverband der Unions-internen Antiabtreibungs-Lobby „Christdemokraten für das Leben“, für die Piusbruderschaft und für die neurechte Wochenzeitung „Junge Freiheit“ am 14. Oktober 2012 auf der Frankfurter Buchmesse auf.
Der Verein schaltete seine Werbung u.a. in dem neurechten Strategieblatt „Sezession“ (Nr. 31), auf der Homepage der „Jungen Freiheit“, aber auch in der Print-Ausgabe dieser Zeitung (z.B. 21/2011).
„Die Birke e.V.“ soll über bis zu 30 MitarbeiterInnen verfügen und wurde 1986 gegründet. Der Verein verfügt über eine eigene Immobilie in einem Villenviertel in Heidelberg. Er gibt monatlich einen Freundesbrief heraus und finanziert sich nach eigenen Angaben zu 100 Prozent aus Spendengeldern (2010: 2.500 SpenderInnen).
Rafael Hüntelmann
Dr. Rafael Hüntelmann ist verantwortlich für ontos-verlag.de / ontosverlag.com. Dort hat er folgende Daten hinterlegt:
Bei civitas-institut.de hat Hüntelmann eine andere Adresse angegeben:
Walter Ramm
Ramm hat auch beim von Protesten gestörten Aufmarsch der Piusbrüder am 05. April 2013 in Freiburg eine Rede gehalten.
alternative antwort
evtl bräuchten die mal eine extraordinale neue fabre.
piusbrüder wegrocken ! A E N
kundgebungen?
sind für heut oder morgen kundgebungen geplant?
sowohl von piusbrüderseite als auch von uns antifaschistInnen?