[Athen] Fotoreportage – Seeleute-Streik am 6.2.2013

PAME stellt sich auf, um gemeinsam zur Demo zu gehen

Update zur Kampagne "Great Crisis Riseup" der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin [ARAB]. Täglich aktuelle Infos über die kommunistische und anarchistische Bewegung in Griechenland. Diesmal: Der Seeleute-Streik und seine Niederschlagung durch die griechische Regierung.

Die griechische Regierung beendete den Streik der Seeleute mit einer Zwangsdienstverpflichtung. 8000 Menschen auf einer Solidaritätsdemo mit den Streikenden.

 

Bullen gegen Matrosen

Regierung in Athen geht gegen den Streik der Seeleute in Athen mit einer Notstandsverordnung vor und lässt diese von der Polizei durchsetzen. 

 

Nachdem die Athener Regierung des konservativen Ministerpräsidenten bereits Ende Januar eine seit 1974, dem Ende der Militärjunta, nur etwa zehn Mal eingesetzte Notstandsverordnung eingesetzt hatte, um streikende Metroarbeiter zurück zur Arbeit zu zwingen, setzte sie dieses Mittel nun auch gegen Seeleute ein, die seit vergangenen Donnerstag im Ausstand gewesen waren. Die Seeleute protestieren gegen Personalmangel, hohe Arbeitslosigkeit – etwa 50% der registrierten Seeleute sind ohne Erwerbstätigkeit -, massive Lohnkürzungen und eine Reform des Schiffahrtssektors, die weitere Jobs kosten wird. 

 

Nachdem am Dienstag Verhandlungen zwischen der PNO, der Gewerkschaft der Seeleute, und der Regierung gescheitert war, kündigte die Athener Koalition an, erneut die Dienstverpflichtung, die „Civil Mobilization Order“, anzuwenden, was für die Arbeiter bedeutet: Zurück zum Malochen oder Knast. Die kommunistische Partei KKE, die linkssozialistische SYRIZA und eine Reihe weiterer kommunistischer und anarchosyndikalistischer Organisationen kritisierten das Vorgehen scharf, die PNO selbst kündigte an, den Streik weitere 48 Stunden fortsetzen zu wollen. 

 

MAT zwingt Seeleute zur Arbeit

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch war es dann so weit: Die martialisch aussehenden Sondereinsatzschweine der MAT kamen im Hafen von Pyräus an und trieben die Arbeiter zurück an die Arbeit. Streikwachen wurden davon abgehalten, Passagiere am Betreten der Fähren und Fracht am Verladen zu hindern. Gegen sechs Uhr ist der Spuk vorbei, ein erstes Schiff läuft aus. Dennoch befinden sich ständig mehrere Hundert Arbeiter, mehrheitlich Mitglieder der kommunistischen Gewerkschaft PAME, im Hafen, um ihre Kollegen zu unterstützen. 

 

Für 10:30 ist dann eine Solidaritätsdemonstration zum Schiffahrtsministerium angesetzt, tausende Arbeiter kommen und beteiligen sich, die Stimmung ist kämpferisch. Die Reihen der KKE und PAME gehen in Ketten, mit Motorradhelmen und Knüppelfahnen. Man sieht Fahnen der beiden linkssozialistischen Organisationen ANTARSYA und SYRIZA, verschiedener Gewerkschaften, schwarz-rote Fahnen der Anarchosyndikalisten. 

 

Weit kommt der Protestzug allerdings nicht. Die erste kleinere Straße ist von den Bullen mit Bussen zugestellt, eine Reihe Riotcops mit Schildern und Gasmasken steht davor, viele mehr warten im Hintergrund. Man verhandelt kurz, dann wird entschieden, die Demonstration aufzulösen, die Menschen strömen zurück nachhause, Arbeiten müssen sie heute nicht, denn die Gewerkschaftsdachverbände GSEE und ADEDY haben kurzfristig einen 24-stündigen athenweiten Streik ausgerufen. 

 

Kein Erfolg

Trotz der kraftvollen Demonstration war der Tag kein Erfolg für die griechische Arbeiterklasse. Dass die Regierung ihren Angriff auf das Streikrecht erneut führen konnte, und nach den Metroarbeitern nun auch die Seeleute der „Dienstverpflichtung“ gehorchen mussten, ist ein alarmierendes Zeichen. Ein Genosse aus Athen erklärt, Gewalt bei der Demo sei „pointless“ gewesen, wozu soll man sich mit Cops prügeln, um zum Schiffahrtsministerium gehen zu dürfen. Am morgen allerdings, als die Bullen die Seeleute zum Arbeiten zwangen, da wäre der Einsatz von Gewalt sinnvoll gewesen. Dieser Einschätzung ist zuzustimmen. Gelingt es nämlich nicht, die Athener Regierung an ihrem permanenten Einsatz der autoritären Dienstverpflichtung zu hindern, ist ein weiterer Schritt in Richtung Zerschlagung der Arbeiterbewegung getan. Dann nämlich sind nur noch symbolische Streiks möglich, solche, die nicht wehtun. Es bleibt zu hoffen, dass die griechische Arbeiterklasse eine angemessene Antwort auf die Politik Samaras, der wieder einmal im Interesse des Großkapitals auf diktatorische Mittel zurückgegriffen hat, finden wird. Möglicherweise ist der Generalstreik am 20. Februar ein Anfang. 

 

Aktuelle Infos aus Griechenland: https://www.facebook.com/GreekEdition & http://gcr.blogsport.de

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das ist ja alles ganz nett, aber ich frage mich ganz ehrlich - wo waren die Menschen, als die faschos am vergangen wochenende mit scheinbar zigtausenden gerechtigkeit und menschenrecht in athen hohn spotteten.

deren feind sind anarchos und antiautoritäre nicht faschos:

http://gis.blogsport.de/2012/02/21/griechenland-stalinisten-ermoeglichen...

"KKE und PAME sind nicht antifaschistisch" - ist wohl das mit Abstand dümmste, was je einer geschrieben hat. Selbst die Anarchisten in Athen, die die KKE hassen, würden das nicht schreiben. Und wenn du das irgendeinem Griechen erklären willst, der weiß, wer Griechenland vom Faschismus befreit hat, lacht dich der aus.

Ich versteh nicht, warum viele deutsche Linke sich mit dem Denken so schwer tun. Man kann doch KKE und PAME kritisieren, weil die viel Scheiss machen, aber Leute, die glauben, diese unglaublich dummen Pauschalurteile führen irgendwo hin, die könnten eigentlich auch gleich bei den Faschisten anheuern...

Nö, das Dümmste ist die unkritische KKE-Verherrlichung, die seitens roter Antifa-Grüppchen betrieben wird (die nebenbei bemerkt, was ihre eigene gar nicht so schlechte antifaschistische Politik hierzulande angeht, von der KKE selbst das Prädikat "Provokateure" und "Chaoten" verliehen bekommen würden, was die eigentliche Ironie bei der ganzen Sache ist). 

Dass die KP vor langer langer Zeit mal antifaschistisch agiert hat ändert nix an ihrer augenblicklichen Tatenlosigkeit. Das sollte man einfach festhalten, wobei es allerdings schon stimmt, dass sich deutsche Szene-Linke (egal ob rot oder schwarz) mal ganz allgemein mit ihren Urteilen etwas zurücknehmen und lieber Formen praktischer Solidarität praktizieren sollten. 

Sorry, aber ich kann in diesem Text keine unkritische "Verherrlichung" der KKE erkennen. Er beschreibt einfach, was vor Ort los war. "Great Crisis Riseup" hat den Anspruch, sowohl mit den anarchistischen wie mit den kommunistischen Genossen in Griechenland solidarisch zu sein, wem das nicht passt, der kann ja seine eigene Berichterstattung, die dann entweder nur anarchistisch oder nur kommunistisch ist, machen.  Wir haben Gründe, warum wir als Kommunisten auch mit den Anarchos dort solidarisch sind, diese Gründe halten wir für uns für zureichend und Punkt. Wer andere Überlegungen und Schlussfolgerungen hat, kann sein eigenes Ding machen, stört uns nicht die Bohne, finden wir gut. Für alle anderen, die immer bloß labern und kritisiert, gilt: Computer ausschalten, mal raus gehen, was sinnvolles machen.

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Ich red nicht von eurem Text, sondern von anderen diversen Stellungnahmen und Aufrufen aus dem Südwesten. Dass ihr euch mit unterschiedlichen Lagern solidarisiert ist begrüßenswert - davon können sich andere sicher eine Scheibe abschneiden. Die Frage ist nur, ob es nicht ein wenig vereinfacht ist, lediglich von einer gespaltenen Bewegung zu sprechen. Die Kluften sind sehr tief in vielerlei Hinsicht, ebenso wie die Vorstellung einer gesellschaftlichen Veränderung. 

Tiefer gehende Analysen, wie ihr als solidarische deutsche Aktivisten diese Spannung in eurem eigenen Selbstverständnis aushaltet, wären daher auch interessant. 

Das kannst du auch alles auf www.facebook.com/GreekEdition nachlesen. Die Anarchisten und Antifas haben sich bei der Nazi-Demo zu Imia entschlossen keine Gegendemo zu machen, sondern antifaschistischen Selbstschutz an sensiblen Stellen zu stellen, was auch funktioniert hat, einige angreifende Chrysi Avgi Mitglieder haben bei der Villa Zografou gesehen, dass sie nicht willkommen sind.

 

Und zu dem anderen Post: Klar, hier gibts ne ziemlich beschissene Situation, weil die Bewegung gespalten ist, und sich viele gegenseitig bekämpfen. Wer im warmen deutschen Stübchen sitzt und keine Ahnung von irgendwas hat, aber gerne Kommies gegen anarchos und Anarchos gegen Kommies ausspielen will, der ist allerdings von vornherein der größte Depp.

dann belest euch mal, was die geschichte der kke (varkiza abkommen, OPLA etc.) betrifft. wenn es um die kke und ihre pame geht, geht es nicht darum, anarchos gegen kommis auszuspielen und umgekehrt sondern um eine klare abgrenzung zwischen autoritären und antiautoritären kommunist_innen. mein obriger kommentar bezieht sich im übrigen auf die politik der letzten paar jahrzehnte der kke und nicht die der 1940'er und da ist ihr antifaschismus zu nichts anderem als einem reinen lippenbekenntnis verkommen, denn kke und pame wären durchaus in der lage zigtausende gegen die faschos zu mobilisieren und trotzdem kommt d nichts...

 

http://www.agmarxismus.net/vergrnr/m04_2_griechenl.htm

Nachtrag: und es waren nicht "zigtausende". Nur Chrysi Avgi selber behauptet, dass es 50 000 waren, was extrem (!!!!) lächerlich ist. die Bullen haben 3000 bis 10 000 gesagt, realistisch ist, dass auf Demo etwa 3000 Schwachköpfe rumgelaufen sind.

Gibt es noch einen Artikel zu den nicht mänlich sozialisierten Personen und Akteuren in dieser Geschichte? Oder gibt es einen bestimmten Grund warum sich der Artikel lediglich auf "Männer" bezieht?

Ansonsten trotzdem danke für den interessanten Bericht!

Das ist bestimmt etwas, was den Betroffenen in Griechenland gerade das größte Kopfzerbrechen bereitet...

 

Davon mal abgesehen, gibt es auf dem Sektor der Schiffahrt, zumindest der Handelsschiffahrt, so gut wie keine Frauen. Die Besatzungen von Frachtern bestehen zu 99,9% aus Männern.

Das kann und sollte man sicherlich hinterfragen, aber vielleicht nicht gerade jetzt, wo es wirklich deutlich größere Probleme gibt...

 

Hauptsache korrekt gendern, der Rest ergibt sich dann von selbst...

Wieso Hauptsache? Ihr meint auch, dass Nebenwidersprüche wie Frauen im harten Kampf der Männer mal unter den Tisch fallen könne, was? Scheiß Machismo, der kleinste gemeinsame Nenner aller Antiimp-Gruppen.

Wir schaffen es nicht, alles zu gendern, weil wir unter extremer Hektik arbeiten, sorry. Es waren auch Frauen auf der Demonstration, sogar sehr viele, sie sind in dem Text natürlich mitgemeint. ARAB