[S] Silvester-Knastspaziergang um die JVA-Stammheim

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Am Silvesterabend 2012 fand in Stuttgart ein weiteres Mal der alljährliche Knastspaziergang um die Stammheimer JVA statt. Etwa 100 AktivistInnen beteiligten sich im Anschluss an eine revolutionäre Silvesterdemonstration in der Innenstadt an der Solidaritätsaktion für die politischen und sozialen Gefangenen in dem Hochsicherheitsknast.

 

Die AktivistInnen umrundeten das JVA Gelände komplett, grüßten die Gefangenen mit Pyrotechnik über die Knastmauern hinweg und skandierten  Parolen wie „Wir sind nicht alle - es fehlen die Gefangenen!“ oder „Hoch die internationale Solidarität!“. In kurzen Grußwörtern wurde u.a. dem aktuell dort inhaftierten Gefangenen Ridwan währenddessen weiter Kraft und Durchhaltevermögen gewünscht. Anschließend hinterließen einige AktivistInnen auf einer angrenzenden Ackerfläche ein brennendes „Hammer und Sichel“- Zeichen als Symbol für eine Gesellschaft jenseits des kapitalistischen Knastsystems.

Was Kurt Tucholsky bereits vor Jahren schrieb, hat auch heute seine Gültigkeit nicht verloren: „Ich habe ja nichts gegen die Klassenjustiz. Mir gefällt nur die Klasse nicht, die sie macht. Und dass sie noch so tut, als sei das Zeug Gerechtigkeit – das ist hart und bekämpfenswert.“
Der Knast als Mittel der Repression, dient den Herrschenden dazu, Menschen die für eine revolutionäre Perspektive jenseits von Kapitalismus und Unterdrückung kämpfen, zu bestrafen für das was sie tun und was sie sind. Die AktivistInnen werden abrupt aus ihrem sozialen Umfeld gerissen und sollen mit allen Mitteln unter Druck gesetzt und isoliert werden. Durch einzelne Schläge soll so eine Schwächung einer gesamten politischen Bewegung erreicht werden. Sich zu organisieren und politischen Druck gegen die herrschende Klasse aufzubauen soll direkt verbunden werden mit der Möglichkeit dafür hart sanktioniert zu werden.

Seit 1989 besuchen linke AktivistInnen am Silvesterabend jährlich die JVA Stammheim, um ihre Solidarität mit den politischen Gefangenen zu bekunden. Erster Anlass für diese Besuche war damals ein Hungerstreik von Gefangenen der „Roten Armee Fraktion“ im Stammheimer Knast, der wegen der Gefangenen aus der bewaffnet kämpfenden Gruppe im Jahr 1975 um einen Hochsicherheitstrakt erweitert wurde. In den darauf folgenden Jahren wurde die JVA weiter intensiv zur Unterbringung zahlreicher politischer Gefangener genutzt. Vor dem ebenfalls auf dem JVA-Gelände gelegenem Oberlandesgericht wurde erst vor zwei Jahren der beispielgebende §129-b Prozess gegen vermeintliche Mitglieder der DHKP-C wegen der "Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Organisation" verhandelt.

Allein in den letzten Jahren wurden in Stammheim Genossen der kurdischen Befreiungsbewegung, aus kommunistischen Parteien der Türkei, aus der antifaschistischen Bewegung, dem S21-Widerstand und aus der linken Subkultur unter größtenteils unhaltbaren Anklagekonstrukten und unter verschärften Bedingungen in Haft gehalten.

Die jüngsten Fälle von Smily und Chris zeigen jedoch, dass selbst die Isolation eines Hochsicherheitsknastes wie Stammheim durch Solidarität durchbrochen werden kann. Mit ausdauernder, spektrenübergreifender Solidaritätsarbeit und engem Briefkontakt zu den Gefangenen können wir ihr Durchhaltevermögen und ihren Kampfgeist am Leben erhalten. Und auch für den Aufbau der eigenen Seite, ist ein offensiver Umgang mit staatlicher Repression zur Abwehr von Resignation, Entsolidarisierung und Einschüchterung unabdingbar. Es gilt also eine Antirepressionsarbeit aufzubauen, die es uns ermöglicht, gestärkt aus den Angriffen des Staates hervorzugehen!

 

Dazu dürfen wir unsere Gefangenen nicht alleine lassen!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!

 

Am 8. Februar wird  unter dem Motto "Knastkampf, Solidarität und das Streben nach Freiheit" eine Infoveranstaltung mit dem Ex-Gefangenen und RASH-Aktivisten Smily und dem Solikreis-Stuttgart stattfinden, die zur weiteren Auseinandersetzung mit dieser Thematik einladen soll. Los geht's um 18:00 Uhr im Linken Zentrum Lilo Herrmann.

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"ein brennendes „Hammer und Sichel“- Zeichen als Symbol für eine Gesellschaft jenseits des kapitalistischen Knastsystems."

 

ein "nicht"kapitalistisches knastsystem ist also gut? das erzaehl besser keinem in nordkorea....

 

gegen jeden knast. freiheit fuer alle.

man kann ja auch immer das haar in der suppe suchen, hauptsache wieder spalterei betreiben:  nein, ein nicht-kapitalistisches Knastsystem ist nicht automatisch gut, hat auch nie jemand behauptet, allerdings wäre es ein sehr deutlicher fortschritt wenn leute nicht aufgrund ihres antikapitalistischen oder antifaschistischen engagements oder kapitalistischer ausbeutung im knast sitzen würden.

 

perspektivisch ist es natürlich wünschenswert garkeine knäste zu haben, aber solange es nazischläger gibt die antifaschisten umfahren, ins auge schießen und ausländer klatschen und solange es sexuelle Triebtäter gibt bin ich doch ganz froh wenn man die zumindest solange wegsperrt bis es möglichkeiten gibt sie sicher zu "heilen" oder es sonstige gute alternativen zum knast gibt.

 

wer hammer&sichel nur mit gulag verbinden und nordkorea als Paradebeispiel eines antikapitalistischen Staates sieht dem ist die bürgerlich-kapitalistische Propaganda in staatlichen Bildungseinrichtrungen und Massenmedien doch sehr stark zu Kopf gestiegen.

wer mit ein paar kranken spinnern (nazis und sexualtaetern) ein noch krankeres system (das wegsperren von menschen) rechtfertigt, fuer dem gilt fuer mich obengenanntes (die bürgerlich-kapitalistische Propaganda in staatlichen Bildungseinrichtrungen und Massenmedien doch sehr stark zu Kopf gestiegen.)

 

wenn das knastsystem schon bei "linken" auf so grossen zuspruch stoesst dann ist doch klar dass der staat die naechste zeit ganz in ruhe wegsperrt wen er will.....

Die Demo ist doch ausgefallen, die Fotos sind vom letzten Jahr.

Is ja super dass jetzt schon Zeitreisen möglich sind, da kann man einem im März 2012 gemalten Transpi schon 2011 demonstrieren: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.linkes-zentrum-in-heslach-topfp...

 

lächerliche Behauptung, die vielen Leute die dabei waren wissens zum Glück besser.

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wieder einen 129b-Prozess in Stuttgart. Diesmal mit dem Vorwurf gegen 2 Personen Mitglieder der PKK zu sein.