In Berlin ist diese Woche das Volxbegehren für ein freies Tempelhofer Feld gestartet. Es richtet sich gegen die Pläne des Senats, das Feld mit teuren Wohnquartieren, Gewerbeparks und einer unnötigen Zentralbibliothek zuzubauen, und will den Parkbesucher*innen einen maximalen Freiraum zur Verwirklichung ihrer eigenen Ideen und Freizeitmöglichkeiten auf dem Feld geben.
Die Bürgerinitiative "100% Tempelhof", die das Begehren gestartet hat, wendet sich auch gegen eine Herauslösung von Filetgrundstücken aus dem ehemaligen Flughafengelände für eine anschließende Privatisierung und Unzugänglichmachung. Der soziale Mikrokosmos Tempelhofer Feld ist gerade deshalb so erfolgreich, weil er durch seine unbeschränkte Größe einer derartigen Vielzahl von Nutzer*innen Platz bietet, die nicht wegen, sondern trotz Regeln und Sicherheitsdienst gut miteinander können. Das Tempelhofer Feld erfüllt in seinem jetzigen Umfang deshalb eine demokratische Funktion.
Das Begehren zum Kampf für diesen Verwirklichungsort findet Unterstützung bei Verbänden, Cafés und Mietergruppen findet, darunter das Wir-bleiben-alle-Bündnis, dem Mieterladen am Chamissoplatz, dem B.U.N.D. und der BI "Stop A100".
Die Unterschriftenliste, auf der Platz für 5 Unterschriften ist, könnt ihr hier runterladen:
http://thf100.de/aktion.html?file=tl_files/thf100/download/2012_12_19_un...
Dieses Video fasst nochmal zusammen, wie man selbst Unterschriften sammeln kann:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=5b5hMkvUeZ8
Die Planung des Senats umfasst derweil den Bau von gut 5.000 Wohnungen. Dass die Einrichtung von "Stadtquartieren" an der Oderstraße, am Columbiadamm oder am Tempelhofer Damm zu einer Entspannung der Mietensituation in den angrenzenden Kiezen führt, ist zwar ein vom Stadtentwicklungssenat und Journalisten immer wieder gern benutztes Argument, aber mit Blick auf die Entwicklung der Grundstückspreise im Innenstadtring so gut wie ausgeschlossen. Denn der Senat hat ein Problem: Veräußert er die Grundstücke weit unter Verkehrswert an beispielsweise landeseigene Wohnungsbaugesellschaften, um günstigen Wohnraum zu ermöglichen, dann wird die Vermarktung zum Verlustgeschäft. Verkauft er sie teuer an Immobilienkonzerne, gibt es auf Hauseigentümerseite kein Interesse, langfristig günstigen Wohnraum zu erhalten. Werden also in Tempelhof Wohnungen gebaut, dann ausschließlich, um Immobilienkonzernen, Makler*innen und Baufirmen den maximalmöglichen Profit zuzuschieben, arme Menschen aus der Innenstadt zu verbannen und nicht um die Mietensituation zu entspannen.
Für die Bewohner*innen im Schillerkiez bedeuten Luxusappartments schlicht einen Betonriegel zwischen ihnen und dem Park.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/wohnen-am-flugfeld-teurer-als-erwartet...
Kritikpunkte an der BI bleiben dennoch:
Bedauerlicherweise konnte sich die BI nicht dazu durchringen, für einen offenen Park ohne Zäune und Einlasstore einzutreten. Dies war die Forderung des Bündnis "Squat Tempelhof" vor zwei Jahren, die sich bereits für einen freien Parkzugang und gegen eine Kommerzialisierung des Grundstückes ausgesprochen hatte.
Auch konnte sich "100 % Tempelhof" nicht rechtzeitig über eine entsprechende Formulierung im Gesetzestext des Volxbegehrens einig werden, mehr Mitbestimmung durch die Parknutzer*innen und eine Demokratisierung der Grün-Berlin-Parkverwaltung zu fordern.
Website der BI
Die BI auf Facebook
facebook.com/thf100