Dass es in Pforzheim eine organisierte Neonaziszene gibt ist lange keine Geheimnis mehr, verschiedene antifaschistische Gruppen machen seit Jahren darauf aufmerksam. Unzählige Übergriffe der Neonazis wurden dokumentiert und veröffentlicht, Flugblätter gedruckt, Infoveranstaltungen, Demonstrationen und Aktionen organisiert.
Dem krassen Erstarken der neonazistischen Szene konnte zwar hin und wieder, der ein oder andere Seitenhieb verpasst werden, doch kaum jemand, außer den Betroffenen selbst, interessierte sich in Pforzheim bisher für Nazischläger und die menschenverachtende Propaganda, die diese verbreiten.
Erst seit dem widerlichen Vorfall im Januar am Kepler Gymnasium, wo AntisemitInnen einen Jüdischen Mitschüler mobbten und vor seine Haustür urinierten, während sie antijüdische Parolen riefen gibt es ein gesteigertes öffentliches Interesse an der Pforzheimer Neonaziszene.
Zu dieser Zeit kam es auch immer wieder zu Naziprovokationen im alternativen Cafe Havana, kurz danach wurden etliche Nazischmierereien im Enzkreis endeckt. Nur einige Wochen später wurden dann jugendliche Punks am, von Alternativen geprägten, Waisenhausplatz von einer Gruppe Parolen grölender Neonazis angegriffen. Auch sind in der ganzen Stadt Naziaufkleber verklebt worden, u.A. mit der Aufschrift "Dromneduj", was sich rückwärts "Judenmord" liest.
Nun wurde am vergangenen Samstag den 16.05.09 ein 14 Jähriger dunkelhäutiger Jugendlicher von drei ca. 30 Jährigen Rassisten angegriffen. Dieser Angriff zeigte auf widerliche Weise wieder, dass das Motiv das diese Rassisten dazu Antrieb jemanden aufgrund der Hautfarbe anzugreifen, nicht wie von Offizieller Seite in letzter Zeit häufig geäußert, ein Problem “fehlgeleiteter Jugendlicher” und “betrunkener Einzeltäter” ist.
Jetzt soll in der unmittelbaren Nähe zu dem Ort des Angriffes in der Bertholdstraße 18 am 5.Juni ein “Szene-Laden” mit Tattostudio eröffnen,mit im Sortiment die bekannten Neonazimarken: Thor Steinar und Hatecore. Der Mitbesitzer des Ladens, Peter Stedry ist unter anderem “Anführer” der rechtsoffenen Pforzheimer Hooligantruppe “Boys United”, neben ihm sind dort auch bekannte Pforzheimer Neonazis wie Phillip Fleck und Jörg Schippers organisiert.
Update 26. Mai:
Die Hausbesitzer kündigten dem Ladenbesitzer die Räumlichkeiten nachdem verschiedene Gruppen und Einzelpersonen ihren Unmut äußerten und Proteste ankündigten.
1.
Jörg Schippers - Boys United 2. Phillip Fleck - Boys United 3. Martin
Tchech - Messerstecher und Brandstifter
In einer Stadt, in der den lokalen linken und antifaschistischen Initiativen mit verschiedensten Schikanen seit Jahren die Arbeit erschwert wird. In einer Stadt , in der selbst Organisationen wie dem „DGB“ oder der „VVN/BdA“ eine Ausstellung über den “Neofaschismus in der BRD” fast verunmöglicht wurde, weil sich lokale CDU-Größen wie Stefan Mappus an einer Tafel störten, auf der die sogenannte Grauzone zwischen Konservatismus und Faschismus benannt wird. In der die Polizei über Jahre hinweg konsequent Neonazisübergriffe herunterspielt oder sogar leugnet, braucht man sich über eine selbstbewußte und starke Naziszene nicht wundern.
Pforzheimer Neonazis in Ulm: 1.Foto 1.v.l. Sascha Palossi 2. Foto 1.v.r. Jonathan Stumpf - "Sturmführer" des heidnischen Sturm Pforzheim
Es wird ein weiteres mal deutlich, dass wir uns nicht auf Stadt, Staat und Polizei verlassen dürfen, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen müssen. Es ist wichtig sich mit der weitgehenden Akzeptanz gegenüber RassistInnen, AntisemitInnen und Nazis nicht abzufinden, sich zu organisieren und gemeinsam gegen diese Menschenverachtenden Ideologien zu kämpfen.
Dokumentation:
Die schwerwiegendsten Beispiele der Neonaziangriffe der letzten 10 Jahre sind hier kurz dokumentiert, eine vollständige Auflistung aller Vorfälle ist uns aus Platz und Zeitgründen leider nicht möglich.
Am 20. Februar 1998 wurde ein damals 15 Jähriger Junge von einer Gruppe von mindestens vier Neonazis schwer verletzt in einem Fluss zurückgelassen. Die Tritte mit Springerstiefeln gegen seinen Kopf, bei denen er auch mehrere Zähne verlor, zeigen, dass sogar der Tod des Opfers durchaus in Kauf genommen wurde. Er wurde angegriffen, weil er von einer Veranstaltung der damaligen Gruppe "Antifa Pforzheim" kam.
Am 10. Mai 1998 stach ein bis heute aktiver Pforzheimer Neonazi einen Jugendlichen ab, Grund war dessen dunkle Hautfarbe. Der Nazi hatte ein Jahr zuvor ein Auto eines Türken mit einem Brandsatz angesteckt.
Am 9. November(Jahrestag der Reichspogromnacht) 1998 wurde das linke Jugendzentrum "AZ Schlauch" zum Ziel eines Anschlages mit mehreren Tausend Mark Sachschaden, am 1. Januar 1999 verübten Neonazis einen weiteren Anschlag auf das Jugendzentrum.
Im Sommer 2004 kam es zu zahlreichen Angriffen auf alternative Jugendliche rund um den Waisenhausplatz, bei einem dieser Angriffe schossen Neonazis einem Jugendlichen aus kürzester Distanz mit einer Gaspistole ins Gesicht. Die Folgen waren eine verätzte Hornhaut und Zahlreiche geplatzte Gesichtsporen.
Am 16.07.2005 griffen circa 15 Neonazis eine Antifakundgebung an, nur durch Zufall wurde niemand verletzt. An dem Übergriff beteiligt war auch der Brandstifter und Messerstecher der weiter oben bereits genannt wurde.
Immer wieder kam es in den letzten Jahren zu Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und AntifaschistInnen, so beispielsweiße während der Fußball - EM 2008 als Neonazis mit Sieg-Heil Rufen den Autokorso begleiteten und zwei junge Männer angriffen - was die Neonazis nicht wußten: einige FreundInnen der Angegriffenen waren in unmittelbarer Nähe und konnten die Neonazis körperlich verweisen.
Im Oktober 2008 kam es zu einem bewaffneten Angriff auf ein "Laut gegen Nazis" Konzert, an dem auch Jonathan Stumpf und Phillip Fleck beteiligt waren. Die angegriffenen AntifaschistInnen setzten sich zur wehr und konnten die Nazis zurückschlagen, zwei der Angegriffenen wurden verletzt. Phillip Fleck wurde festgesetzt und von der Polizei mitgenommen, die ihn einige Minuten später wieder auf freien Fuß setzte.
Hinzu kommen eine Vielzahl nicht erwähnter Friedhofsschändungen, Schmierereien, Angriffe, Hetzflugblätter und Drohbriefe.
Presseberichte:
17.05.09 Pforzheimer Zeitung: Glatzköpfe greifen angeblich jungen Afrikaner an
18.05.09 Pforzheimer Zeitung: Mehrere Zeugen bestätigen Hatz auf Jugendlichen
25.05.09 Pforzheimer Zeitung: Angst vor Neonazis in der Nordstadt
25.05.09 Pforzheimer Zeitung: "Afrika-Präsenz" will Protestmarsch zum Rathaus organisieren
26.05.09 Pforzheimer Zeitung: Mietvertrag für möglichen Neonazi-Laden geplatzt
Bilder fehlen leider. Können
Bilder fehlen leider. Können diese nachgetragen werden?
Danke für den ausführlichen und informativen Bericht zu Pforzheimer Nazis.
Die Bilder sind doch da!
Die Bilder sind doch da!
Wohl doch kein Naziladen in Pforzheim
farbiger ist kein guter begriff
wie kann es sein, dass in einem text, der von antifaschistInnen geschrieben wurde, tatsächlich der begriff FARBIGER auftaucht? das ist wirklich sehr bedauerlich.
Da hätte ich mir wohl mehr
Da hätte ich mir wohl mehr gedanken bei der Wortwahl machen sollen, das war so nicht beabsichtigt und tut mir Leid.
Mehr Mietglieder Der Boys United
Mike09 im Kwick richtiger Name Mike Sossna vorbestraft wegen gewalttaten, Polizeilich als sehr gewalttätig bekannt, Goldtownboy1985 im Kwick richtiger Name Benjamin Krämer ebenfalls Boys United adresse Westliche-Karl-Friedrich-Straße.156 die jungs werden immer mehr und sind zu allem bereit sind meist nur stark in der Gruppe. Dennen sollte man ie stirn bieten.