Leipzig: Oury Jalloh – Von Polizisten ermordet, vom Staat vertuscht / Scherbendemo in Connewitz

ENOUGH

Heute fand die 2. Demonstration in Leipzig nach dem Urteil gegen den Polizisten (Dienstgruppenleiter ) Andreas Schubert statt, der Oury Jalloh in der Dessauer Polizei Zelle verbrennen lies. Bereits gestern demonstrierten 40 AntirassistInnen und AntifaschistInnen auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt um auf den Mord an Oury Jalloh und das skandalöse Urteil aufmerksam zu machen. Die 2.Demonstration fand heute um 1Uhr Abends mit 150 Menschen in Connewitz statt. Einiges ging zu bruch.

 

Am 7. Januar 2005 ist Oury Jalloh im Polizeirevier Dessau bei lebendigem Leib verbrannt. Bis heute ist nicht geklärt, was an diesem Tag in Zelle Nr. 5 tatsächlich geschehen ist. Während Verwandte, FreundInnen und die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh von Mord sprechen, wurde im ersten Prozess gegen zwei Polizisten lediglich Anklage wegen „fahrlässiger Tötung“ bzw. „fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge“ erhoben. Der Prozess endete mit einem Freispruch, obwohl sich PolizeizeugInnen in eklatante Widersprüche verwickelt hatten.

 

Am 7. Januar 2010 kassierte der Bundesgerichtshof in einer spektakulären Entscheidung das Urteil des Dessauer Landgerichts. Der Fall wurde nun seit zwei Jahren vorm Landgericht Magdeburg neu verhandelt.

Bis heute fußte die Klage der Staatsanwaltschaft auf der Annahme, dass Oury Jalloh trotz Fixierung an Armen und Beinen mit einem Feuerzeug seine feuerfeste Matratze selber angezündet habe. Das fragliche Feuerzeug ist jedoch erst zwei Tage nach dem Brand aufgetaucht. Zudem wurde bei einer erneuten Untersuchung dieses Feuerzeugs ganz klar festgestellt, dass es sich zur Brandzeit nicht am Brandort befunden haben kann. Denn es weist keinerlei Materialspuren der Matratze oder der Kleidung von Oury Jalloh auf. Mit diesen hätte es aber verschmolzen sein müssen. Ebenfalls verschwunden sind die Videobänder von der Durchsuchung der Zelle, hinzu kommen weitere Ungereimtheiten.

 

Anwalt des Vaters von Oury Jalloh trägt Philipp Napp in seinem Plädoyer die wichtigsten Fragen zusammen, die sich in den letzten Monaten prozessual aus der Indizienlage ergeben haben:

 

- Woher kommt das Feuerzeug? Es ist keine DNA von Oury Jalloh, keine Stoff- und Faserreste seiner Kleidung oder der Matratze, auf der er lag, am Feuerzeugrest nachweisbar!

 

- Ein Undokumentierter Aufenthalt der Polizisten Hans-Ulrich März und Udo Scheibe in der Zelle 5, in welcher Oury Jalloh von denselben Beamten einige Stunden zuvor an Händen und Füssen gefesselt worden war! Ein Kollege hatte die beiden dort eine halbe Stunde vor Brandausbruch angetroffen. Was haben die beiden bei Oury Jalloh gemacht?

 

- Warum sind zentrale Beweismittel verschwunden? (verschwunden sind unter anderem: die rechte Handfessel, ein 8 cm langes Stoffstück, dass unter dem Kopf von Oury Jalloh gefunden wurde, das entscheidende Videomaterial der Tatortgruppe, das Fahrtenbuch von März und Scheibe, der entsprechende Journaleintrag wurde auf mysteriöse Weise gelöscht, ein Gesprächsvermerk, in welchem es um das öffentlich bekannte rassistische Vorgehen der Dessauer Polizei ging).

 

- Wie ist das Auffinden Situation von Oury Jalloh zu erklären? Abgebrannte Matratzenecken, Amputation der Finger der linken Hand, Stoffreste unter Oury Jallohs Hinterkopf, unbekleidete Brust, vorgeführte Hosenreste passen nicht zu den Verbrennungen seines Gesäßes.

 

- Warum wurde bei einem derart wichtigen Ereignis am Tatort kein Fotoionendetektor eingesetzt?


- Wie ist die Abwesenheit von Noradrenalin erklärbar? Die Kammer geht darüber hinweg, dass Oury Jalloh bewusstlos gewesen sein muss. Noradrenalin entsteht bei Stress und ist innerhalb von 10 – 30 Sekunden im Urin nachweisbar

 

- Hat der Andreas Schubert Oury Jalloh am 7. Januar 2005 lebend gesehen? Schubert bestreitet dies, obwohl mehrere Zeugenaussagen davon berichteten, dass der Angeklagte im Gewahrsamsbereich war.

Das Schweigen des Gerichtes hinsichtlich der Beantwortung dieser Fragen und das ignorante und boshafte Verhalten der Richterin sind weitere schwere Demütigungen der Familie und der Freunde von Oury Jalloh, die seit fast 8 Jahren die Aufklärung der Todesursache fordern.

 

Warum darf dies nach insgesamt 4 Prozessjahren nicht geschehen?

Indem verantwortliche Personen des damaligen Innenministeriums Sachsen – Anhalts die Ermittlungsausrichtung im Fall Oury Jalloh auf die unglaublichste aller möglichen Brandursachen – die Selbstentzündungshypothese – beschränkten, sollte darüber hinweggetäuscht werden, dass in der Polizeidienststelle Dessau Menschen in Gewahrsam umgebracht werden.

 

Dieses Revier war bekannt für seinen „harten Umgang mit Ausländern“, zudem gab es zwei weitere, bis heute ungeklärte Todesfälle: Ein Herr Rose wurde alkoholisiert von der Polizei im Park aufgegriffen und in Gewahrsam verbracht. Am Morgen lag er tot vor einem Hochhaus, zu welchem er keine persönliche Beziehung hatte. Der obdachlose Mario Bichtemann kam in der gleichen Zelle ums Leben, wie Oury Jalloh. Nach mehrstündiger Ingewahrsamnahme wurde er mit einem Schädelbruch aufgefunden. Leitender Dienstgruppenleiter war an diesem Tag ebenfalls Andreas Schubert.

Wenn es nichts zu verbergen gibt, warum lässt sich das Gericht nicht auf Brandversuche mit Brandbeschleunigern ein? Zwei Menschen sterben in ein und derselben Zelle auf ungeklärte Weise und die Justiz in Sachsen – Anhalt verschließt die Augen?

 

Der Mord an Oury Jalloh soll vertuscht werden, zu groß wären der Skandal und der Imageschaden für Sachsen-Anhalt damals wie heute. Auf Anweisung des Innenministeriums wurden alle Ermittlungsausrichtungen auf die Selbstentzündungsthese, die unglaublichste aller Erklärungen für den Brandausbruch, beschränkt. Ein rassistischer Mord, begangen durch Dessauer Polizeibeamte, wurde – und wird – durch die höchsten Instanzen Sachsen-Anhalts gedeckt.

 

2. Demonstration in Leipzig

 

Heute demonstrierten nochmal 150 Menschen in Leipzig. Sie trugen ein Transparent mit der Aufschrift "Kampf dem Rassismus - enough is enough" und zogen mit Parolen wie: "Oury Jalloh das war Mord! Widerstand an jedem Ort", "Deutsche Polizisten, Mörder und Rassisten", " Die ganze Welt, hasst die Polizei" "Policia Assassini!", "Solidarität muss praktisch werden, Feuer und Flamme, den Abschiebebehörden" und weiteren Parolen durch die Straßen. 

 

Während der Demonstration wurden Barrikaden errichtet und folgende Gebäude entglast: Sparkasse, REWE, Netto, Wiedebachpassagen, der Hauptsitz der Immobilienfirma Hildebrandt & Jürgens, mehrere Werbebanden und eine Haltestelle.

 

Die Polizei verstreute am Ende die Demonstration und wurde nur vereinzelt angegriffen.

 

Wir wünschen der Familie und den FreundInnen von Oury Jalloh viel Kraft und Mut um doch noch die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ihnen gilt unser Mitgefühl und unsere Solidarität.

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Leiptsch hat`s vorgemacht!Laßt uns unsere Trauer über den Tod von Oury(und den vielen anderen Opfern rassistischer Gewalttaten...)in Wut und Widerstand umwandeln.Für ein ,zwei,drei,viele Scherbenspontis...........

Was hat der Angriff auf diese Orte mit dem Tot von Jalloh zu tun? Welchen politischen Sinn? Diese direkten Aktionen  haben keinerlei Bezug zu Repressiven Organen. Am Ende nur heiße Luft. Das war nix! Am 7.1. Demo in Dessau zum Thema Oury Jalloh

Um auf den Mord an Oury Jalloh aufmerksam zu machen, erachte ich folgendes als sinnvoll: Flugblätter und Plakate, Sprühschablonen und Graffiti/Straßenkunst, Transparente, organisierte Demonstrationen und Veranstaltungen.

Mit sogenannten "Scherbendemonstrationen" macht man sich bei der normalen Bevölkerung (welche erreicht werden muss!) lediglich unbeliebt, bestätigt Vorurteile und verfehlt selbst das Ziel, außerdem spielt man so den Repressionsorganen (Begründungs-)Material für ihr Vorgehen gegen linke Strukturen und Einzelpersonen in die Hände.

die langsamlatscher und im-weg-rumsteher ... den ganzen ritualisierten bürgerlich-friedlichen scheiß, der so mainstream und teil der gesellschaftlichen totalität ist, dass er schon als marketing-trick benutzt wird , "erachtest" du also angemessen ... soso. weil die bevölkerung "erreicht werden muss!" aha ... das dumme ist nur: die normale dummdeutsche durchschnittsrassistische bevölkerung interessiert sich einen dreck für oury. sie wird "uns" nicht mehr lieben oder hassen, wegen dem was getan wird. hundert nazimorde, rechtsextremistische brandanschläge und tausende teils schwerstverletzte haben an der akzeptanz rechter denkmuster nichts verändert.

da ist es schlicht naiv zu denken, dass "die" linke wegen ihrer methoden nicht bei der bevölkerung ankommt. und es ist genauso naiv zu denken, dass polizei und sicherheitsapparat nicht nach belieben begründungszusammenhänge konstruieren können, um repressiv tätig zu werden. es wäre vielmehr ein absolutes politisches armutszeugnis auf etwas zu verzichten, bloß weil man fürchtet, dass sich die repression verschärft. das ist doch genau das was die wollen! dass wir aus angst friedlich und anständig in der bürgerlichen wohlstandshölle ausharren und sie weiter mit der ganzen gesamtscheiße durchkommen, von rassistischen maßnahmen bis hin zum sozialkahlschlag. und darum gehts hier; was immer die für eine scheiße aushecken, muss unfassbar teuer für die werden. und das nicht nur mal auf einer demo, sondern immer. jede nacht. der kapitalismus schläft auch nicht. wenn du da keinen bock drauf hast, dann halt dich eben raus, ..das wird dir keiner vorwerfen.. aber stell dich nicht den leuten in den weg, die bereit sind das risiko zu tragen.

den ganzen ritualisierten bürgerlich-friedlichen scheiß, der so mainstream und teil der gesellschaftlichen totalität ist, dass er schon als marketing-trick benutzt wird , "erachtest" du also angemessen ...

Nein, ich sehe es aus strategischer Sicht als sinnvoller an.

 

soso. weil die bevölkerung "erreicht werden muss!" aha ...

Solange wir nicht die Mehrheit der Menschen von unserer Sache überzeugt haben, sind grundlegende Veränderung nicht möglich.

 

hundert nazimorde, rechtsextremistische brandanschläge und tausende teils schwerstverletzte haben an der akzeptanz rechter denkmuster nichts verändert.

Die Akzeptanz rechter Denkmuster wird durch solche Aktionen gefördert, weil die Linken als Randalierer dargestellt werden, denn die Presse schreibt nicht wieso gerade die Karre von XY angezündet wurde oder wieso gerade das Büro der Kanzlei XY angegriffen wurde.

 

da ist es schlicht naiv zu denken, dass "die" linke wegen ihrer methoden nicht bei der bevölkerung ankommt.

Abgesehen davon, dass ich das, was du hier schreibst, als sehr naiv ansehe, bist du offenbar auch noch ein Träumer und lebst nicht in der Realität! Mach die Augen auf, dass Bild der Linken ist wegen sinnlosen Krawallen so was in den Dreck gezogen worden.

 

das ist doch genau das was die wollen! dass wir aus angst friedlich und anständig in der bürgerlichen wohlstandshölle ausharren und sie weiter mit der ganzen gesamtscheiße durchkommen, von rassistischen maßnahmen bis hin zum sozialkahlschlag.

Zerbrochene Fensterscheiben verändern nichts, weil dahinter steht nicht die Masse bzw. diese ist nicht zu erkennen - vor der Masse haben sie Angst haben.

 

und das nicht nur mal auf einer demo, sondern immer.

Direkte Aktionen aus Demonstrationen u.ä. durchzuführen, ist totaler Schwachsinn (bestes Beispiel waren M31 (wobei da nachgeholfen wurde) und die Blockupy-Aktionstage):

das ist doch genau das was die wollen!

 

Zusammengefasst:

Dein Begründungen sind meiner Meinung nicht überdacht, dein Vorgehen ist kontraproduktiv und zudem bist du auch noch ein Träumer, weil du nicht erkennst, dass man für Veränderung die Massen benötigt, was sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gezeigt hat.

Ich will nicht, dass du deine Standpunkte verrätst, sondern überdacht und strategisch sinnvolle Aktionen durchführst.'

Solidarische Grüße!

Solange die Supermärkte REWE und Netto sich nicht aus der Gentechniklebensmittelindustrie zurückziehen, ist jeder Glasbruch gerechtfertigt. http://www.greenpeace.de/themen/gentechnik/publikationen/

Dié Sparkasse muss weg, denn das sind Verbrecher*innen. http://www.attac.de/aktuell/bankwechsel/bankenkritik/uebersicht/ Was soll die Überwachung durch den Staat? Als würde die Gewalt dadurch abnehmen. Sie nimmt zu! "Selbst wenn man Freiheit für Sicherheit opfern will, ist es dennoch höchst umstritten, ob Kameras wirklich einen Sicherheitsgewinn bringen. London ist zwar die bestüberwachte Stadt der Welt, aber bei weitem nicht die sicherste. Hingegen ist gerade Winterthur mit noch bescheidener Überwachungsinfrastruktur die sicherste Grossstadt der Schweiz. Im Hamburger St. Pauli hat eine vermehrte Überwachung entgegen der Erwartung zu einer Zunahme der Gewalt geführt. Ebenso in der Berliner U-Bahn, wo die Delikte in den überwachten Wagons sogar leicht höher lagen, als in den nicht überwachten. Diese differenzierte Beobachtung wird in der Antwort auf Frage 6 teilweise bestätigt und um weitere Beispiele ergänzt. " https://marc.waeckerlin.org/politik/blog/antwort_interpellation_videoueb... Die Immobilienfirma sorgt für unsinnige Mitenerhöhungen. Die Organisationen, welche verlinkt sind, würden aber keine Steine auf Menschen werfen.

Wer Steine wirft, versucht auch zu töten. Pfui!

Oury Jalloh, das war Mord! Immer an der Regierung seit 2005 (sogar 2002-2006 mit der FDP) die rassistische CDU, denn bis heute haben die nichts dafür konkretes getan, dass dieser Prozess fair abläuft, weil sie sich nicht für Reformen bei der Polizei einsetzen, wie z.B. eine unabhängige Kontrollinstanz bei Polizeigewalt und eine individuelle Kennzeichnungspflicht. Beide Dinge erhöhen den Druck auf die Polizist*innen, sich an ihre Dienstvorschriften zu halten! Warum kritisieren die nicht die Unterschlagungen der Beamten?

Also ich denke,daß das auf jeden fall ne jute Aktion war.Und Konsumtempel,Immobilienfirmen etc...(gerade in Leipzig...Gentrifizierung)können immer mal ruhig was abbekommen.Früher hieß das übrigens mal: Den Sachschaden so hoch wie möglich gestalten,damit die Pigs es auch spüren....Menschen sterben und ihr schweigt-Scheiben klirren und ihr schreit....Apropos:Nach Dessau folgt am 12.01. dann Magdeburg....(Naziaufmarsch statt Dresden=Magdeburg)

gute aktion? konsumtempel? wo kaufst du denn dein essen? nicht bei rewe oder ?
für mich hat das zerstören von dingen und das gröhlende durch die straßen nichts mit politik oder gar dem respekt vor einem gewaltsam gestorbenen menschen zu tun. es ist zynisch, leute, die solches verhalten kritisieren, als rassisten zu bezeichnen. wer wirklich etwas ändern will, sollte sich ernsthaft für opfer von polizeigewalt/ausländerfeindlichkeit engagieren und nicht sinnlos dinge zerstören.

ich wohne in connewitz und mich stört diese sinnlose zerstörungswut!

ich wohn auch da und finds klasse.

Ich wohn nicht dort und finds auch klasse!!!gegen Klasse

Ich finde den ersten Teil von Eurem Text sehr gelungen.

Kurz und übersichtlich fasst Ihr nochmal die Ungereimtheiten und Auffälligkeiten zusammen.

Eventuell wäre das ein gute Vorlage für einen Info_Flyer oder als Beilage für die (leider nur die) üblichen Zeitungen etc. geeignet.

Das wäre nochmal ein guter Überblick, auch für Leute, die mit dem Geschehen nicht so vertraut sind bzw. den Prozeß nicht über 7 Jahre verfolgt haben.

 

Ansonsten bleibt zu hoffen, dass am 07.01. (Dessau) und 12.01. (Magdeburg) die staatlichen Organe ein angemessenes Verhalten hinbekommen und nicht an ihr Vorgehen vergangener Jahre anknüpfen.

 

*Menschenverachtende Einstellungen in der Gesellschaft unmöglich machen!*

Ein wirklich schöner Satz zum Schluss. Ob das der Spiegel aushält, ist allerdings die Frage.

Ich wünsche mir, dass diese Forderung für alle gilt - auch für "unsere" Seite.

Leider beobachte ich diesbezüglich eine schlimme Entwicklung! Schade!

Leute, Leute...

seid ihr euch so sicher dass Familie und Freunde von Oury Jalloh eure Entglasungaktionen (möglichst kombiniert mit Feuer und Flamme) auch so toll finden wir ihr? Ich glaube nicht; nein, ich bin bin sogar sicher, dass dies nicht so ist. Ihr bringt weder Respekt noch Anteilnahme noch Trauer mit. Die Connewitzer Aktionen haben mit dem Jalloh-Mord nichts zu tun. Selbiger wird als Vorwand für Spaß am Zerstören benutzt. Das ist eine Schande! Was hat eine Baustelle (für eine Hochschule) die geplündert wurde mit dem Jalloh-Mord zu tun? Was ein Weihnachtsbaumverkauf (welcher ebenso geplündert wurde)? Was der REWE (in dem ihr auch noch euer Bier kauft!!!) oder der NETTO (ihr kauft auch dort)? Und sicher haben einige von euch sogar ein Konto bei der Sparkasse. Aber das verneint ihr sowieso. Euch geht es nicht um Demonstration oder Solidarität, es geht einfach nur um Zerstörung. Aber warum immer das Eigentum anderer?

Den lebenswerten Stadtteil Connewitz gibt es nicht mehr. Aber nicht dank der Gentrifizierung, sondern Dank widerlicher Störaktionen die eigentlich keiner hier haben will. Ich wohne seit vielen Jahr in diesem Stadtteil und kenne so veiel die ebenso lange hier wohnen. Und fast alle sind genau dieser Meinung. Aber ihr meint, dass immer nur euch genommen wird und ihr das non-plus-ultra seid. Werdet erwachsen!!! Oder entglast doch mal eure eigenen Buden und werft euch Farbbeutel in die Zimmer. Brennt doch mal eure eigenen Haustüren an. Lasst euch doch mal mit Pflastersteinen und Böllern bewerfen. Aber nein, lieber gegen angebliche Kapitalistenschweine und blöde Bullen (die wahrscheinlich auch nie kommen wenn ihr von Nazis verkloppt werdet oder euren Kids was geklaut wird oder ihr mit eurem Bulli nen Unfall hattet).

Ach ja, als Abschluß noch: ich kenne auch zahlreiche Leute die mal genauso waren wie ihr. Sie sind alle 5-10 Jahre später im Kopf gereifter und der meinung dass es eigentlich tatsächlich nur Blödsinn und dumm war. Aber in eurer Köpfen sind das wahrscheinlich Wendeköpfe oder Leute, die eh nie richtig dahinter standen.

Schönen Tag noch!

Wenns nicht so lächerlich wäre, wäre es ein beweis für die absolute Unkenntnis deutscher öffentlich-rechtlicher JournalistInnen zu "linken Themen" und Freien Medienplattformen.

 

Sylvia Stadler, Lokalreproterin des MDR Radios in leipzig, bezeichnet konsequent die "Gruppe", die sich "im Internet" zur Demo äußert, mit dem Namen "Linksunten".

 

ROFL #kannstedirnichtausdenkensowas *schenkelklopf*

 

Eine Form des Beitrags, für 7 Tage nachhörbar.

http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/audio422886.html

 

Die Frau hätte die anonymen AuthorInnen wohl auch als "Gruppe DE" oder "Gruppe WWW" bezeichnet.

 

Sag mal, GEZ noch, MDR?

OMG, ich sehe grade, Rechtschreibfehler ohne Ende. Naja. Nennen wir es "kreativ". *hust*

 

Ich habe für meine Postings fast soviel Qualitätskontrolle nötig, wie der MDR - vielleicht sollte man zusammenlegen, damit's zusammen für eine halbe Stelle reicht...

Aber Hallo!

 

Ganz toll habt ihr das gemacht. Wir werden Euch auf Händen tragen, für diesen Verdienst an einer Bewegung die sich auch in Leipzig sehr gern als anarchistisch ausgibt und damit nicht zuletzt Gewaltfreiheit befürworten sollte. Es ist schön zu sehen, dass es aktive Menschen gibt, die auf Gewalt mit Gewalt reagieren. Das gibt schöne, Antifaschismus romantisierende , Bilder auf euren Handys. Da freut sich die Peergroup und staunen die ZuschauerInnen. Da tollt die Adoleszenz des autonomen Kiez Connewitz des Nachts durch die Straßen und findet sich in einem gar schrecklich schönen Wintertraum wieder. Der Schnee schmilzt unter brennenden CO2- Verdampfungen. Die Kiesel krachen gegen Fensterscheiben. Parolen zerfetzen die Nacht.

Melanie wacht weinend in ihrem Zimmer auf. Susi, auch Crust-Su genannt, selber Antirasisstin, eilt zu ihrer 7-jährigen Tochter. Crust-Su ist ihr Trostspender, während draußen gegen das Sprengstoffgesetz verstoßen wird. Noch ein Böller für den Tod eines Menschen, noch ein Pflasterstein zum Gedenken an ein Opfer von Gewalt. Bald kommen die Bullen, dann wird es richtig heimelig im Kiez. Und Melanie weint immer noch.

Überall erwachen die Schlafenden. Robert, RSL-Ultra, hat noch drei Stunden. Dann geht es wieder ins Pflegeheim. Demenzbereich. Acht Stunden volle Leistung. Körperlich wie geistig. Zu wenig Schlaf kann da schnell zu Belastung werden. Ein unachtsamer Moment, Herr Feinstein liegt am Boden, Oberschenkel gebrochen, mit 87.

Irgendwie war es wahrscheinlich so auch um 1938. Da klirrten auch Nachts Scheiben in Leipzig. Da war Mensch auch Feuer und Flamme gegen Sachen und Menschen.

Die Bilder sind ähnlich jedoch unterschiedlich. Eine Gleichsetzung fehl am Platze. Damals menschenverachtende Faschisten, heute Menschen, deren Ansichten und Ziele nicht immer klar sind weil sie für BetrachterInnen kaum aus machbar sind. Warum fliegt der Pflasterstein da gegen den REWE? Was hat die Immobilienfirma mit dem Mord an einem Menschen zu tun? Das magere Schreiben zur Stellungnahme gibt keine Antworten.

Dafür randaliert sich eine unbestimmte Menge an Menschen durch tief temperierte Straßen, vielleicht sogar in dem Wissen, dass es damit ab nächstem Jahr noch mehr Komplexkontrollen geben wird, Streifenwagen noch engmaschiger durch Connewitz schiffen und zukünftige Störaktionen der Polizei bei Veranstaltungen für die Polizei sicher ein legitimes Mittel sind. "Bekämpfung der kriminellen Aktivitäten im südlichen Raum Leipzigs" geistert durch die rechtskonservative Kommentarspalte der Leipziger Volkszeitung und wird mit frenetischem Jubel aufgenommen. Ebenso freuen werden sich alle, die dank solcher hochpolitischen Aktionen künftig noch öfter vom Fahrrad absteigen müssen, um sich Personenkontrollen unterziehen zu müssen. Dabei wollten Lucy und Jule ja nur ins Zoro. Aber darauf haben wie keinen Bock mehr, nachdem sie drei Wochenenden vor der Party mit Staatsangestellten reden mussten. Auch Sören hat keine Lust mehr in die Liwi zu gehen. Zweimal haben ihn nun schon Kontrollen daran gehindert, den Anfang eines ihn interessierenden Vortrags mit zu bekommen. Sie alle haben Lust auf Party und Politik, Politik und Party, aber die kommende Verstärkung des Repressionsapperates kostet Nerven.

Tina schämt sich sogar, auf Arbeit wissen die, dass sie eine von den Linken ist. Das war bisher kein Problem. Aber jetzt kommen unangenehme Fragen auf die Tina keine Antwort weiß, außer sich mit „Damit will ich nichts zu tun haben.“ zu distanzieren. Mit solchen Aktionen will sie auch wirklich nichts zu tun haben. Denn Tina hat begriffen, dass sinnlose Gewalt nur Gegengewalt erzeugt.

Sollte das der Hintergrund solch einer Aktion sein, ist sie in Leipzig sicher gelungen. Dafür ein Hoch auf jene, die glaubten, sich in diesem Moment in einer homogenen Masse, sich als Autonome Antifa bezeichnend, etwas Gutes taten. Ein wütender wütender Mob, dem es manchmal, aber nicht immer, gelingt, ein Anliegen in einer dem Anliegen entsprechenden Form, nach Außen zu tragen. In diesem Fall ist dies nicht gelungen.

bis auf den Vergleich mit 1938 ein halbwegs gelungener Contrapunkt.

Aber das Weglassen von Godwin's Law und Argumentieren lernen wir auch noch, gelle?