[DD] Ball- und Brauhaus Watzke lässt die Nazis tanzen

Burschis? Nein Danke

Am 27. Oktober 2012 wollen Burschenschaften unter dem Deckmantel der „Gesellschaft zur Förderung studentischer Kultur“ im Brauhaus Watzke (Dresden) ihren „Akademikerball“ abhalten. Aus diesem Anlass soll folgender Artikel die braune Geschichte und das auch heute noch zutiefst reaktionäre Weltbild der Burschenschaften beleuchten. 

 

Schon 1817, 2 Jahre nach Gründung der Jenaer Urburschenschaft, trafen sich viele deutsche Burschenschafter auf der Wartburg bei Eisenach, wo zu antisemitischen Hetzreden die „deutsche Nation“ beschworen und Bücher jüdischer Autor_innen verbrannt wurden. Viele Mitglieder dieser Vereinigungen zogen auch begeistert in den 1.Weltkrieg, um für deutsche Großmachtfantasien zu töten. Nach der Niederlage stellten sie einen wesentlichen Teil der Freikorps und anderer Paramilitärs, welche die Novemberrevolution niederschlugen. Mit dem sogenannten „Arierparagraphen“ wurde 1920 beschlossen, dass nur noch „deutsche Studenten arischer Abstammung, die sich offen zum Deutschtum bekennen“ in die Verbindungen der Deutschen Burschenschaft (DB) aufgenommen werden. Elitäre Männerbünde der DB gehörten zu den stärksten Unterstützer_innen der NSDAP und zu den Wegbereitern des Nationalsozialismus. Völkischer Nationalismus, Antisemitismus, Antifeminismus und andere reaktionäre Ideologien sind also schon lange ein Bestandteil dieser Bünde.

 

Diese Positionen innerhalb der DB haben sich bis heute gehalten, und so verwundert es kaum, dass Studentenverbindungen dieses Dachverbands Holocaustleugner_innen und Geschichtsrevisionist_innen zu ihren Veranstaltungen einladen. Viele ihrer Mitglieder sind organisiert in der NPD oder anderen Neo-Nazi-Gruppierungen. Frauen werden nach wie vor nicht in die DB aufgenommen, sie haben keinen Platz innerhalb der Strukturen dieser heterosexistischen Männerbünde, die Frauen und homosexuelle Menschen als „schwach“, „weich“, „verweiblicht“ und „minderwertig“ diskriminiert. Auch erkennt die DB den Grenzverlauf der heutigen BRD nicht an und bezieht sich positiv auf die Grenzen von vor 1945. Auch die Diskussion beim Burschentag 2011, um den so genannten „Arierparagraphen“, zeigt die rassistischen und reaktionären Positionen die Studentenverbindungen innerhalb der DB vertreten.

 

Studentenverbindungen die sich 1996 von der DB abspalteten und die Neue Deutsche Burschenschaft (NDB) gründeten, deren Seilschaften hohen Einfluss auf die spätere Karriere der Verbindungsstudent_innen hat, vertreten ebenfalls erzkonservative Positionen und elitäre Dünkel. So machen Mitglieder dieser Verbindungen 20 Prozent aller Vorstandsvorsitzenden aus. Zwar gibt es in der NDB auch „Damenverbindungen“, aber auch diese vertreten die gleichen fortschrittsfeindlichen Grundsätze und haben zudem weitaus weniger Rechte innerhalb des Dachverbandes.

 

Das Ball- und Brauhaus Watzke, welches in den Weltkriegen als Soldatenunterkunft diente, fühlt sich vermutlich heute noch seiner nationalen und reaktionären Tradition verpflichtet. Nur so ist uns erklärlich, dass der Betreiber eine Gesellschaft, die kaum deutlicher aus dem rechtem Spektrum der Burschenschaften kommen könnte, bei sich beherbergt.

 

Auch wenn die Gesellschaft zur Förderung studentischer Kultur (GFSK/ Veranstalter_in) leugnet, Teil der deutschen Burschenschaft zu sein, so ist anhand der Gründungsverbände (Corps Teutonia, Cheruscia etc.), sowie des Eingeständnisses Ken Leistners (Vorsitzender der GFSK), Mitglied einer „rechtsradikalen Vereinigung“ zu sein, ihre Denkweise ersichtlich. Deshalb ist es der blanke Hohn, dass sich die GFSK, in einer Erklärung zum „Akademikerball“, als tolerant und weltoffen darstellt.

 

Ball-und Brauhaus Watzke lässt die Nazis tanzen
Fang den Hut!  27.10.2012 um 18 Uhr//Dresden- Ball- und Brauhaus Watzke

 

http://afadresden.blogsport.de

 

 

Quellen:


Bündnis gegen den Burschentag in Eisenach – Zeitung 2011

Ein alter Hut - Stura Reader über studentische Verbindungen

e*vibes

Erklärung der GFSK zum Ball

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Schön, dass ihr was gegen den Ball macht. Aber einige Details eures Aufrufs stimmen nicht. Die NDB hat mit Sicherheit keine Damenverbindung. In _burschenschaftlichen_ Verbänden wird es das nicht geben. Mitunter bei konfessionellen Verbindungen oder Sängerschaften o.ä., aber nicht bei Burschenschaften und Corps.

Und die Zahl von 20% Vorstandsvorsitzender der NDB ist auch Unsinn. Das wär m.E. für alle Verbindungen schon zu hoch gegriffen, aber bestimmt nicht für einen einzelnen Verband. Ich lasse mich aber auch gerne mit Quellen überzeugen...

Solidarische Grüße.

 Kötzschenbroder Straße 1
Ort: 01139 Dresden

 

http://www.watzke.de/impressum.html

 

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