Burgenlandkreis
– die NPD als wichtigster rechter Akteur
Im folgenden
Artikel wollen wir euch mit einigen Fakten präsentieren, wie rechte
Strukturen im Burgenlandkreis verankert und präsent sind. So soll
für Außenstehende ein kleiner Einblick in die alltäglichen
Probleme mit Neonazis gegeben werden von dem ein Großteil der
Einwohner und Kommunalpolitiker nichts wissen will, um das schöne
Image als Region mit „vielfältigen Erbe der alten Kulturlandschaft
an Saale, Unstrut und Elster, besonders vom 1000jährigen Weinbau“
(1) nicht zu schmälern. Der Burgenlandkreis ist aber nicht nur eine
Region voller „Natur- und Landschaftsschutzgebiete“ mit
einer“einzigartigen Ausstattung mit Flora und Fauna“ inklusive
des berühmt berüchtigten "Zeitzer Forst“, der „mit 1.800
ha das größte zusammenhängende Waldgebiet im südlichen
Sachsen-Anhalt“ ist und auch „als "Tor zum Thüringer Wald"
bezeichnet“ wird.(2)
Nein, der Burgenlandkreis ist auch die
Region, in welcher ein NPD-Mitglied (EX-SPD) Ortsbürgermeister ist,
die Region in der ein NPD-Kreistagsabgeordneter jahrelang ungestört
Fußballtrainer sein konnte und sogar 24% der Stimmen zur
Bürgermeisterwahl erhielt, die Region in der die NPD mit 3 Sitzen im
Kreistag sitzt und die Region, in der laut mobiler Opferberatung
zwischen 2007 und 2011 durchschnittlich 13 Menschen direkt von
rechten Straf- und Gewalttaten betroffen waren.
Die NPD im
Burgenlandkreis
Die NPD versucht im Burgenlandkreis ein Image
als „Bürgerpartei“ zu pflegen, die sich um die Müll-, Abwasser-
und sonstigen Sorgen der Bevölkerung kümmert. Entsprechend sind
ihre Mitglieder in Berufen tätig in denen sie sich als „nah am
Bürger“ präsentieren können. Andreas Karl (Kreistagsmitglied und
„Macher“ der Partei) ist Dachdeckermeister. Ulrich Mund (ehemals
NPD-Stadtrat, nunmehr einfaches Mitglied) betreibt eine Bäckerei in
der Weißenfelser Innenstadt. Denny Winter (Vorsitzender der NPD
Weißenfels) ist Krankenpfleger/Altenpfleger. Lutz Battke (besagter
Fußballtrainer und ebenfalls Kreistagsmitglied) arbeitet als
Bezirksschornsteinfeger. In Zeitz existiert eine Satellitengruppe der
NPD, die Bürgerinitiative „Arbeitskreis Bürger wehrt euch“.
Dessen Hauptakteurin Christel Kasprzyk trat 2009 als „Parteilose“
für die NPD an. Ihren Werbeflyer zierte ein Spruch des wegen
Volksverhetzung verurteilten Neonazis Horst Mahler. (4) Folgerichtig
trat auch Andreas Karl als Redner bei einer Kundgebung des
„Arbeitskreises“ auf. (5) Christel Kasprzyk ist
Diplomingenieurin
Bei genauerem Hinsehen bröckelt jedoch die
bürgerliche Fassade der NPD und der Hang zur Gewaltbereitschaft,
sowie die Verbindungen zu aktiven Neonazis werden offenkundig. So
sind die beiden Vorstandsmitglieder der NPD Weißenfels, Steffen
Schwabe und Patrik Murmann Mitglieder der „Aktionsgruppe
Weißenfels“ (Kurz: AG Weißenfels) bzw. der "Freien Kräfte
Burgenlandkreis". Die AG Weißenfels fällt nicht nur durch das
Beschmieren von Weißenfelser Häuserwänden auf (5), sondern auch
durch Ankündigungen von Gewalttaten bei Facebook, die scheinbar von
ihnen oder ihrem Umfeld in die Tat umgesetzt werden. (6) [siehe dazu
auch den Artikel zu Weißenfels (7)].
Auch der ehemalige
Weißenfelser NPD-Vorsitzende Enrico Nehring konnte es sich im
Februar 2008 nicht verkneifen zu zeigen, wie seine Partei mit
politischen Gegnern umzugehen gedenkt und schlug mit einigen
Kameraden einen 15-jährigen linken Jugendlichen zusammen.
(8)
Scheinbar hat diese Taktik der NPD, öffentlich bürgerlich
auftreten und nach innen menschenverachtend und gewaltbereit wie eh
und je, im Burgenlandkreis Erfolg. So bekam der NPD Kandidat Lutz
Battke zur Bürgermeisterwahl in Laucha fast ein Viertel der Stimmen.
(9) Im Kreistag ist die NPD mit 3 Sitzen und in weiteren
Kommunalparlamenten (Zeitz, Laucha, Weißenfels usw.)
vertreten.
Bürgerliche Zivilgesellschaft und ihr „Kampf
gegen Rechts“
Bei einem so großen Erfolg ist es oftmals
schwer das Problem mit Neonazis im Burgenlandkreis wirklich zu
übersehen. Deshalb gibt sich die bürgerliche „Mitte“ alle Mühe,
um mit Biegen und Brechen den Eindruck zu erwecken, die Bürger des
Burgenlandkreises würden gegen Neonazis vorgehen. Natürlich
versucht man eine breite demokratische Basis zu inszenieren, die aber
nie wirklich erreicht wird. Das Weißenfelser Bündnis für
Demokratie und Toleranz gleicht entsprechend einem
Terminplanertreffen zum Austausch von Terminen der örtlichen
Kirchen, Parteien und sonstigen Gruppen. Was dabei herauskommt sind
allenfalls symbolische Imageaktionen und ein bisschen Geld für das
jährliche „No Silent Backlands – Festival gegen Rechte Gewalt“
der „Jugendinitiative Weißenfels“. Konsequenterweise hat man
natürlich nichts gegen Jugendliche in Nazishirts auf dem
Festivalgelände, solange diese „friedlich bleiben“. Und
natürlich sahen die Veranstalter auch keinen Anlass nach mehreren
Drohungen von Neonazis auf Facebook und einem Angriff auf zwei
Konzertbesucher auf deren Heimweg eine Durchsage zu machen oder gar
im Nachhinein diese Angriffe und das Versagen der Ordnungsbehörden,
die von den Drohungen wussten öffentlich wahrnehmbar zu
skandalisieren.
Kurz: Die Aktionen von „Zivilgesellschaft“ und
Staat im Burgenlandkreis blamieren sich regelmäßig an der
Realität.
Denn: Wer das Problem, dass der Erfolg der Neonazis
eben kein zufälliges Phänomen, sondern Ausdruck der Verhältnisse
im Burgenlandkreis ist nicht wahrhaben will, der kann schlechterdings
nur repressiv gegen Neonazis vorgehen und hat ihnen nicht wirklich
etwas entgegenzusetzen. Dabei lässt man sich wahlweise von der NPD
an der Nase herumführen (Beispielfall 1), wird von der Ignoranz der
Bürger vor Ort blamiert (Beispielfall 2) oder verliert vor lauter
Aktionismus schlicht und ergreifend vor Gericht (Beispielfall
3).
Beispielfall 1: Hans Püschels heimatliches
Possenspiel
Zur Landtagswahl 2011 geriet der Burgenlandkreis in
die bundesdeutschen Schlagzeilen. Ein SPD-Mitglied besucht einen
NPD-Bundesparteitag und schreibt hinterher sogar einen Leserbrief an
die mitteldeutsche Zeitung, in welchem er Sympathien für die NPD und
deren Positionen bekundet. Und das mitten im Wahlkampf! Statt zu
fragen woher ihr Parteigenosse derartige Positionen nimmt, versucht
die SPD natürlich Püschel als ehrbahren Genossen hinzustellen und
vor einem Ausschlussverfahren zu retten. Püschel und
NPD-Spitzenkandidat Heyder schreiben derweil diverse Mails
miteinander und planen schon die öffentliche Inszenierung von
Püschels Übertritt (Püschel: „Als NPD-Mann wäre ich sofort raus
aus den medien - dann wärs nichts besonderes. Halte mir also im
Moment die SPD-größen warm und schiebe den krach so lange wie
möglich raus.“). Berechenbar und konzeptlos wie die bürgerliche
„Mitte“ eben ist, klappt das Unternehmen und Püschel tritt
irgendwann in die NPD ein. (10) Sachsen-Anhalt hat damit einen
NPD-Ortsbürgermeister und eine blamierte SPD mehr, die eigentlich
erklären müsste wieso ihr ehemaliges Mitglied plötzlich
wöchentliche Kolumnen schreibt, in denen die Shoah geleugnet und
gegen Ausländer gehetzt wird. Statt Selbstkritik und der Frage wieso
jemand mit derartigem Gedankengut solange unbemerkt in der SPD sein
konnte, wird jedoch nur der übliche Kampf gegen Rechts geführt:
Püschel ist Laienspieler in einer Theatergruppe und entsprechend
wird sein Ausschluss aus dieser betrieben. (11)
Beispielfall
2: Lutz Battke und ein Brief der Lauchaer Luftsportjugend
Lutz
Battke ist jahrelang Fußballtrainer des Vereins BSC 99 Laucha. Der
örtliche Verein - dessen Farben schwarz-weiß-rot sind - hat und
hatte kein Problem mit Battke. Nachdem jedoch einer von Battkes
Schützlingen einen israelischen Jugendlichen angriff, geriet Laucha
in die bundesweiten Schlagzeilen und Sachsen-Anhalt unter den Druck
sein Image wieder herzustellen. (12) Entsprechend zwangen
Landesregierung und Landessportbund den Lauchaer Verein zur
Entlassung Battkes, von welchem sich der Verein tatsächlich nur sehr
ungern trennte. Sogar nach der offiziellen Entlassung durfte er
weiter trainieren, was erst durch aufmerksame Beobachter der rechten
Szene entlarvt wurde.(13) Doch auch hier gesteht man sich nicht ein,
dass das Problem bei den Eltern der Lauchaer Bevölkerung liegt, die
ihre Kinder zu einem solchen Menschen trainieren schicken, sondern
veranstaltet eine „Laucha bleibt Bunt-Aktion“ gegen die
Kundgebung „Unser Trainer heisst Battke“ der NPD. Bei der
Inszenierung dieser Protestveranstaltung hat man aber leider nicht
mit der Lauchaer „Luftsportjugend“ gerechnet. Diese schrieb und
legte auf der Veranstaltung einen „offenen Brief an die Damen und
Herren der NPD aus“, in dem sie die Medien und alle, welche die
Tätigkeiten Battkes skandalisierten als das wahre Problem
anprangerte. Die 10-Jahre währende Tätigkeit Battkes als Trainer
war also für die Luftsportjugend keinerlei Problem.(14) Die
beschworene bunte „Zivilgesellschaft“ in Laucha beugte sich nicht
dem Wunschdenken von Landespolitik und Miteinander e.V., sondern
zeigte ihre ehrliche ignorante Fratze inform der Luftsportjugend
Laucha.
Beispielfall 3: Lutz Battke, was tun, wenn man kein
Konzept hat?
Der Skandal um Lutz Battkes Trainertätigkeit war
natürlich längst nich alles. Zu einer ordentlichen Provinzposse
gehört natürlich auch immer ein zweiter Akt. Da Battke nicht nur
Fußballtrainer des BSC 99 war, sondern auch Bezirksschornsteinfeger
ist, versuchte die Landesregierung hier anzusetzen. Was soll eine
bürgerliche „Mitte“ auch tun, wenn sie dem rechten Rand so nahe
ist, dass sie ihm inhaltlich nichts mehr entgegenzusetzen, und selbst
die örtlichen Bürger gegen sich hat? Richtig, es wird versucht
wenigstens symbolisch denjenigen zu schaden, die einen an genau
diesen Umstand immer wieder erinnern. So versuchte die
Landesregierung also dem Bezirksschornsteinfeger die Kehrlizenz zu
entziehen und scheiterte vor Gericht kläglich damit.
(15)
Fazit:
Der Burgenlandkreis ist und bleibt ein brauner
Flecken Erde, dessen Wiesen, Wälder, Weine und Flüsse nur ein
schwacher Trost für jene sind, die täglich unter dem Neonaziproblem
zu leiden haben. Dort wo ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung
die NPD wählt, obwohl deren Führungspersonal auf jeden normalen
Menschen wie die Witzfiguren aus „Go Trabi Go“ und anderen
schlechten Ostdeutschland-Filmchen wirken, scheint Aufklärung nicht
mehr viel zu bringen. Dennoch ist uns eine lethargische Bevölkerung
in der tristen Provinz, die nicht NPD wählt und keine Menschen
verprügelt immernoch lieber als eine Bevölkerung in der tristen
Provinz die genau das tut.
Deshalb untersützt die Demonstration
„National befreite Zonen aufmischen – Weißenfels ins rechte
Licht rücken“ am 03.November 2012 um 13:00 am Hauptbahnhof von
Weißenfels.
*** http://nbzaufmischen.blogsport.de/
***
(1)
http://www.burgenlandkreis.de/de/daten-fakten.html
(2)
http://www.burgenlandkreis.de/de/tourismus.html
(3)
http://www.mobile-opferberatung.de/monitoring/statistik/
(4)
http://tinyurl.com/cpld6fp
(5)
http://infothek.wordpress.com/2010/08/05/28-juli-2010-zeitz/
(6)
https://linksunten.indymedia.org/de/node/64543
(7)
wird die nächsten Tage erscheinen
(8) genaueres hierzu im zweiten
Artikel beschrieben, der noch erscheinen wird
(9)
http://endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=5523:%E2%80%9Enpd-superstar%E2%80%9C-lutz-battke-wird-nicht-stadtoberhaupt&Itemid=387
(10)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/npd-landtagskandidat-pueschels-groesste-show-a-745386.html
(11)
http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1321007883216
(12)
http://www.tagesspiegel.de/politik/laucha-das-trauma-bleibt/1841114.html
(13)
http://npd-blog.info/2010/09/30/npd-trainer-offenbar-weiter-beim-bsc-laucha-aktiv/
(14)
http://bgrweissenfels.blogsport.de/2010/10/26/offener-brief-an-die-luftsportjugend-in-laucha/
(15)
http://de.indymedia.org/2009/10/263769.shtml
Solivideo
Hier ein Solivideo von uns für euch
http://youtu.be/HwGIkP7abLw