Südafrika: Massaker an streikenden Minenarbeitern

 Polizeieinsatz gegen Streikende am Donnerstag: Der zuständige Minister spricht von "legitimer Selbstverteidigung"

Einen Tag nach dem Massaker an streikenden Arbeiter/innen der LONMIN-Platinmine in Marikana (Südafrika) berichtet die Presse mittlerweile von 34 Toten, 78 Verletzten und 259 Verhafteten.

Die Polizei hatte am 17. August 2012 mit automatischen Waffen auf Streikposten geschossen, die während der Betriebsbesetzung vor Tränengas und Schockgranaten flüchteten. Die Staatsmacht hatte dies als Angriff gedeutet und schoss wahllos in die Menge der teilweise mit Knüppeln und Macheten bewaffneten Protestierenden. Videos zeigen jedoch keine Notwehrsituation, sondern eine gezielte Aggression der schwerbewaffneten Polizeikräfte, die das gesamte Gebiet mit Stacheldrahtsperren und Panzerfahrzeugen umstellt hatte.

Es wird vermutet, dass dieses Massaker eine geplante Racheaktion der Polizei war, denn in dem seit letzter Woche andauernden Arbeitskampf gab es bei Angriffen auf Streikposten bereits zehn Tote, davon zwei Polizisten und zwei Sicherheitsleute des in London ansässigen Minenbetreibers LONMIN.

 

Die Firma ist die drittgrößte Platinmine der Welt und wird verantwortlich gemacht für die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen aufgrund von Umweltvergiftung und zahlreichen Arbeitsunfällen. Dreitausend streikende Arbeiter/innen fordern angesichts hoher Arbeitslosigkeit und Armut eine Anhebung ihres niedrigen Lohnes von 525 Euro auf 1.216 Euro.

 

Achtzehn Jahre nach dem Ende der rassistischen Apartheid regieren der ANC und die alte Elite mit eiserner Faust in der Bekämpfung der Armen und Besitzlosen. Bergbaugewerkschaft NUM und der radikaleren AMCU. Letztere organsiert fast ein Viertel der 28.000 Minenarbeiter/innen und hatte im Februar diesen Jahres nach einem sechswöchigen Streik 125% Lohnerhöhung erkämpfen können, wobei es bereits zu drei Toten gekommen war.

 

Angesichts der im Dezember bevorstehenden Parlamentswahlen wollen sich der Afrikanische Nationalkongress (ANC) und die ihm nahestehende Gewerkschaft NUM in Krisenzeiten als Ordnungsmacht profilieren, indem sie radikale Arbeitskämpfe und Armenaufstände mit allen Mitteln verhindern wollen.

 

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Modellbrief:

Meine Damen und Herren,

wie ich mitbekommen habe, wurden bei einem Streik südafrikanischer Minenarbeiter mehrere der Streikenden von der Polizei getötet. Die Erklärung ihres Präsidenten, er sei geschockt über die Gewalt, nützt wenig, wenn man daran denkt, dass der südafrikanische Staat die volle Verantwortung für das Geschehene trägt.

Denn die Verantwortung tragen die, die zugelassen haben, dass die Minenarbeiter unter Bedingungen arbeiten, die schon vor dem Streik von Menschenrechtsorganisationen als unzumutbar bezeichnet wurden. Die Verantwortung tragen die, unter deren Herrschaft Arbeiter, die sich ihres demokratischen Rechts bedienen zu streiken, derart eingeschüchtert werden, dass Sie sich gezwungen sehen sich zu ihrer Verteidigung bewaffnen. Letzten Endes tragen die, die Verantwortung, die in eine derart aufgeheizte Situation einige wenige Polizisten mit scharfen Waffen gegen die Streikenden ins Feld schicken.

Ich unterstütze die Forderungen der Streikenden in vollem Umfang und verurteile das Eingreifen des Staates zugunsten der Minenbesitzer aufs schärfste.

Ich fordere sie auf unmittelbar jede Repression gegen die Streikenden ein zu stellen.

Des Weiteren fordere ich sie auf sich dafür einzusetzen, dass die Forderungen der Streikenden erfüllt werden.

Wenn sie den Forderungen nicht nachkommen, werde ich all meine Energie darauf verwenden, gemeinsam mit der Partei DIE LINKE und Kontakten in den Gewerkschaften und sozialen Bewegungen, das wahre Gesicht der südafrikanischen Regierung bekannt zu machen und Protestaktionen zu organisieren um Druck auf die deutsche Regierung aus zu üben, das Vorgehen der Südafrikanischen Regierung zu sanktionieren.

Gezeichnet,

Diesen Brief bitte senden an:

berlin.consular@foreign.gov.za

mcsweeneye@dirco.gov.za

contact@lonmin.com

Kopien bitte an: dsmcwi@gmail.com

quelle: http://www.sozialismus.info/?sid=4975