Am 23.Juni versammelten sich rund 25 Antifaschistinnen und Antifaschisten erst in Emmendingen und später in Freiburg. Sowohl in Emmendingen als auch in Freiburg wurde in Form einer Spontandemonstration an der BaWü-weiten Kampagne „In die Offensive: Nazistrukturen aufdecken und bekämpfen!“ teilgenommen.
Um unsere Motivation und Zielsetzung für den Tag zu verdeutlichen hier ein Auszug aus dem Aufruf der Kampagne für die Aktionswochen im Juni/Juli 2012:
„Für antifaschistische Organisierung!
Aus
verschiedenen Städten in Baden-Württemberg wollen wir nun an einem
Strang ziehen und den Faschisten einen koordinierten Widerstand
entgegensetzen.
Mit einer Reihe von Aktionen werden wir die
faschistische Bewegung und ihre Strukturen an verschiedenen Orten
aufdecken und in aller Öffentlichkeit angehen. Nur indem wir uns
dabei gegenseitig unterstützen und voneinander lernen, sind wir in
der Lage, einen dynamischen und aktionsfähigen Widerstand
aufzubauen, der Stadtgrenzen hinter sich lässt und den
Erfordernissen der unterschiedlichen lokalen und regionalen
Begebenheiten Rechnung trägt.
Es ist endlich an der Zeit, die
Beschränktheiten von Szenepolitik und engstirniger politischer
Selbstbezogenheit hinter uns zu lassen – die konsequente Ablehnung
der rechten Ideologien von Ungleichheit und Vernichtung eint uns mit
fortschrittlich denkenden Menschen aus verschiedenen Teilen der
Gesellschaft und deren unterschiedlichen Lebensrealitäten. Im
Widerstand gegen die rechte Gefahr bringen wir unsere gemeinsame
Perspektive einer solidarischen Form des Zusammenlebens auf den
Punkt.“
Sowohl in Emmendingen als auch in Freiburg wurde mit einem Transparent, Fahnen und Parolen wie „Solidarität heißt Widerstand – Kampf dem Faschismus in jedem Land“ und „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ auf unser Anliegen aufmerksam gemacht. Dazu wurden stets zahlreiche Flyer und Aufrufe an Passanten verteilt. Des weiteren wurde immer wieder ein kurzer Infotext verlesen, um die Passanten und Passantinnen stets von unserem Anliegen in Kenntnis zu setzen.
Emmendingen
In und um Emmendingen wohnen Faschisten der „Kameradschaft Südsturm Baden“, einer neonazistischen Vereinigung von circa 15-20 Faschisten im Alter von 17 bis 35 Jahren. Auf der Internetseite „ no nazis freiburg“ wird folgendes über die „Kameradschaft Südsturm Baden“ geschrieben:
„Die
im Winter 2007/2008 gegründete „Kameradschaft Südsturm Baden“
(KSB)
beschreibt sich selbst als ein „starkes Südbadisches
Netzwerk von Achern bis Freiburg“. Wie es sich mit der
tatsächlichen Stärke der Kameradschaft verhält, sei zunächst
einmal offen gelassen, ihre Mitglieder jedenfalls leben in der Tat im
südlichen Baden verteilt und sind zum größten Teil seit mehreren
Jahren in der regionalen Naziszene aktiv. Öffentlich
in Erscheinung trat die Kameradschaft in den letzten drei Jahren zu
mehrerlei Anlässen.
(...)
Im August 2009 beteiligte sie sich am allgemein gescheiterten Konzept der sogenannten „Hessmobs“, bei dem Nazis an über 100 Orten in der Bundesrepublik Flashmobs zur Erinnerung an den Hitler-Stellvertreter Rudolph Heß ankündigten. Einer davon wurde von der KSB in Emmendingen organisiert. Aufgrund der antifaschistischen Mobilisierung gegen das „Heldengedenken“ im Jahr 2009, verzog sich die KSB am letztjährigen Volkstrauertag vorsorglich auf den Nimberg bei Teningen-Nimburg, ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von Freiburg. (...)
Neben ihren öffentlichen Auftritten veranstaltete die KSB jedoch auch mehrere Kameradschaftsabende und mehrtägige Zeltlager, denen anders als ihren dilettantischen Medienauftritten eine nicht unerhebliche Bedeutung für die lokale Naziszene zukommt. Überall wo sich Nazis ungestört treffen und vernetzen können, verfestigen sich rassistische, antisemitische und völkisch-nationale Ideologien und nicht selten kommt es zu Gewalt.“
(http://no-nazis-freiburg.noblogs.org/post/2010/07/28/kameradschaft-s-dsturm-baden/)
Ihre
größte mediale Aufmerksamkeit erlangte die Kameradschaft allerdings
im Zuge ihrer Demonstrationsversuche in Offenburg. Anlass war den
Nazis der Jahrestag der Deportation der badischen Juden ins
französische Konzentrationslager „Gurs“. Im Zuge der Arbeit
gegen den Naziaufmarsch wurde zu schier unfassbaren Verhöhnung der
Opfer des Faschismus ein Hintergrundbericht verfasst. Um diese Demonstration 2011 zu finanzieren,
versuchten die Faschisten eine sog. „Soliparty“ durchzuführen.
Im Vorfeld dieser Veranstaltung raste der ursprünglich aus Offenburg
stammende Nazikader Florian Stech am
Pendlerparkplatz in Riegel in eine Gruppe Antifaschisten und
verletzte dabei eine Person schwer. Weitere konnten sich nur durch
einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen. Aufgrund dieser
Ereignisse und dem durch das große Presseecho aufgebaute
öffentliche Druck sagten die Faschisten ihre Demonstration in
Offenburg kurzerhand ab, da der bisherige Anmelder Stech „ausfiel“.
Weitere Kader des Kameradschaft Südsturm Baden sprangen ein und
verlegten die Demonstration kurzerhand nach Emmendingen. Hier hofften
sie auf weniger Gegenwehr und auf weniger öffentlichen Druck, der
unter anderem auch durch eine Spontandemonstration des enough is
enough-bündnisses erzeugt worden ist.
Als direkte Reaktion auf diese Ankündigung der Faschisten gründete sich das breite Bündnis „Emmendingen Nazifrei“, das aus Gewerkschaften, Parteien, Jugendverbänden, Kirchen und antifaschistischen Gruppen bestand. Eine Kundgebung auf dem Marktplatz wurde organisiert. Zielsetzung des Bündnis war die Verhinderung des Naziaufmarschs in der Innenstadt. Am Tag selbst fand von Naziseite keine Aktivität statt. Verirrte Nazis wurden bereits bei Ankunft von der Polizei des Platzes verwiesen.
Diese „importierte“ Demonstration darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in der Gegend aktive Faschisten gibt. Bereits oben wurden einige Naziaktivitäten genannt
Im Prozeß gegen Florian Stech, der aktuell in Freiburg stattfindet, werden auch die Nazis Philipp Mang aus Emmendingen und der aus Bahlingen am Kaiserstuhl stammende Daniel Adler noch aussagen müssen. Sie sind für den 2.Juli vorgeladen, da beide direkt nach der Tat am Tatort auftauchten und Stech vor dem Losfahren sogar noch mit Adler telefoniert hatte.
Freiburg:
Im Anschluss fand auch in der bestens besuchten Freiburger Innenstadt eine Spontandemonstration statt. Dabei legten wir einen Stopp vor dem Freiburger Landgericht ein, um auf den dort stattfindenden Prozeß gegen Florian Stech aufmerksam zu machen, dem nun noch 6 Prozeßtage bevorstehen. Weiter geht’s am 2.Juli. Ab 8.00 Uhr ist am Bertholdsbrunnen eine Kundgebung, um nochmals den politischen Charakter des Mordversuchs zu betonen und eine breite Öffentlichkeit dafür zu schaffen.
Darüber hinaus finden auch in der Öko-Hochburg Freiburg ab und zu Naziaktivitäten statt. In FR-Zähringen tauchten vor einer Weile NPD-Aufkleber auf, einzelne Faschisten aus dem Freiburger Umland gehen in Freiburg auf die Schule und zur FussballWM 2010 wurde eine größere Nazigruppe mit Reichskriegsflagge in der Freiburger Innenstadt gesichtet.
Um gegen Nazis aktiv zu werden, hat sich im Linken Zentrum Freiburg in der Wiehre das „Offene Antifaschistische Treffen Freiburg und Umland“ gegründet. Hier treffen sich jeden zweiten Dienstag im Monat Leute, die gegen Faschisten aktiv werden wollen.
Weitere Infos gibt es unter: http://oat-freiburg.tk
Wie es weiter geht:
Im Zuge der Antifakampagne findet auch eine Abschlussdemonstration in Lörrach statt. Hier ist es das Ziel, ein starkes Zeichen in einer Gegend zu setzen, in der es vermehrt zu Naziaktivitäten kam. Es soll verdeutlicht werden, dass Faschisten überall entschlossen entgegengetreten werden muss.
Für die Demo gibt es in Freiburg einen Zugtreffpunkt:
Freiburg Bahnhof |11 Uhr | Gleis 4 [Zugabfahrt 11.15 Uhr]
Die Antifaschistische Aktion aufbauen!
Weiteres:
http://antifaschistische-linke.de
http://riegelsoli.blogsport.de
der szenetypische Propagandafaktor
liegt bei höchstens 1,5 und nicht bei 4