Unter dem Motto “Rassismus tötet! In Gedenken an Nuno Lourenço“ veranstaltete der Initiativkreis Antirassismus am Abend des 13.6.2012 eine Kundgebung in der Südvorstadt in Leipzig. Anlass der Veranstaltung war der sich nähernde 14. Todestag des portugiesischen Gastarbeiters Nuno Lourenço, der infolge eines von der deutschen Nationalmannschaft verlorenen WM-Fußballspiels am 4.7.1998 von acht Nazis angegriffen und misshandelt wurde. Er starb im Dezember 1998 an den Folgen dieses rassistischen Angriffs.
Mit der Kundgebung, an der 100 Menschen teilnahmen, wies der Initiativkreis auf die Auswüchse des deutschen Nationaltaumels hin, zu denen es im Zusammenhang mit internationalen Fußball-Meisterschaften regelmäßig kommt.
Dazu erklären die OrganisatorInnen: “Der so genannte Party-Patriotismus ist bei weitem nicht so harmlos wie er gern beschrieben wird. Der Taumel um die Siege der eigenen Nationalmannschaft kann für die, die nicht dazu gehören, weil sie eine andere Herkunft haben, schnell in Pöbeleien und Gewalt umschlagen. Das beweisen zahlreiche rassistische Vorfälle am Rande von Fußball-Nationalspielen.”
In verschiedenen Redebeiträgen wurde auf menschenverachtende Gewalttaten hingewiesen, die sich im Zusammenhang mit vergangenen Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften ereignet haben. Außerdem wurde an die Opfer rechter Gewalt in Leipzig erinnert.
Mindestens sechs Menschen musste in dieser Stadt seit 1990 ihr Leben lassen, weil sie nicht ins Weltbild von Nazis passten. Nur drei von ihnen, neben Nuno Lourenço auch Achmed Bachir, erstochen im November 1996 und Kamal Kilade, erstochen im Oktober 2010, werden von der Bundesregierung als Opfer rechter Gewalt anerkannt. Der Initiativkreis macht sich dafür stark, dass auch Klaus R., erschlagen im Mai 1994, Bernd Grigol, zu Tode gequält im Mai 1996 und Karl-Heinz Teichmann, erschlagen im Mai 2008 als Opfer rechter Gewalt anerkannt und ihre Schicksale nicht vergessen werden.
Die aktuelle Debatte um neue Unterkünfte für Asylsuchende in Leipzig wurde im Rahmen der Kundgebung ebenfalls thematisiert: “Dass rassistische und xenophobe Einstellungen bis weit in die gesellschaftliche Mitte reichen, beweisen die derzeitigen aggressiven und mit rassistischen Stereotypen durchsetzten BürgerInnenmobilisierungen. Genau hier findet rassistische Gewalt ihren gesellschaftlichen Nährboden und Rückhalt.” (weitere Information am Ende des Artikels)
Die Kundgebung am 13.6.2012 stellte den Auftakt der bundesweiten Kampagne “Rassismus tötet” in Leipzig dar. Mit dieser Kampagne soll an die sich 2012 zum 20. Mal jährenden Pogrome in Rostock-Lichtenhagen erinnert werden, die als die massivsten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte gelten. Die Kampagne nimmt auch staatliche Diskriminierung von MigrantInnen und die Ausmaße rechts motivierter Gewalt in den Blick.
In Leipzig sind im Rahmen von “Rassismus tötet!” verschiedene Film- und Vortragsveranstaltungen, Aktionen im öffentlichen Raum und eine Demonstration im Herbst 2012 geplant. Nächste Veranstaltung ist am 20.06.2012 im Fischladen, dort wird ein Film zu Rostock-Lichtenhagen gezeigt, nähere Infos folgen die Tage.
Ein Film der auf der Kundgebung gezeigt wurde, der Rest wird noch nachgereicht:
Die verschwiegenen Toten (24.10.2000, Panorama)
Ein Bericht aus dem Jahre 2006 zur WM:
Studie zur Fußballweltmeisterschaft: Fußballtaumel und Fremdenfeindlichkeit
Weitere Informationen zum rassistischen Mob in Leipzig der sich gegen die dezentrale Unterbringung von AsylbewerberInnen gebildet hat:
Videos:
Petition gegen Rassismus und für das Konzept der Stadt:
Initiativkreis: Menschen. Würdig. Kampagne für menschwürdiges Leben & Wohnen auch für Asylsuchende
weitere Links:
weitere bilder
weitere bilder findet ihr hier:
http://de.indymedia.org/2012/06/331318.shtml