Wut und Trauer über den Mord an Semanur Subay
In der Nacht zum 4. Juni 2012 wurde Semanur Subay in Kreuzberg auf
brutalste Weise von ihrem Ehemann ermordet. In Gedenken an Frau Subay
und gegen patriachale Gewalt wird es am Freitag um 17:30 am U-BHF
Hermannplatz eine Frauendemonstration unter dem Motto „FRAUEN IHR SEID
NICHT ALLEIN!“ stattfinden. Ausserdem dokumentieren wir angesichts
dieses erneuten Falles tödlicher patriachaler Gewalt gegen eine Frau
eine Erklärung des – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V. – CENI und
der Frauenbegegnungsstätte UTAMARA e.V. zu den Ereignissen. Im
Anschluss findet am Kottbusser Tor um 21 Uhr eine Demo für Deniz und Basak und die Freiheit aller politischen Gefangenen statt.
Gedenkdemo | Freitag | 15. Juni | 17:30 | Hermannplatz
Gedenkdemo | Freitag | 15. Juni | 17:30 | Hermannplatz
In der Nacht zum 4. Juni 2012 wurde erneut eine Frau auf brutalste Weise
von ihrem Ehemann ermordet. Der Täter schlug und stach auf der
Dachterrasse ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg auf die 30-jährige
Semanur Subay ein, ermordete sie, zerstückelte ihren Körper und warf
ihre Leichenteile in den Innenhof des Wohnhauses.
Obwohl Nachbarn die Polizei informiert hatten, blieb jede Hilfe zu
spät. Der Mord geschah vor den Augen der Polizei, der Nachbarschaft und
der Kinder. Die sechs Kinder von Semanur Subay, im Alter zwischen 2
und 13 Jahren hatten den grausamen Mord an ihrer Mutter durch die
Fensterscheibe der Dachterrasse mit ansehen müssen. Laut Angaben von
Nachbarinnen und Bekannten hatte der Ehemann schon in der Vergangenheit
immer wieder Gewalt gegen Semanur Subay angewandt und sie erniedrigt.
Hiergegen hatte Semanur Subay sich gewehrt und wollte sich von dem
Gewalttäter trennen.
Für uns ist dies ein deutliches Zeichen, dass wir uns als Frauen und
Fraueneinrichtungen noch besser organisieren und vernetzen müssen, um
solche Morde und jegliche Form von Gewalt gegen Frauen wirksam
verhindern zu können. Als Frauen, Einrichtungen, Freundinnen,
Schwestern, Mütter, Nachbarinnen, Kolleginnen, Mitschülerinnen, Bekannte
müssen wir den Hilferuf einer Frau ernst nehmen und bereits beim ersten
Laut Unterstützung und Solidarität anbieten können.
Wir sind wütend und traurig!
Zugleich wissen wir, dass Morde und Gewalt an Frauen – wie der Mord an Semanur Subay – keine Einzelfälle sind, sondern systematisch verübt werden. Weltweit sterben mehr Frauen im Alter zwischen 14 und 44 Jahren durch Männergewalt als durch Unfälle, Krankheiten oder Kriege, wobei 70% aller ermordeten Frauen durch ihre Partner, bzw. Ex-Partner ermordet werden. Diese systematische Gewalt und Morde bezeichnen wir als Feminizid. Feminizid umfasst körperliche, geistige, ökonomische und strukturelle Gewalt, die damit einhergeht, Frauen ihres Lebens, ihrer Selbstbestimmung, ihrer Lebensgrundlage und Entwicklungsmöglichkeiten zu berauben. Feminizid ist in allen Gesellschaften existent und betrifft alle Frauen unberücksichtigt ihres Alters, ethnischen Zugehörigkeit, Religion, sexuellen oder kulturellen Hintergrundes. Feminizid ist ein globales Phänomen, jedoch im Gegensatz zum Genozid, d.h. dem Völkermord, international immer noch nicht geächtet.
Gleich nach dem Mord haben der Frauenverein Dest Dan e.V., die Kurdische Fraueninitiative und weitere Organisationen zu einer Protestkundgebung und Trauerfeier anlässlich des Mordes an Semanur Subay aufgerufen. Auch Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V. und die Frauenbegegnungsstätte UTAMARA e.V. unterstützen diese Veranstaltungen. Denn wir dürfen weder zulassen, dass Gewalt und Morde an Frauen verschwiegen und verharmlost wird, noch dass diese voyeuristisch aufbereitet und zur rassistischen Stigmatisierung benutzt werden. Vielmehr müssen wir unsere Trauer und Wut über den grausamen Mordes an Semanur Subay zum Anlass nehmen, noch stärker daran zu arbeiten, die internationale Solidarität unter Frauen in unserem Lebensumfeld und Alltag zu stärken, die Ursachen patriarchaler Gewalt zu benennen und zu bekämpfen.
Schluss mit den Frauenmorden – Schluss mit dem Feminizid!
Unser Leben, unser Körper gehören uns!
Jin – Jîyan – Azadî!
Frauen – Leben – Freiheit!
Cenî – Kurdisches Frauenbüro für
Frieden e.V.
Frauenbegegnungsstätte UTAMARA e.V.
6.Juni 2012
Da fehlt doch was
Kein Wort darüber, dass der Mann immer wieder laut "Allahu Akbar" ("Allah ist größer") rief, während er seiner Frau den Kopf abschnitt? Das ist dann wohl doch eine zu unangenehme Tatsache.
Wer gegen das Patriachat kämpfen möchte, muss auch Religion ins Fadenkreuz nehmen.