Dieses Jahr fanden am Kampftag unserer Klasse wieder mehrere
kämpferische Aktionen und Demonstrationen statt, an denen wir uns
beteiligten. Zusammenfassend kann erfreulicherweise konstatiert werden,
dass die Teilnehmerzahlen der Demonstrationen zum Teil enorm gestiegen
sind, was allerdings nur wenig über den tatsächlichen Bewusstseinsstand
der Menschen oder die Perspektive in ihren Kämpfen aussagt. Es steht
außer Frage, dass der hohe Aufwand und die Energie, die von allen Seiten
in dieses „Event“ gesteckt werden, leider so gut wie keine nachhaltige
Wirkung erzielen und auch die aufständischen Aktionen reinen
Symbolcharakter haben.
Trotzdem halten wir es weiterhin für sinnvoll, am 1.Mai die rebellische
Tradition unserer Klasse auf Demonstrationen zum Ausdruck zu bringen und
klassenkämpferisches, revolutionäres Bewusstsein in die protestierenden
„Massen“ zu tragen. Doch darf dieser Aktionismus gegenüber der
politischen und organisatorischen Aufbauarbeit im Stadtteil und an den
Arbeitsplätzen nicht überbewertet werden.
Wir verteilten im Vorfeld des 1.Mai im Rahmen unserer diesjährigen Beteiligung am „Klassenkämpferischen Block“,
eine von diesem herausgegebene Massenzeitung in dem Spandauer
Arbeiterviertel Siemensstadt. Vor Betrieben und in den angrenzenden
Mietblocks wurden wir so mehrere hundert Zeitungen los. Es wird Zeit,
dass die außerparlamentarische Linke die Arbeitsstätten unserer
KlassengenossInnen endlich wieder als ihr (mit) zentrales Politikfeld
begreift.
Im Neuköllner Schillerkiez, einem unserer regionalen Politikschwerpunkte, tauchten unterdessen Stencils auf, die zum 1.Mai mobilisierten.
Am Vorabend des 1.Mai, der sogenannten Walpurgisnacht, nahmen wir dann
an der Demonstration „Nimm was dir zusteht! Gegen Rassismus und soziale
Ausgrenzung!“ teil, ebenso wie circa 4000 weitere Menschen. Darunter –
neben dem gewöhnlichen, teils stark alkoholisiertem Szeneklientel –
auch recht viele AnwohnerInnen des „roten Wedding“. Mit GenossInnen aus
dem subproletarischen Millieu und AktivistInnen der ARAB bildeten wir
auf der Demonstration einen Internationalistischen Block, der bereits
vor Demo-Beginn die proletarische Hymne „Roter Wedding“
durch die Straßen schallen ließ. Wir werten es als Erfolg, dass wir das
Mitführen von zwei Palästinafahnen gegen den engstirnigen und
realitätsfernen Organisatoren-Konsens durchsetzen konnten. Somit wurde
der Demonstration ein den AnwohnerInnen gegenüber offeneres Gesicht und
internationalistische Solidarität beigesteuert.
Die Demonstration wurde, wie im terminlichen Umfeld des 1.Mai üblich, von einem massiven Polizeiaufgebot schikaniert.
Am Morgen des 1.Mai startete wie gewohnt die Demonstration des
sozialpartnerschaftlichen und letztendlich arbeiterfeindlichen
DGB-Apparats. Um unsere Klassenbrüder und -schwestern nicht mit den
verlogenen Parolen der Gewerkschaftsbosse allein zu lassen, sondern klar
antikapitalistische Positionen zu stärken, nahm der
„Klassenkämpferische Block“ (ein Bündnis aus linken Gruppen,
GewerkschaftsaktivistInnen und -Oppositionellen), dessen Teil wir waren,
unter dem Motto „Gemeinsam & Entschlossen – Kapitalismus
überwinden!“, an der Demo teil. Jeweils mit eigenen Blöcken stark vor
Ort vertreten waren außerdem GenossInnen aus verschiedenen
klassenbewussten türkischen Organisationen wie ATIF und der Halk Cephesi
(Volks Front), sowie die anarchosyndikalistische Gewerkschaft FAU. Im
Lautsprecherwagen unseres Blocks kamen ausschließlich BasisaktivistInnen
zu Wort, die sich in ihren Betrieben und auf ihren Arbeitsplätzen gegen
die zunehmende Verschlechterung der Arbeitsbedingungen zur Wehr setzen.
Zusammenfassend ist es uns auf der DGB-Demo gelungen, eigene Akzente zu
setzen, Inhalte zu vermitteln und die Notwendigkeit einer
revolutionären Organisierung abseits der verräterischen Gewerkschaften,
auf dem Weg raus aus den kapitalistischen Produktionsverhältnissen zu
verdeutlichen. Mehr Fotos hiervon
Danach kam es gegen 13 Uhr im Neuköllner Schillerkiez noch zu einer
Spontan-Demonstration von ungefähr 20 Menschen. Mit lauten Parolen wie
„Mein Kiez, mein Block – Mieten stopp!“, „1.Mai – Straße frei!“, „Hoch
die internationale Solidarität!“ und „Hinter Krieg und Krise steht das
Kapital – der Kampf um Befreiung ist international!“ liefen die
AktivistInnen die Weisestraße hinunter. Von PassantInnen und
AnwohnerInnen kamen dabei vor allem viele Solidaritätsbekundungen, was
auch dem offenen Charakter dieser Sponti geschuldet ist und auf eine
wachsende Verankerung der eigenen Positionen im Kiez hindeutet. Niemand
informierte die Bullen. Warum auch…
Am Abend kam es aus dem
Bezirks-Befriedungsprojekt „Myfest“ in Kreuzberg heraus zu einer
weiteren unangemeldeten, aber angekündigten Demonstration, die sich
unter dem gut vermittelbaren Motto „Schnauze voll von Hohen Mieten!“ und
leider immergleichen, tendenziell eher unvermittelbaren Parolen, ihren
Weg durch Kreuzberg 36 bahnte. Begleitet wurde sie von einem Spalier aus
Zivil-Beamten zu beiden Seiten. Ungefähr 900 Personen nahmen teil,
darunter auch FestbesucherInnen.
Mit eineinhalb Stunden Verspätung brach schließlich die sogenannte Revolutionäre 18-Uhr-Demonstration auf. Unter dem Motto „Der Druck steigt – für die soziale Revolution!“ zog sie ebenfalls durch Berlin Kreuzberg. Über 20 000 Menschen gingen auf die Straße. Es gab mehrere Lautsprecherwagen, Blöcke, viele Transparente, sowie einige symbolische Aktionen aus der Demo heraus, so etwa Böllerwürfe und ein paar kaputte Glasscheiben an einer Tankstelle und einer Sparkasse. Trotzdem wurde sie kurz nach der Grenze des Bezirks Mitte brutal von den den ganzen Tag in Kreuzberg und Umgebung herumlungernden Bullenhorden aus allen Teilen der Republik angegriffen und letztendlich auch aufgelöst und zerschlagen. Es gab viele verletzte DemonstrantInnen und auch wieder eine vielzahl Festgenommener. Verleumdnerische Medienberichterstattung, Hetze und Repressionen folgen wie üblich. Als Erfolg kann man, wie bereits oben erwähnt, die hohe Teilnehmerzahl werten.
Der große Volksaufstand in Zentral-Berlin blieb auch dieses Jahr vorerst aus. Mangelndes Bewusstsein, Organisiertheit und Entschlossenheit in den Massen sowie einem absoluten Großteil der linken Gruppen und Bewegungen dürfte dies ebenso zu verschulden haben, wie überlegene Taktik, Konzepte, Mittel und Ressourcen der Hunde der Herrschenden.
Woanders:
In Magdeburg fand nun schon zum fünften Mal organisiert von Zusammen Kämpfen [Magdeburg] eine revolutionäre 1.Mai-Demonstration statt.
In Stuttgart brachten unsere GenossInnen von Zusammen Kämpfen [Stuttgart] zahlreiche Flugblätter in Umlauf, so eine Flugschrift zum 1.Mai und eine zur Geschichte von Stuttgart-Ost.
In zahlreichen anderen Städten der BRD (z.B. Hamburg, Nürnberg, Duisburg) und International waren ebenfalls wieder Millionen auf der Straße, und die Parole behält ihre Richtigkeit:
Klasse gegen Klasse – Es gibt keine Befreiung ohne Revolution!
Wir möchten uns herzlich für die bei uns eingegangenen
Grußbotschaften aus anderen Städten und Ländern bedanken, und
veröffentlichen nachfolgend die unsere, die an zahlreiche revolutionäre
1.Mai-Demonstrationen und Gruppen in der BRD und der Schweiz verschickt
wurde:
„Liebe Genossinnen und Genossen in [...]!
Wir wollen euch und eurer Demonstration anlässlich dieses Kampftages
unserer Klasse, an dem weltweit die Ausgebeuteten und Unterdrückten auf
die Straße gehen, unsere herzlichen und solidarischen Grüße übermitteln!
Wir leben in Zeiten, in denen unsere Klasse Schlag um Schlag
kassiert. Der Klassenkampf von oben tobt zunehmend rücksichtslos. Die
Herrschenden lassen in Zeiten der Krise endgültig ihre „soziale“ Maske
fallen, Sozialabbau zum Nachteil der Ärmsten und der breiten Volksmassen
steht auf der Agenda. Überall wird gekürzt, die Lebenssituationen
prekärer, die Löhne niedriger und die Arbeitsumstände erpresserischer
und unerträglicher.
Die Situation weist uns Kommunisten und Revolutionären also ganz klar den Weg: Propaganda
und Agitation intensivieren, Klassenbewusstsein und Solidarität
schaffen – auf den Straßen unserer Viertel ebenso wie in Betrieben und
Ämtern – unsere Organisierung vorantreiben, zusammenkommen, zusammen
kämpfen, gegen das Kapital und seinen bürgerlichen Staat!
Lassen wir uns in unserem Kampf nicht beirren: Ein konsequenter Bruch
mit Opportunismus, Revisionismus, Reformismus und anderen zersetzenden
Tendenzen ist richtig und wichtig, wollen wir der Klasse beweisen, dass
wir es ernst meinen und nicht schlussendlich einen falschen Weg
einschlagen.
Die Situation in den Metropolen und imperialistischen Zentren darf
dabei nicht der alleinige Maßstab sein. Unsere Aktivitäten dürfen den
Bezug zu den revolutionären Befreiungsbewegungen in aller Welt nicht
verlieren. Ob in Indien, Türkei/Nordkurdistan oder Palästina – es ist
unsere Klasse, die leidet und kämpft!
Lasst uns in diesem Sinne einen kämpferischen 1.Mai begehen:
Für eine fortwährende revolutionäre Organisierung – für einen revolutionären Aufbauprozess!
Es gibt keine Befreiung ohne Revolution!
Zusammen Kämpfen [Berlin]“
http://zk-berlin.bplaced.net/
Lächerlich
Ihr glaubt echt, dass ihr irgendwas bewegen könnt... Was war denn Samstag los, greift Antifaschisten mit Hamas Fahne an, stachelt türkische Kinder an die Demo anzugreifen, sprüht Pfefferspray auf die Demo und ruft dann die Polizei, dass die Demonstranten Passanten angreifen und randalieren... Haut ab mit eurem anti-imperialistischen Scheiß. Erkennt die Realität!
65 Fotos von der DGB-Mai-Demo in Berlin
unter http://www.carookee.de/forum/freies-politikforum/3/28964032#28964032