Angriff auf Gebäude von Vattenfall in Berlin

Vattenfall

In der Nacht von Mittwoch (7. März) auf Donnerstag wurden zwei Berliner Gebäude des Energiekonzerns Vattenfall Ziel eines größer angelegten Angriffs. Berichtet wird von viel Glasbruch. Auch Farbe und Buttersäure sollen die Besitzer_innen gewechselt haben. Dazu passend: Ein paar Worte zu Vattenfall und anderen Energiemultis

 

Die großen Konzerne teilen heute die Welt in unnützlich – nützlich, konsumierbar – unkonsumierbar, verwertbar – nicht verwertbar auf. Zu diesen Konzernen gehört auch das schwedische Staatsunternehmen Vattenfall. Als Folge dieser Aufteilung verschwinden Tierarten und ganze Waldregionen, Wüsten weiten sich aus, Wasser wird verknappt und die Luft vergiftet. Bodenschätze werden immer schneller verbraucht, zurück bleiben Müll und Abfall. Wie sich die Abfälle der sogenannten Zivilisation auf Natur und Menschen in Zukunft auswirken weiß niemand – manchmal wie im vergangenen Jahr in Fukushima bekommen wir einen Ausblick darauf. Doch noch immer setzen zahlreiche Länder auf Atomkraft als umweltschonende Alternative wie etwa Frankreich, Finnland oder Schweden. Das Entsorgungsproblem bleibt. Auch für das Endlager Gorleben sind bereits jetzt weitere Transporte aus dem britischen Sellafield geplant.


Wer aber Atomkraftwerke baut, Kohlekraftwerke betreibt oder CO2-Einlagerungen in den Boden plant wie Vattenfall ohne sich Gedanken über den anfallenden Abfall, die kommenden Katastrophen und die Verpestung unserer Luft macht, ist maßgeblich beteiligt am Ausverkauf unseres Lebens. Der Staat spielt da munter mit: Wenn es um Forderungen an die Industrie geht, ist Zurückhaltung angesagt, ob es nun um sparsame Autos oder die Reduzierung von CO2 geht. Emissionen werden ge- und verkauft, die Einbußen für den Atomausstieg zahlen die Menschen in der BRD mit 20 Prozent Strompreiserhöhungen, die Konzerne werden weiter hofiert. Denn sie stellen sich auf eine neue Ära von Gewinnen ein: die erneuerbaren Energien. Nicht nur, dass die Energiepläne der Bundesregierung die großen Konzerne bevorzugen, auch werden schädliche Effekte unter den Teppich gekehrt. Beispielsweise fällt bei der Entschwefelung von Kraftwerken in den Filtern schwermetallhaltiger Gips an. Fortschritt heißt hier, statt zwei Millionen Tonnen Schwefeldioxid nun vier Millionen giftiger Gips.


Während also alle scheinbar aufatmen angesichts des Atomausstiegs, ordnen die großen Konzerne den Energiemarkt neu und arbeiten an der Maximierung der Profite. Sie planen dabei Großes und beginnen eine neokoloniale Ära durch Erneuerbare Energien. Die Suche nach zweckdienlichen Standorten bzw. der Aufbau erster Projekte regenerativer Energieerzeugung auf nationaler und internationaler Ebene hat schon begonnen. Mittels großräumiger und komplexer Konzepte wie Offshore-Anlagen auf Nord- und Ostsee, riesigen Solarfeldern auf Kreta oder der Solarpark Desertec in der afrikanischen Wüste wird das Megageschäfft Energie auf die Erneuerbaren übertragen. Dass Vorhaben in dieser Größenordnung, abseits der technischen Machbarkeit, in verschiedenste Bereiche gesellschaftlicher Ordnungen eingreifen und neue wirtschaftliche Machtverhältnisse nach sich ziehen, ist offensichtlich. Wir alle wissen, wie die derzeitigen Auseinandersetzungen um Rohstoffe direkt mit Kriegen, militärischer Absicherung und Ausbeutung in Verbindung steht. Die Bevölkerung vor Ort lebt meist unter unmenschlichen und katastrophalen Bedingungen und hat in kaum einem Fall irgendeinen Nutzen vom Export der Rohstoffe.


Solange die Gewinninteressen einiger Multikonzerne im Vordergrund stehen, wird sich daran auch nichts ändern. Das einzig richtige ist, endlich aufzuhören mit dieser Art der Energieerzeugung und die großen Konzerne abzuschalten. Es geht nicht um die Reparatur einer Maschinierie, sondern um deren Abschaltung weltweit. Dezentrale und regionale Energiegewinnung, die sich direkt nach den Bedarfen richtet und keine Gewinninteressen verfolgt ist eine solche Alternative. Und weniger Konsum heißt gar nicht weniger Lebensqualität, es gibt genügend Gründe, sich auf den Weg zu machen für ökologische, selbst organisierte, solidarische, lebendige Alternativen.

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es ist ja schön und gut und hat bestimmt auch viel Spaß gemacht, mal ein bisschen was böses zu tun, der Sinn und Zweck dieser Aktion erschließt sich mir allerdings nicht. Eine Erklärung bzw. Begründung für die Aktion scheint ihr auch selber nicht zu haben, denn sonst hättet ihr sie doch geschrieben, oder?

Nicht falsch verstehen: gegen ein paar kaputte Glasscheiben habe ich nichts einzuwenden:) nur habe ich das Gefühl, dass "die deutsche Linke" sich in den letzten Jahren in einem Aktionismus erschöpft, der nicht mehr viel mit Fortschritt und Emanzipation zu tun hat. Ich bin der Meinung, Aktionen sollten ein bestimmtes Ziel verfolgen, nämlich

 

1. sie machen auf Misstände aufmerksam, Provokation, um sich eine Öffentlichkeit zu erarbeiten

2. sie lassen sich gegenüber der aufzuklärenden Bevölkerung(steile) ohne große Probleme legitimieren, sodass eine gewisse Akzeptanz erzeugt wird und allmählich ein Prozess der Übernahme dieser Ideen stattfindet

 

Ein weiterer Schwerpunkt können konkrete Ziele sein, z.B. vertreiben von Nazis, Stuttgart 21, teilweise auch Castor etc.

 

Das Zerschlagen von Glasscheiben eines Energiekonzerns mag ja noch Punkt 1 erfüllen, Punkt 2 dagegen wird leider sehr dolle vernachlässigt:(

Einen konkreten Mißstand habt ihr damit erst recht nicht beseitigt.

 

Es ist schade, aber wahr, dass man die Mehrheit überzeugen muss, um langfristig zu Erfolgen zu kommen. Das bedeutet natürlich, dass man nicht mehr kleinen pubertären Spielchen nachgehen kann und sich einer permanenten Selbstreflektion unterziehen muss. Das bedeutet unter Umständen auch, sich mal aus seinem eigenem Saft zu erheben und so was wie Bündnisarbeit anzustreben (bestes Beispiel: die ehemalige Anitfa(M)). Das bedeutet auch, mal keinen auf Macker zu machen und sich nach ein bisschen Steinewerfen toll zu fühlen.

 

Also, überlegt bitte vorher, was ihr mit euren Aktionen erreichen wollt;) "Fortschritt" oder Heldentum?

 

"Eine systematische Provokation mit Steinen ist absurd. Steine als Mittel der Auseinandersetzung unterscheiden sich prinzipiell nicht von Tomaten. Tomaten sind ohnmächtig. Steine sind ohnmächtig. Sie können nur begriffen werden als Vorformen wirklicher Auseinandersetzungen"-Rudi Dutschke

seit 150 jahren schon versucht die "linke", die menschheit zu aufzuklären. und? wo stehen wir jetzt, sind wir unseren zielen auch nur einen schritt näher gekommen?

wie kommst du darauf, dass eine aktion legitimiert ist, nur weil sie von einer mehrheit akzeptiert wird? auf deine demokratie können wir gerne verzichten.

wenn strukturen der macht (oder allgemeiner, der herrschaft) angegriffen werden, dann um diese welt in trümmer zu legen.

 

nur habe ich das Gefühl, dass "die deutsche Linke" sich in den letzten Jahren in einem Aktionismus erschöpft

da stimm ich dir voll uns ganz zu! dein kommentar ist teil davon.

 

(und dann noch schnell ein zitat am schluss) was sind denn wirkliche auseinandersetzungen?

dass die Praxis gezeigt hat, dass eine "Aufklärung" der Menschheit de facto nicht statt gefunden hat. Das sollte meines Erachtens aber nicht dazu führen, seinen Hass an allem und jedem, was Teil dieses Scheißsystems ist, auszulassen. So etwas nennt man Agressionsabbau, der zu nichts führt (was nicht bedeutet, dass ich die Aktion schlecht finde, sie bringt einfach nur nichts).

Hättest du den zweiten Teil meines Kommentars gelesen, wüsstest du auch, dass eine Aktion nicht damit legitimiert werden muss, dass die Mehrheit sie toll findet, sondern auch wenn sie konkret etwas nützt. Nur eine Aktion, die Vattenfall weder konkret schadet (das bisschen Geld für die Scheiben, gibt die Chefetage am Tag für Essen in Nobelrestaurants aus), noch einen Denkanstoss in der Bevölkerung verursacht, ist für mich zwar in Ordnung, aber da sinnlos nicht legitimierbar.

Zu "meiner Demokratie": ich bin ein Anhänger "der" Demokratie (=Herrschaft des Volkes). Meine Demokratie hat aber nichts mit der parlamentarischen zu tun und erst recht nichts mit der Mehrheit dieser Bevölkerung.

 

"Wirkliche Auseinandersetzungen" kann man ganz nüchtern glaub ich als "Revolution" in  einem emanzipatorischen Sinne (also nicht im SInne der Bolschewiki) sehen. Das bedeutet dann natürlich die Mitwirkung eines größeren Teils der Bevölkerung.

Anarchisten lehnen der Definition nach die Herrschaft grundsätzlich ab, also auch Demokratie - richtig definiert hast du es ja.

Ich habe gerade mal auf dieser wunderbaren Seite:  https://directactionde.ucrony.net/ durchgezählt.  Innerhalb der letzten 12 Monate gab es 8 Angriffe auf Vattenfall, entweder Steine und / oder Farbe auf Gebäude oder Brandanschläge auf Firmenwagen (2 Anschläge auf RWE habe ich auch noch entdeckt). Vielleicht habe ich auch ein paar übersehen...

Wahrscheinlich bezahlt Vattenfall den Schaden immer noch aus der Portokasse, aber ist doch ein ganz guter Anfang.  Es sind anscheinend gar nicht so wenige Menschen, die keine Lust haben, auf die Revolution zu warten, und lieber ihre Ohnmacht in Handlungen verwandeln, die zusammengenommen durchaus einen Effekt haben. 

Wärmste Grüße an die fleißige Nachtschicht :)

Aber warum tun sich diese Menschen nicht zu einer "Vattenfall-Community" zusammen und machen mal richtig Ärger...und zwar dort, wo es wirklich weh tut. Dann werden nicht ein paar Steine geworfen, sondern "mal so eben" die komplette Stromzufuhr für die Zentrale gekappt. Dann wird mal versucht, Gebäude zu besetzen etc. Es gibt viele effektive Aktionen, die natürlich einer gewissen Planung bedürfen und die Leute müssen auch dazu bereit sein und ich denke, so lange es uns einfach noch zu gut geht, werden wir weiterhin auf Indymedia streiten, als mal zu Potte zu kommen (ich eingeschloßen:)

 

So zu tun, als ob diese paar Aktionen in einem permanenten Prozess Vattenfall in irgendeiner Weise auf lange Sicht schaden würden, halte ich doch für ausgesprochen optimistisch.

du sagst es ja: auf indy streiten bringt auf jeden Fall noch weniger als nachts Steine werfen. Und sich damit zu entschuldigen, dass es ja allen noch zu gut geht, und damit zu rechtfertigen, dass man selber seine Aktionsideen nicht umsetzt, ist logisch nicht schlüssig.

Angesichts der Tatsache, wie mächtig große Energiekonzerne wie Vattenfall und erst recht der Kapitalismus als ganzes ist, scheint mir Optimismus eine notwendige Vorraussetzung, um aktiv zu werden.

In dem Sinne wünsche ich uns beiden und allen anderen eine extra große Portion Optimismus...

Auf zwei Vattenfall-Gebäude in Treptow verübten Linksextreme in der Nacht einen Anschlag Die circa zehn Angreifer warfen mit Pflastersteinen mehrere Fensterscheiben ein Außerdem versprühten die Angreifer Farbe auf die Fassaden Eine Ermittlerin sammelt Feuerlöscher ein, die die Angreifer mit Farbe gefüllt hatten Sie nutzen dazu unter anderem diesen Feuerlöscher, der mit schwarzer Farbe befüllt worden war Unter anderem beschossen die unbekannten Täter das Gebäude mit Stahlmuttern. ... und warfen Steine gegen die Scheiben Der Wachmann wurde verletzt, als er einen der Täter festzuhalten versuchte: Die Komplizen des Täters griffen den Wachmann an und besprühten ihn mit einer ätzenden Flüssigkeit.