Bereits seit 2005 organisieren regionale Neonazis der „Freien Nationalisten Dessau und Anhalt-Bitterfeld“ ihren „Trauermarsch“ in „Gedenken an die Bombardierung“ Dessaus im Jahr 1945. Auch in diesem Jahr werden sie, diesmal am 10.3. 2012, wieder durch Dessau jammern und ihren Geschichtsrevisionismus zur Schau stellen. Doch stellt sich die Situation - und damit auch unsere Reaktion darauf - für Dessauer Antifaschist_innen in diesem Jahr komplexer dar.
In den
vergangenen Jahren versuchten wir, als regionale Struktur mit allen
uns zur Verfügung stehenden Mitteln, den Fokus antifaschistischen
Handelns jedes Jahr auf's Neue auf die Provinz zu leiten, um damit
nicht nur unsere eigenen Proteste gegen den jährlichen Naziaufmarsch
in Dessau zu stärken, sondern auch um die Probleme in vielen
Provinzregionen beim Namen zu nennen und auf ein Umdenken
hinzuwirken. Leider war ein Durchbrechen der Barriere zwischen
Provinz und Außenwelt bis dato nur schwer bis gar nicht möglich.
Und so wurden die Proteste gegen die stetig kleiner
werdenden, jährlichen Aufmärsche nur von einem kleinen und sehr
regionalen Teil der antifaschistischen Szene frequentiert, während
die sogenannte Zivilgesellschaft seit ein paar Jahren bis zu 500
Menschen zum fröhlichen Bockwurstessen gegen Rechts (aber auch nur
bei guten Wetter) auf die Straßen lockte. Ausgenommen einige, wenige
Menschen aus verschiedensten Spektren, die sich solidarisch
verhielten und sich mit uns zu Blockaden des Naziaufmarsches bewegen
ließen.
Befeuert von Medien und unter anderem auch dem
„Netzwerk Gelebte Demokratie“, mit ihrer schon inflationären
Benutzung des Extremismusbegriffs, wurde das Stigma des „bösen“,
„schwarzen Blocks“ über jede installiert, die konsequent gegen
den Aufmarsch der Nazis auf der Straße waren.
Somit wurde
unser Protest auch in diesem Jahr, unter anderem vom derzeit einzigen
wahrnehmbaren, angeblich „zivilgesellschaftlichen“ Bündnis, im
Vorfeld kriminalisiert.
Wichtig zu erwähnen ist vor allem, dass
die Blockaden der letzten Jahre, auch wenn sie final nicht zu einer
Verhinderung der Aufmärsche führten, wahlweise als „extremistische“
Gewaltakte diffamiert oder als Zeichen für ein angeblich tolerantes
und buntes Dessau genutzt wurden. Was immer ausblieb, war eine
Auseinandersetzung mit den Inhalten der antifaschistischen
Aktivist_innen, welche unter massiver Repression diese Blockaden
durchführten, organisierten oder zu ihnen aufriefen.
Dieses
Verhalten, besonders hinsichtlich der Verzerrung und Umdeutung
antifaschistischen Protestes, war auch Thema unserer Demonstration
zur Kritik der Dessauer Verhältnisse am 25. Februar. Es ging eben
darum, die in Dessau lange verdrängten und von politischen
Strukturen teilweise gezielt genutzten, rassistischen Tendenzen und
der ihnen gegenüber gezeigten Ignoranz seitens der allermeisten
„zivilgesellschaftlichen Akteur_innen“ beim Namen zu nennen und
offen und wahrnehmbar zu kritisieren.
Leider
gibt es nur bei wenig Netzwerkler_innen einen kritischen Umgang mit
der vorherrschenden Maxime, das Image der Stadt aufpolieren
zu wollen.
Wir hoffen das von den Akteur_Innen endlich verstanden wird, dass
nicht die mediale Außendarstellung der Stadt Dessau die
Netzwerkagenda bestimmen darf. Ein selbstkritischer Umgang muss nun
folgen, um in Dessau nachhaltige Akzente gegen Rassismus und rechte
Tendenzen setzen zu können.
Aus all diesen Gründen sehen
wir bis auf weiteres keine Möglichkeit für eine Kooperation mit dem
Netzwerk „gelebte“ Demokratie und schon gar nicht mit der Stadt
Dessau, um gegen den Naziaufmarsch zu protestieren. Eine gesonderte
Mobilisierung unsererseits wird es daher nicht geben, da dies nicht
nur inkonsequent hinsichtlich unserer Kritik der Verhältnisse,
sondern vor allem nicht ohne eine Kooperation mit den von uns
kritisierten Strukturen möglich wäre.
Nach unserer Analyse
ist die drängendste Problematik in Dessau, neben dem jährlichen
Naziaufmarsch vor allem der Umgang der Bevölkerung mit ihren eigenen
rassistischen Tendenzen und die Politik „zivilgesellschaftlicher
Akteur_innen“ der letzten Wochen, ja Jahre, sowie die damit
verbundene, konsequente Diffamierung und Repression gegen linke
Politik und antifaschistisches Engagement.
Wir bitten, unsere
Entscheidung zu respektieren! Sicher muss sie nicht geteilt werden,
und wenn Einzelpersonen oder Gruppen am 10.03. nach Dessau kommen
wollen, werden wir dies respektieren. Allerdings halten wir es gerade
in Provinzregionen für kontraproduktiv, auf Grundlage von
Fehlkommunikation oder Bauchgefühl-Analysen, Aktionen zu fahren,
welche auf langfristige Sicht die jeweiligen, regionalen Gruppen
diskreditieren würden und / oder deren Ansätzen entgegen wirken
könnten.
Wir werden versuchen, für den 10.03. zumindest ein
Infotelefon zu schalten, um allen, die an diesem Tag in Dessau sind,
eine Absicherung diesbezüglich zu bieten. Auch versuchen wir
derzeit, eine Struktur zu errichten, die am Samstag eine
größtmögliche Hilfe gegen polizeiliche Repression bieten soll.
Die anonymen und diffamierenden Aufrufe, die in den letzten
Tagen aufgetaucht sind, sind momentan alles andere als hilfreich für
die politische Arbeit von Antifaschist_innen in Dessau. Wer andere
politische Gruppen so bloßstellt, ohne im Vorfeld gegebenenfalls
eine klare und solidarische Kommunikation versucht zu haben, zeigt
für uns, dass es ihnen dabei eben nicht darum geht, die politische
Situation der Region anzugreifen und darauf einzuwirken, sondern
einzig und allein dem eigenen Beißreflex gegenüber Nazis Luft zu
verschaffen.
Wir wiederholen noch einmal, dass wir der
Meinung sind, dass jeder Naziaufmarsch verhindert gehört. Doch nicht
um jeden Preis! Nach unserer Ansicht sind alle derzeitigen Aufrufe
aus Dessau, diesem Aufmarsch etwas entgegenzusetzen, ob nun vom
Netzwerk oder der Stadt, unter dem Strich reine Lippenbekenntnisse,
um kosmetisch Dessau als „bunte“ und „tolerante“ Stadt zu
simulieren. Eben diesem Vorhaben möchten wir uns besonders nach
unserer starken und wirkungsvollen Demo vom 25.02. nicht anbiedern,
um damit entgegen unserer Kritik an den Dessauer Verhältnissen, den
kritisierten Strukturen Erfolge zu ermöglichen.
Wer am
10.03. nach Dessau kommen möchte, den wollen wir nach Kräften
unterstützen. Vorausgesetzt ist allerdings ein solidarisches und
gemeinsames Agieren und keine, wie aus verschiedenen Wortmeldungen
aus dem Netz zu erahnende, „Mackertour“ Vereinzelter, denen es am
Ende nur darum zu gehen scheint, sich selbst zu profilieren. Unser
Ansatz ist die klare Kritik der Verhältnisse, wie sie seit Jahren in
Dessau spürbar sind, mit dem Ziel, diese auch langfristig anzugehen
und nicht nur für ein oder zwei Tage im Jahr zu verzerren. Wir
bitten euch, das bei eurem Handeln bezüglich dem Aufmarsch am
Samstag zu berücksichtigen. Dies verstehen wir als grundlegende
Solidarität. Auch wenn die Menschen, die nach Dessau kommen werden,
unsere Analyse eventuell nicht teilen.
Wer uns nach dem
10.03. supporten möchte, um mit einer hoffentlich wachgerüttelten
Zivilgesellschaft endlich auf Augenhöhe reden zu können, ist uns
herzlich willkommen.
Vielleicht können wir so einen hörbaren,
antifaschistischen Anspruch in eine tatsächliche Zivilgesellschaft
einbringen und weitere Akzente linker Politik setzen. Doch dies ist
bis zum 10.03. nur sehr schwer möglich.
Wenn ihr uns auch
weiterhin unterstützen möchtet im Kampf gegen Nazis, brutale
Bullen, ignorante Behörden und den „ganz normalen“ Rassismus,
dann danken wir euch im Voraus und hoffen auf euer Verständnis, dass
dies am Besten in stetiger und vor allem solidarischer Kommunikation
mit uns effektiv möglich ist.
Kontakt zur Gruppe NoNazisDessau
Kontakt zu Gruppe aus Dessau bekommt ihr unter: http://nonazisdessau.blogsport.de
oder via mail: nonazisdessau@riseup.net
Aaaha
"Wer am 10.03. nach Dessau kommen möchte, den wollen wir nach Kräften unterstützen. Vorausgesetzt ist allerdings ein solidarisches und gemeinsames Agieren und keine, wie aus verschiedenen Wortmeldungen aus dem Netz zu erahnende, „Mackertour“ Vereinzelter, denen es am Ende nur darum zu gehen scheint, sich selbst zu profilieren."
Und ist dies nun so eine Art innerlinker Extremismusquatsch? Hört sich nämlich stark danach an! Bürgerliche Presse z. B. so: Überschattet wurde der friedliche Protest von vereinzelten Chaoten bla bla bla denen es nur um Selbstprofilierung bla bla bla...
anders rot als du
vieleicht soll es auch nur aussagen das spinner wie zk bei all ihren teils echt sinnlosen aktionen nur wichtig finden ihre gruppe oder ihr logo in der ersten reihe zu positionieren um sich dann als besonders revolutionär zu fühlen. und vieleicht sollten proteste auch sinn machen und nicht wie in der vergangenheit oft genug aus diesem dunstkreis nur noch mehr menschen in die scheiße ziehen und sie völlig dinnfrei kriminalisieren ohne das es sinnvolle erfolge bringt.
das einzig wahre ZK bist du?
Richtig, und alles was aus deiner Sicht ne sinnlose Aktion ist und zudem noch das eigene Gruppenlogo (wie können die nur...) dabei gezeigt wird, verdient keine Solidarität und darf man selbstverständlich auch im Internet diffamieren (richtig, nicht kritisieren, weil das wäre ok).
uns geht es um reflektion der eigenen handlungspielräume
uns geht es darum zu vermitteln das ein protest in dessau am samstag wenn es ihn gibt, aus antifaschistischer sicht ein protest sein muß dem sich alle menschen antifaschistischer spektren anschließen können und besonders darum den punkt kriminalisierung/repression aller nicht zuvernachlässigen. ausserdem sind wir der meinung das nach der neuerlichen öffentlichkeit besonders für linksradikale kritik an den zivilgesellschaftlichen akteur_innen diese nicht zu kurz kommen darf und vor allem der protest gegen den aufmarsch nicht als selbstzweck enden darf und kann.
RefleXion
"uns geht es darum zu vermitteln das ein protest in dessau am samstag wenn es ihn gibt, aus antifaschistischer sicht ein protest sein muß dem sich alle menschen antifaschistischer spektren anschließen können und besonders darum den punkt kriminalisierung/repression aller nicht zuvernachlässigen."
Für das, dass ihr keinen Protest selbst organisiert, wisst ihr aber ziemlich gut wie er dann letztendlich aussehen muss.
" ausserdem sind wir der meinung das nach der neuerlichen öffentlichkeit besonders für linksradikale kritik an den zivilgesellschaftlichen akteur_innen diese nicht zu kurz kommen darf und vor allem der protest gegen den aufmarsch nicht als selbstzweck enden darf und kann."
Und dass diese Kritik nicht zu kurz kommt macht ihr was? Richtig, nichts, außer ein paar Antifaschisten "nach Kräften" zu unterstützen, wenn sie denn aus eurer Sicht alle Kriterien erfüllen, um unterstützenswert zu gelten. Echt arm.
Theorie ist nichts ohne Praxis, und ihr habt keine Praxis weils schon an der Theorie scheitert meiner Meinung nach, eigentlich echt schade.
schlecht reden kann man alles
verpiss dich doch in irgendein forum und lass sich den leuten doch ihre eigenen schlüsse ziehen. das du ein problem mit den dessauerinnen hast haben jetzt alle verstanden. egal was in dem text gestanden hätte du hättest mit sicherheit irgendwas zum nörgeln gefunden. persöhnliche scheiße hat hier einfach nix verloren.
troll dich
B.I.L.D
Erkläre mir doch mal bitte EineR den Unterschied zwischen der Extremismustheorie und der Anti-Macker/Anti-ZK-Theorie? Gibt es einen? Dass Antifaschismus nicht mit linksradikaler Theorie und Praxis einhergehen muß, habt ihr eindrücklich belegt. Mir will da jetzt gerade nicht so in den Kopf, was an sporadischer Antideutschtümelei antifaschistisch oder gar links sein soll. Wenn ich aber gegen die Extremismustheorie - samt Klausel - bin, was ich auch tatsächlich bin, dann bin ich auch zwangsläufig gegen eure Ausgrenzungs- und Diffamierungspolitik.
etikettenschwindel
nur weil du deine kommentare jetzt wahlweise mit releXion von rotsüdler oder - noch schlechter gehts ja fast garnicht - mit B.I.L.D. was wohl dein niveau der hetze zeigen soll, unterschreibst, du bist und bleibst der gleiche troll!
und falls du es nicht bemerkt hast ausser dir erhebt hier niemand diesen vorwurf. ob das jetzt heißt das alle menschen das so sehen wie die dessauerinnen bezweifle ich, nur denke ich das es sehr wohl menschen gibt die die entscheidung durchaus nachvollziehen können. irgendwie habe ich von dir ausser naziaufmarsch verhindern noch nix gehört was in die situation in dessau auch für die zukunft was bringen könnte. bestätigt irgendwie die vorrangegangen analyse finde ich. und in sachen zitat von dir: Anti-Macker/Anti-ZK-Theorie das es in unserer szene auch gruppen gibt die immer und überall rummackern müssen wissen wir alle. das damit das ZK explizit angesprochen wurde hast du als erster so interpretiert. von hetze der dessauerinnen kann also keine rede sein ;) wessen geistes kind?!
Bullshit
Es geht hier darum, ob Faschismus als Denkangebot in die radikale Linke einzieht oder ob dies rechtzeitig verhindert werden kann. Sich ständig neue Ausgrenzungsmechanismen (vom "Macker" bis zum "Troll") auszudenken, bringt uns hier nicht weiter. Ich weiß ja nicht, wie viele in der Dessauer Antifa diesem Denken nun schon anhängen, aber die müssen auf jeden Fall resozialisiert werden. So geht das ja nun nicht. Und es darf nicht sein, dass die Nazihunter repressiver drauf sind als die ortseigene Freie Kameradschaft.
...
Und an Kritik von Mackertum, Profilierungsgehabe ist jetzt was repressiv und autoritär? Achso, dass die Macker nicht mehr den großen Spielen dürfen, anderen autoritär ihren Duktus aufzwängen können und sich nicht benehmen sollen wie ne Meute besoffener Kerle in einer Großraumdisko. Ja man ist schon schlimmer als die Nazis, wenn man auch Selbstreflexion und Kritik innerhallb der Linken verlangt und nicht jeden Scheiß der sich als Links labelt oder im Namen einer antifaschistischen Aktion statt findet begrüßt und bejubelt, sondern wenns berechtigt ist auch kritisiert und verwirft... .
07.3.2012 Mahnwache in Dessau?
weis jemand ob die nasen dieses jahr am 7. wider ne mahnwache an der museumskreuzung veranstalten? wenn ja gibt es protestaktionen denen man sich anschließen kann?
Nazi-Mahnwache am Mittwoch
Die Jährliche Nazi-Mahnwache zum Tag der Borbardierung Dessaus 1945, wurde in diesem Jahr von der Museumskreuzung vor den Fridhof III in Dessau verlegt.
Nazi-Mahnwache am Mittwoch von 18 bis 19.30h
Friedhof III
Heidestraße Ecke Argenteuiler Straße in Dessau