// Antirassistische Vorabenddemo // Dynamischer Antifa-Aktionstag // 1200 Nazis marschieren // mehrere Sitzblockaden verzögern den Aufmarsch // 700 bis 1000 Menschen beteiligen sich an Blockadeversuchen // 25 Ingewahrsamnahmen // Nazis mit Pyrotechnik & Steinen angegriffen //Antifasponti durch die Innenstadt // Nach den Protesten: massiver Polizeieinsatz gegen den Infoladen in der Puschkinstraße bis in die Morgenstunden //
Nach einem turbulenten Wochenende wollen wir eine erste Auswertung wagen. Zuerst ein dickes Dankeschön an alle angereisten Antifaschist_innen, welche mit uns die Nazis blockiert und gestört haben: Ihr wart klasse! Unser Dank gilt sowohl den befreundeten Gruppen und Strukturen aus anderen Städten, die uns bei der Organisierung der Proteste unterstützt haben, als auch den Fotograph_innen und Filmpiraten vor Ort. Unserer Sicht nach hat der Aufmarsch dieses Jahr die überregionale Aufmerksamkeit bekommen, die bei 1200 Neonazis angebracht ist.
Vorabenddemo: „Gegen Polizeigewalt und staatlichen Rassismus. In Gedenken an Oury Jalloh.“
Das Wochenende startete bereits Freitag Abend mit einer lautstarken Vorabenddemo durch die Magdeburger Innenstadt. Gegen 21 Uhr thematisierten 150 Leute mit Flyern & Transpis die Polizeigewaltorgie vom 7. Januar in Dessau und riefen zur Blockade des Naziaufmarsches auf. Die Demo endete mit Pyrotechnik & ohne Bullenstress.
In der Nacht zum Samstag gab es keine nennenswerten Naziaktivitäten.
14. Januar: Polizeistadt Magdeburg
Schon am frühen Morgen war abzusehen, dass die Bedingungen für Blockaden und andere Aktionen denkbar schlecht sein würden: zwei Hauptverkehrsstraßen als Aufmarschroute, beidseitig abgesperrt mit Hamburger Gittern und bewacht von etwa 2.000 Bullen. Dazu noch Pufferzonen an den meisten Routenabschnitten, sodass zumeist zwei Reihen Gitter und Bullen überwunden werden mussten, um auf die Route zu gelangen.
Dennoch gab es eine ganze Reihe erfolgreicher antifaschistischer Interventionen.
Blockaden & andere Aktionen
Schon die Auftaktkundgebung der Nazis wurde akustisch stark gestört: zum einen durch wiederholtes Glockengeläut aus der angrenzenden Kirche, zum anderen durch Sirenen, welche in den Bäumen des Nicolaiplatzes versteckt waren. Die Nazis verzichteten auf längere Reden und spielten Wagner in Dauerschleife: Lärm gegen Lärm.
Die antifaschistische Demo von
Entschlossen Handeln, welche sich um 10 Uhr am Hauptbahnhof traf,
wurde aus taktischen Gründen vor Ort abgesagt. Die anwesenden
Leute wurden mit Karten & Infos zu den Blockadetreffpunkten
versorgt.
Der Naziaufmarsch startete eine Stunde
verspätet um 13.30 Uhr. Nach etwa 20 Minuten stand er dann
wieder: auf der Route hatten sich drei Sitzblockaden mit jeweils 20
bis 30 Leuten gebildet. Am auffälligsten war die Sitzblockade
auf Höhe Neustädter Bahnhof, welche von Menschen in
KZ-Häftlingskostümen durchgeführt wurde. Die Aktion
hatte eine starke symbolische Wirkmacht gegen den
Geschichtsrevisionismus der Nazis.
Ambivalenz des Tages: Während
Blockaderversuche mit massiver Polizeigewalt zurückgeschlagen
wurden, konnten Leute, die es auf die Route schafften, dort auch erst
mal bleiben.
Die Nazis mussten eine Stunde in ihrer Formation warten.
Zwischen 14 und 15 Uhr versuchten immer wieder hunderte Antifaschist_innen die Route zu erreichen und die Sitzblockaden zu unterstützen. Dabei kam es zu dynamischen Aktionen am Nordpark und kleinen Feuern auf dem Unicampus. Die Situation war für die Bullen nicht kontrollierbar, sie wirkten überfordert und unkoordiniert.
Nach der Räumung der Sitzblockaden
konnten die Nazis weiter laufen. Vor dem Campus Tower am Uniplatz
wurde der antifaschistische Protest dann für die Nazis spürbar:
Pyrotechnik, Rauchbomben und andere Sachen flogen auf die ersten
Reihen des Aufmarsches. Bei denen gab es große Augen und
kleinere Verletzungen. Trauernd zogen sie vorüber.
Antifasponti
Nachdem der Aufmarsch gegen 16.30 Uhr seinen Wendepunkt an der Oberfinanzdirektion erreicht hatte und die Nazis zurück zum Neustädter Bahnhof liefen, wurden die Blockaderversuche eingestellt und zu einer unangemeldeten Sponti mobilisiert. Diese führte lautstark und ohne Bullenbegleitung mit 300 Leuten zum Hauptbahnhof und löste sich dort ohne Stress auf.
Polizeieinsatz gegen den Infoladen
Nach den Protesten wurden Antifaschist_innen auf ihrem Weg zum Infoladen in der Alexander-Puschkin-Straße angegriffen. Nach kurzer aber erheblicher Gegenwehr zogen sich die Leute in den Laden zurück. Was folgte, war ein etwa neunstündiger Polizeieinsatz: Geschätzte drei Hundertschaften riegelten die Puschkinstraße ab und nahmen letztendlich die Personalien der sich im Haus befindenden Personen auf.
Andere Gruppen und Strukturen verhielten sich solidarisch mit den betroffenen Antifaschist_innen. BlockierenMD rief per Twitter auf, den Infoladen von außen zu unterstützen, das Libertäre Zentrum sagte das geplante Aftershow-Konzert ab und brachte Solitrantsparente am Haus an.
Fazit
Die Teilnehmerzahl des jährlichen „Trauermarsches“ in Magdeburg nimmt konstant zu: der Aufmarsch am Samstag war mit 1200 Nazis der bisher größte seiner Art. Konstante antifaschistische Aktionen konnten den Naziaufmarsch stark stören und das geplante „würdige Gedenken“ vermiesen.
Die Zahl der anwesenden Antifaschist_innen ist schwer zu schätzen, da es immer parallel zueinander stattfindende Demos, Kundgebungen und Blockadeversuche gab. Gerade diese Diversität von geplanten und spontanen Aktionen brachte eine Dynamik an den Tag die uns beeindruckt hat: Es waren die größten Januarproteste seit 2005. Massenblockaden waren durchaus möglich, wurden jedoch von einem massiven Polizeiaufgebot verhindert.
Die Kommunikationsstruktur hat gut funktioniert und immer wieder Leute für Blockadeversuche zusammengebracht. Für das nächste Mal nehmen wir uns vor, die Infostruktur technisch noch sicherer für alle Beteiligten zu gestalten.
Zuletzt bleibt uns zu sagen, dass
alle beteiligten Blockadebündnisse sich auf der Straße
solidarisch zueinander verhalten haben. Von „Zusammen Kämpfen“
bis „Nazis? Kannste knicken!“ haben sich alle Gruppen auf ein
gemeinsames Ziel konzentriert: die Blockade des Naziaufmarsches. Der
14. Januar stimmt uns optimistisch für zukünftige
antifaschistische Großereignisse in Magdeburg.
Vielen Dank für den dynamischen Tag – wir sehen uns in Dresden!
BlockierenMD am 15.01.2012
solidarisch?
An der Erzbergerstr. (Rückseite des Wendepunktes der Nazidemo) mussten ich und weitere Genossen eingreifen, als irgendwelche vermeintlichen Antifas mit nem wahnsinnigen Blick versucht haben jemandem eine Israelfahne zu entreissen. In direkter Rufweite zu den Nazis haben die gesagt, dass sie die Fahne hier an Ort und Stelle verbrennen wollen. Soviel zur Solidarität auf der Straße.
......
nationalfahnen haben auf demos auch nichts zu suchen...
egal ob Israel, Palästina, Deutschland oder sonstiges klopapier...
ich verbrenne auch gerne ALLE nationalfahnen, egal woher sie kommen...
hoch die internationale solidarität
NO BORDER; NO NATION!!!
Sehr schlüssig.
Wirkt sehr reflektiert und v.a. schlüssig! Bist du nun gegen Staaten (antinational) oder dafür (international). Achso, du brüllst nur unreflektiert Parolen, sorry. Und von der Sonderrolle Israels, gerade im Kontext "NS/Geschichtsrevisionismus", hast du offensichtlich auch nocht nichts gehört.
@anonym
Sag mal,... was hast du eigentlich für ne komische Begriffsdefinition in deinem Kopf?
Antinational = gegen Nationen
aber
International bedeutet NICHT "für" Nationen wie du es so schön sagtest....
Der Inhalt des Satzes "Hoch die Internationele Solidarität" bedeutet ,dasss man welt weit solidarisch vorgehen solle und zusammen halten sollte.
International bedeutet Weltweit und nicht nur Lokal in einem scheiß Land.
International bedeutet nicht,wie du sagtest dass man für Staaten ist.
Demnächste bitte vorher überlegen,dann schreiben,oder es grad sein lassen,.....
Gruß
Chaos
deppert?
Inter = zwischen National = auf Nationen bezogen Internationale Solidarität ist demnach die Solidarität, welche zwischen Nationen (und somit auch Ihren Definitionen) vorherrscht.
Gut, dass diesmal Leute einschritten, als ZK'ler und Co mal wieder versuchten... - aber die Quittung gabs dann ja auch noch.
Demnächste bitte vorher überlegen,dann schreiben,oder es grad sein lassen,.....
immer locker durch die hose atmen
kaum zu glauen aber sprach wissenschaft bringt dich hier nicht weiter
lese doch einfach mal nach was für eine praxis menschen unter der prämise "internationaler solidarität" in den letzten 200 jahren entwickelt haben ...
Krass
Das ist ein krasser Vorfall; danke dass du drüber berichtest, das war den meisten Leuten wohl bisher unbekannt. Leider passiert Ähnliches gerade in Magdeburg immer wieder. Da fragt man sich echt, was in diesen Köpfen vorgeht.
Den zum Protest aufrufenden Bündnissen sollte man das aber eher nicht anlasten. Die Textstelle, auf die du dich bezogst, meint eher die spektrenübergreifende Zusammenarbeit in zahlreichen Punkten (Kommunisten, Anarchisten/Autonome, eher hedonistisch und antideutsch geprägte Menschen). Ich denke, für Magdeburg ist dies ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.
leider
eine ähnliche szene spielte sich an der bühne am alten markt ab, wo jemand mit einer israelfahne herumtanzte. auch dieser person wurde versucht, die fahne zu entreißen, was aber nicht gelang. war allerdings ziemlich eindeutig niemand aus einem magdeburger bündnis oder zusammenhang.
Muss das wirklich sein?
Am Neustädter Bahnhof so kurz nach zehn war Folgendes zu sehen.
Gleich am Anfang vom Video
http://www.youtube.com/watch?v=bHZF_LkPDko
Also ich finde es nicht besonders toll eine Fahne der Royal Air Force zu schwenken.
Natürlich kann man dem/der BesitzerIn der Fahne zu Gute gehalten werden, dass das eine ordentliche Provokation für die Nazis war.
Die Fahne wurde nur kurz geschwenkt und war dann nicht mehr zu sehen. Es gab keine Gewalt. Kurz danach hat Claudia Roth zur Menge gesprochen. Die Boxen waren leider etwas leise, daher habe ich nur wenig verstanden. Ich glaube die schwafelte irgendwas von Jesus liebt auch die Royal Air Force.
Kurz danach kam Sigmar Gabriel, den habe ich auch nicht so gut gehört, aber ich glaube der laberte etwas von selig sind alle die sinnlosen Nationalfahnen auf Demos mitbringen.
Gegen Militarismus.
nein muss es nicht!
lange genug hats gedauert durch diverse bullen-sperren etc zum neustädter-bahnhof zu kommen, aber dann auch noch in den vordersten reihen wieder irgendwelche pubertären anti-d-kiddies ihre überflüssigen fahnen schwenken zu sehen war nicht besonders motivierend.
re: muss das wirklich sein?
Am Neustädter Bahnhof sollen auf beiden Seiten der Polizeiabsperrungen Personen mit Palitüchern gesichtet worde sein.
Sie trugen sie um ihren Hals, die ganze Zeit, sie waren permanent zu sehen.
Den TrägerInnen muss man zugute halten, dass sie keine Intifada-Slogans gerufen haben.
Es gab keine Gewalt.
Claudia und Siggi waren zwar recht leise, aber ich glaube sie sprachen beide eine schwarze Messe. Es ging wohl um Volksbefreiung und den Mufti von Jerusalem.
gut informiert
respekt du bist ja richtig gut informiert. sigmar gabriel hat vor der synagoge am bhf neustadt nicht gesprochen. er war gar nicht dort. sondern nur um die ecke. aber irgendwie hat er den weg nicht bis zur kundgebung geschafft.