Mandatsträger der rechtsextremen Partei fürchten ihren Abzug durch den Verfassungsschutz. Scharfe Kritik an sittlicher Verwahrlosung im Untergrund.
"Wir sind die eigentlichen Opfer dieser Flitzpiepen", sagt der Berliner NPD-Bezirkspolitiker Jan Sturm. "Unser Ruf ist im Arsch. Wie die Wilden stehen wir jetzt da, nur weil die sich auf deutsche Werte berufen haben." Die Enthüllungen der letzten Tage sind nicht nur für die Sensibelchen in der NPD schwer zu verdauen.
Landläufigen Gerüchten zum Trotz herrscht in der rechtsextremen Partei blankes Entsetzen über die Machenschaften des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU). "Unappetitliche Gestalten" seien die drei mutmaßlichen Mitglieder der kürzlich in Thüringen aufgeflogenen Terrorzelle, Beate Z. und ihre inzwischen toten Komplizen gewesen, sagt NPD-Chef Holger Apfel. Uwe B. und Uwe M. haben der Polizei zufolge Selbstmord begangen. "Das hätte ich an ihrer Stelle auch getan", so Apfel weiter. "Wie kann man als Deutscher nur so verwahrlosen?" Besonders für die Jugend sei das Beziehungsgeflecht der drei Untergrundkämpfer ein völlig falsches Vorbild. "Umgekehrt wäre es ja gerade noch vertretbar, aber so nicht", sagt der frischgebackene Parteichef. Sein Vorgänger Udo Voigt, der heute noch als "graue Eminenz" gilt, schüttelt den Kopf: "Ein Kamerad mit zwei Weibern im Untergrund wäre auch nicht zu beneiden. Da ist man doch pausenlos einem Gezicke ausgeliefert, das einen schon viel früher in den Selbstmord treibt. Allerdings hätte eine Zelle in dieser Konstellation auch viel mehr Fehler gemacht und wäre früher aufgeflogen."
Apfel sorgt sich aber vor allem um
seine Zukunft als Parteichef: "Wegen dieser perversen Knalltüten
werde ich jetzt womöglich noch abgezogen", sagt der langjährige
V-Mann des Verfassungsschutzes. "Was denn, du auch", fragt Voigt
erstaunt. "Tut mir leid, dass ich dir das nicht gesagt habe, aber
ich dachte ja, unsereins erkennt sich am Stallgeruch", rechtfertigt
sich Apfel. "Ich habe keine gute Nase", räumt Voigt ein. "Aber das ist
ja normal bei uns. Wir haben wirklich alle nichts gerochen." Um ihre
berufliche Zukunft machen sich die beiden NPD-Politiker trotzdem
keine Sorgen. "Ich kann ja dann als parteiloser Patriot im
sächsischen Landtag bleiben, wenn mein Dienstherr mich aus der NPD
abzieht", sagt Apfel. "Das hätte auch den Vorteil, dass es mich
nicht mehr interessieren muss, ob das Verbotsverfahren Erfolg hat.
Die Kameraden werden schon irgendwo unterkommen." "Ich werde wohl
in den Ruhestand gehen", meint Voigt.
Fall für Titanic
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