Rommel-Denkmal aus Protest verhüllt

Kein Denkmal mehr für den Nazigeneral!
Erstveröffentlicht: 
13.11.2011

Die Gruppe „Geschichtswerkstatt“ hat das Rommel-Denkmal auf dem Zanger Berg verhüllt. Ihr Protest richtet sich auch gegen eine Tafel, die die Stadtverwaltung jüngst anbringen ließ.

 

Sonntag um halb zehn auf dem Zanger Berg, die Kirchenglocken tönen aus der Stadt herauf durch dichten Nebel. Ein Dutzend Menschen haben sich eingefunden, um ihren Protest gegen das Denkmal für den Generalfeldmarschall Erwin Rommel zu zeigen. Eine Plastikplane verhüllt den Muschelkalk-Quader, „Kein Denkmal mehr für den Nazigeneral!“ ist in weißen Buchstaben daraufgemalt. „Dieses Denkmal ist aus der Zeit gefallen“, sagt Manfred Maier, der zum kleinen Kreis der „Geschichtswerkstatt“ gehört. Es gehe nicht um die gefühlte Rolle, die Erwin Rommel im Nationalsozialismus gespielt habe, sondern um die geschichtlichen Fakten. Und die legen zumindest eines ganz klar dar: Erwin Rommel, der Lieblingsgeneral von Adolf Hitler, gehörte nicht zu den Widerstandskämpfern gegen das Nazi-Regime.

 

Die Mitglieder der Geschichtswerkstatt verteilen ein Flugblatt, auf dem unter anderem zu lesen ist: „Niemand sollte Heidenheim künftig in diesen überflüssigen Zusammenhang mit dem Nazihelden bringen können.“ Vorerst einmal wird jedoch das Gegenteil der Fall sein, denn die Diskussion um das Denkmal hat mittlerweile bundesweit Wellen geschlagen, der Berliner „Tagesspiegel“ berichtete gestern in einem großen Artikel.

„Wir wollen die Diskussion noch einmal anregen“, betont die Historikerin Helga Dombroswky, es gehe darum, das Denkmal an sich in Frage zu stellen. „Der Stand der Forschung spiegelt wider, dass einer wie Rommel kein Vorbild für uns sein darf“, sagt die Giengenerin.

 

Angeregt wurde die neuerliche Auseinandersetzung um das vor 50 Jahren aufgestellte Denkmal von Dr. Wolfgang Proske, der ein Buch über Täter des Nationalsozialismus aus dem Landkreis Heidenheim veröffentlicht hat. Zu einer öffentlichen Diskussion im Gemeinderat kam es aber bislang nicht. Die Stadtverwaltung hatte stattdessen dem Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung einen Text für eine ergänzende Tafel vorgelegt, abgestimmt wurde darüber nicht. Bei der „Geschichtswerkstatt“ stieß der ergänzende Text zum Denkmal, in dem von „Tapferkeit und Heldenmut, Schuld und Verbrechen“ die Rede ist, auf großes Unverständnis, sie nennen ihn ein „peinliches Dokument geschichtlicher Ahnungslosigkeit.“

Nach der Demonstration am Denkmal bauten die Mitglieder der „Geschichtswerkstatt“ ihre Installation wieder ab, auch deshalb, damit sie wieder verwendet werden kann. „Es ist mit dieser Aktion nicht zu Ende“, kündigt Manfred Maier an, man werde wenn nötig wieder öffentlich protestieren.

Ironischerweise hatten die Aktivisten der „Geschichtswerkstatt“ mit ihrer Plane auch eine erst kurz zuvor aufgebrachte Schmiererei am Denkmal verhüllt, die Rommel mithilfe der Buchstaben verschmäht, die ihm eigentlich zum Nachruhm verhelfen sollen. Diese ist nun wieder zu sehen.

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