Vom 1. bis 3.10. fanden in Bonn Proteste gegen Einheitsfeier und NRW-Tage statt.
In Betrachtung der bis jetzt erfolgten Berichterstattung möchten wir, die ASJ Bonn (anarchistisch syndikalistische Jugend), euch die Ergebnisse unserer Nachbereitung präsentieren. Wir
wollen versuchen ein möglichst vollständiges Bild abzuliefern aber wir
werden uns dabei nicht verbiegen und nach falscher Objektivität suchen.
Sicher wird mensch auch bei dieser Zusammenfassung bemängeln welche ach
so zentralen Begriffe bzgl. der einzigartigen Geschichte Deutschlands
hier fehlen – uns ist das - gelinde gesagt - scheißegal.
Rückblick
FFE
Uns war von Anfang an
klar, dass die Bonner „Szene“, mit den Menschen und Strukturen vor Ort,
keinen unseren Vorstellungen entsprechenden Protest zu Stande zu bringen
würde. Daher wurde das „Friede. Freude. Eierkuchen?“-Bündnis
ins Leben gerufen. Schnell war mensch sich einig, dass die Proteste
vielfältig sein und unterschiedlichsten Antinationalen Raum bieten
sollten. Ein Grundkonsens wurde im Teaser des Bündnisses (link)
zusammengefasst.
Ergänzend konnten die teilnehmenden Gruppen eigene Aufrufe verfassen, die auch durch FFE propagiert wurden. Dies taten wir und der Antifa AK Köln.
Mobi
Nachdem
das obligatorische Mobilisierungsmaterial in alle Himmelsrichtungen
verschickt war, wurden in mehreren Städten Infoveranstaltungen
angeboten.
In Bonn selbst fanden je zwei Vorträge und zwei
antinationale Solipartys statt. Die Innenstadt wurde nach und nach mit
Propaganda verschönert. Ein Video dokumentiert eine Vorfeldaktion der ASJ Bonn.
Imagine
Die
Erfahrungen mit der antiimperialistischen Linken aus dem Bonner Raum
hatte uns weit genug abgeschreckt, um die Schubladen der Reformisten und
Stalinisten geschlossen zu lassen. Stattdessen suchten wir nach anderen
Gruppen, die uns ideologisch näher stehen. In die Vorauswahl fielen
neben verschiedenen anarchistischen, antifaschistischen,
UmsGanze-Gruppen u.a. auch Gruppen, die dem sogenannten „Anti-Deutschen“
Spektrum zugeordnet werden. Wir schätzten die Gemeinsamkeiten in der
Kritik groß genug ein, um den Protest zusammen auf die Straße zu tragen.
Und tatsächlich gründete sich das Bündnis „Imagine there's no Deutschland“.
Leider war das Ziel dieses Bündnisses kein Dialog und auch keine
direkte Teilnahme an FFE. Stattdessen wurde dazu aufgerufen einen
eigenen Block auf der Bündnis-Demo am 3.10. zu bilden. Weiterhin
leistete sich Imagine den Fauxpas, einem konstruktiven innerlinken
Dialog vorzubeugen, indem FFE im „Anti-Deutschen“ Aufruf angegriffen
wurde.
Zum einen konnte so ein größeres Mobilisierungspotenzial
erreicht werden. Inwiefern sich jedoch viele vom Widerspruch des
Antinationalen und der Israel-Solidarität von Imagine abgeschreckt
fühlen mussten, bleibt für uns unklar. In jedem Fall geriet FFE so in
die Kritik, obwohl Imagine keinen Anteil am Grundkonsens des Bündnisses
nahm, ihn sogar negierte.
Die Stadt
Währenddessen
wurde Bonn zunehmend vom Fieber des „Deutschlandfests“ gepackt und die
Stadt wurde mit einem Aufwand von rund 5 Mio.€ mit Schildern, Zelten und Absperrungen zugeschissen.
Bürgerbriefe der ASJ Bonn, mit einer Kurzinformation zu den Protesten,
wurden verteilt und mensch sah immer mehr Protest-Plakate in der Stadt.
Wenngleich kaum abzusehen ist, welche Wirkung unsere radikale Kritik am
„Deutschlandfest“ bei den Bürgern hatte, wurde schnell klar, dass längst
nicht alles nach „Freiheit. Einheit. Freude.“ aussah:
Sämtliche
Grünanlagen der Innenstadt wurden über eine Woche vor Beginn des Festes
unpassierbar. Während sich die Universitätsleitung noch bei den
Bildungsprotesten 2009 über den vermeintlichen Schaden der Wiese durch
eine handvoll Zelte von unter 50 Camper_innen beschwerte, wurde nun der
gesamte Rasen des Hofgartens unter Planen und Stahlaufbauten für die
„Volksvertreter“ verborgen.
Wegen der erhöhten „Terrorismusgefahr“
mussten natürlich Gullideckel zugeschweißt, Mülleimerabmontiert und das
Gelände, nebst Hubschrauber, auch per Kran aus ca. 20 Metern Höhe 360°
videoüberwacht werden. Dazu gehörte auch, dass alle Fahrradständer aus der Innenstadt entfernt
wurden (Kosten: 40.000€) – samt der daran angeschlossenen Vehikel.
Darüber informierte jeweils ein DinA4-Wisch, der in Bodennähe an den
Ständern baumelte. Hunderte Räder wurden mitsamt der Ständer auf LKW
geladen und weggekarrt. Sammelstelle war zunächst der durch Bauzäune
nicht gerade bombensichere Sportpark Nord. Kaum verwunderlich, dass dort
nicht wenige Schlösser des Nachts geknackt wurden. Vor allem Pendler
waren vom städtischen Bikenapping betroffen. Die Stadt muss sich jetzt
einer Flut von Klagen stellen.
Spätestens seit der Sperrung der
Durchgangsstraße B9 / Adenauerallee für die „Ländermeile“, knapp eine
Woche vor dem Fest, stürzte Bonn in ein Verkehrschaos. Die Innenstadt
war lahmgelegt, die Autobahnzubringer wurden zum kaum noch zähflüssigen
Brei und der ÖPNV war völlig überfüllt – wenn er überhaupt fuhr.
Keine Freiheit, keine Freude hörte mensch aus den Gesprächen auf Straßen und in Kneipen – stattdessen Einheit im Frust.
Altstadt
Ziel der Initiative „Altstadtvielfalt“
war es ein anderes, selbst organisiertes Feiern zu ermöglichen, bei dem
auch kritische Stimmen Platz finden sollten. Befürchtungen, dass sich
auch rechts-konservative oder schlimmeres Pack einreihen könnten,
bewahrheiteten sich nicht. Wenngleich die Initiative die radikale Kritik
nicht völlig teilte, wurden Veranstaltungen der jeweils anderen
mitangekündigt.Zum Programm von Altstadtvielfalt gehörten ein
alternatives Straßenfest, Guerillascreening, eine Ausstellung sowie
viele kleinere und größere Kunstaktionen.
Was ging ab?
Samstag
Den
Auftakt der Proteste bildeten die Öffnung von VoKü und Pennplatzbörse
am von uns eigens dafür eingerichteten Infopunkt in der Altstadt, der
bis Montagnacht geöffnet blieb.
Aktivisten machten eine Runde über
das Festgelände und verliehen im Namen der fiktiven Jugendinitiative JAZ
(Jugendinitiative für angewandten Zynismus) Urkunden für besonders
widerliche Leistungen der verschiedenen Bundesländer. Die Bild- und
Tonbearbeitung der Aktion ist noch nicht abgeschlossen, wird aber bald
im Netz auffindbar sein.
Inhaltlichen Input gab es am Nachmittag vom
Antirassistisches Bildungsforum Rheinland: „RechtExtrem – Über den
Unsinn der Gleichsetzung von Links und Rechts“.
Für den Abend wurde
über den Asta der Uni Bonn Kabarett mit Ebermann & Trampert
angeboten. Die Veranstaltung wurde leider mäßig besucht und das Dröhnen
des Deutschlandfest in unmittelbarer Nähe störte die Atmosphäre
empfindlich.
Alternativ ließen sich gut 100 Menschen bei einer
Kundgebung in der Altstadt von Tapete & Crying Wolf beschallen.
Umrahmt wurde diese Veranstaltung von einem Meer von Bullen und
Staatsschutz. Gegenüber Passanten rechtfertigten sie ihre massive
Präsenz so: „Da findet 'ne Punkerdemonstration statt!“. Sowohl
Teilnehmende als auch die Versammlungsleitung wurden durch die Cops
immer wieder provoziert und mit maßlosen Auflagen in die Enge getrieben.
Wegen dieses staatlichen Drucks musste die eigentlich gelungene Veranstaltung leider frühzeitig den Saft abdrehen.
Sonntag
Für den Sonntag waren von uns zwei anarchistische Genossen eingeladen worden:
Am
frühen Nachmittag begann Rudolf Mühland mit „Auf dem Weg zur neuen
Gesellschaft“, gefolgt von Hauke Thoroe mit „Zur Kritik an Herrschaft,
vom Staat bis zur Gruppe“.
Auf dem Festgelände störten derweil Aktivisten der Libertären Jugend Siegburg als Atzenblock die Bockwurstparty. Hier der Aufruf:
„Deutschland feiert sich? Wir feiern härter!
Atzen wissen wie man Party macht, bis der Arzt kommt. Deutschland willfeiern? Die Atzen sind dabei!
Wir machen Party, weil:
ARGE ist geil!
Talkshows sind geil!
Hartz IV ist geil!
Abschiebung ist geil!
Castor ist geil!
Patrioten sind geil!
Gentrifizierung ist geil!
Krieg ist megageil!
Ein Euro die Stunde ist auch geil!
Spaßgesellschaft ist geil!
Party auf dem Deutschlandfest ist geil!
Bringt
euer Dosenbier und eure Atzenbrillen mit und kommt am 2.10.
zumAtzenblock, um so richtig auf Schland abzugehn. Atzenstyle!“
Auch
eine Kölner Theatergruppe zog über das Fest. Mit Transpa und
Sprechchören, die sich über besonders ekelerregende Praktiken
Deutschlands und seiner Bundesländer empörten, wurde den Krauts
eingeheizt. Die Cops stoppten die Aktion vorläufig, klebten sich dann
aber in gebotenem Abstand an die Fersen der weiterziehenden
Künstler_innen. Instrumente aus Müll sorgten für musikalische
Untermalung.
Am Abend sammelten sich ca. 600 Menschen für die vom Antifa AK Köln organisierte „Antinationale Demo: The only PIIG’S the System! Organisiert den Vaterlandsverrat!“.
Lautstark und erhellt von Pyrotechnik walzte sich die Demo am
Festgelände entlang Richtung Museumsmeile. Die Bullen verstanden bei den
Bengalos wenig Spaß, griffen die Demospitze sogar an, konnten sich
jedoch gegen die gut organisierten Reihen nicht behaupten. Die Pyro ließ
daraufhin nicht nach, weshalb die Cops immer wieder zu Stops zwangen.
Während der ersten Hälfte war die Stimmung noch ausgelassen, dann wurde
jedoch immer offensichtlicher, dass diese einzig tolerierte Route in
Festnähe kaum Publikum bot. Schließlich ließen die Bullen nicht zu, dass
der Abschlusskundgebungsort erreicht wurde und die Demo wurde kurz vor
eigentlichem Ende aufgelöst.
Trost spendet ein Mannschaftswagen, der
am Bahnübergang von einer niedergehenden Schranke zerdeppert wurde. Im
Laufe des Abends wurden u.a. noch die Burschenschaft der Raczeks und
eine Sparkassenfiliale von Unbekannten verschönert. Weder bei der Demo
noch später am Abend kam es zu Festnahmen.
Montag
Am
Morgen sammelten sich Demonstranten in der Nähe des Hauptbahnhofs, dem
Auftaktort der Demonstration des Bündnisses. Die Cops spielten ihre
Verwirr-Karte aus und schickten nach der Demo Fragende auf das
Deutschlandfest oder zurück in die jeweiligen Richtungen aus denen sie
kamen – begleitet von Taschen- bzw. Personenkontrollen, Platzverweisen
und einer handvoll undurchsichtiger Festnahmen. „Ich hoffe sie bleiben
friedlich, aber nach gestern Abend glaube ich nicht daran.“, so ein
Bulle bei einer Kontrolle.Am Auftaktort wurden dann, neben diversen
musikalischen Einlagen vom Band, Reden der ASJ Bonn und von Imagine
abgespielt. Die Cops hatten dafür gesorgt, dass sich die Spitze weit
genug vom Hauptbahnhof weg aufstellte. Leider war die Außenwirkung
dementsprechend gering. Die Stimmung war dennoch gut und laut:
„Nationalismus raus aus den Köpfen!“
Wie geplant ging vorne der Block
des FFE-Bündnisses. Dabei waren u.a. bundesweit angereiste ASJ- und
UmsGanze-Gruppen, verschiedene Antifa und vereinzelte FAUistas. Durch
den Lauti dahinter abgetrennt folgte der Imagine-Block. Den Abschluss
bildete der Tanzlauti bei dem auch DJs live auflegten: Deutschland
wegbassen!
Die Forderung nach Ordnern ließen die „Ordnungskräfte“
schon im Vorfeld fallen und die Auflagen bzgl. Abstände der Transparente
wurden nicht durchgesetzt. Stattdessen sah sich die Demo auf voller
Länge von einem Wanderkessel umrahmt. Dazu kamen zahlreiche Stops durch
Kontrollen, u.a. auch beim Fortbewegungsmittel eines Demoteilnehmers mit
Gehbehinderung.
Entgegen der Befürchtungen der Bullen kam es zu
keinen groß angelegten Ausschreitungen. Lediglich zwei kleine
Rauchbomben detonierten am Wegesrand – im Vergleich zur Vorabenddemo ein
eher beschaulicher Anblick.
Den Abschluss bildete eine Kundgebung am
Bertha-von-Suttner-Platz. Dort, in unmittelbaren Nähe zum Festgelände,
fanden sich entsprechende Massen von Schaulustigen ein.
Währenddessen
verließen immer mehr Kleingruppen den Kundgebungsort, um auf das
Festgelände und die dort stattfindende Parade durchzusickern. Der
Tanzlauti fuhr vor und alles sah so aus als würde die Kundgebung sich in
eine legale Reclaim-The-Streets-Party verlagern. Die Cops
interpretierten dieses Manöver jedoch als eine „Kommerzialisierung“ und
zwangen die Versammlungsleitung gegen 15h zur frühzeitigen Auflösung der
Kundgebung.
Die Zeit wurde jedoch genutzt, um Protest direkt auf das
Festgelände zu tragen. An mehreren Punkten sickerten unauffällige
Gruppen durch die Polizeikontrollen, skandierten Parolen und
präsentierten Plakate. Die Cops reagierten mitunter heftig. Es kam zu
Jagdszenen, Platzverweisen und mehreren kleinen Kesseln.
U.a. bildete
sich eine ca. 70 köpfige Spontandemonstration, die sich ihren Weg über
das Fest und einmal um den Hofgarten bahnte. Eine Handvoll wurde
festgesetzt, weitere, die zum Teil nur „links“ aussahen wurden auf dem
Gelände zusammengewürfelt und in den Kessel direkt zwischen den Zelten
der Feierdeutschen gesteckt. Erst am Abend wurden knapp 20 Festgenommene
mit einem Gefangenentransport in die Gesa verfrachtet, die sie erst in
der Nacht verlassen durften. Solidarische Genossen, die die
Eingefahrenen abholen wollten, wurden mit eindeutig rechtswidrigen
Platzverweisen vom Polizeipräsidium ferngehalten. Die
Antirepressionsarbeit dauert noch an.
Fazit
In
Betrachtung der bis jetzt via Indymedia und anderer Plattformen
gelaufenen Nachbereitung sind wir dezent enttäuscht. Nirgendwo wird
deutlich, was genau an dem gesamten Wochenende passiert ist. Leider kaum
verwunderlich aber dennoch traurig ist, dass sich abermals an
inhaltlichen Divergenzen hochgezogen wird und dabei praktische
Umsetzungen, dessen, was wir alle gemeinsam haben, selten zu finden
sind.Allerdings müssen wir auch eingestehen, dass die bundesweit
angesetzte Mobilisierung nicht griff. Trotz der bundesweiten Aufrufe gab
es kaum Interesse und auch die offenen Einladungen für
Vorbereitungstreffen wurden weitgehend ignoriert. Gleichzeitig richtete
sich diese Mobilisierung ausschließlich an ein linksradikales Spektrum.
Den von uns in FFE getragenen Anspruch über die Szene hinaus zu
mobilisieren, haben wir nicht weiterverfolgt. Andere Aktive bspw. aus
Bereichen sozialer Kämpfe, antirassistischer Gruppen oder
Flüchtlingsgruppen wurden nicht angesprochen.
Hier spiegelt sich
unsere latente Naivität in der Bündnisarbeit und in den Vorbereitungen
wieder: Letztlich haben wir den Aufwand für das Stellen der
Infrastruktur unterschätzt, was zum Leidwesen der weitergehenden
Mobilisierung und dem Vorbereiten von eigenen Aktionen ausfiel.
Als
einen positiven Ansatz sehen wir die öffentliche Vorfeldaktion zum o.g.
Video und das Verteilen der Bürgerbriefe. Beides verlief jedoch anonym.
Kreative Vermummung und abendliche Einwürfe in Briefkästen haben zwar
ihre Berechtigung – dennoch glauben wir, an dieser Stelle zu sehr dem
Fetisch des Clandestinen und der Distanz gegenüber den Menschen, die wir
eigentlich erreichen wollen, verfallen zu sein. Für diesen Teil der
Arbeit wünschen wir uns mehr Dialog.
Die Demonstrationen an
Sonntag und Montag fielen auch in unseren Reihen auf geteiltes Echo.
Zunächst zeigen die im Netz kursierenden Videos schmerzlich, dass sich
offensichtlich nicht genug mit der Bewusstmachung im Umgang mit
Fotografen & Co. auseinandergesetzt wurde.
Am Sonntag fanden wir
es zunächst mal schön in Bonn eine Demonstration zu erleben, die sich
derart durchsetzungsfähig zeigt. Leider müssen wir zugeben, dass sie
gleichzeitig fast nur dem Zweck der Bespaßung der eigenen Demo diente.
Diesen Selbstzweck finden wir zwar durchaus unterhaltsam – von einer
konstruktive Außenwirkung kann aber kaum die Rede sein.
Ähnliches
gilt vor allem für die Auflösung der Demonstration am Montag. In der
Innenstadt wurde reichlich Öffentlichkeit verschenkt. Stattdessen
mussten sich die umstehenden Menschen anhören, wie sich die
Linksradikale mal wieder zersplittert: Die Reden sowohl von Image als
auch vom AK waren nicht an die Öffentlichkeit gerichtet. Unserer Meinung
nach bieten gemeinsame öffentliche Aktionen keinen Platz für einen
innerlinken Diskurs. Ein Bündnis schaffen wir um Gemeinsamkeiten zu
unterstreichen und nicht um Differenzen zu manifestieren.
Unterschiedliche Ansätze – so auch die Grundidee von FFE – sollten Platz
haben, ohne sich gegenseitig ankacken zu müssen.
Für beide
Demonstrationen gilt, dass darüber reflektiert werden muss, ob die
eigene Unterhaltung das Ziel sein darf. In jedem Fall hätten wir uns
mehr Inhalt gewünscht, den wir verständlicher nach außen getragen
hätten.
Im Vergleich mit den Protesten in Bremen drängt sich die
Frage auf, inwieweit der Militanzfetisch die Menschenmassen zu einer
linksradikalen Demo zieht. Hätten in Bonn einen Monat vorher Autos und
Banken gebrannt, wären dann statt 700 die 3000 gekommen?
Militanz
darf nicht nur als Brandstiftung und Vermummung verstanden werden. Für
uns bedeutet auch ein Durchsickern auf das Deutschlandfest und die
konkrete Möglichkeit die Parade zu sabotieren eine gezielte Militanz am
richtigen Punkt eingesetzt. Dies hätte mit Sicherheit noch viel
deutlicher und effektiver umgesetzt werden können.
Immerhin: Die
Störungen der Parade durch Kleingruppen am Montag waren so empfindlich,
dass schließlich auch die Liveübertragung des WDR nicht um ein Kommentar
zu den Sprechchören herumkam.
Unserer Einschätzung nach waren
die Proteste ein Erfolg. Wir haben es geschafft ein buntes inhaltliches
und kulturelles Rahmenprogramm anzubieten, das die Alternativen zum
deutschen Feiernationalismus aufzeigte und dankbar angenommen wurde.
Ohne den Dialog und die Fortschritte bei der Vernetzung mit lokalen
Aktiven wäre dies nicht möglich gewesen. Schließlich gab es an allen
drei Tagen Aktionen, die unterschiedliche Punkte unseres Protests
bedienten und Platz für verschiedenste Aktionsformen bot. An dieser
Stelle danken wir allen, die es geschafft haben ihren Ekel zu überwinden
und sich zwischen die Krauts gewagt haben um ihnen kreativ und
lautstark die Stirn zu bieten.
Danke auch an die vielen helfenden Hände und Köpfe, die wir nicht vergessen werden!
Hier und Jetzt:
Für die Gesellschaft der Freien!
ASJ Bonn
http://asjbonn.blogsport.de
Verwundert?
Also 700 waren es sicherlich nicht, vielleicht 500! Und dies lag sicher nicht daran, dass keine Autos gebrannt haben. Viel wahrscheinlicher daran dass ihr lediglich eure insgesamt doch recht kleine "Szene" mobilisiert habt, ist, dass ihr auch nur dort mobilisiert habt. Oder dass kaum jemensch wegen eines blöden Festes, mehr als 100 km fahren will, wenn es doch viel bedeutendere Dinge gibt, wogegen oder wofür mensch arbeiten kann. Antiatom, freie Bildung, Antikapitalismus, Freiräume und Antimilitarismus, um nur einige Beispiele zu nennen.
Nicht ganz
Hi,
erstmal danke, dass hier jemand versucht mit uns sachlich zu reflektieren. mal wieder ein pluspunkt für linksunten....
das wir nur in der eigenen szene mobilisiert haben stimmt so nicht ganz. es wurde wie beschrieben extrem viel info-material verteilt, weiterhin konnten wir unsere termine sowohl im stadtmagazin platzieren, als auch in "alternativen" kreisen, sprich gerade kulturell engagierten menschen, alleine hier ging ein newsletter an über neunhundert leute raus.
richtig ist trotzdem, dass wir uns, auch aufgrund des drucks/der unerfahrenheit in der zeitplanung, nicht genug darauf konzentriet haben, weitere kreise mit unserer kritik anzusprechen, obwohl gerade auch in bonn, ziemlich viele vom fest angepisst waren.
abgesehen davon, stellt sich zwar die frage, die dringend zu diskutieren wäre, inwieweit eine rein "antinationale" kritk, wie von uns vertreten, sich am anlass der einheitsfeierlichkeiten wirklich festmachen lässt.
trotzdem würde ich dir widersprechen, dass eine Antinationalismus kein spannendes themenfeld wäre. gerade in verbindung, aber auch losgelöst davon mit antikapitalismus, kommen wir da nicht drumrum.
auch hier stellt sich die frage, ob eine andere form/anlass des protests nicht besser vermittelbar wäre.
Artikel nicht ganz korrekt
"Im Laufe des Abends wurden u.a. noch die Burschenschaft der Raczeks und eine Sparkassenfiliale von Unbekannten verschönert."
Nö, stimmt nicht.
Hm...
Wem glaube ich mehr?
Einer Gruppe wie der ASJ Bonn oder eine_r anonymen Fakeschreier_in?
WDR-Berichterstattung
Hallo,
gibt es einen Link zu dem WDR-Bericht mit dem erwähnten Kommentar?
leider nicht
war im livestream der übertragung vom marktplatz.
da der wdr das fest selber auch affig fand, werden die das wohl kaum so lange gespeichert haben.
analyse
ich bin nicht gekommen weil mich der imagine aufruf aufgeregt hat.
mir war auch nicht ganz klar wer da was organisiert unter hinter der 90er-Jahre-AD-Besserwisserei
wollte ich nciht stehen