Zur Aktionswoche gegen Sexismus und Homophobie haben wir die "Roten Karten gegen Sexismus" und "Roten Karten gegen Homophobie" nachgedruckt.
Aus dem Faltblatt:
Grenzverletzungen, sexistische Anmache, homophobe Sprüche... Ich hab’s satt!
Genau in diese Situationen sollen die „Rote Karte gegen Sexismus“ und die „Pinke Karte gegen Homophobie“ intervenieren, die mit diesem Faltblatt erschienen sind. Wenn ich nicht weiter weiß, warum nicht einfach mal eine rote/pinke Karte zücken?
Die Aussage ist klar: Ich will SchiedsrichterIn sein, meine Grenzen selbst bestimmen. Die Karten können ein Schlaglicht auf alltäglichen Sexismus & Homophobie werfen und unsere Reaktionsfähigkeit erhöhen. Egal, ob sie nur auf dem Kneipentisch herumliegen oder ich sie einsatzbereit in meiner Tasche weiß.
Worüber reden wir hier eigentlich?
Als sexistische Grenzverletzung und sexualisierte Gewalt gilt jede Handlung und jede Äußerung, die deine persönlichen Grenzen verletzt und die eine Person oder eine Personengruppe aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Sexualität herabwürdigt:
Taxierende Blicke; sexualisierte Bemerkungen; sexistische oder homophobe Sprüche und Witze; scheinbar zufällige Körperberührungen; unerwünschte Einladungen mit eindeutiger Absicht; anzügliche und/oder abwertende Bemerkungen über Aussehen, Figur, Kleidung und sexuelles Verhalten im Privatleben; Verfolgung innerhalb und außerhalb des Betriebes, der Schule, Uni, etc.; unerwünschte Körperkontakte; Annäherungsversuche, die mit Versprechen von Vorteilen oder Androhen von Nachteilen einhergehen; Ausnutzung des Machtungleichgewichts innerhalb von Beziehungen; Stalking; Häusliche Gewalt; erzwungene sexuelle Beziehungen, Nötigung oder Vergewaltigung...
Wie kommt das?
Sexistische Übergriffe richten sich meistens gegen Frauen. Sie passieren täglich und das ist kein Zufall.
Wer sich über die Grenzen anderer hinweg setzt und den Willen und die Würde seines Gegenübers nicht respektiert, zieht seine »Überlegenheit« aus der Demütigung. Wer andere klein macht, will sich selber dadurch groß fühlen. Niemand hat das Recht, andere so einzuschüchtern, dass sie mit gesenktem Blick über die Straße gehen, sich weg ducken und bestimmte Orte und Wege vermeiden. Solche sexistischen Übergriffe sind kein Überbleibsel aus dem letzten Jahrhundert. Der Sexismus hat sich nicht dadurch erledigt, dass Frauen heute mehr Möglichkeiten haben als vor 30 Jahren. Sexismus besteht wesentlich auch darin, dass Menschen Geschlechterbilder und -rollen zugeordnet werden, die sie einzwängen und gesellschaftlichen Normen unterwerfen. Dazu gehört nach wie vor, dass Männer gesellschaftlich dominant sind. Sie verdienen in der Erwerbsarbeit mehr als Frauen und können sich aus der Hausarbeit weitgehend raushalten. Männer können laut sein und den öffentlichen Raum für sich in Anspruch nehmen. Sie gelten als stark und rational, als hart und durchsetzungsfähig. Frauen werden dagegen Fürsorglichkeit und Wärme zugeschrieben. Dazu kommt, dass Körperkult und Schönheitswahn extrem zunehmen und vor allem für Frauen Essstörungen als Massenphänomen mit sich gebracht haben.
Diese Normierung der Geschlechter wird aber nicht nur von außen an uns heran getragen. Wir tragen selber dazu bei: Unser Verhalten, unsere Geschlechtsidentität, unsere Gefühle und unsere Körper sind Teil und Ergebnis dieser Normierung. Dazu gehört auch, dass Schwule als „unmännlich“ und Lesben als „unweiblich“ abgestempelt werden. Teil der Aufrechterhaltung der sexistischen Strukturen ist aber auch, dass Frauen auf ihren Platz verwiesen und klein gehalten werden müssen. Eines der brutalsten Mittel dazu sind sexistische Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt. Sie übergehen das Selbstbestimmungsrecht der angegriffenen Person und sollen ihr sowohl den Raum nehmen als auch das Gefühl der Ohnmacht vermitteln.
Ein Frauenproblem?
Die größte Zahl der Übergriffe richtet sich gegen Frauen, aber natürlich sind sie nicht die einzigen. Menschen, deren Sexualität von der Norm abweicht, Trans- und Intersexuelle und auch Männer werden Opfer von sexistischen Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt. Dabei ist es für Männer meist besonders schwer darüber zu reden, gilt eine „Opferrolle“ doch als zutiefst unmännlich. Genauso sind zwar überwiegend, aber nicht nur Männer die Täter. Männer profitieren rein objektiv von der Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen, z.B. indem sie die Haus und Sorgearbeit auf Frauen abwälzen können. Gleichzeitig schränkt die Geschlechternormierung auch ihre Freiheiten massiv ein.
Grundlagen
Diese Tipps sind nur Anregungen. Es gibt unterschiedliche
Reaktionsmöglichkeiten, die für dich die richtigen sein können. Eines
wollen wir aber als klare Botschaft verstanden wissen: Durch klares und
entschiedenes Verhalten wird es dir oftmals möglich, aus unangenehmen
Situationen raus zu kommen, ohne eingeschüchtert die Flucht zu
ergreifen.
Ein Tip: In Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstrainings (z.B.
WenDo) kannst du im geschützten Rahmen üben dich zu wehren und mit
bedrohlichen/verunsichernden/unangenehmen Situationen umzugehen.
Was tun bei sexistischen Übergriffen?
Mach deine Grenzen deutlich!
• Reagiere sofort, zögere nicht.
• Mache klare Aussagen: „Gehen Sie weg!“
• Lass dich nicht auf Diskussionen ein. Sage nicht: „Was soll denn das?“ Sage: „Hören Sie auf!“
• Schau den Angreifer an. Ausweichende Blicke machen angreifbar.
• Gehe aufrecht und nimm dir den Raum, der dir zusteht. Wegducken macht angreifbar.
Wenn andere da sind?
• Sprich andere Umherstehende oder Vorbeilaufende persönlich an.
• Nimm Sie in die Verantwortung: „Du in der gelben Jacke, ruf bitte den Busfahrer.“
• Sprich laut. Deine Stimme gibt Dir Selbstvertrauen und ermutigt andere zum Einschreiten.
Wenn du allein bist.
• Hole dein Handy raus und ruf jemanden an.
• Mach Lärm!
• Lieber tausendmal unnötig Leute alarmiert, als einmal zu wenig.
Wenn eine andere Person angegriffen wird.
• Greife sofort ein, bleibe ruhig.
• Wende dich zuerst an die Person, die belästigt wird, und unterstütze sie.
• Versucht, euch gemeinsam abzugrenzen und Einzelgefechte zu vermeiden.
In einer Beziehung
• Lass dich nicht auf Machtspielchen ein – definiere selbst, wann für dich Schluss ist.
•
Rede mit FreundInnen und versucht, gemeinsam anhand eurer gesammelten
Erfahrungen eine persönliche Strategie für dich zu überlegen.
• Die Strategie muss für dich persönlich realistisch sein.
• Dir schon bekannte Situationen könnt ihr zusammen in einem Rollenspiel üben.
Auf der Arbeit
• Lass dich nicht unter Druck setzen!
• Sprich mit KollegInnen oder FreundInnen, denen du vertraust.
• Wende dich an die Gewerkschaft, eine Betriebs- oder Personalrätin oder Frauenbeauftragte.
• Schreibe auf, was sich wann und wo ereignet hat und was wer gesagt oder getan hat.
• Bei Beschwerden ist der Arbeitgeber verpflichtet, Abhilfe zu schaffen.
In der Bahn
•
Sag laut etwas, so dass der ganze Waggon deine Situation mitbekommt:
„Hören Sie auf mich zu belästigen, sonst werde ich die Notbremse
ziehen.“
• Nimm den Blickkontakt zu anderen Fahrgästen auf.
• Informiere das Zugbegleitpersonal oder die FahrerIn!
• Benutz die Notrufanlage.
Auf der Party
• Schafft Euch einen Bereich, wo z.B. mehr Frauen tanzen, oder Leute nicht so aufdringlich sind.
• Aber: Lass dir nicht den Raum nehmen, nicht du musst ausweichen.
• Hol dir Hilfe und schmeißt den Typen raus, es könnte auch andere treffen.
Danach
• Rede darüber mit FreundInnen.
• Egal, wie du reagiert hast, richte deine Wut nicht gegen dich, sondern gegen die, die deine Grenzen verletzt haben.
•
Tauscht Euch über ähnliche Situationen aus und sammelt eure
persönlichen Gegenstrategien. Was habt ihr bereits erfolgreich
angewandt?
Weiterführende Links
www.frauennotrufe.de
www.wildwasser.de
www.mit-mir-nicht.de
www.tauwetter.de
www.gewaltberatung.org
maedchenblog.blogsport.de
genderblog.de
asbb.blogsport.de
Courage gegenSexismus
Gegen Kostenbeteiligung schicken wir euch gerne Karten, Faltblätter und Poster (wie Frontseite Rote Karte) zu.
Rote Karten Kommission, Mail: rotekarten [bei] riseup.net
Kostenübersicht
Noch ein Kurzüberblick über unsere Kosten dabei:
100 Karten ca. 3,-
100 Faltblätter ca. 7,-
10 Plakate ca. 2,50
Wir versenden noch mit der Post/DHL, d.h. als Päckchen oder Paket.
Für die Kostenbeteiligung haben wir kein Konto und können auch keine Rechnungen ausschreiben, d.h. bar an uns oder Mittelsleute in HH, die uns kontaktieren können. So is dat un nich anners,