Sigurd Debus - vor 30 Jahren gestorben

Sigurd

Sigurd beteiligte sich ab dem 11. Februar 1981 an einem Hungerstreik der Gefangenen aus der RAF. Ab März 1981 wurde er gegen seinen Willen zwangsernährt. Anfang April fiel er bei einer dieser Folterorgien ins Koma und verstarb am 16. April. Eine Obduktion erbrachte eine innere Kopfblutung als Todesursache, die wahrscheinlich im Zusammenhang mit der brutalen Fixierung für die Zwangsernährung steht. Nach Bekanntwerden seines Todes wurde der Hungerstreik beendet. Bereits am 11. April war sein Tod fälschlicherweise gemeldet worden, woraufhin es in einigen deutschen Städten zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und militanten Linken kam.

 

Zur Vorgeschichte gehört das vom Verfassungsschutz und GSG9, unter Absegnung höchster Politikerkreise, begangene Staatsverbrechen, das als "Celler Loch" in die Analen bundesrepublikanischer Erbärmlichkeiten einging.

Als "Celler Loch" wurde ein Loch bekannt, das im Rahmen der "Aktion Feuerzauber" am 25. Juli 1978 in die Außenmauer der Justizvollzugsanstalt Celle gesprengt wurde. Der Anschlag war von der niedersächsischen Landesbehörde für Verfassungsschutz als False-Flag-Operation fingiert worden. Unter dem Schlagwort Celler Loch wurde auch die sich daraus ergebende Affäre bundesweit bekannt.
Der Verfassungsschutz beabsichtigte angeblich, mit diesem Anschlag einen Informanten in die RAF einzuschleusen. Der Anschlag sollte als ein Befreiungsversuch für Sigurd Debus erscheinen, der im Celler Hochsicherheitsgefängnis (JVA) einsaß.
Als involviert und informiert gelten der niedersächsische Verfassungsschutz, die auf Anforderung beim Bundesgrenzschutz tätig gewordene GSG 9, die Landesregierung unter Ernst Albrecht (CDU) sowie die Anstaltsleitung. Das Bundesinnenministerium als vorgesetzte Behörde der GSG 9 , das Bundesamt für Verfassungsschutz, die Bundesregierung und die Landespolizei sollen vorab nicht informiert worden sein.
Aufgrund dieser Aktion wurden die ohnehin harten Haftbedingungen von Sigurd extrem verschärft, im Hungerstreik gegen diese Haftbedingungen starb Sigurd Debus 1981 infolge brutaler Misshandlungen während der Zwangsernährung, die bei ihm eine Gehirnblutung auslösten.
Keiner der für diese Aktion verantwortlichen Verbrecher wurde jemals zur Rechenschaft gezogen.

Weder die subalternen Schergen, die bei der Zwangsernährung von Sigurd ihrem Sadismus freien Lauf ließen, noch die Politiker, die für diese Aktion die Verantwortung trugen.

 

Aktion Feuerzauber - Das Celler Loch

http://www.youtube.com/watch?v=ZD0MnKp38RA

http://www.youtube.com/watch?v=Mw06mVVZGq0

http://www.youtube.com/watch?v=efGtyisDpbg

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Hallo,

der Hungerstreik wurde 1981 nicht wegen des Todes von Sigurd Debus abgebrochen, sondern weil es Zusagen von Seiten des Staates gaben, die allerdings nicht eingehalten wurden.

Vor 30 Jahren starb der Genosse Sigurd Debus
Gefangenen Info 360

Wir möchtSigurd Debusen an Sigurd erinnern, dessen Tod sich zum dreißigsten Mal jährt.
Ausdrücklich möchten wir an seinen Todestag, den 16. April 1981, erinnern, weil sein Kampf um bessere Haftbedingungen leider auch von linken Medien ignoriert wurde.

Sigurd Debus wurde als  Mitglied  einer  bewaffneten Gruppe 1974 in Hamburg verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, an einem Sprengstoffanschlag gegen die  Hamburger Innenbehörde, sowie den Sitz des BDI ( Bundesverband der Deutschen Industrie) in Köln beteiligt gewesen zu sein.
Der Hungerstreik (HS) der Gefangenen aus der RAF begann am 1.2.81.

„In dieser Lage: jahrelang voneinander isoliert und von jedem gemeinsamen politischen Prozess und der Außenwelt abgeschlossen, sind wir entschlossen, mit unserem einzig wirksamen Mittel - dem kollektiven unbefristeten Hungerstreik - die Trennung zu durchbrechen und uns die Bedingungen für kollektive Lern- und Arbeitsprozesse zu erkämpfen, um als Menschen zu überleben.“

Die Forderungen waren u. a.:
- Zusammenlegung
- Auflösung der Hochsicherheitstrakte
- Aufhebung aller Formen der Isolation

Der HS hatte auch einen starken internationalistischen Ausdruck von Solidarität mit Gefangenen aus Nordirland, Italien, Türkei und Palästina, sowie mit „allen Gefangenen, die angefangen haben, in den Gefängnissen Widerstand zu leisten.“

Sigurd, der in Hamburg - Fuhlsbüttel inhaftiert war, schloss sich am 11. 2. dem Hungerstreik an, weil er mit den Gefangenen aus der RAF zusammen kommen wollte. Er wurde seit dem 19. 3. gegen seinen Willen zwangsernährt.
„ZwangsErnährung (ZE) ist keine medizinische Maßnahme, sondern nur ein Gewaltmittel, den Widerstand von Menschen zu brechen“...ZE „ist als Folter zu betrachten...  Sie ist in dieser lebensbedrohlichen Situation sogar ein direkter Angriff auf das Leben.“ (aus einem Offenen Brief westdeutscher ÄrztInnnen)

Obwohl Sigurd schon einige Tage klinisch tot war, wurde sein Ableben erst am 16. April durch den Staat bekannt gegeben, dem Tag, an dem der Hungerstreik beendet wurde. Sein Anwalt schrieb: „Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Zwangsernährung im (Hamburger) Zentralkrankenhaus des Untersuchungsgefängnisses den Tod von S.D bewirkt hat.“

Die Herrschenden wollten mit dieser Manipulation des Todeszeitraums suggerieren, dass die Gefangenen wegen Sigurds Tod den Streik beendet hatten, und nicht weil es Zusagen staatlicherseits gab, die Isolation aufzuheben. Der Staat hielt seine Zugeständnisse nicht ein.
Sigurds Tod konnte nie aufgeklärt werden, da Teile seiner Krankenakte verschwanden. Die verantwortlichen Mediziner und Beamten blieben in Amt und Würden.

Sigurd beteiligte sich in an dem Streik, um mit den Gefangenen aus der RAF zusammenkommen, um so besser gemeinsam und offensiver  gegen die Isolation in den Knästen kämpfen zu können. Für viele Menschen, die sich für die Forderungen eingesetzt hatten, wurde klar, Sigurd musste sterben, weil er mit den Gefangenen aus der RAF zusammenkommen wollte.

Anmerkung der Red.:
Den Angriff auf das US-Hauptquartier Ramstein im Herbst 1981 führte übrigens ein „Kommando Sigurd Debus“ der RAF aus.

Weitere Informationen: GI 339, Seite 4 - 6 sowie 2 Radiointerviews zu  Sigurd, zu hören unter:

http://nullaefinito.jimdo.com/revolutionäre-geschichte-aneignen-1/interviews/