Für den 27. Januar riefen wir, antifaschistische Freundinnen und Freunde aus Bochum dazu auf, sich am Husemannplatz zu versammeln, um an die Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz zu erinnern und den Millionen Opfern des Holocaust zu gedenken.
Dadurch, dass die Menschen sich ansprechen ließen oder auch aufgrund des großen Transparents "Kein Vergeben, kein Vergessen!" stehen blieben, waren schnell 40 Leute zusammen. So konnte die Polizei auch den Einsatz des Megaphons nicht verhindern, den sie 5 Minuten vorher noch als fragwürdig bezeichnete.
Los ging es mit einem Redebeitrag, der sehr viel Wert darauf legte, die Daten und Fakten rund um das KZ Auschwitz offen darzulegen. Ungefähr zu dem Zeitpunkt passierte es, dass zwei offensichtlich eher rechts orientierte Jugendliche vorbei liefen, ein paar dumme Sprüche drückten, aufgrund der Masse der Leute aber schnell wieder weiter zogen.
Die nächste Person, die redete, widmete ihren Beitrag den Widerstandskämpfer*innen zur Zeit des Nationalsozialismus mit speziellem Augenmerk auf Peter Gingold. Spontan wurde dannn ein Lied angestimmt und die Stimmung blieb trotz der Kälte entschlossen.
Während der ganzen Zeit gab es Menschen, die Flyer verteilten und es kamen immer wieder neugierige Passant*innen dazu. Es wurde schließlich auch daran erinnert, dass die jüdischen Gedenkmäler und Grabsteine in Bochum und Wattenscheid geschädigt oder beschmutzt wurden. Wir machten darauf aufmerksam, dass die NPD wieder im Stadtrat sitzt und ihr menschenverachtendes Weltbild wieder verbreiten darf. Dazu hieß es gestern wie heute: Offen ausgelebtem Antisemtismus kann mensch nur mit einem entschlossenen Antifaschismus begegnen!
Der letzte Beitrag schließlich handelte von der Ideologie des Nationalsozialismus und dem Ursprung des Antisemitismus. Zum Schluss führten wir eine Schweigeminute durch und riefen dazu auf, sich Nazis weiterhin in den Weg zu stellen: Ob in Wuppertal, in Dresden oder woanders! Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Menschen bedanken, die dabei geholfen haben, diese würdige Gedenkkundgebung durchzuführen. Bei der Polizei möchten wir uns für ihr riesiges Aufgebot auch ganz herzlich bedanken: Sie brachten uns mehr Aufmerksamkeit als es andernfalls je möglich gewesen wäre!
2011 werden die Nazis nicht auf einmal von der Bildfläche verschwinden, doch es liegt an uns, ihnen zu zeigen, dass ihr Weltbild unerwünscht und ihre Taten verabscheuenswert sind. Auf ein Jahr mit vielen erfolgreichen Blockaden und revolutionären Elementen!
BAFF. Bündnis Antifaschistischer Freundinnen und Freunde
ich mein' einer der beiden
ich mein' einer der beiden nasen wär bruglemans aus gelsenkirchen oder wie der hiess der auch am montag dabei war.
ist er nich
ne das ist der nicht gewesen
finde nur ich die
finde nur ich die artikelüberschrift schräg? laßt halt nochmal jemanden drüber lesen, bevor ihr sowas schreibt ...
was findest du daran schräg?
was findest du daran schräg?
Rede
Die auf der Kundgebung gehaltene Rede wird hiermit dokumentiert.
P.S.: Die Rede wurde von einer Einzelperson beigesteuert, die nicht dem BAFF angehört.
Liebe Passantinnen und Passanten,
liebe Mitdemonstrantinnen und Mitdemonstranten,
in meiner Rede soll es um die zentrale Ideologie des Nationalsozialismus gehen. Die Ideologie, die die Ermordung von Millionen von Menschen in Konzentrationslagern ermöglichte. Es geht um den Antisemitismus. Darum, wie er als Ideologie funktioniert und wirkt, auf welchen Dynamiken er aufbaut und welche er erzeugt. Allein das Thema meiner Rede ist ein zweischneidiges Schwert. Wie sollen wir über ein historisch einmaliges Verbrechen gegen die Menschlichkeit reden, indem wir es rationalisieren, das heißt, erklärbar machen. Liegt darin nicht immer schon ein Ansatz von Entschuldigung und Entlastung der Täterinnen und Täter?
Andererseits: das in der BRD staatlich zelebrierte Gedenken an den Holocaust klammert die Suche nach Ursachen aus. Die unbeantwortete Frage „Wie konnte das passieren?“ reicht in keiner Weise aus und entlastet eben auch die Verantwortlichen Menschen und Verhältnisse, indem sie sie eben nicht thematisiert. Es reicht auch nicht einfach nach „mehr Toleranz“ zu verlangen, wenn man sich nicht einmal im Ernst mit den historischen, sozialen und ideologischen Entstehungsbedingungen des deutschen Faschismus auseinandergesetzt hat. Versucht man es nicht, argumentiert man Geschichtslos. Dann wird der Holocaust qualitativ das Gleiche wie alle möglichen anderen Massenmorde der Weltgeschichte. Und dass er das definitiv nicht ist, soll hier unbestritten sein.
Diese Rede wird es nicht schaffen auf die zahlreichen und komplexen Entstehungsbedingungen des Nationalsozialismus einzugehen. Sie soll einen Beitrag zu dieser Auseinandersetzung leisten, indem sie hier und heute einen zentralen Teil nationalsozialistischer und dumpfdeutscher Ideologie beleuchtet.
Der Antisemitismus bot der NSDAP ein Propagandamittel die Massen so zu mobilisieren, dass sie ihr 1932 tatsächlich zur parlamentarischen Mehrheit verhalfen. Aber war mehr als ein eine „propagandistische Nebelkerze“ mit der ein Sündenbock benannt werden sollte und die Massen verarscht wurden. Antisemitismus hatte bereits zu diesem Zeitpunkt eine
lange Tradition. Ob nach der Gründerzeitkrise von 1873, der Niederlage im ersten Weltkrieg oder dann eben bei der Weltwirtschaftskrise von 1929 – die deutschen Massen macht Jüdinnen und Juden in hetzerischer Weise verantwortlich.
„Der Jude“ als Sündenbock kam den Deutschen natürlich als Idee – immerhin wurden Jüdinnen und Juden bereits seit Jahrhunderten in Europa verfolgt. Die antisemitische Dynamik, die sich im 19. und 20. Jahrhundert entwickelte ist jedoch mit dem mittelalterlichen Antijudaismus nicht vergleichbar.
Um der Frage nachzugehen, wie denn diese Dynamik funktioniert, beginnen wir beim bürgerlichen Individuum. In kapitalistischen Gesellschaften sind alle Individuen universell zueinander in Konkurrenz gesetzt. Die große Masse der Bevölkerung hat kein, oder sehr geringes Eigentum, an Produktionsmitteln und ist somit gezwungen ihre Arbeitskraft als Ware auf den Markt zu tragen. Was man genau produziert, wie es einem dabei geht und welchen Zweck das Ganze hat, spielt hierbei keine Rolle. Für den Kapitalisten geht es nur um die Akkumulation von Kapital, für den Arbeit nur darum seinen Lohn zu erhalten. Arbeit ist mit Gängelung, Stress, oftmals geringer Bezahlung verbunden. Die Verarbeitung dieses Arbeitsleides ist auf verschiedene Weisen möglich. Denkt man nicht konformistisch, könnte man seinen Chef, oder ein wenig fundierter, das Klassenverhältnis, die Wertvergesellschaftung, den Kapitalismus verantwortlich machen. Damit wäre auch verbunden, dass man ein kritisches, wenn nicht feindseliges, Verhältnis zu seiner eigenen Arbeit, die einem aufgezwungen ist, entwickelt. Das Bewusstsein der Massen im Kapitalismus ist jedoch meist ein konformistisches. Soll es das bleiben, so darf die Gesellschaftsordnung an sich nicht als Problem angesehen werden. Die Wut über die sozialen Probleme im Kapitalismus darf sich nicht auf die herrschende Klasse richten. Wer konform bleiben will identifiziert sich positiv mit seiner Arbeit, sieht sie selbstzweckhaft als moralischen Wert an. Der Kapitalist erscheint so ideologisch als Arbeitgeber, als jemand, der Arbeitsplätze schafft. Die Ursache für soziale Ungerechtigkeit, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen, etc. muss also woanders liegen. Ein von außen kommendes personifizierbares Übel.
Wie man sieht werden grundlegende Denkformen des Antisemitismus durch die Struktur der bürgerlichen Gesellschaft hervorgebracht und müssen nicht von oben in das Denken implementiert werden. Auch wenn dies im Nationalsozialismus natürlich ebenfalls passiert ist.
In der Krise werden nicht die dem Kapitalismus immanenten Krisentendenzen für den aktuellen ökonomischen Einbruch verantwortlich gemacht. Es gibt einige fundierte Krisentheorien. Offensichtlich ist, dass Krisen im Kapitalismus Überproduktionskrisen sind, die Ursache also in der Realwirtschaft liegt. Trotzdem wird in der bürgerlichen Öffentlichkeit immer wieder das böse Finanzkapital als Krisenursache herangezogen. Individuelle Fehler einzelner Banker und Manager sollen es gewesen sein, die den Einbruch herbeigeführt haben. In dieser Rede soll es nicht um Krisentheorie gehen, sondern vielmehr um die ideologische Verkehrung von Ursache und Wirkung in der bürgerlichen Ideologie. Während man die eigene Gesellschaftsordnung unangetastet lässt, möchte man das „schaffende Kapital“ gegen das „raffende Kapital“ aus der Finanzwirtschaft verteidigen. Dass das sogenannte „schaffende Kapital“ ohne das Finanzkapital gar nicht – und sogar zunehmend weniger – auskommt, wird nicht mehr bedacht.
Auf diesem Versuch der Identifikation von Krisenursachen als moralische Schwäche von einzelnen baut der Antisemitismus auf. Der Jude, so sagt der Antisemit, verdient Geld ohne zu Arbeit, er rafft, er ist gierig und er kontrolliert durch seine Macht an der Börse die Weltwirtschaft.
Der Antisemitismus ist jedoch kein ökonomisches Phänomen. Der Jude ist für den Antisemiten die Figur des Dritten. Des Heimatlosen, der in der ganzen Welt sich unter die Völker mischt und sie gegeneinander aufhetzt. Sowohl die USA als auch die Sowjetunion wurden in der NS-Ideologie insgeheim von den Juden kontrolliert. Auch die Kriegsniederlage im ersten Weltkrieg wurde in weiten Teilen Deutschlands und später durch die Nazis antisemitisch erklärt. Der Antisemitismus baut auf einem biologisch und kulturell rassistischen Weltbild auf. Der Jude in seinen Eigenschaften muss rassisch von den anderen Menschen unterscheidbar sein, um als absolutes, äußeres Übel erscheinen zu können. Gleichzeitig ist er eben der Dritte, jenseits der verschiedenen sogenannten Kulturkreisen stehende Unruhestifter und Volkszersetzer. Gleichzeitig läd ein kulturell rassistisches Weltbild zum Antisemitismus ein. Wer die Welt in saubere, angeblich natürlich gewachsene Kulturkreise einteilt, wird Probleme mit Jüdinnen und Juden haben, die jahrhunderte lang kein eigenes Gebiet hatten und deren aktuellen Staat Israel er als künstlich geschaffen diffamieren wird.
So viel zu den Grundlagen der antisemitischen Ideologie. Natürlich führt ein konformistisches Bewusstsein nicht automatisch zu antisemitischem Denken. In Krisenzeiten liegt es allerdings nahe auf diese Weise Schuldige zu suchen, ohne die Gesellschaftsordnung antasten zu müssen. Dort wo Rebellion gegen soziale Ungerechtigkeiten konformistisch wird, schlägt sich schnell in rassistische und antisemitische Sündenbocksuche um. Wir als radikale Linke sollten deshalb immer genau wissen, woran wir unsere Kritik festmachen. Diese darf ruhig radikal und deutlich sein. Sie muss sich auch nicht vormachen zu 100% moralfrei und rein rational zu sein, genau so wenig, wie sie nie personalisiert sein dürfte. Natürlich übersetzt sich die abstrakte Herrschaft im Kapitalismus in persönliche Herrschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse. Wichtig ist jedoch zum einen, dass man eben rational begründen kann, wer wo warum und über wen herrscht und zum anderen dass sich kein Bewusstsein und keine Gesellschaftsordnung ändern wird, wenn man angeblich Verantwortliche an die nächste Laterne hängt.
Noch einmal ein kurzer Exkurs. Wie bereits am Anfang erwähnt wurde, war der Holocaust ein historisch einmaliges Verbrechen. Ihm voraus ging jahrhundertelange Judenverfolgung, sowie ein in ganz Europa florierender Antisemitismus. Jüdinnen und Juden waren der Sündenbock, sie waren Freiwild in Europa. Wenn sich Holocaust überlebende Jüdinnen und Juden entschließen einen Staat zu gründen und diesen militärisch abzusichern, haben sie verdammt nochmal das Recht dazu. Das Existenzrecht keines Staates wurde in der Linken so viel in Frage gestellt, wie das von Israel. Nicht das der USA, nicht das des Iran und auch das deutsche nicht immer. Israel scheint vielen Deutschen nach wie vor ein Dorn im Auge, als nicht natürlich gewachsener Staat – wobei in Wahrheit natürlich kein Staat natürlich gewachsen ist. So erscheint im Antisemitismus nach Auschwitz Israel als der Jude unter den Staaten. Das Existenzrecht Israels sollte in der Linken nicht zur Debatte stehen.
2. Israel ist kein Staat wie jeder andere in der Hinsicht seiner Entstehung. Israel ist ein Staat wie jeder andere in der Hinsicht, dass es ein westlich-imperialistischer Nationalstaat ist, der Kriegsverbrechen begeht und ihm nicht zustehende Gebiete besetzt. Antiimperialistische Kritik an Israel und Solidarität mit den Palästinenserinnen und Palästinensern sollte sich jenseits von antizionistischen Positionen verorten können.
3. Wenn linke deutsche Jugendliche identitär mit Israelfahnen rumlaufen und Solidarität mit Israel gröhlen, ohne einen Bezug zu diesem Staat zu haben, ist das mehr als peinlich. Insbesondere dann, wenn man das Gefühl bekommt, hier möchten deutsche die Identität der Opfer annehmen, um sich von den kollektiv vererbten Gewissensbissen reinzuwaschen. Oder um ihre westliche, durch imperialistische Politik abgesicherte Lebensweise, unter dem Banner der Antisemitismusbekämpfung reinzuwaschen und endlich mal westliche Kriege rechtfertigen zu können. Oder um sich als den letzten Schrei der Radikalität zu fühlen und selbst in der radikalen Linken noch zu provozieren.
Zum Schluss: so rational man Erklärung für das Phänomen Antisemitismus finden kann, so sehr haben die Deutschen, die im NS mitgemacht haben individuelle Schuld und keine einzige legitime Erklärungsmöglichkeit für ihr Handeln. Zu verstehen, wie Menschen zu so etwas fähig sind, ist uns hier und heute sicher nicht möglich. Dennoch ist die aktive Auseinandersetzung mit Ursachen wichtig, um Adornos Imperativ zu folgen „alle Verhältnisse so einzurichten, dass Auschwitz sich nicht wiederhole“.
Gegen jeden Antisemitismus!
Für eine radikale Linke und zielgerichtete Gesellschaftskritik!
Gegen das Vergessen – im Gedenken an die Opfer des Holocaust
Danke!
Vielen Dank für das Festhalten dieses unglaublich gut herausgearbeiteten Beitrag.
Falls das Gefühl entstand, das Bündnis Antifaschistische Freundinnen und Freunde Bochum hätte versucht, alle Leute, die an der Kundgebung teilnahmen oder dabei mithalfen, unter ihr Label zu packen, das im Übrigen keins ist, wollen wir uns hiermit dafür entschuldigen.
Die Menschen, die diese Kundgebung organisierten und planten, bezeichnen sich heute als "Partyantifa Bochum" und nehmen sich selbst nicht ganz so ernst.
Die Kundgebung allerdings lag uns sehr am Herzen und wir hoffen, das ist rübergekommen.
Liebe Grüße, PaB
Rede
Holocaust zur Ausdruck bringen, sondern auch all den Menschen gedenken,
die während der Zeit des Nationalsozialismus nicht aufgegeben haben.
Widerstandskämpfer*innen.
Als Widerstandskämpfer*innen gelten Frauen und Männer, die ihr Leben
riskiert haben, um das nationalsozialistische Regime zu stürzen, dessen
Verbrechen anzuprangern, den Zweiten Weltkrieg zu verhindern oder um
Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, zu schützen.
Es ist wichtig auch über diese Menschen zu reden. Denn sie sind es
gewesen, die Hoffnung hatten in Zeiten, in denen es nicht mehr viel zu
hoffen gab.
Einer von ihnen war Peter Philipp Gingold.
Er wurde am 08. März 1916 in Aschaffenburg geboren und starb am 29.
Oktober 2006 in Frankfurt am Main.
Sein Leben lang setzte er sich für Antifaschismus ein und war in der Zeit
des Nationalsozialismus ein kommunistischer Widerstandskämpfer.
Peter Gingold wuchs in einem jüdischen Elternhaus in Aschaffenburg auf.
1933 wurde er im illegalen Widerstand tätig – im Mai emigrierten seine
Eltern und Geschwister nach Frankreich. Gingold wurde im Juni bei einer
Razzia der SA verhaftet und bekam nach mehreren Monaten Gefängnis die
Anordnung, Deutschland zu verlassen.
Er emigrierte im Herbst 1933 nach Frankreich, 1937 trat er in die
Kommunistische Partei Deutschlands ein. Im Januar 1940 heiratete er Ettie
und wurde im Mai als „deutschstämmiger Staatenloser“ von den Franzosen
interniert.
Im Juni wurde ihre erste Tochter Alice geboren.
Im April ging Peter Gingold nach Dijon und wurde in der Travail Allemand
(TA), einer Gruppe in der Résistance, tätig, die antifaschistische
Flugblätter unter den deutschen Soldaten verbreitete. Seine Aufgabe war
unter anderem, den Kontakt zu den Soldaten der deutschen Wehrmacht
herzustellen, um Hitler-Gegner herauszufinden und für die Zusammenarbeit
in der Résistance zu gewinnen. Im Juli 1942 wurden zwei seiner Geschwister
in Paris verhaftet und in das KZ Auschwitz deportiert. Im Februar 1943
wurde er in Dijon von der Gestapo verhaftet und mehrere Wochen lang
verhört und gefoltert. Er aber schwieg.
Peter Gingold wurde nach Paris überführt, dort gelang ihm im April die
Flucht und nach ein paar Wochen war er wieder in der Résistance tätig.
1945 wurde er von der US-Armee inhaftiert und kam wegen falschen Verdachts
für kurze Zeit in ein französisches Kriegsgefangenenlager.
Ende April war er als Frontbeauftragter bei den Partisanen in Norditalien
und erlebte dort die Befreiung vom Faschismus.
Peter Gingold lebte bis zu seinem Tod in Frankfurt am Main und war unter
anderem politisch aktiv in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
– Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA), im Verband
Deutscher in der Résistance (DRAFD) und im Auschwitzkomitee. 1990
kandidierte er noch einmal auf der offenen PDS-Liste für den Deutschen
Bundestag. Er war als Zeitzeuge bei den verschiedensten Gelegenheiten und
Veranstaltungen in der gesamten BRD aktiv.
„Zuviel an Not und Tod, an KZ-Qualen, an Verwüstung und Vernichtung, an
millionenfachen Mord hat der Faschismus gebracht, sodass es nichts
Wichtigeres geben kann, als Aufstehen gegen jede Erscheinung von
Rassismus, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit, Neofaschismus,
Militarismus. “
– das war ein Zitat von Peter Gingold vom 26. September 2000 auf dem
Münchener Marienplatz
Es zeigt, dass auch Menschen, die den NS miterlebt haben, sich darüber im
Klaren sind, dass den rassistischen Vorstößen von Politiker*innen und
Journalist*innen sowie Menschen, deren Weltbild anderen das Lebensrecht
verweigert, im neuen Jahrtausend nur durch einen entschlossenen und
fundierten Antifaschismus begegnet werden kann.
Morgen lädt die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes zu einem Abend
über Peter Gingold ein. Ab 19.00 werden seine Töchter Alice und Silvia
zusammen mit Dr. Ulrich Schneider, dem Bundessprecher der VVN-BdA die
Lebenserinnerungen Peter Gingolds vorstellen.
Joscha Gingold, Enkel von Peter Gingold, wird die Veranstaltung
musikalisch begleiten.
Der Ort der Veranstaltung wird das Ottilie Schoenewald Weiterbildungskolleg in Bochum an der Wittener Str 61 sein.
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