Kämpferische Silvester-Demos in Berlin

Silvester Demo - Silvester zum Knast 2010 Berlin JVA Moabit

Am letzten Tag des Jahres gab es in Berlin wieder die alljährliche Demo zum Knast. Diesmal gab es zwei Aktionen, eine Kundgebung am Nachmittag vor dem Abschiebeknast im Berliner Bezirk Grünau und am Abend wie gewohnt die Demo zur JVA Moabit. Das Ganze stand unter dem Motto: “Von Grünau bis Moabit… Silvester zum Knast – Dynamischer Silvestertag gegen alle Arten von Knästen und eine Gesellschaft der Einsperrung und Ausgrenzung!”

 

Nach Grünau kamen zwischen 80 und 90 Leute, um ihrer Ablehnung der rassistischen Politik des deutschen Staates Ausdruck zu verleihen. Es gab die ganze Zeit über Sichtkontakt mit den Gefangenen, welche die Kundgebung freudig begrüßten. Eine Trommelgruppe sorgte für Stimmung und über den Lautsprecherwagen wurden Grußworte in verschiedenen Sprachen an die Gefangenen gerichtet. Nach einer Stunde wurde die Kundgebung beendet.

 

Wenige Stunden später kamen mehr als 500 Leute zur Demo vom U-Bhf Turmstrasse zur JVA Moabit. Kurz nach 23 Uhr ging es los mit kraftvollen Parolen. Die Bullen waren angepisst von den ständigen Knallerwürfen in ihre Richtung, was dazu führte, dass sie die Demospitze eng begleiteten. Die Demo erreichte die Gefangenene, welche sich an den Fenstern zeigten und winkten. Mit der Demo sollte auch an Dennis und Oscar Grant erinnert werden, die vor zwei Jahren ihr Leben durch polizeiliche Todeschüsse verloren, kurz gesagt durch kaltblütigen Mord. Auch richtete sich die Demo an Thomas, der seit mehreren Monaten in Moabit festgehalten wird, weil er angeblich versucht haben soll irgendein Auto anzünden. Ein Redebeitrag seiner Soligruppe wurde verlesen. Gegen halb eins wurde die Demo beendet, da die Sicherheit der TeilnehmerInnen nicht mehr gewährleistet werden konnte, da die Kettenhunde der Mächtigen drohten die Demo zu stürmen. Sie waren verärgert, aufgrund vom pausenlosen Beschuss mit Knallern und Raketen. Es gab mindestens eine Festnahme.

 


 

Der Redebeitrag der Soligruppe von Thomas:


Auch unser Freund Thomas sitzt hier in Moabit in Haft. Genauer gesagt in Untersuchungshaft.
Der Grund dafür ist, dass mit den Bullen mal wieder die Fantasie durchgegangen ist.
Wie sonst sollte jemand auf die Idee kommen einen Menschen in seiner Wohnung festzunehmen um ihm vorzuwerfen, er habe gerade versucht ein Auto anzuzünden. Stichhaltige Beweise sucht man wie sonst auch vergeblich.

 

Thomas selbst ist ein Mensch der nie an die so genannte „sozial-therapeutische“ Wirksamkeit von Knästen geglaubt hat. Da er genau weiß, wozu Knäste in diesem System tatsächlich gebraucht werden.

 

Knäste sind nichts anderes als Ausdruck der kapitalistischen Verwertungslogik. In ihnen werden Menschen erniedrigt und ausgebeutet. Sie sind das beste Mittel dieses Drecksstaates um seine Macht zu demonstrieren, indem er Menschen ihre Freiheit nimmt und ihre Würde mit Füßen tritt. Alles nur um den Rest der Menschen ruhig zu halten.

 

Denn neben der ständigen Ausbeutung und Unterdrückung in unserer Gesellschaft, steht auch die Angst. Zum einen die Angst die der Staat uns mit seinen Knästen machen will. Der drohende Zeigefinger der uns sagen soll: „Versuch ruhig dich zu wehren und ich mach dir dein Leben zur Hölle“

Zum anderen die Angst des Staates und der Unternehmen vor einer Änderung der Verhältnisse. Einer Änderung zu ihren Ungunsten. Eine Änderung die den Menschen die Freiheit über sich selbst wiedergibt, eine Änderung die den Machtverlust der Eliten bedeuten würde.
Und genau darum geht es: Macht.

 

Im Knast haben die Wärter die Macht, sie bestimmen was, wie, wann und wo geschieht. Sie sind es die uns von unseren geliebten Menschen losreißen. Sie sind es die verhindern dass Menschen bei ihren wenigen Besuchen wirklich darüber reden können was sie bewegt und sie sind es die einem verbieten seine Gefühle in Form eines einfachen Kusses auszudrücken.

 

Macht macht zum Schwein, dass weiß jeder der schon einmal mit Bullen oder Knastwärtern zu tun hatte. Doch auch die Wärter sind nichts anderes als bloße Werkzeuge des Staates. Sie sind, ohne es zu wissen, genauso im System gefangen wie Thomas und all die anderen die in Moabit oder sonst wo gefangen gehalten werden.

 

Es ist ein System das Menschen zerstört. Den einen gibt es Macht über andere, macht sie damit selbst zu Sklaven und richtet sie innerlich zu Grunde. Den anderen nimmt es ihre Freiheit, woran sie über kurz oder lang zerbrechen, denn ohne die Freiheit gibt es kein Leben sondern nur pure Existenz.
Das System der Macht, drinnen wie draußen bestimmt es unser Leben, nimmt uns die Freiheit und erniedrigt uns Tag für Tag.

 

Der Staat kann es nicht ertragen, wenn Menschen, wie wir, sich von dieser ganzen Scheiße befreien wollen. Von dieser Scheiße gegen die auch Thomas immer wieder auf die Straße gegangen ist.

Das er unter fadenscheinigen Begründungen in einer Zelle sitzt liegt nur daran, dass der Staat ein Exempel statuieren will.
Thomas ist nicht der Erste bei dem das versucht wird. Vor ihm hat es schon viele andere getroffen und wenn wir ehrlich sind wird er nicht der letzte sein, aber wir werden weiter kämpfen, für Thomas und alle anderen!

 

Der Staat verdient nicht mehr als unseren Hass.
Für eine Gesellschaft ohne Staat und Konzerne!
Für die Freiheit, die Liebe und das Leben!

Deshalb Knäste zu Baulücken!

 



Redebeitrag über den Knast-Streik in den USA – „Lockdown for liberty“


Im US–Bundesstaat Georgia fand in diesem Monat einer der größten organisierten Knaststreiks der letzten Jahre statt. Vom 9. – 16. Dezember weigerten sich mehrere tausende Gefangene ihre Zellen zu verlassen und zu arbeiten.

 

Die Insassen aus den Knästen von Augusta, Baldwin, Hancock, Hays, Macon, Smith und dem Staatsgefängnis Telfair wollen mit dem Streik, Druck auf das `Georgia Department of Corrections` (DOC) machen, um Forderungen, die sie seit Jahren stellen, durchzusetzen.

 

Ihre Forderungen sind u.a.
- bezahlt zu werden für ihre Arbeit – in den Knästen in Georgia gibt es keine Bezahlung für Knastarbeit,
- Zugang zu Aus- und Weiterbildung,
- medizinische Versorgung – die Gefangenen müssen bei minimaler Versorgung extrem hohe Rechnungen selbst bezahlen,
- ein Ende der Iso-Haft und anderer Bestrafungen selbst bei kleinsten Verstößen,
- bessere und gesündere Ernährung,
- Kontakt zu Familien – durch überhöhte Telefonrechnungen und immer wieder geänderte Besuchsregelungen sind die Kontakte bei allen sehr eingeschränkt. Dazu gibt es aber auch eine immer größer werdende Gruppe Gefangener, denen seit Monaten sowohl Familien – als auch Anwaltsbesuche ohne Angabe von Gründen verweigert werden,
- angemessene Bewährungsentscheidungen – die dafür zuständige Behörde verweigert regelmäßig einer Mehrheit der Gefangenen die Entlassung – trotz Anspruch / Berechtigung,

 

In Georgia sind 16% mehr Menschen inhaftiert als im Rest der USA. Die Kosten der Unterbringung sind 39% niedriger. Möglich wird dies dadurch, das alle Arbeiten innerhalb des Knastes von den Gefangenen unbezahlt gemacht werden – Arbeiterinnen von Firmen außerhalb der Knäste wurden entlassen. Die meisten Knäste sind privatisiert bzw. teilprivatisiert. Das heißt auch, das sich die jeweiligen Firmen eigene Regeln erstellen, um möglichst viel Geld zu verdienen. Z.B. wird den Gefangenen bei Geldüberweisungen von Angehörigen oder Freunden eine 10% « Transaktionsgebühr » berechnet. Die Telefongespräche mit Familien oder Freund_innen wurden auf 15 Minuten die Woche beschränkt, aber telefonieren kann nur derjenige der 50 Dollar monatliche Gebühr bezahlt.

 

Der Protest der Gefangenen ist gewaltlos, doch das „Department of Corrections“ versuchte die Insassen mit Gewalt zurück zur Arbeit zu zwingen. Gefangene wurden von den „CERT Team Guards“ aus ihren Zellen geprügelt. In den Zellen wurden die Bücher, Stühle, Bilder und Kleidungen von den „Tactical Squads“ zerstört. Laut der Unterstützer_innengruppe wurden viele Gefangene durch Schläge aber auch durch den Einsatz von Tränengas und Tasern verletzt. Außerdem wurde den Gefangenen das warme Wasser und die Heizung abgestellt, und das bei Minustemperaturen. Einige der Gefangenen wurden in Iso-Haft gesteckt, andere in das Hochsicherheitsgefängnis von Reidsville verlegt. Trotzdem geht der Streik in den Knästen von Trion, Helena, Oglethorpe und Glennville weiter.

 

Kurz nachdem der Streik begonnen hatte, gab es auch ein Statement der Gefangenen:

“Brüder und Schwestern, wir haben einen großen Schritt in unserem Kampf vollbracht…wir müssen das weitermachen, was wir begonnen haben… Der einzige Weg, unser Ziel zu erreichen ist unsere friedliche Aktion weiterzuführen – denn wir wollen keine Gewalt -….wenn sich am Montag die Türen öffnen, geht nicht zur Arbeit, schließt die Türen wieder….. lasst sie uns dazu bringen, an den Tisch zu kommen und mit uns zu verhandeln. Seit stark…..!“


PS:
Organisiert wurde der Streik über Handys, die die Gefangenen von Wärter_innen für 800$ kauften. Der Besitz von Handys ist in Georgia, wie in vielen Knästen, verboten. Gefangene, die in Georgia ein Handy haben, werden zusätzlichen bestraft — Mindeststrafe ist 10 Jahre.

 

Unterstützt die Gefangenen in den Knästen, schreibt Briefe, schickt Faxe an die Behörden, die Konsulate.
Lasst die Menschen in den Knästen mit ihren Kämpfen nicht allein.
Solidarität mit allen kämpfenden Gefangenen weltweit.

 


 

www.abc-berlin.net

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Die Teilnehmer- und Teilnehmerinnenzahlen im Artikel stimmen. Ansonsten fehlt dem Artikel einiges an Reflektion.

In der Mobilisierung zur "Demonstration" in Berlin-Grünau wurde teilweise bemerkt, dass sich diese auch an bürgerliche Menschen richtet. Doch über die Szeneläden hinaus wurde nicht mobilisiert und (eine) Informationsveranstaltung(en) gab es auch nur im Szenesumpf. Ich hatte das Gefühl, dass hier militante Organisierung bewusst rausgehalten werden sollte. Wenigstens wurde der Weg zur Informationsveranstaltung im New Yorck gut beschrieben, sodass auch nicht-Szene-Menschen den Weg dorthin finden konnten.

Anders sah es dann bei der eigentlichen Kundgebung vor dem Abschiebegefängnis Berlin-Grünau aus. Bis auf "nahe S-Bahnhof Spindlersfeld" gab es keine Wegbeschreibung zur Kundgebung. Die Kundgebung befand sich aber etwa 4 Strassenbahnstationen vom S-Bahnhof Spindlersfeld. Ein einfacher Informationsposten am Bahnhof hätte sicher für einige Unannehmlichkeiten weniger gesorgt. Zudem sind in diesem Gebiet Neonazis sehr aktiv - und es hätte zu Übergriffe kommen können.

Die Kundgebung selbst hat den Zweck erfüllt, den Gefangenen in Grünau Mut zu machen. Dass sie nicht allein sind, bleibt für sie trotzdem nur eine Illusion. Die Aussenwirkung, also die Wirkung auf Passanten, Passantinnen, Anwohner und Anwohnerinnen war gleich null. Nur ein paar Häuser in der Pampa wurden beschallt. Aber Menschen die vorbei kamen und nachfragten um was es geht, gab es nicht. Es war eine leere Strasse, wo ab und an eine fast leere Strassenbahn vorbei fuhr. Zudem war die Strasse durch die Polizei leicht kontrollierbar, es gab Vorkonntrollen.

Gefangene waren übrigens am Fenster zu sehen, wunken und riefen uns etwas zu. Den Inhalt konnten wir aber akkustisch nicht verstehen. Aus den Fenstern wurde Stoff gehangen, mit denen die Gefangenen zu winken begannen. Auch gab es "Lichtzeichen". Schliesslich löschte das Gefängnispersonal das Licht auf einer Etage, sodass Wir die Gefangenen nicht mehr sehen konnten.

Gut war, dass Parolen in verschiedenen Sprachen gerufen wurden. Und für die 80 Leute war das eine sehr laute Kundgebung! An den in der Kundgebung verbreiteten Inhalten, insofern ich sie mitbekam - ich hatte mich verspätet, und an den Inhalten der Informationsveranstaltung im New Yorck gab es nichts auszusetzen. Zu kritisieren ist jedoch die falsche Ankündigung zur Informationsveranstaltung: Es hiess, es würde einen kurzen Input geben und eine anschliessende Diskussion. Tatsächlich gab es aber einen überlangen Vortrag, der inhaltlich gut war, jedoch eine spätere Interaktion erfahrungsgemäss einschläfert. So etwas sorgt für Hierarchien. Ich wollte nicht zu einer "Podiumsdiskussion, sondern zu einem offenen Kreis, wo der Hauptaugenmerk auf einer gleichberechtigten Diskussion liegt.

Dann die Demonstration in der Silvesternacht in Berlin-Moabit, die im Gegensatz zu der Grünau-Kundgebung inhaltlich und moralisch sehr zum Wünschen übrig liess. Auch hier gab es über die Szene hinaus keine Mobilisierung. Ab und an war zwar eine angehörige Person eines Gefangenen zu sehen, aber mehr als drei oder vier waren es auch nicht.

Für ihre zwischen 200 und 500 Personen war die Demonstration sehr leise. Es gab bis die ersten Gefangenen am Fenster zu sehen waren, so gut wie keine Sprechchöre oder "politische Parolen". Dafür wurde vom Lautsprecherwagen sehr unreflektiert Musik gespielt. Ich sollte lieber "pseudo-reflektiert" schreiben. "Traditionell", so hiess es vom Lautsprecherwagen, werde nun TNT gespielt. Dazu gab es dann würfe von Böllern auf das Gerichtsgebäude, was rückseitig der JVA Moabit liegt, und auf die rundum die Deomonstration überwachenden Polizeieinheiten. Das Lied und die süffisanten Kommentare vom Lautsprecherwagen - dass doch bitte das Werfen von Böllern aus der Demonstration zu unterlassen sei, da es verboten wäre - hatten einen demagogischen Beisgeschmack. Das höchstens symbolische Bewerfen des Gerichtsgebäudes, gefährdete nur die werfende Leute, die hier von den Menschen im Lautsprecherwagen dazu beeinfluss wurden. Einen Landfriedensbruch zu begehen, wenn auf das unvorbereitete werfene Gesicht eine Polizeikamera gerichtet ist, ist in den meisten Fällen dumm. Dahin zu beeinflussen ist aber mehr als dumm: Es ist demagogisch.

http://www.myvideo.de/watch/3378369/ACDC_TNT_mit_Text

Zudem scheinen die dort agierenden Personen wenig von der letztjährigen sogenannten Militanzdebatte mitbekommen zu haben, in der das Werfen von Böllern in Mengen heftig negativ kritisiert wurde. Ebenso gab es in der selben Debatte heftige negative Kritik an dem (versuchten oder fahrlässigen) Anzünden von Gebäuden, besonders von Gebäuden in denen sich Menschen befinden.

Später wurde u.a. auch das Lied "We are your friends" gespielt. Wer die Gefühlskälte und Selbstbezogenheit in den meisten Berliner "linken" Szenen kennt, wird dieses Lied als hohl empfunden haben. Genau an dieser Stelle wird Menschen ein Gefühl von Gemeinschaft vermittelt, welches es so nicht gibt.

http://www.youtube.com/watch?v=gQLEj2cLXqk

Auch der Inhalt der Redebeiträge und den Bezug der Demonstration zu einigen Gefangenen oder von der Polizei getöteten Menschen ist entscheidend zu kritisieren. Die Demonstration hätte dazu dienen können, zu vermitteln, wie sich eine Gesellschaft ohne Gefängnisse vorgestellt wird. Jedes Jahr kommt immer wieder die selbe Frage: Was tun Wir mit mordenen Menschen, vergewaltigenden Menschen, Polizeiangehörige und Menschen, die aus Spass anderen Gewalt antun oder berauben? Doch diese Frage wurde nicht beantwortet.

Wie jedes Jahr gab es auch keine Aussenwirkung auf vorrübergehende Menschen. Die Strassen sind so gut wie leer und die anderen feiern Silvester. Die kurze Strecke vom Bahnhof zur JVA Moabit hätte sich also gespart werden können. Bis auf einen Vorteil, bietet die sich bewegende Demonstration nur Angriffsfläche für die Polizei.

Angekommen auf einer Kreuzung vor der JVA gab es dann einen Redebeitrag und einige Gefangene waren zu sehen und wunken. Dort wurde zurückgewunken und es wurde tatsächlich etwas lauter. Doch die Demontsration zog kurze Zeit weiter und hielt die Endkundgebung vor einem JVA-Gebäude ab, wo keine Gefangenen zu sehen waren. Dementsprechend leise war es auch. Vermutlich hatte die Gefängnisleitung dafür gesorgt, dass dort sich keine Gefangenen befanden oder der Bezug zu den Gefangenen war für die Gefangenen nicht erkennbar. (Ansonsten hätte es Lichtzeichen gegeben.)

Die Demonstration wurde nicht, wie im Artikel falsch behauptet, darum beendet, weil die Sicherheit der demonstrierenden Menschen nicht mehr zu gewährleisten war. Ganz im Gegenteil fabulierte der Sprecher im Lautsprecherwagen etwas von Party und Biertrinken, bevor er die Demonstration ganz gewöhnlich für beendet erklärt hatte. Übrigens selber Sprecher, der auch das sexistische Konzert mit dem Rapper Massiv moderierte. Auf eine Stellungnahme zu diesem Konzert warten Wir noch dreieinhalb Monate danach.

Eine Ingewahrsamnahme habe ich gesehen. Zwei Polizisten sprachen sich ab und gingen dann ruhig am Rand der Demonstration vorbei, bis sie plötzlich zuschnappten. Die Reaktion darauf war von einigen Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Demonstration sehr gut. Etwa 30 Personen bewegten sich auf die beiden agierenden Polizisten zu und thematisierten das durch "Ey"-Rufe relativ laut. Ein wenig schneller und die Ingewahrsamnahme hätte verhindert werden können. Aus dem Hauptteil der Demonstration und dem Lautsprecherwagen kam jedoch nichts.

Letztendlich sind diese Silvesterdemonstrationen aus religions- und konsumkritischer Sicht die genaue Umkehrung der Weihnachtsdemonstrationen. Zum Konsum wird von der Demonstrationsorganisiation und aus der Demonstration heraus angeregt und religiöse Vorstellungen unreflektiert übernommen. Anscheinend ist die Silvesterdemonstration für viele nur eine gute Gelegenheit um mal Böller auf die Polizei werfen zu können und später durch den Krach getarnt militante Aktionen auszuführen. (Wohlgemerkt haben diese militanten Aktionen so gut wie keine Aussenwirkung, da an Silvester vieles brennt und viele Scheiben kaputt gehen.)

Auch auf Medienarbeit wurde anscheinend komplett verzichtet, was der Demonstration und der Kundgebung einen weiteren möglichen Zweck nahm. Für mich waren beide Versammlungen sehr enttäuschend. Wobei mir die Kundgebung in Grünau besser gefiel. Es ist Zeit Konzepte zu ändern!

Bialke, weder deine pseudo-moralischen Inhalte, noch deine schlechte Recherche, geben dir das Recht irgendetwas von irgendwem einzufordern. Wär nett wenn du dich, dein Verhalten und deine "Vergangenheit" mal reflektierst und dann n Text postest, statt so zu tun als hättest du oder deine Meinung irgendeine Relevanz.

Im Vergleich zu dir kann Roland logisch begründen. Das schaffst du nicht.

es war einmal...

ein Mensch der behauptete Sprengmeister zu sein und eine Seite über Sprengmittel bastelte, ein Buch über Rezepte fürs sprengen schrieb und selbsternannter Vorsitzender eines Vereines war, welcher nicht regestriert wurde.

Das Buch haben inzwischen viele zu Hause liegen, doch sie nutzen es nicht. Wieso? Weil einige Gemische, die drinne stehen bereits bei der Zubereitung explodieren können. Aber gut, dass ausgerechnet der Autor kritisiert, wenn eine Rakete gegen einen Knast ballert.

 

Kommen wir zum ersten Kritikpunt Bialkes. Der Mobilisierung. Auf der einen Seite kritisiert er, dass nur im "Szenesumpf" mobilisiert wird. Bei einem bestimmten HipHop-Konzert in Neukölln, welches gerade Menschen ausserhalb der Szene ansprechen sollte, kritisiert er die Durchführung. Er betrachtet dabei weder die Idee noch das Konzept, sondern tut dies - Achtung - aus dem kleinem Loch im Szenesumpf, wo er drinne sitzt um dann Indy zuzuspammen.

Das Konzert sollte die Menschen da abholen, wo sie derzeit stehen und viele hiphop-liebende Jugendliche in Berlin, die Streß mit Cops haben, kennen weder Sexismus noch Homophobie - sie leben es und verstehen, aufgrund der Sozialisation, nicht, dass dies eben nicht cool ist. Aber diese Jugendlichen, die von Repression betroffen sind und von der Gesellschaft als Dreck behandelt werden oder irgendwann wie Dennis erschossen werden, um die kann eine radikale Linke kämpfen. Dies wird sie aber nicht mit erhobenem Zeigefinger schaffen, sondern mit Solidarität etc. pp.

 

Das in Grünau kein Arsch vorbeikommt, liegt nicht an der Demoorga. Auch soll die Kundgebung, genauso wie die abendliche Demo nicht den Bürger (der gerade abends oft schon nicht mehr zurechnungsfähig ist) aufklären, sondern es ist ein Gruß an die Gefangen, dass mensch sie nicht vergisst.

 

Die Demo. Also, dafür, dass nur innerhalb des "Szenesumpfes" mobilisiert wurde waren es recht viele Leute. Aber wer will sich schon über Zahlen streiten, wenn Bialke meint, mensch müße den Bürger, den mensch nicht mal bei simplen Antinazidemos erreicht, am 31.12. um 23 Uhr eine Runde um ein Gefängnis begleiten, damit dieser die Freilassung von Gefangen, darunter Räuber, Mörder, Nazis, etc. befinden. Dies lässt sich weder dem Bürger, ja sogar der Szene lässt sich die Demo schlecht vermitteln. Ich selber Rufe z.B. niemals "Freiheit für alle politischen Gefangenen". Ich bin froh wenn ein Nazi erstmal einfährt. Ein gutes Beispiel ist der Nazi Kahli aus Dortmund. Er brachte Schmuddel um und nach 5 Jahren kommt er wieder raus. Was passiert wenige Wochen nach der Entlassung? Er greift die Hirsch Q mit anderen Nazis an und dabei kommt es zu Stichverletzungen durch ein Messer gegen einen Hirsch Q Besucher. Für Kahli forder ich also keine Freilassung, egal wie emanzipatorisch ich bin. Warum? Weil ich, genauso wie die radikale Linke oder die ABC noch kein Patentrezept haben wie wir mit solchen Menschen in unserer Gesellschaft umgehen.

ABER. Wie oben erwähnt ist es ein Gruß an die Gefangenen, z.B. an Thomas, einem von uns der seit 3 Monaten dort drinne sitzt. Gleichzeitig ist die Forderung, dass Knäste abzuschaffen sind richtig und wichtig, öhnlich wie Staaten abzuschaffen - beides erscheint derzeit allerdings recht unrealistisch.

Eine Weltordnung, ohne Staaten, da haben "wir" radikale Linke auch kein Patentrezept, warum wird dann bei der Knastdemo geheult?

Achja kommen wir nochmal zurück zu Bialke.

Er kritisiert, dass TNT läuft, Böller fleigen und vom Lauti aus durchgesagt werden, die Leute sollen mit dem Werfen von Pyrotechnik aufhören. Da Bialke weder in einer Struktur ist(zum Glück) und auch niemals Demoanmelder war - noch sein wird, kennt er die Prozedere nicht, die Menschen im Lauti und Demoorgas vernastalten müssen. Sie müssen das tun was die Bullen sagen, denn sonst wird die Demonstration aufgelöst udn es gibt mehrere Gefangennahmen etc. pp. Ergo fordern die Leute im Lauti nicht von sich auf das Böllern einzustellen - sie werden dazu aufgefordert. Ihnen das anzukreiden ist sowas von hanebüchen. Gleichzeitig behauptet Bialke, der Lauti wäre für die "Taten" der Demonstranten veranstwortlich. So ein Blödsinn. Jeder Mensch innerhalb einer emanzipatorischen Linken ist für sich selber verantwortlich und für seine "Taten". Wenn jemand so blöd ist und und vor einer Bullenkamera stehend nen Böller auf Bullen oder Gebäude wirft, dass wird er nicht für die Tat bestraft, sondern für seine Dummheit eben nicht auf sich zu achten. Oder auf die Dummheit seiner Bezugsgruppe, die nicht auf ihn geachtet hat.

Der Verweis Bialkes auf die Militanzdebatte (die Interim liest immernoch keiner) wird von mir mit einem - Wer schrieb nochmal ein Sprengbuch? beantwortet.

Was die "Gefühlskälte" der "Szene" angeht. Bilake. Das Lied ist nicht hohl - du bist es. Dir gegenüber scheinen die Leute "Gefühlskalt" zu sein, real sehe ich zwar Streit, Zank, aber ich sehe auch Freundschaft, das füreinander einstehen, Liebe und Solidarität. Wenn Genossen ins Gefängnis wandern gibt es immer Menschen die sich um diese kümmern. Fast jede Soliparty ist ein Renner und es gibt soviele, dass mensch am Wochenende ja nichtmal mehr weiß wohin. Das Problem deiner Person und deiner Wahrnehmung ist dass du isoliert bist. Die AVV und die Interim scheinen ja deine Organe zu sein auf die du dich und die Szene beschränkst - real sind beide egal. Warum? Die Berliner Szene unterhält sich punktuell, sie arbeitet punktuell zusammen und ansonsten gibt es eine z.T. friedliche Koexistenz. Debatten werden heutzutage nicht öffentlich und für jeden Staatsschützer auf Versammlungen oder Zeitungen ausgetragen. Mensch bespricht sie klandestin, da es eine Szene und nicht Szene und Staatsschutz- Debatte ist.

 

Nächste Punkt der Inhalt der Demo.

Siehe oben, aber mit dem Zusatz. Was kritisierst zu an den Redebeiträgen? Die Redebeiträge waren gut, denn sie beinhielten die Themen Knäste, Polizeigewalt und einen in Haft sitzenden Genossen.

Deine Kritik an der Demo als solches versteh ich auch nicht ganz. Sie war Laut (zumindest vorne) und sie ist sinnvoll, da sie eine Dynamik loslösen kann. Sowohl die Lautstärke, wie die Aussenwirkung sind wiederum Sachen, die nicht dem ABC und der Orga zuschreibbar sind. Jeder Mensch auf der Demo muss seinen Teil dazubeitragen, damit es eine gelungene Dem wird. Bialke...ich seh dich öfters bei Demos. Am Rand. Du brüllst keien Parolen, du musst nicht den Kampf mit Cops eingehen du machst in dem Punkt nix - nimmst dir aber das Recht heraus hier bei Indy alles kaputt zu reden.

 

Weiterer Punkt. Das Demoende. Es war nicht der selbe Sprecher wie beim Massivkonzert - aber das ist ja nur Nebensache.

Ganz gegenteilig war die Auflösung wegen der Sicherheitslage nicht. Die Cops haben auf einige Personen gegeiert und sie haben auch versucht mehrere Personen und Personengruppe zubekommen. Das es nur eine Ingewahrsamnahme wurde ist daher noch recht positiv. Und was erwartest du eigentlich, wenn jmd. ins Gewahrsam kommt, dass alle raufrennen und die Cops zerdeppern? Dann wären wir Ruckzuck bei 10 Festgenommen - Super.

 

Das Ende deines Textes zeigt übrigens die komplette Verwirrtheit deinerseits.

1. Es wird auch ausserhalb der Silvesterdemo gegen Bullen geböllert. Erinnert sei hier an die Mittelstreckenböller. Oder die sonstigen Bengalen, Leuchtspur, etc. Geschichten dieses Jahr auf Berliner Demos.

2. Sorry wenn du ausser Interim und Indymedia keine anderen Medien ließt, aber am 1.1.2011 stand in mehreren großen Zeitungen in längeren Texten was von Knast angegriffen, Bullenwache angegriffen, Bullenwagen angegriffen, Bullen angegriffen usw usf. Im übrigen wurde alles der "linken Szene" zugeschrieben. Huch - ist wohl doch was passiert...und...es hatte sogar eine Aussenwirkung...menschenskinder....

3. Das mit dem religiös hätte ich ja schon noch näher ausgeführt bekommen. Genauso frage ich mich wo der Konsum auf dieser Demo gewesen ist?! Ansich ist das eine Kritik, die ich der Partylinken geben würde...aber auf der Demo? Für mich ist das eine Demo wie jede andere. Transparent tragen, Parolen rufen und wenn die Cops der Meinung sind mir meine Freiheit nehmen zu wollen - wehren mit Händen, Füßen und Pyrotechnik.

Was die Medienarbeit angeht so haben es die Medien z.T. verkackt. Es wurden Interviews geführt, nur die Texte nicht abgedruckt - wieder eine Sache, die du nicht wissen kannst, aber über die du hättest nachdenken können...als eine Möglichkeit.

 

So nun hab ich mir soooo lange Zeit für dich genommen, dass ich mich schon wieder Ärger...aber irgendwann muss ja mal bei dir ein Licht angehen...

Zu dem Radiobericht:

Zwei Bemerkungen zeigen, dass Ideologie für den dort berichtenden Menschen wichtiger ist als die Wahrheit. Also zum einen war es offensichtlich, dass die (nicht-institutionelle) Gewalt von den Demonstranten und Demonstrantinnen ausging. Es wurden Böller und Schneebälle auf die Polizei und das Gefängnis/Gericht geworfen. Das war nicht zu übersehen. Das jetzt so hinzuestellen, als ob die Polizei angefangen hätte, ist unehrlich. Die Polizei war am Abend moderat! Dass es auch eine institutionelle Gewalt gab, also z.B. die Polizeibegleitung oder das Abfilmen, bestreite ich nicht.

Die zweite unwahre Sache ist, von einer Durchmischung der Demonstration mit u.a. Anwohner und Anwohnerinnen zu sprechen, die dann eine Unübersichtlichkeit erzeugt hätten. Tatsächlich befand sich die Demonstration in einem U-Kessel. Nur im Parkgelände im Rücken der Abschlusskundgebung feierten ein paar Anwohner und Anwohnerinnen Silvester. Eine Durchmischung hat nicht stattgefunden. Noch wurde es unübersichtlich. Ich stand inmitten der Kundgebung, und in alle Richtungen konnten übersichtlich beobachtet werden. Die nahegelegenden Strassen waren ansonsten fast Menschenleer und Partygebiet ist die Gegend nun auch nicht.

Also, was soll das?

Der Kommentar mit dem Sprengmeister-Vorwurf offenbarte so einiges: Dort wird behauptet, dass mich meine frühere Arbeit in der "Sprengmeister-Szene" als Kritiker gegen auf Menschen (!) geworfenen Böller disqualifiziert. Ich meine, logisch gesehen ist genau das Gegenteil der Fall. Ein Experte ist nicht der, der keine Ahnung von der Materie hat. Dann wird mir eines meiner Arbeiten vorgeworfen, wahrscheinlich das Buch "Initialsprengstoffe und Anzündmittel". Dass in dem Buch konkrete Regeln (keine Sachbeschädigung, keine Lebewesen gefährden) zu Explosivstoffen von mir geschrieben wurden, wird ausser acht gelassen. Und dann wird noch vergessen, dass bei den erwähnten extrem-empfindlichen Sprengstoff gewissenhaft entsprechende Warnhinweise der Synthesedarstellung von mir hinzugrüfügt wurden.

Da hat jemand vergessen genau zu lesen, was ich kritisiere: Dass einerseits vom Lautsprecherwagen süffisant oder garnicht die Würfe kommentiert wurden, und zweitens das ideologische "die-Polizei-hat-Uns-angegriffen"-Getue.

Und dass alle meine veröffentlichen Werke lesen können, auch böse Menschen, scheint klar zu sein. Veröffentlichen heisst, dass es öffentlich ist. Es gab Diskussionen dazu in mindestens fünf grossen und thematisch nahen Foren zu den Veröffentlichungen von mir. Diese waren zum grossen Teil öffentlich einsehbar und in den meisten Fällen konnten alle daran teilnehmen. (Von den Foren existiert aus Repressionsgründen jedoch nur noch eines, und ich habe seit letztem Jahr nichts mehr mit diesem Forum zu tun.) Im Gegensatz zu den Geschehnissen rund um die abendliche Silvesterdemonstration hat hier also eine langjährige öffentliche Diskussion zu dem Themen "Gefährdung von Menschen" und "Freie Bildung für alle Menschen" stattgefunden. Ich selbst bin u.a. aus den Projekten rausgegangen, weil am Ende zu wenig zu den Themen kam, unreflektiert weitergemacht wurde und Menschen nicht geholfen wurde. Wo haben sich die Organisatoren und Organisatorinnen öffentlich mit den Alternativen zur Gefangenschaft und dem Gefährdungpotential durch Demonstrationen und wenig reflektierter Aufrufe beschäftigt? Klar, es gibt sicher geschlossen arbeitende Gruppen zu diesen Themen, aber dabei etwas rausgekommen, für alle, ist nichts. Sonst würde nicht alles immerwieder wiederholt werden! Es gab sogar auch öffentliche Diskussionen zu dem Thema "Gefährdung von Menschen durch Demonstrationen / Antirepressionsarbeit" - So z.B. in der Autonomen Vollversammlung. Aber letztendlich kam es dadurch nicht zu grossen Veränderungen. Und kaum zu beständigen kleinen Veränderungen.

Ich bin gerne bereit eine Diskussionsrunde zum Thema "brisante Themen und Freies Wissen für alle" zu organisieren. Ist auch die organisierende Gruppe der Silvesterdemonstration bereit eine offene Diskussion zu starten, wie mit Schwerverbrechern und Schwerverbrecherinnen in ihrer Ideologie zu verfahren ist? Ist diese Gruppe auch dazu bereit offen zu diskutieren, welche Auswirkung ein "Bombenzeichen" oder das Lied "TNT" im Zusammenhang mit politischer Agitation hat?

Zur Mobilisierung zum Hiphopkonzert mit Massiv in Neukölln:

""" Auf der einen Seite kritisiert er, dass nur im "Szenesumpf" mobilisiert wird. Bei einem bestimmten HipHop-Konzert in Neukölln, welches gerade Menschen ausserhalb der Szene ansprechen sollte, kritisiert er die Durchführung. Er betrachtet dabei weder die Idee noch das Konzept, sondern tut dies - Achtung - aus dem kleinem Loch im Szenesumpf, wo er drinne sitzt um dann Indy zuzuspammen."""

Die Idee und das Konzept (im Kopf und vielleicht klandestin diskutiert) mag ja auf dem ersten Blick ganz nett sein. Dann folgt aber der Blick dorthin wo mobilisiert worden ist. Zum einen ist in den linken Szenen mobilisiert worden. Darum habe ich später kritisiert, dass es dort verschriftlichte Konzepte bzw. Vorbereitungstexte geben hätte müssen. Ganau wie eine offene Nachbereitung, gab es das aber nicht. (Ich kann sogar einschätzen, dass es keine klandestine Nachbereitung gab.) Also, jetzt kommen teilweise "antisexistisch-sozialisierte" Menschen und treffen unvorbereitet auf eine Horde "Sexisten und Sexistinnen". Das war für mich der Punkt die Reissleine zu ziehen! Allein das Gewaltklima dort hat mich zu einem Betroffenen gemacht und ich habe für mich die Definitionsmacht in Anspruch genommen.

Die andere Seite der Mobilisierung kam über Plakate (Damit können alle mobilisiert werden, also auch Leute von ganz unten!) und auf Hiphopforen. Und jetzt offenbart sich die rassistische Komponennte des oben genannten Zitats: Hierbei - bei den Forenklientel - handelt es sich um Mittelstandskiddies und erwachsene Menschen aus der Mittelschicht, oft mit Migrationshintergrund, die grösstenteils einen guten Bildungsstand haben und auch bürgerlich sozialisiert sind. Solche Leute waren auf dem Konzert und haben ebenso "Huhrensohn" gerufen, Massiv gefeiert und ein bisschen auf Macker gemacht. Zu behaupten, das wären alles arme migrantische Strassenkiddies, die anders sozialisiert sind, steht in einer Reihe mit alter deutscher Kolonialpolitik, die den von woanders herkommenden Menschen die Kultur absprachen.

Wenn ich sehe, dass andere Menschen Sexismus leben, dann gebe ich auch nicht die Hegemonie meiner Gruppe auf, damit sich die Hegemonie der sexistischen Gruppe in meinem Umfeld breitmachen kann. Dort wurde den sexistischen Menschen sexistische Musik gegeben. Wenn es andere Hiphop-Musik gewesen wäre, hätte niemand was dagegen gehabt. Es kann auch Hiphop geben, der sich mit Polizeigewalt auseinandersetzt ohne auf "ficken" oder "ich hab zwei Bitches neben mir und hack den schwulen Bullen den Kopf ab" zurückzugreifen! Veranstaltet die organisierende Gruppe den Neonazis auch Landserkonzerte, um sie zu bewegen etwas gegen die Polizei zu machen und von dem Nationalsozialismus abzukommen?

Das was da geschehen ist, ist querfront. Leute holen sich auch keine Neonazis ran, um gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. Ebenso wird nicht mit Tierquälfreunden zusammen gegen Militarismus demonstriert. Genausowenig wie Ringelreichen mit Spekulanten getanzt wird, um die Abschiebung von Flüchtlingen zu verhindern. Aber bei den Massiv-Konzert geht das "natürlich" alles. Auch ohne vermittelter Vor- und Nachbereitung. "Ist doch selbstverständlich."

Dass keine "Bürger" zur Demonstration kommen sollten, ist falsch. Ich finde gerade die Quelle nicht, aber tatsächlich wurde so mobilisiert. Macht aber auch kaum einen Unterschied, denn es kamen einfach zu wenig. Das zeigt, dass in der Richtung (Arbeit gegen die Folter der Gefangenschaft) noch viel gemacht werden muss.

Und dass Nazis, Vergewaltiger bzw. Vergewaltigerinnen und Mörder bzw. Mörderinenn nicht freikommen sollen, habe ich nicht gesagt. Ich finde, diese sollten ebensowenig durch eine Gefangenschaft (wie sie heute praktiziert wird) gefoltert werden. Aber: Ich habe genau wie alle anderen keine Patentlösung dafür, und möchte gerne Alternativen zur Gefangenschaft diskutieren. Doch breite Diskussionen finden kaum statt. Vielleicht an der Zeit für mich, eine solche Diskussion zu organisieren.....

Die Behauptung ich habe noch nie eine Demonstration angemeldet ist übrigens (leider) falsch. Ich habe die Demonstration bei den Action Weeks 2009 vor der Gefangenensammelstelle Tempelhofer Damm (Berlin) angemeldet. Leider, denn an angemeldeten Demonstrationen gibt es viel zu kritisieren.   Auch die Behauptung ich wäre in keiner Struktur, kann von Dir nicht belegt werden. Dazu werde ich mich nicht öffentlich äussern. (Ist aber irgendwie unwahrscheinlich, oder?) Auch weiss ich nicht, was meine mögliche Unorganisiertheit mit meiner Kritik zu tun hat? Vielleicht sollte ich mal erklären, wie der Faschismus enstanden ist welche Bedeutung in diesem Bezug die Überordnung der Gruppe über Individuen hat. NO PASARAN!!

Dass Menschen für ihr Handeln selbst verantwortlich sind, stimmt wohl. Aber es gibt auch Menschen, die sind für die Manipulation dieser Menschen verantwortlich und können diesbezüglich auch kritisiert werden. Wenn ich TNT spiele, dann denke ich mir etwas dabei. Vor allem wenn ich es schon mehrere Jahre gemacht habe, dann kenne ich auch die Wirkung, die dieses Lied auf andere Menschen und ihr Handeln hat.

"""Wenn jemand so blöd ist und und vor einer Bullenkamera stehend nen Böller auf Bullen oder Gebäude wirft, dass wird er nicht für die Tat bestraft, sondern für seine Dummheit eben nicht auf sich zu achten. Oder auf die Dummheit seiner Bezugsgruppe, die nicht auf ihn geachtet hat."""

Sowas ist innerlinke Gefühlskälte und trägt zutage, dass sich mit der Szenestruktur sich nicht ausreichend auseinandergesetzt wurde. Bezugsgruppen? Der war gut... Wieviele Bezugsgruppen hast Du denn in der Silvesterdemonstration gesehen und wieviele Personen waren in keiner? Ich werde nichts sagen, wenn Du mal ausversehen bei einer Straftat gefilmt oder beobachtet wirst. Wenn ich es mitbekomme, dann komme ich Dich aber trotzdem abholen.

"""Fast jede Soliparty ist ein Renner und es gibt soviele, dass mensch am Wochenende ja nichtmal mehr weiß wohin."""

Billig Bier trinken und die "Soli für den Kicker" ist ganz sicher beliebt! Das ist auch ein Teil des Problems. Dass Dinge eher klandestin besprochen werden, ist doch nicht zu kritisieren. Dafür können sie aber öffentlich besprochen werden, und dafür eignet sich die Interim. Die AVV hat schon ihre Relevanz, genauso wie es auch die Interim hat.

"""Was kritisierst zu an den Redebeiträgen? Die Redebeiträge waren gut, denn sie beinhielten die Themen Knäste, Polizeigewalt und einen in Haft sitzenden Genossen. Deine Kritik an der Demo als solches versteh ich auch nicht ganz. Sie war Laut (zumindest vorne) und sie ist sinnvoll, da sie eine Dynamik loslösen kann. Sowohl die Lautstärke, wie die Aussenwirkung sind wiederum Sachen, die nicht dem ABC und der Orga zuschreibbar sind. Jeder Mensch auf der Demo muss seinen Teil dazubeitragen, damit es eine gelungene Dem wird. Bialke...ich seh dich öfters bei Demos. Am Rand. Du brüllst keien Parolen, du musst nicht den Kampf mit Cops eingehen du machst in dem Punkt nix - nimmst dir aber das Recht heraus hier bei Indy alles kaputt zu reden."""

Ganz sicher mache ich etwas! Ich gehe aber oft am Rand, um eine beobachtende Position einzunehmen. Und: Ich habe mich in den letzten Jahren genug mit der Polizei auseinandergesetzt, bin mir auch bewusst wie hohl das in einer unterlegenden Situation oder in einer Situation, wo die Veranstalter bzw. Veranstalterinenn mitz der Polizei zusammenarbeiten, sein kann. Ich rufe nicht auf Demonstrationen irgendwelche Slogans, über denen ich mir noch nicht klar bin, was sie bedeuten. Aber nochmal zur Lautstärke: Die Demonstration war relativ leise und die Musik wurde zuviel gespielt. Letztendlich hatte es auch keinen Sinn bis zum Gefängnis etwas zu rufen, weil niemand es hören konnte. Jetzt wird es polemisch: Ich rede also alles kaputt? Eure Strukturen scheinen ja sehr stabil zu sein. --- Vielleicht solltet Ihr einfach mal reflektieren lernen!

"""Weiterer Punkt. Das Demoende. Es war nicht der selbe Sprecher wie beim Massivkonzert - aber das ist ja nur Nebensache."""

Erstmal zum Thema Geheimnisverrat: Die Polizei filmt die Demonstrationen mit und kennt auch die Stimme. Also ich verrate kein Geheimnis damit, dass der Sprecher vom Massivkonzert, mindestens einer Dennisdemonstration und der auf der abendliche Silvesterdemonstration der Selbe ist. Zu Tonaufnahmen kann ich gerne verlinken. Es gibt da genug Youtube-Videos, wo diese markante Stimme zu hören ist. --- Und das ist eben keine Nebensache. Hier versuchen einige sich einer Debatte zu entziehen, eine notwendige Debatte.

"""Es wird auch ausserhalb der Silvesterdemo gegen Bullen geböllert. Erinnert sei hier an die Mittelstreckenböller. Oder die sonstigen Bengalen, Leuchtspur, etc. Geschichten dieses Jahr auf Berliner Demos.""""

Was soll damit gesagt werden? Dass es gerechtfertigt ist, andere Menschen mit Böllern zu verletzten, dabei noch die eigenen Leute zu gefährden? Was ist denn letztes Jahr auf der Silvesterdemonstration passiert? Und wieviele demonstrierende Menschen wurden von "Mitelstreckenböller" verletzt? (Mindestens zwei!) Die Polizei-Verletzungen interessieren mich da erstmal nicht.

"""2. Sorry wenn du ausser Interim und Indymedia keine anderen Medien ließt, aber am 1.1.2011 stand in mehreren großen Zeitungen in längeren Texten was von Knast angegriffen, Bullenwache angegriffen, Bullenwagen angegriffen, Bullen angegriffen usw usf. Im übrigen wurde alles der "linken Szene" zugeschrieben. Huch - ist wohl doch was passiert...und...es hatte sogar eine Aussenwirkung.."""

Was hat die Silvesterdemonstration mit den Direkten Aktionen zu tun gehabt? In dem SBS habe ich darüber nichts gelesen. Also scheint das nichts mit der Demonstration zu tun haben. ^^