Dresden – Nazi-Mythos und Realität

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Damit im Februar 2011 in Dresden die Nazis am marschieren gehindert werden können, müssen viele Menschen nach Dresden. Zur Mobilisierung muß auch ein besonderer Aufruf her, dachte sich anscheinend das in diesem Jahr so verdienstvoll gewesene Antifa-Bündnis no pasaran. Das Besondere besteht darin, dass man diesmal aber ganz toll was zur „Gedenkpolitik“ sagt. Als „Dankeschön“ unterschreiben dann bestimmt auch die heiß umworbenen Gruppen von Ums Ganze.


Erkauft ist diese fragwürdige Breite mit einem deutsch-lässigen Umgang mit den (historischen) Fakten. Weil ja alle anderen außer man selbst Nazis sind/waren, mußten auch solche Sätze in den NoPa-Aufruf: „Doch Dresden war keine unschuldige Stadt. Dresden war, wie alle deutschen Städte, eine nationalsozialistische Stadt.“

Nirgends definieren die AufrufschreiberInnen, was das ist, eine „nationalsozialistische Stadt“, aber alle „deutschen“ Städte waren es, also eben auch Dresden. Dabei blenden sie mal eben die in Dresden gelebt habenden Roma, Jüdinnen und Juden, AnarchistInnen, KommunistInnen, SozialdemokratInnen, HumanistInnen, kurz alle AntifaschistInnen, aus. Denn die gab es dort, und nicht mal wenige. Die Nazis waren in Dresden in der Minderheit. Bei den letzten Stadtverordnetenwahlen (November 1932) vor der Machtübertragung erhielt die NSDAP grade mal 22 von 75 Sitzen. Ein ähnliches Bild ergaben die letzten freien Landtagswahlen vom Juni 1930, dort konnte die NSDAP im Wahlkreis Dresden-Bautzen lediglich 11,3% der gültigen Stimmen erringen. Zum Vergleich: SPD und KPD erhielten zusammen 46% der Stimmen.

Und selbst bei Reichstagswahlen vom März 1933, als der Terror der regierenden Nazis antifaschistische Wahlkämpferinnen verletzte und tötete, die linken Wahlwerbungsmöglichkeiten massiv einschränkte und antifaschistische WählerInnen einschüchterte, erhielt die NSDAP laut von ihr verkündetem Wahlergebnis nur 43,6% der Stimmen, während SPD und KPD zusammen auf 41,8% der Stimmen kamen. Selbst unter den Bedingungen des faschistischen Terrors erhielt die NSDAP in Dresden keine Mehrheit der Stimmen, sondern ein großer Teil der DresdenerInnen positioniert sich klar antifaschistisch.

Dresden war keine „nationalsozialistische Stadt“. Diesen Mythos haben die Nazis erfunden und no pasaran ist drauf reingefallen. Und dennoch ist es richtig und schwer nötig, mit Dresden Nazifrei und no pasaran! die Nazis zum Teufel zu jagen. Auf nach Dresden, Busse gibts auf den Seiten der Bündnisse und bei der lokalen Antifa.

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Ich teile deine Kritik und finde sie auch sehr wichtig, gerade in Hinblick auf die aktuelle Situation der radikalen Linken in der BRD.

 

Jedoch blendest du in deiner Argumentation etwas aus:

 

Du argumentierst mit dem Stand Dresdens in den frühen 30er Jahren. Die Bombardierung Dresdens 1944, worauf sich das Zitat des NP Bündnisses bezieht, war jedoch nach 11 Jahren Faschismus. Da wäre die Frage, wie die Situation zu diesem Zeitpunkt aussah. Da gab es natürlich noch einige Widerstandskämpfer die überlebt hatten.

 

Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass die Bezeichnung "nationalsozialistische Stadt" noch näher definiert werden würde, um gerade irgendwelchen irrsinnigen Theorien von antideutschen Sekten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Stellt sich natürlich die Frage ob dies ganz bewusst so gehalten wurde um diese Wirrköpfe mit ins Boot zu nehmen.

 

Ein passenderes Argument gegen dieses Zitat wäre zb die Demonstration der KPD 1945:

KPD-Demonstration über die Augustusbrücke am 28. Juli 1945

Demonstration der Dresdner KPD über die Augustusbrücke am 28. Juli 1945
Transparent im Vordergrund: "Die Nazis sind verantwortlich an unserer Katastrophe!"

Seit wann ist UmsGanze denn bitte schön Antideutsch?

 

Natürlich ist es wichtig nicht zu vergessen, dass es auch in Dresden Menschen gab die mit dem MIst damals nciht zufrieden waren. Allerdings ändert das nichts an der moralischen (nicht-)verwerflichkeit der Bombardements. Falls es der ein oder andere noch nicht gemerkt hat: Damals war Krieg und im Krieg passieren nunmal solche Sachen. Dresden war keine qualitativ höhere Stufe als es jede andere Kriegshandlung auch war.Genau deswegen waren ja die Nazis "verantwortlich an unserer Katastrophe" und Dresden eine Stadt im Nationalsozialismus wie jede andere deutsche Stadt auch(über den BEgriff "nationalsozialistische Stadt" kann man ja diskutieren wenn man will).Kommt halt endlich mal klar damit und klärt sowas mit den LEuten selber statt auf Indymedia.

 

Vielmehr ärgert es mich, dass ich das Gefühl habe hinter dem Beitrag steht unausgesprochen die Ansicht, die deutschen Arbeiter wären ja doch ganz in ordnung gewesen, der Faschismus nur vom Kapital eingesetzt worden. Und zur Ehrrettung der deutschen Arbeiterschaft müssen dann eben die Wahlergebnisse aus einem kleinen Wahlkreis in Dresden herhalten.

Die deutsche Gesellschaft damals war nunmal zutiefst autoritär, reaktionär und antisemitisch. Und es war kein Zufall, dass genau das in Deutschland passiert ist.

"Damals war Krieg und im Krieg passieren nunmal solche Sachen." Eins der größten  Flächenbombardements des zweiten Weltkrieges "passiert" nicht, sondern es wird befohlen, lange geplant, und dann mit großem personellem und materiellem Aufwand durchgeführt. Der massive Angriff auf zivile Ziele war hier keine unbeabsichtigete oder vielleicht in Kauf genommene Begleiterscheinung, weil eben ein paar Bomben daneben gefallen sind, sondern bildete den eigentlichen Zweck der Bombardierung. Die Bombardierung verstieß eindeutig gegen das damals geltende Kriegsvölkerrecht. Insofern hat das sehr wohl eine andere "Qualität" als internationalem Recht entsprechende Kampfhandlungen zwischen Kombattanten. Ob und in welchem Maße Rechtsverstöße auch bei anderen Beteiligten vorkommen, ist insofern unerheblich. Ein militärischer Nutzen wird auch von keinem ernstzunehmenden Historiker ernsthaft behauptet, allenfalls von ein paar antideutschen, die sich die Sache krampfhaft schönzureden versuchen. Das ist die Lage. Wo ist das Problem dabei, zuzugeben, dass da eben massiv Scheisse gebaut worden ist? Das Problem ist das bis in die letzte Konsequenz schwarz-weiss gemalte Geschichtsbild einiger angeblich Linker, in dem es alliierte Kriegsverbrechen einfach nicht geben darf.

 

Die gebetsmühlenartig vorgetragene und keinen Widerspruch duldende Behauptung, in Dresden hätten sich lauter "Täter" befunden legt im Übrigen die Frage nahe, was denn hier überhaupt für ein merkwürdiger Täterbegriff zugrunde liegt. Offenbar wurde man nach dieser Ansicht durch die alleinige Anwesenheit in einem bestimmten Gebiet zum Täter eines ungeschriebenen Tatbestandes, der offenbar mit dem Tod durch verbrennen zu bestrafen ist und der sich in altertümlicher Sippenhaft sogar auf Kleinkinder erstreckt.

Ja ganu. Das Internationale Kriegsrecht und sowas....wenn sich da nur alle dranhalten würden wäre das mit dem Krieg doch garnicht so schlimm. Hört ein Mensch auf MEnsch zu sein, ewnn er oder sie Soldat ist? Ist man als Soldat denn Verantwortlich für den Krieg? Ist es dann also ok Soldaten zu töten, weil die die Schuldigen sind (und die beste Lösung für alle Probleme ist es schuldige zu finden und sie zu bestrafen...)?

Ich scheiß doch auf irgendwelches Völkerrecht und Kriegsrecht. Im Krieg sterben Menschen und im Krieg passiert scheiße. Andauernd. Ob man sich dabei an irgendwelche Regeln hält oder nicht. Und genauso war Dresden halt scheiße. Aber mehr auch nicht. Es war - wie schon gesagt - qualitativ nichts Anderes als der Rest vom Krieg auch. Ich habe bewusst nicht davon geschrieben, dass der Bombenangriff legitim oder gut oder nützlich oder sonstwas war. Der ganze Scheiß Krieg war nicht legitim, gut oder nützlich. Ich hab ja nichts dagegen, zu behaupten, dass im Krieg viele unschuldige MEnschen sterben. Wenn das dann aber zu einem Rumgeheulte wird, dass im Krieg ja bitte nur die Schuldigen zu sterben haben, dann kann ich ehrlich gesagt nur den Kopf schütteln. Krieg als solcher ist scheiße. nicht bloß ein solcher, bei dem schlaue Regeln nicht eingehalten werden. Mal ganz davon abgesehen, dass es einfach nur Zynisch ist für einen Rechtsbruch(und genau das ist ein Krieg juristisch eigentlich immer) auch noch Regeln aufzustellen.

 

Die gebetesmühlenartig vorgetragene und keinen Widerspruch duldende Behauptung, in Dresden hätten sich keine oder nur ganz wenige Nazis befunden legt im Übrigen die Frage nahe, was denn hier überhaupt für ein merkwürdiges Menschenbild zugrunde liegt. Offenbar wird man nach dieser Ansicht einzig und allein durch das offene nach außen Tragen seiner Menschenfeindlichkeit zum Menschenfeind. Wer alles schön schluckt und stillschweigend duldet ist ja eigentlich n ganz cooler Typ und hat nichts gewusst und damit nichts zu tun gehabt....

und wodurch genau hatten die einwohner dresdens in ihrer gesamtheit nun deiner ansicht nach den tod durch verbrennen verdient? individualisierbare und objektiv wahrnehmbare tathandlungen scheinen ja offenbar nicht erforderlich zu sein, wie ich dich verstanden habe.

 

8. Mai 1945 - Da war's dann mit dem schlimmsten erstmal vorbei. Und wenn dann Ende Juli '45 die Dresdener KPD marschiert,  hat das genau was zu sagen über die Gesinnung der Bevölkerung während der Nazizeit?

 

- Nichts! 

 

Interessant, das Transparent: "unsere Katastrophe" - Diese steht wohl in keinem Verhältnis zu 6 Millionen ermordeten Juden und Millionen  nichtdeutscher Kriegsopfer. Ein typisch deutsches Statement: Die Nazis seien deshalb schlecht, weil man letztlich selbst leiden musste.

 

Was sonst so verbrochen wurde, scheint wohl selbst auf dieser KPD-Demo nicht so wichtig zu sein wie "unsere Katastrophe".

Was das genau über die Gesinnung der Bevölkerung während der Nazizeit sagen soll? Vielleicht das unter der Bevölkerung noch einige Widerstandskämpfer gelebt haben die danach noch demonstrieren konnten? Begreifst du eigentlich was es bedeutet nach 12 Jahren Faschismus eine Demonstration von links zu machen?

 

Was schließt denn aus, dass mit "unsere Katastrophe" nicht das ganze Nachkriegschaos, das heißt die entblößung aller Verbrechen des Faschismus, samt Massenmord und Holocaust, gemeint ist? Wieviel Koks musstest du ziehen um über die GenossInnen herzuziehen, die 12 Jahre lang ihr Leben riskiert haben, und zwar im Namen aller Unterdrückten! Wie kannst du überhaupt daran denken das sie nach der einfachen Formel "Die Nazis sind nur schlecht weil ich leiden muss" gehandelt haben!?

 

Ich denke immer ich habe schon jeden Scheiss gehört, aber das verschlägt mir nun echt wieder mal die Sprache.

 

Ab und zu mal die Uncle-Sam Brille abnehmen, dann siehst du vielleicht mal ein Stück Realität!

Was anders als "unsere Katastrophe" hätte die KPD denn sagen können? Es war doch im mehrfachen Sinne ihre Katastrophe:

 

- die KPD konnte den Faschismus nicht verhindern und erst recht nicht den Sozialismus/Kommunismus erkämpfen

- stattdessen konnten die deutschen Faschisten die innere Opposition fast völlig vernichten, die europäischen Juden fast völlig vernichten und den europäischen Zweiten Weltkrieg mit seinen Millionen Opfern entfesseln

- und ja, nachdem der Krieg von Deutschland aus die Welt verheerte, kam er zurück und zerstörte auch die Städte in Deutschland. Für die Dresdener KPD war auch das Teil ihrer Katastrophe.

 

Was hätte sie sagen sollen: Es ist eure Katastrophe, wir haben nicht im Widerstand gekämpft, nicht in den KZ gesessen, nicht in den bombardierten Häusern gewohnt?

 

Was hätte sie sagen sollen: ...

 

Aus dieser Sicht hätte man vielleicht das eigene Versagen und die eigene Mitschuld anerkennen sollen, statt sich ebenfalls als Opfer zu betrachten... 

Ich halte es jedenfalls für eine sehr gewagte Behauptung, das all die Leute auf dieser Demo damals im Widerstand aktiv waren oder in Konzentrationslagern inhaftiert waren.... Denn waren sie das nicht, sind sie sicherlich ihren "normalen" Berufen weiter nachgegangen, haben vielleicht sichergestellt das die Infrastruktur im eigenen Land schön funktioniert, die Eisenbahnen pünktlich rollen, haben vielleicht keine Granaten zusammengeschraubt aber dennoch Teile für die Rüstungsindustrie gefertigt, haben Lebensmittel für die Bevölkerung und die Soldaten an der Front produziert oder auch sonst dafür Sorge getragen das die Vernichtungsmaschinerie immer schön weiterlaufen konnte...

 

Und als es dann '45 vorbei war, da konnte man sich als Opfer inszenieren, weil man ja alles so hilflos mit ansehen musste, während man doch jeden Tag, vielleicht nicht mehr als nötig aber dennoch eben das Nötige tat um diese Barberei erst möglich zu machen, bzw. am Laufen zu halten. Und genau damit hat man sich genauso schuldig gemacht wie der Rest der deutschen Bevölkerung auch oder glaubt ihr wirklich eine kleine elitäre Clique hätte ganz Deutschland gewaltsam unterjocht und zu etwas gezwungen was die Deutschen natürlich nie wollten?

Natürlich, die Einen haben hinterher von Nichts gewusst, die Anderen waren schon immer dagegen und die Nazis sind derweil über Neu Schwabenland auf den Mond geflüchtet...

Busse aus Freiburg und Südbaden

www.antifabus.tk

 

Aufruf des Bündnisses iNo pasarán! Freiburg

Freiburg goes Dresden - iNo pasarán!

Als „Dankeschön“ unterschreiben dann bestimmt auch die heiß umworbenen Gruppen von Ums Ganze.

Eine der "heiß umworbenen Gruppen von uG" ist wohl schon dabei ;-)

 

www.no-racism.de/dresden-2011-nazis-blockieren-extremiumusquatsch-und-opfermyten-bekaempfen/ (Antifa AK Köln)