Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat einen der mutmaßlichen Mörder Kamals, den 28-Jährigen Leipziger Daniel K., wieder aus der Untersuchungshaft entlassen. Das berichtet heute die BILD-Regionalsausgabe mit Berufung auf Daniel K.s Verteidiger Rainer Wittner. Mit seinem Kumpanen, dem 32-Jährigen Marcus E. aus Erfurt, hatte Daniel K. den 19-Jährigen Kamal in der Nacht zum 24. Oktober 2010 niedergestochen, der kurz darauf seinen schweren Verletzungen erlag.
Die mutmaßlichen Täter Daniel K. und Marcus E. waren von der Polizei in der Nähe des Tatortes aufgegriffen worden – inklusive Mordwaffe. Offenbar wird gegen Daniel K. jetzt nur noch wegen „gefährlicher Körperverletzung“ ermittelt. Der Verdächtige hatte in einer Aussage seinen Kumpanen Marcus E. bezichtigt, die tödlichen Messerstiche verursacht zu haben.
Beide hätten „viel getrunken“, Daniel K. habe jedoch laut Verteidiger „von den Messerstichen nichts mitbekommen“. Er habe im übrigen „im März 2008 mit der rechten Szene gebrochen.“ Die Tat habe folglich „kein fremdenfeindliches Motiv“.
Der Initiativkreis Antirassismus weist darauf hin, dass diese Angaben nicht den Tatsachen entsprechen. Bekannt ist dagegen folgendes:
- Daniel K. hat eine langjährige Karriere als Neonazi hinter sich, war u.a. in der gewaltbereiten „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) aktiv.
- In seiner 2007 angetretenen Haftzeit – in der er auch Marcus E. kennenlernte – wurde Daniel K. laut Presseberichten von der einschlägigen neonazistischen „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG) unterstützt.
- Daniel K. war zu keinem Zeitpunkt Szene-“Aussteiger“. Es gibt keinerlei Hinweise, keine eigenen Statements und keine Informationen entsprechender Beratungsstellen, dass er mit der Szene „gebrochen“ haben könnte. Noch bei seiner Verhaftung trug er einen Pullover mit der Aufschrift „Kick off Antifascism“.
„Der Initiativkreis Antirassismus ist erschüttert über die vorzeitige Freilassung des Daniel K.“, erklärt Pressesprecherin Miriam Schleicher. „Noch schwerer aber wiegt der dreiste Versuch, die Ermordung eines Migranten durch zwei deutsche Rassisten mit dem Hinweis auf einen Alkoholrausch zu bagatellisieren. Als würde das irgendetwas besser machen.“
Mit einer Demonstration durch die Leipziger Innenstadt wird am Mittwoch, 29. Dezember, des vor wenigen Wochen ermordeten Kamal K. gedacht. Der 19-Jährige war in der Nacht zum 24. Oktober vor dem Hauptbahnhof von zwei deutschen Rassisten attackiert und niedergestochen worden, anschließend erlag er im Krankenhaus seinen Verletzungen. „Wir wollen die Erinnerung an diesen schrecklichen Fall wach halten“, sagt Miriam Schleicher, Pressesprecherin des Initiativkreises Antirassismus Leipzig. „Wer etwas gegen Rassismus unternehmen will, darf nicht wegsehen, sondern muss sich seine schrecklichen Konsequenzen vor Augen führen.“
Die Demonstration steht unter dem Motto „Das Schweigen brechen, Rassismus bekämpfen“. Im Aufruf des Initiativkreises wird unter anderem kritisiert, dass der Fall Kamals in der Öffentlichkeit überhaupt nicht mehr präsent ist, obwohl es sich um das sechste Todesopfer rassistischer und nazistischer Gewalt in Leipzig seit 1990 handelt. Auch weitere Fälle, etwa die Ermordung des Obdachlosen Karl-Heinz Teichmann in der Leipziger Innenstadt durch einen Neonazi im August 2008, spielen in der öffentlichen Auseinandersetzung keine Rolle und sind praktisch vergessen worden. „Dabei machen solche Fälle deutlich, dass rechte und menschenfeindliche Gewalt eine reale Bedrohung darstellt, auch und besonders in Leipzig, wie die Statistiken von Opferberatungsstellen belegen“, so Schleicher.
Die Reaktionen darauf werden der Bedrohung allerdings nicht gerecht, wie der Initiativkreis betont. So existiert beispielsweise nach wie vor keine Stellungnahme des Oberbürgermeisters zur Ermordung Kamals. Schleicher: „Wenn ein Mensch aus ideologischen Gründen umgebracht wird und die Stadt danach zum Alltag zurückkehrt, stimmt etwas mit diesem Alltag nicht.“ Bereits am 4. November waren bis zu 1200 Menschen einem Aufruf des Initiaitvkreises gefolgt, bei einer Demonstration auf die Ermordung Kamals und den alltäglichen Rassismus aufmerksam zu machen.
„Diese Auseinandersetzung muss kontinuierlich erfolgen“, sagt Schleicher. Am 29. Dezember wird daher nicht nur in Leipzig auf die Straße gegangen – zeitgleich werden in anderen Städten Solidaritäts-Aktionen stattfinden und auf den Fall Kamal Bezug nehmen. Treffpunkt für die Demonstration in Leipzig ist 17.30 Uhr am Schletterplatz (Evangelisches Schulzentrum/Petrikirche).
Knäste und Machtstrukturen
"Ist es nicht letztlich so, dass wer anerkennt dass es Knäste geben muss, auch erkennen muss, dass Machtstrukturen völlig in Ordnung sind?"
(aus dem "Vorwort von Catrin", in "nachrichten aus dem strafvollzug" von thomas meyer-falk)
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recht hast du zwar dasz dieser diskurs im weiteren wichtig wird............. aber hier geht es erstmal um einen von neonazis ausgeübten mord und das totschweigen!
kein vergeben - kein vergessen - nazis haben namen und adressen!
Selbstkritik wäre schon der Beginn zur Reflexion.
Es geht nicht um die Tat, es geht um die Knäste. Es ist nicht vermittelbar, einerseits auf Demos "Freiheit für alle politischen Gefangenen!" aufzusagen, gleichwohl genau diese Parole dann jedoch nur auf Linke zu beziehen.
Die Parole hat schon ihren Hintergrund.
Freut euch doch, dass der Typ wieder draußen ist, du sagst es ja selbst, "Nazis haben Namen und Adressen" - dann schnappt euch doch den Idioten und handelt endlich mal. Immer nur rumheulen, Demos machen und auf Politik/Jusitz zu hoffen ist sicherlich der falsche Weg, und für das Schweigen ist auch eure Pressearbeit verantwortlich, nicht immer die anderen.
"Solidarität muss pratikisch werden!" - noch so eine Parole, na wo ist die praktische Soli?
traurig
Manchmal ist es ja schon traurig was hier so verzapft wird. Verunglimpflichung einer offensichtlich sehr ambitionierten antirassitischen Kampagne mit Aufruf zur Selbstjustiz kombiniert, da Knäste Machtstrukturen bedeuten... dazu wird noch links mit rechts gleichgesetzt. Schwachsinn.
Definitionsfrage: Trauer
Die Kampange scheint ja nicht besonders ambitioniert zu sein, wenn "geschwiegen" wird - oder siehst du das anders?
Es wird hier nirgends links und rechts gleichgesetzt, sondern stattdessen darauf aufmerksam gemacht, dass die Parole [1] für alle (!) poltischen Gefangenen gilt, nicht nur für solche die links sind.
Herrschaftlosigkeit schließt mit ein, dass Machtverhältnisse abgeschafft werden, und dies wiederum schließt mit ein, dass Knäste nicht akzeptabel sind. Wenn also Linke sich darüber echauffieren dass ein Rechter nicht mehr im Knast sitzt, dann stellt sich die Frage welche Position sie in Bezug auf Macht und Herrschaft beziehen - wohl keine die anarchistisch ist.
Dass zur Selbstjustiz (Justiz, lat. iustitia „Gerechtigkeit“) aufgerufen wird, weil aus anarchistischer Perspektive weder der Staat noch die Staatsgewalten (also auch die Judikative) anerkannt werden können, ist daher durchaus richtig festgestellt - das ist wohl allerdings auch das einzige.
Wir müssen halt mit der Zeit gehen, macht es halt so wie ihr es für richtig befindet. In den 70ern, als die Parole [1] durch RAF-Sympathisanten zuerst verwendet wurde, wurden noch die Eisenstangen ausgepackt und die Arbeiter und Linken haben den Faschos gezeigt was Sache ist. Heute empören sich die Wohlstandskuschellinken darüber dass ein Rechter aus dem Knast kommt.
Und jetzt lass uns mal Trauer definieren!
[1] "Freiheit für alle politischen Gefangenen!"
ja moment mal
willst du damit sagen das wir hinrennen sollen und den typen abstechen? ich finde das kann man aus deinem "sehr intiligenten" (vorsicht triefende ironie) herauslesen. klar muss sowas beantwortet werden aber sinnlos ist es trotzdem gleiches mit gleichem zu vergelten. ich glaube du vergisst etwas und drängst es in deinem kopf zu "unwichtigen" sachen.
EIN MENSCH IST GETÖTET WORDEN! einer wie du und ich. wahrscheinlich weil er "anders" war. wie normal bist du? hast´du überhaupt den mut auf die straße zu gehen oder gehört online aktivismus zu deinem lebensinhalt? ziemlich schwache sch*i*e die du da von dir gibts. drängst das um was es geht in hintergrund.
an die hinterbliebenen:
ich wünsche euch viel Kraft, Hoffnung und Mut das ganze durchzustehen. Wir alle wissen wie schmerzhaft es ist einen Geliebten Menschen zu verlieren. Er wird weiter Leben in unseren Träumen, Wegen und Kämpfen.
ein freund brauch kein name
ja kritisiere dich mal selber
ich weiß ja nich was du hier die ganze zeit unterstellen willst. aber ich empfehle dir doch einfach mal, auf die seite der initiative zu gehen. dann kannst du sehn wie die pressearbeit läuft und was die initiative sagt und schreibt. dann kann mensch sich vielleicht auch nochmal über deine einwürfe unterhalten.
nirgendwo wird gefordert den typen umzubringen oder was du sonst noch so unterstellst. und hier demo-parolen gleich zu setzen mit allen leute ist auch mehr als arm. besonders für einen selbsternannten anarchisten. individuen bist du auch nicht mehr in der lage zu sehen oder wie soll mensch das verstehen
Selbstkritik? Jederzeit!
Ich "unterstelle" gar nichts, daher kann ich es durchaus nachvollziehen dass du nicht weißt was ich "unterstellen will[..]". Auf die Seite der Initative muss ich mich nicht begeben, um die Aussage der Initative, die "erschüttert über die vorzeitige Freilassung" ist, zu kritisieren.
Das gefordert wird den Neonazis zu töten, ist ebenfalls nicht nachvollziehbar.
Auf persönliche Äußerungen, die in deinem Kommentar auch vorkommen, werde ich nicht näher eingehen. Denn diskutieren (lat. discussio: "Untersuchung, Erörterung, Verhandlung") ist wichtig, gleichwohl ist es dafür jedoch unabdingbar gewisse Regeln einzuhalten, unter anderem erfordert eine konstruktive Diskussion das Ignorieren der eigenen Emotionen um eine Rationalität zu gewährleisten - dies sehe ich jedoch in einigen deiner Äußerungen nicht als gegeben an.
Ich kritsiere, auf Basis eines Zitats, die Einstellung der Initative zu Knästen - das ist alles.
stimmt eben nicht
Nirgendwo wird gefordert, dass der Nazi getötet werden soll. In dem Text nicht und auch nicht auf der Seite der Initiative. Niemand kann für anonyme und blöde kommentare bei indymedia. und ja mensch kann durchaus erschüttert sein, denn wir leben nun mal nicht in einer gesellschaft ohne knäste sondern in dieser welt. und hier ist es meist nicht üblich, dass jemand der schon öfter menschen angegriffen hat und noch mehr, da solltest du dich vielleicht noch mehr zu der person belesen um die es geht, vorzeitig aus der U-Haft entlassen wird und das nach einem Mord an einem Menschen.
Aber schön gehen wir auf deine Ebene, eine Welt ohne Knäste, einverstanden und was machst du in deiner Welt mit Menschen die andere Menschen töten?
Ich weiß das diese auch von der jetzigen Gesellschaft/System reproduziert werden, aber nehmen wir an, auch in einer besseren Gesellschaft morden Menschen noch. Wie schlägst du vor als Gemeinschaft darauf zu reagieren?
Und wer jetzt mit Todesstrafe kommen will, soll zu Altermedia gehen.
Merkwürdig, dass du bei
Merkwürdig, dass du bei indymedia eine anarchistische Einstellung als Konsens vorauszusetzen scheinst.
Merwürdig auch, dass du einem Nazi den Status eines ebenbürtigen politischen Gefangenen zubilligst und dadurch seine Aktivitäten als politisches Engagement wie jedes andere auch darzustellen scheinst.
Fakten verdrehen = Argumentation?
Merkwürdig ist, dass du Fakten verdrehst. Es wurde eine Frage gestellt, und diese Fragestellung naheliegender betrachtet und diskutiert (es wurde sich also damit auseinandergesetzt), Anarchismus auf linksunten (sic!) wurde aber nicht als Konsens dargestellt.
Auch ein Neonazi (sic!), ist ein Mensch, wenngleich er eine menschenverachtende Ideologie vertritt. Anarchismus baut auf humanistischen Maßstäbe auf (s. o.), sein politisches Engagement ist möglicherweise vorhanden, vielmehr allerdings seine poltische Aktivität. Wenngleich uns diese Ideologie nicht zusagt, müssen wir jedoch anerkennen dass sie poltisch motiviert ist.